Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.

Bild:
<< vorherige Seite

Kurtzbündige
den blättern/ daraus eine gälbe farbe gemacht wird/
treiben die Egipter einen großen kaufhandel. Auch
mahlen mit derselben safte die Frauen ein zeichen auf
die nägel der finger/ gleich als einen halben mohnd:
darauf es lange zeit stehen bleibet/ eh es vergehet. Ja
sie färben mit dem staube der zerstoßenen Blätter/
den sie Archenda nennen/ und mit wasser befeuchten/
ihre hände und füße: welches sie vor eine große schön-
heit halten.

Die Sebestenbeume/ die man auch Brustbee-
renbeume
nennen könte/ weil ihre früchte/ welche die
Hochdeutschen Artzneihändler zu weilen auch Brust-
beeren
heissen/ vor alle gebrechen der brust dienen/ seind
zweierlei: wilde/ und zahme. Die zahmen tragen grös-
sere Beeren/ als die wilden: und werden eher reif. Die
blüßen seind weis: und die früchte/ die darauf folgen/
den kleinen runten pflaumen nicht ungleich; auch ha-
ben sie dreiekkichte kerne.

Der Dattelnbaum ist eine gattung der Palmen-
beume.
Die Araber nennen ihn so wohl/ als die
frucht/ Dachel. Er ist zweierlei geschlechtes: ein Män-
lein und Weiblein; welche beide mit den zakken müssen
zusammengefüget werden/ damit sie einander gleichsam
ümarmen und küssen können: sonst tragen die Weib-
lein keine frucht. Auch pfleget man den staub/ der in
den hülsen/ welche die Araber dux nennen/ darinnen die
Datteln wachsen/ sitzet/ auf die zakken der Weiblein/
sie fruchtbar zu machen/ vielmahls zu streuen; wie-
wohl Vesling/ in seinen Anmärkungen über den Al-
pien/
eine andere uhrsache der fruchtbarkeit dieser beu-
me beibringet. Kein baum giebet so großen nutzen/ als
dieser. Dan die früchte seind nicht allein eine guhte
speise/ und zu vielen gebrechen eine artznei; sondern auch
das holtz selbsten/ mit dem baste/ und der rinde/ als auch
den blättern/ wird/ im bauen der heuser/ und schiffe/

auch

Kurtzbuͤndige
den blaͤttern/ daraus eine gaͤlbe farbe gemacht wird/
treiben die Egipter einen großen kaufhandel. Auch
mahlen mit derſelben ſafte die Frauen ein zeichen auf
die naͤgel der finger/ gleich als einen halben mohnd:
darauf es lange zeit ſtehen bleibet/ eh es vergehet. Ja
ſie faͤrben mit dem ſtaube der zerſtoßenen Blaͤtter/
den ſie Archenda nennen/ und mit waſſer befeuchten/
ihre haͤnde und fuͤße: welches ſie vor eine große ſchoͤn-
heit halten.

Die Sebeſtenbeume/ die man auch Bruſtbee-
renbeume
nennen koͤnte/ weil ihre fruͤchte/ welche die
Hochdeutſchen Artzneihaͤndler zu weilen auch Bruſt-
beeren
heiſſen/ vor alle gebrechen der bruſt dienen/ ſeind
zweierlei: wilde/ und zahme. Die zahmen tragen groͤſ-
ſere Beeren/ als die wilden: und werden eher reif. Die
bluͤßen ſeind weis: und die fruͤchte/ die darauf folgen/
den kleinen runten pflaumen nicht ungleich; auch ha-
ben ſie dreiekkichte kerne.

