Ritterhold von Blauen [i. e. Zesen, Philipp von]: Adriatische Rosemund. Amsterdam, 1645.An di über-irdische 13Bluhminne stükt ihr kleid mit tulpen undnarzissen; di hiazinten-bluht schühsst auf bei klahren flussen/ wor-in das klähglich' ach annoch geschri- ben stäht: der lor-behr-baum grühnt auch/ auf dehn kein donner gäht. 17Der Bluhmen-käser in/ di rose/ so fohr zeiten auf keinem dornen stund/ begünnet aus zu breiten der blätter blasses roht/ da noch der feuchte kus (durch dehn di morgen-röht ihr purpur leihen mus) 21di fahlen furchen zeugt. Di vogel höhrt man süngen/ und ihr- und unsrem Gott' ein morgen- ständlein bringen; es zwitschert jah so schöhn di sühsse nach- tigal/ bald brummet si den grund/ und züht den mittel-schal 25bald hohch/ bald uber-hohch. man höhrt di buhlen-lider/ das luft-folk gattet sich mit schnäbeln hin und wider; da sich das hürten-folk ins kühle grühne säzt/ und
An di uͤber-irdiſche 13Bluhminne ſtuͤkt ihr kleid mit tulpen undnarziſſen; di hiazinten-blůht ſchuͤhſſt auf bei klahren flůſſen/ wor-in das klaͤhglich’ ach annoch geſchri- ben ſtaͤht: der lor-behr-baum gruͤhnt auch/ auf dehn kein donner gaͤht. 17Der Bluhmen-kaͤſer in/ di roſe/ ſo fohr zeiten auf keinem dornen ſtund/ beguͤnnet aus zu breiten der blaͤtter blaſſes roht/ da noch der feuchte kus (durch dehn di morgen-roͤht ihr purpur leihen mus) 21di fahlen furchen zeugt. Di vogel hoͤhrt man ſuͤngen/ und ihr- und unſrem Gott’ ein morgen- ſtaͤndlein bringen; es zwitſchert jah ſo ſchoͤhn di ſuͤhſſe nach- tigal/ bald brummet ſi den grund/ und zuͤht den mittel-ſchal 25bald hohch/ bald ůber-hohch. man hoͤhrt di buhlen-lider/ das luft-folk gattet ſich mit ſchnaͤbeln hin und wider; da ſich das huͤrten-folk ins kuͤhle gruͤhne ſaͤzt/ und
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An di uͤber-irdiſche
Bluhminne ſtuͤkt ihr kleid mit tulpen und
narziſſen;
di hiazinten-blůht ſchuͤhſſt auf bei klahren
flůſſen/
wor-in das klaͤhglich’ ach annoch geſchri-
ben ſtaͤht:
der lor-behr-baum gruͤhnt auch/ auf dehn
kein donner gaͤht.
Der Bluhmen-kaͤſer in/ di roſe/ ſo fohr zeiten
auf keinem dornen ſtund/ beguͤnnet aus zu
breiten
der blaͤtter blaſſes roht/ da noch der
feuchte kus
(durch dehn di morgen-roͤht ihr purpur
leihen mus)
di fahlen furchen zeugt. Di vogel hoͤhrt
man ſuͤngen/
und ihr- und unſrem Gott’ ein morgen-
ſtaͤndlein bringen;
es zwitſchert jah ſo ſchoͤhn di ſuͤhſſe nach-
tigal/
bald brummet ſi den grund/ und zuͤht
den mittel-ſchal
bald hohch/ bald ůber-hohch. man hoͤhrt di
buhlen-lider/
das luft-folk gattet ſich mit ſchnaͤbeln hin
und wider;
da ſich das huͤrten-folk ins kuͤhle gruͤhne
ſaͤzt/
und
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