Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735.
Die Freude, die der Freuden-Quell Uns diesen Abend über gönnet, Hat denn erst ihre rechte Stell, Wenn sie auf Hertz-Altären brennet: Da wird das allerhöchste Gut Jn allen Gaben recht geschmeck't, Allda wird der geheimste Muth Jn Lieb entflammt, zum Lob erweck't; Die dem Jmmanuel zur Magd erkaufte Seel Eilt aus der Wüsten ihrer Stille, Steigt auf nach Geistes Brauch, Als ein gerader Rauch, Jhr Liebes-Ernst steht in der Fülle. Nur unsre Hertzen sollen sich An diesem Abende verbinden, Jhr Gut und Wollust ewiglich Jn dir zu suchen und zu finden. Wir werden unsrer Trägheit gram, Und unserm losen Bogen spannen. Dem Freunde, der ins Elend kam, Und ließ sich GOtt für uns verbannen, Dem sey der gantze Muth, Dem werde Leib und Blut Zum ewigen Besitz ergeben! Mein Heyland! hebe dann Von diesem Tage an Noch mächtiger in uns zu leben! XLIX. Auf Herrn Graf Henckels Jahrs-Tag. DU ewiger Abgrund der seligen Liebe Jn JEsu Christo aufgethan, Wie
Die Freude, die der Freuden-Quell Uns dieſen Abend uͤber goͤnnet, Hat denn erſt ihre rechte Stell, Wenn ſie auf Hertz-Altaͤren brennet: Da wird das allerhoͤchſte Gut Jn allen Gaben recht geſchmeck’t, Allda wird der geheimſte Muth Jn Lieb entflammt, zum Lob erweck’t; Die dem Jmmanuel zur Magd erkaufte Seel Eilt aus der Wuͤſten ihrer Stille, Steigt auf nach Geiſtes Brauch, Als ein gerader Rauch, Jhr Liebes-Ernſt ſteht in der Fuͤlle. Nur unſre Hertzen ſollen ſich An dieſem Abende verbinden, Jhr Gut und Wolluſt ewiglich Jn dir zu ſuchen und zu finden. Wir werden unſrer Traͤgheit gram, Und unſerm loſen Bogen ſpannen. Dem Freunde, der ins Elend kam, Und ließ ſich GOtt fuͤr uns verbannen, Dem ſey der gantze Muth, Dem werde Leib und Blut Zum ewigen Beſitz ergeben! Mein Heyland! hebe dann Von dieſem Tage an Noch maͤchtiger in uns zu leben! XLIX. Auf Herrn Graf Henckels Jahrs-Tag. DU ewiger Abgrund der ſeligen Liebe Jn JEſu Chriſto aufgethan, Wie
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1726.
Giebt wenig Lieblichkeit zuruͤck,
Und ſcheint uns allzuſehr gezwungen,
Was unſer eigner Rath mit Muͤh erſonnen hat,
Was unſre eigne Fauſt erkaͤmpfet,
Fuͤhlt ein geſchwaͤchter Geiſt,
Die Hand iſt matt, und ſchweißt,
Drum iſt die Armuth ſehr gedaͤmpfet.
Die Freude, die der Freuden-Quell
Uns dieſen Abend uͤber goͤnnet,
Hat denn erſt ihre rechte Stell,
Wenn ſie auf Hertz-Altaͤren brennet:
Da wird das allerhoͤchſte Gut
Jn allen Gaben recht geſchmeck’t,
Allda wird der geheimſte Muth
Jn Lieb entflammt, zum Lob erweck’t;
Die dem Jmmanuel zur Magd erkaufte Seel
Eilt aus der Wuͤſten ihrer Stille,
Steigt auf nach Geiſtes Brauch,
Als ein gerader Rauch,
Jhr Liebes-Ernſt ſteht in der Fuͤlle.
Nur unſre Hertzen ſollen ſich
An dieſem Abende verbinden,
Jhr Gut und Wolluſt ewiglich
Jn dir zu ſuchen und zu finden.
Wir werden unſrer Traͤgheit gram,
Und unſerm loſen Bogen ſpannen.
Dem Freunde, der ins Elend kam,
Und ließ ſich GOtt fuͤr uns verbannen,
Dem ſey der gantze Muth,
Dem werde Leib und Blut
Zum ewigen Beſitz ergeben!
Mein Heyland! hebe dann
Von dieſem Tage an
Noch maͤchtiger in uns zu leben!
XLIX. Auf Herrn Graf Henckels Jahrs-Tag.
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