Der Dattelnbaum iſt eine gattung der Palmen-
beume.
Die Araber nennen ihn ſo wohl/ als die
frucht/ Dachel. Er iſt zweierlei geſchlechtes: ein Maͤn-
lein und Weiblein; welche beide mit den zakken muͤſſen
zuſammengefuͤget werden/ damit ſie einander gleichſam
uͤmarmen und kuͤſſen koͤnnen: ſonſt tragen die Weib-
lein keine frucht. Auch pfleget man den ſtaub/ der in
den huͤlſen/ welche die Araber dux nennen/ darinnen die
Datteln wachſen/ ſitzet/ auf die zakken der Weiblein/
ſie fruchtbar zu machen/ vielmahls zu ſtreuen; wie-
wohl Vesling/ in ſeinen Anmaͤrkungen uͤber den Al-
pien/
eine andere uhrſache der fruchtbarkeit dieſer beu-
me beibringet. Kein baum giebet ſo großen nutzen/ als
dieſer. Dan die fruͤchte ſeind nicht allein eine guhte
ſpeiſe/ und zu vielen gebrechen eine artznei; ſondern auch
das holtz ſelbſten/ mit dem baſte/ und der rinde/ als auch
den blaͤttern/ wird/ im bauen der heuſer/ und ſchiffe/

