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Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.

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Anmärkungen.
schaft/ ja der Raserei selbsten widerstehet; wie Ter-
tullian/
von der Kriegskrohne/ und Eusebius in sei-
ner Vorbereitung/ bezeugen. Und daher haben es auch
ohne zweifel die alten Dichtmeister zu ihren kräntzen er-
wehlet; damit hierdurch ihre sinnen/ die vom vielen
und scharfem nachdenken erhitzt/ und in eine raserei ge-
rahten/ möchte besänftiget werden. Aber hiervon kan
ebengemelter Schatz der Ungesundheit am 12
blatte des 2 teils gelesen werden. Auch scheinet es/ daß
die Kräntze und krohnen hiervon ihren uhrsprung ge-
wonnen; und daß der erste Krantz von Efeu gewesen/
nicht allein in geselschaften der Zechenden/ sondern auch
der Dichtmeister/ und Helden. Daß ihn die Dichtmei-
ster getragen/ meldet Horatz in seinem ersten gedichte
von sich selbst/ wan er spricht:

Me doctarum Hederoe praemia frontium
Dis miscent superis.

und Ovidius zielet auch dahin/ wan er/ im 3 buche
seiner Kunst zu lieben/ schreibet:

Nunc Hederoe sine honore jacent, operataque doctis
cura vigil Musis, nomen inertis habet.

Nach der zeit hat man auch Mirtenkräntze/ Rosen-
kräntze/ Lorbeerkräntze/
und dergleichen mehr auf-
zusetzen pflegen; damit nicht allein das gesicht/ sondern
auch der geruch möchte ergetzet werden: wiewohl der
Dichter Empedokles die Lorbeerkräntze gantz ver-
bieten wil; vielleicht darüm/ weil die Lorbeerblätter
alzustark riechen/ und alzusehr erhitzen.

Der Rundbaum/ wird von den Griechen lotos,
und von den Lateinern Lotus genennet. Wir aber ha-
ben ihm den nahmen Rundbaum/ wie auch dem E-
giptischen kraude/ das auch Lotus genennet wird/ den
nahmen Rundkraut gegeben; weil an allen beiden

alles/
H h iij

Anmaͤrkungen.
ſchaft/ ja der Raſerei ſelbſten widerſtehet; wie Ter-
tullian/
von der Kriegskrohne/ und Euſebius in ſei-
ner Vorbereitung/ bezeugen. Und daher haben es auch
ohne zweifel die alten Dichtmeiſter zu ihren kraͤntzen er-
wehlet; damit hierdurch ihre ſinnen/ die vom vielen
und ſcharfem nachdenken erhitzt/ und in eine raſerei ge-
rahten/ moͤchte beſaͤnftiget werden. Aber hiervon kan
ebengemelter Schatz der Ungeſundheit am 12
blatte des 2 teils geleſen werden. Auch ſcheinet es/ daß
die Kraͤntze und krohnen hiervon ihren uhrſprung ge-
wonnen; und daß der erſte Krantz von Efeu geweſen/
nicht allein in geſelſchaften der Zechenden/ ſondern auch
der Dichtmeiſter/ und Helden. Daß ihn die Dichtmei-
ſter getragen/ meldet Horatz in ſeinem erſten gedichte
von ſich ſelbſt/ wan er ſpricht:

Me doctarum Hederœ præmia frontium
Dis miſcent ſuperis.

und Ovidius zielet auch dahin/ wan er/ im 3 buche
ſeiner Kunſt zu lieben/ ſchreibet:

Nunc Hederœ ſine honore jacent, operataque doctis
cura vigil Muſis, nomen inertis habet.

Nach der zeit hat man auch Mirtenkraͤntze/ Roſen-
kraͤntze/ Lorbeerkraͤntze/
und dergleichen mehr auf-
zuſetzen pflegen; damit nicht allein das geſicht/ ſondern
auch der geruch moͤchte ergetzet werden: wiewohl der
Dichter Empedokles die Lorbeerkraͤntze gantz ver-
bieten wil; vielleicht daruͤm/ weil die Lorbeerblaͤtter
alzuſtark riechen/ und alzuſehr erhitzen.

Der Rundbaum/ wird von den Griechen λωτὸς,
und von den Lateinern Lotus genennet. Wir aber ha-
ben ihm den nahmen Rundbaum/ wie auch dem E-
giptiſchen kraude/ das auch Lotus genennet wird/ den
nahmen Rundkraut gegeben; weil an allen beiden

alles/
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[485/0509] Anmaͤrkungen. ſchaft/ ja der Raſerei ſelbſten widerſtehet; wie Ter- tullian/ von der Kriegskrohne/ und Euſebius in ſei- ner Vorbereitung/ bezeugen. Und daher haben es auch ohne zweifel die alten Dichtmeiſter zu ihren kraͤntzen er- wehlet; damit hierdurch ihre ſinnen/ die vom vielen und ſcharfem nachdenken erhitzt/ und in eine raſerei ge- rahten/ moͤchte beſaͤnftiget werden. Aber hiervon kan ebengemelter Schatz der Ungeſundheit am 12 blatte des 2 teils geleſen werden. Auch ſcheinet es/ daß die Kraͤntze und krohnen hiervon ihren uhrſprung ge- wonnen; und daß der erſte Krantz von Efeu geweſen/ nicht allein in geſelſchaften der Zechenden/ ſondern auch der Dichtmeiſter/ und Helden. Daß ihn die Dichtmei- ſter getragen/ meldet Horatz in ſeinem erſten gedichte von ſich ſelbſt/ wan er ſpricht: Me doctarum Hederœ præmia frontium Dis miſcent ſuperis. und Ovidius zielet auch dahin/ wan er/ im 3 buche ſeiner Kunſt zu lieben/ ſchreibet: Nunc Hederœ ſine honore jacent, operataque doctis cura vigil Muſis, nomen inertis habet. Nach der zeit hat man auch Mirtenkraͤntze/ Roſen- kraͤntze/ Lorbeerkraͤntze/ und dergleichen mehr auf- zuſetzen pflegen; damit nicht allein das geſicht/ ſondern auch der geruch moͤchte ergetzet werden: wiewohl der Dichter Empedokles die Lorbeerkraͤntze gantz ver- bieten wil; vielleicht daruͤm/ weil die Lorbeerblaͤtter alzuſtark riechen/ und alzuſehr erhitzen. Der Rundbaum/ wird von den Griechen λωτὸς, und von den Lateinern Lotus genennet. Wir aber ha- ben ihm den nahmen Rundbaum/ wie auch dem E- giptiſchen kraude/ das auch Lotus genennet wird/ den nahmen Rundkraut gegeben; weil an allen beiden alles/ H h iij

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Zitationshilfe: Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670, S. 485. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/509>, abgerufen am 22.12.2024.