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Zesen, Philipp von: Deutscher Helicon. Bd. 2. Wittenberg, 1641.

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Wann sie nur gut und fromm/ wer fraget nach den
gaben/
Nach schönheit/ gold und pracht: wer kann es alles
haben
Nur freundligkeit und buld erhält das feld bey jhr/
Das ander nichtig bleibt und flüchtig für und für.
Dan was ist schönheit wohl/ wann sie zum schönsten
leuchtet?
Ein angenehmes gifft/ das unser hertz befeuchtet/
Ein zihender Magnet/ ein Spiegel voller list/
Ein scharffer siraal/ der uns zu fällen ist gerüst.
Ein zunder böser lust/ ein fall und gang zur Hellen/
Der hoffarth Kammer-rath/ der üppigkeit geselle/
Ein zwang zur hurerey; ein ursach aller noth/
Der Jugend leim und hartz/ ein rechter freuden-todt/
und was sie alles ist. Mein sinn ist tieff versencket
Das hertz' erschrickt davor/ in dem es nur bedencket/
Wie hoch die schönheit doch anjetzund ist geacht/
Da tugend/ frömmigkeit und keuschheit wird ver-
lacht.
Wann schönheit oder nur einbildung solcher thete/
So hette nie geschaut die schöne morgen-röthe
unkeusche lieb und lust/ so wer auch nicht so bald/
Narcissus abgefleischt/ vor trauren worden kalt.
Drümb schätzt man seelig die so sich der zucht ergeben/
Seyn fromm/ der keuschheit voll in jhrem gantzen leben/
und achten hochmuth nicht/ noch hoffart/ ehr und
pracht/
und seyn auf jhren schmuck und schmincken nicht
bedacht/
Die
Wann ſie nur gut und fromm/ wer fraget nach den
gaben/
Nach ſchoͤnheit/ gold und pracht: wer kann es alles
haben
Nur freundligkeit und buld erhaͤlt das feld bey jhr/
Das ander nichtig bleibt und fluͤchtig fuͤr und fuͤr.
Dan was iſt ſchoͤnheit wohl/ wann ſie zum ſchoͤnſten
leuchtet?
Ein angenehmes gifft/ das unſer hertz befeuchtet/
Ein zihender Magnet/ ein Spiegel voller liſt/
Ein ſcharffer ſiraal/ der uns zu faͤllen iſt geruͤſt.
Ein zunder boͤſer luſt/ ein fall und gang zur Hellen/
Der hoffarth Kammer-rath/ der uͤppigkeit geſelle/
Ein zwang zur hurerey; ein urſach aller noth/
Der Jugend leim und hartz/ ein rechter freuden-todt/
und was ſie alles iſt. Mein ſinn iſt tieff verſencket
Das hertz’ erſchrickt davor/ in dem es nur bedencket/
Wie hoch die ſchoͤnheit doch anjetzund iſt geacht/
Da tugend/ froͤmmigkeit und keuſchheit wird ver-
lacht.
Wann ſchoͤnheit oder nur einbildung ſolcher thete/
So hette nie geſchaut die ſchoͤne morgen-roͤthe
unkeuſche lieb und luſt/ ſo wer auch nicht ſo bald/
Narciſſus abgefleiſcht/ vor trauren worden kalt.
Druͤmb ſchaͤtzt man ſeelig die ſo ſich der zucht ergeben/
Seyn from̃/ der keuſchheit voll in jhrem gantzen leben/
und achten hochmuth nicht/ noch hoffart/ ehr und
pracht/
und ſeyn auf jhren ſchmuck und ſchmincken nicht
bedacht/
Die
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[0236] Wann ſie nur gut und fromm/ wer fraget nach den gaben/ Nach ſchoͤnheit/ gold und pracht: wer kann es alles haben Nur freundligkeit und buld erhaͤlt das feld bey jhr/ Das ander nichtig bleibt und fluͤchtig fuͤr und fuͤr. Dan was iſt ſchoͤnheit wohl/ wann ſie zum ſchoͤnſten leuchtet? Ein angenehmes gifft/ das unſer hertz befeuchtet/ Ein zihender Magnet/ ein Spiegel voller liſt/ Ein ſcharffer ſiraal/ der uns zu faͤllen iſt geruͤſt. Ein zunder boͤſer luſt/ ein fall und gang zur Hellen/ Der hoffarth Kammer-rath/ der uͤppigkeit geſelle/ Ein zwang zur hurerey; ein urſach aller noth/ Der Jugend leim und hartz/ ein rechter freuden-todt/ und was ſie alles iſt. Mein ſinn iſt tieff verſencket Das hertz’ erſchrickt davor/ in dem es nur bedencket/ Wie hoch die ſchoͤnheit doch anjetzund iſt geacht/ Da tugend/ froͤmmigkeit und keuſchheit wird ver- lacht. Wann ſchoͤnheit oder nur einbildung ſolcher thete/ So hette nie geſchaut die ſchoͤne morgen-roͤthe unkeuſche lieb und luſt/ ſo wer auch nicht ſo bald/ Narciſſus abgefleiſcht/ vor trauren worden kalt. Druͤmb ſchaͤtzt man ſeelig die ſo ſich der zucht ergeben/ Seyn from̃/ der keuſchheit voll in jhrem gantzen leben/ und achten hochmuth nicht/ noch hoffart/ ehr und pracht/ und ſeyn auf jhren ſchmuck und ſchmincken nicht bedacht/ Die

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Zitationshilfe: Zesen, Philipp von: Deutscher Helicon. Bd. 2. Wittenberg, 1641, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_helikon02_1641/236>, abgerufen am 21.11.2024.