auch
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0514" n="490"/><fw place="top" type="header">Kurtzbu&#x0364;ndige</fw><lb/>
den bla&#x0364;ttern/ daraus eine ga&#x0364;lbe farbe gemacht wird/<lb/>
treiben die Egipter einen großen kaufhandel. Auch<lb/>
mahlen mit der&#x017F;elben &#x017F;afte die Frauen ein zeichen auf<lb/>
die na&#x0364;gel der finger/ gleich als einen halben mohnd:<lb/>
darauf es lange zeit &#x017F;tehen bleibet/ eh es vergehet. Ja<lb/>
&#x017F;ie fa&#x0364;rben mit dem &#x017F;taube der zer&#x017F;toßenen Bla&#x0364;tter/<lb/>
den &#x017F;ie <hi rendition="#aq">Archenda</hi> nennen/ und mit wa&#x017F;&#x017F;er befeuchten/<lb/>
ihre ha&#x0364;nde und fu&#x0364;ße: welches &#x017F;ie vor eine große &#x017F;cho&#x0364;n-<lb/>
heit halten.</p><lb/>
            <p>Die <hi rendition="#fr">Sebe&#x017F;tenbeume/</hi> die man auch <hi rendition="#fr">Bru&#x017F;tbee-<lb/>
renbeume</hi> nennen ko&#x0364;nte/ weil ihre fru&#x0364;chte/ welche die<lb/>
Hochdeut&#x017F;chen Artzneiha&#x0364;ndler zu weilen auch <hi rendition="#fr">Bru&#x017F;t-<lb/>
beeren</hi> hei&#x017F;&#x017F;en/ vor alle gebrechen der bru&#x017F;t dienen/ &#x017F;eind<lb/>
zweierlei: wilde/ und zahme. Die zahmen tragen gro&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ere Beeren/ als die wilden: und werden eher reif. Die<lb/>
blu&#x0364;ßen &#x017F;eind weis: und die fru&#x0364;chte/ die darauf folgen/<lb/>
den kleinen runten pflaumen nicht ungleich; auch ha-<lb/>
ben &#x017F;ie dreiekkichte kerne.</p><lb/>
            <p>Der <hi rendition="#fr">Dattelnbaum</hi> i&#x017F;t eine gattung der <hi rendition="#fr">Palmen-<lb/>
beume.</hi> Die Araber nennen ihn &#x017F;o wohl/ als die<lb/>
frucht/ <hi rendition="#aq">Dachel.</hi> Er i&#x017F;t zweierlei ge&#x017F;chlechtes: ein Ma&#x0364;n-<lb/>
lein und Weiblein; welche beide mit den zakken mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en<lb/>
zu&#x017F;ammengefu&#x0364;get werden/ damit &#x017F;ie einander gleich&#x017F;am<lb/>
u&#x0364;marmen und ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;en ko&#x0364;nnen: &#x017F;on&#x017F;t tragen die Weib-<lb/>
lein keine frucht. Auch pfleget man den &#x017F;taub/ der in<lb/>
den hu&#x0364;l&#x017F;en/ welche die Araber <hi rendition="#aq">dux</hi> nennen/ darinnen die<lb/>
Datteln wach&#x017F;en/ &#x017F;itzet/ auf die zakken der Weiblein/<lb/>
&#x017F;ie fruchtbar zu machen/ vielmahls zu &#x017F;treuen; wie-<lb/>
wohl <hi rendition="#fr">Vesling/</hi> in &#x017F;einen Anma&#x0364;rkungen u&#x0364;ber den <hi rendition="#fr">Al-<lb/>
pien/</hi> eine andere uhr&#x017F;ache der fruchtbarkeit die&#x017F;er beu-<lb/>
me beibringet. Kein baum giebet &#x017F;o großen nutzen/ als<lb/>
die&#x017F;er. Dan die fru&#x0364;chte &#x017F;eind nicht allein eine guhte<lb/>
&#x017F;pei&#x017F;e/ und zu vielen gebrechen eine artznei; &#x017F;ondern auch<lb/>
das holtz &#x017F;elb&#x017F;ten/ mit dem ba&#x017F;te/ und der rinde/ als auch<lb/>
den bla&#x0364;ttern/ wird/ im bauen der heu&#x017F;er/ und &#x017F;chiffe/<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">auch</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[490/0514] Kurtzbuͤndige den blaͤttern/ daraus eine gaͤlbe farbe gemacht wird/ treiben die Egipter einen großen kaufhandel. Auch mahlen mit derſelben ſafte die Frauen ein zeichen auf die naͤgel der finger/ gleich als einen halben mohnd: darauf es lange zeit ſtehen bleibet/ eh es vergehet. Ja ſie faͤrben mit dem ſtaube der zerſtoßenen Blaͤtter/ den ſie Archenda nennen/ und mit waſſer befeuchten/ ihre haͤnde und fuͤße: welches ſie vor eine große ſchoͤn- heit halten. Die Sebeſtenbeume/ die man auch Bruſtbee- renbeume nennen koͤnte/ weil ihre fruͤchte/ welche die Hochdeutſchen Artzneihaͤndler zu weilen auch Bruſt- beeren heiſſen/ vor alle gebrechen der bruſt dienen/ ſeind zweierlei: wilde/ und zahme. Die zahmen tragen groͤſ- ſere Beeren/ als die wilden: und werden eher reif. Die bluͤßen ſeind weis: und die fruͤchte/ die darauf folgen/ den kleinen runten pflaumen nicht ungleich; auch ha- ben ſie dreiekkichte kerne. Der Dattelnbaum iſt eine gattung der Palmen- beume. Die Araber nennen ihn ſo wohl/ als die frucht/ Dachel. Er iſt zweierlei geſchlechtes: ein Maͤn- lein und Weiblein; welche beide mit den zakken muͤſſen zuſammengefuͤget werden/ damit ſie einander gleichſam uͤmarmen und kuͤſſen koͤnnen: ſonſt tragen die Weib- lein keine frucht. Auch pfleget man den ſtaub/ der in den huͤlſen/ welche die Araber dux nennen/ darinnen die Datteln wachſen/ ſitzet/ auf die zakken der Weiblein/ ſie fruchtbar zu machen/ vielmahls zu ſtreuen; wie- wohl Vesling/ in ſeinen Anmaͤrkungen uͤber den Al- pien/ eine andere uhrſache der fruchtbarkeit dieſer beu- me beibringet. Kein baum giebet ſo großen nutzen/ als dieſer. Dan die fruͤchte ſeind nicht allein eine guhte ſpeiſe/ und zu vielen gebrechen eine artznei; ſondern auch das holtz ſelbſten/ mit dem baſte/ und der rinde/ als auch den blaͤttern/ wird/ im bauen der heuſer/ und ſchiffe/ auch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/514
Zitationshilfe: Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670, S. 490. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/514>, abgerufen am 22.12.2024.