Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735.

Bild:
<< vorherige Seite

1728.

Drum must er alle Hoheit meiden, itzt prangt er in der Herr-
lichkeit.

Das mochte die Comtesse leiden, doch bliebs bey Worten noch
zur Zeit,

Jn mehrern Jahren kam er wieder, der Mann, der um die
Jungfrau warb.
Mein König neigt sich zu ihr nieder, der an dem Holtze
für sie starb,

Will sie, so sprach er, mit ihm ziehen. Jtzt ruhte Elieser
nicht, 1. B. Mos. 14, 33.
Louyse konte nicht entfliehen. Man weiß, wie JEsus See-
len kriegt.
So giengs der Solmsischen Comtessen, die eine Erstgebohrne
war,

Gleich andern, die sich selbst vergessen, und scheun nicht Schan-
de, noch Gefahr:

Denn der Durchbrecher aller Klippen, drang vor ihr hin zu
GOttes Heer.

Und in der Arche seiner Krippen durchschifte sie das wilde
Meer.
Sie wuste nichts von Neben-Wegen. Es leben ja die Zeu-
gen noch,

Die sie gesehn, sich niederlegen, ans Creutz und unter JEsu
Joch.

Nachdem sie alle Welt gewogen, und sie zu leicht befunden
hat:

So ist sie Christo nachgezogen durchs Jammerthal zur GOttes
Stadt.
Wie Paulus dort zu sagen wuste: Die Briefe hätten Geistes
Maaß,

Das wars, was man bekennen muste, so bald man etwas von
ihr laß.

Viel Briefe werden aufgesammlet, und durch den Druck ge-
mein gemacht,

Die gegen ihren nur gestammlet, denn was sie schrieb, das
war gedacht.
Wer

1728.

Drum muſt er alle Hoheit meiden, itzt prangt er in der Herr-
lichkeit.

Das mochte die Comteſſe leiden, doch bliebs bey Worten noch
zur Zeit,

Jn mehrern Jahren kam er wieder, der Mann, der um die
Jungfrau warb.
Mein Koͤnig neigt ſich zu ihr nieder, der an dem Holtze
fuͤr ſie ſtarb,

Will ſie, ſo ſprach er, mit ihm ziehen. Jtzt ruhte Elieſer
nicht, 1. B. Moſ. 14, 33.
Louyſe konte nicht entfliehen. Man weiß, wie JEſus See-
len kriegt.
So giengs der Solmſiſchen Comteſſen, die eine Erſtgebohrne
war,

Gleich andern, die ſich ſelbſt vergeſſen, und ſcheun nicht Schan-
de, noch Gefahr:

Denn der Durchbrecher aller Klippen, drang vor ihr hin zu
GOttes Heer.

Und in der Arche ſeiner Krippen durchſchifte ſie das wilde
Meer.
Sie wuſte nichts von Neben-Wegen. Es leben ja die Zeu-
gen noch,

Die ſie geſehn, ſich niederlegen, ans Creutz und unter JEſu
Joch.

Nachdem ſie alle Welt gewogen, und ſie zu leicht befunden
hat:

So iſt ſie Chriſto nachgezogen durchs Jammerthal zur GOttes
Stadt.
Wie Paulus dort zu ſagen wuſte: Die Briefe haͤtten Geiſtes
Maaß,

Das wars, was man bekennen muſte, ſo bald man etwas von
ihr laß.

Viel Briefe werden aufgeſammlet, und durch den Druck ge-
mein gemacht,

Die gegen ihren nur geſtammlet, denn was ſie ſchrieb, das
war gedacht.
Wer
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <lg type="poem">
          <lg n="12">
            <l>
              <pb facs="#f0186" n="176"/>
              <fw place="top" type="header">1728.</fw>
            </l><lb/>
            <l>Drum mu&#x017F;t er alle Hoheit meiden, itzt prangt er in der Herr-<lb/><hi rendition="#et">lichkeit.</hi></l><lb/>
            <l>Das mochte die Comte&#x017F;&#x017F;e leiden, doch bliebs bey Worten noch<lb/><hi rendition="#et">zur Zeit,</hi></l>
          </lg><lb/>
          <lg n="13">
            <l>Jn mehrern Jahren kam er wieder, der Mann, der um die<lb/><hi rendition="#et">Jungfrau warb.</hi><lb/><hi rendition="#fr">Mein Ko&#x0364;nig neigt &#x017F;ich zu ihr nieder, der an dem Holtze<lb/><hi rendition="#et">fu&#x0364;r &#x017F;ie &#x017F;tarb,</hi></hi></l><lb/>
            <l><hi rendition="#fr">Will &#x017F;ie,</hi> &#x017F;o &#x017F;prach er, <hi rendition="#fr">mit ihm ziehen.</hi> Jtzt ruhte Elie&#x017F;er<lb/><hi rendition="#et">nicht,</hi> <note place="right">1. B. Mo&#x017F;. 14, 33.</note><lb/><hi rendition="#fr">Louy&#x017F;e</hi> konte nicht entfliehen. <hi rendition="#fr">Man weiß, wie JE&#x017F;us See-<lb/><hi rendition="#et">len kriegt.</hi></hi></l>
          </lg><lb/>
          <lg n="14">
            <l>So giengs der Solm&#x017F;i&#x017F;chen Comte&#x017F;&#x017F;en, die eine Er&#x017F;tgebohrne<lb/><hi rendition="#et">war,</hi></l><lb/>
            <l>Gleich andern, die &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t verge&#x017F;&#x017F;en, und &#x017F;cheun nicht Schan-<lb/><hi rendition="#et">de, noch Gefahr:</hi></l><lb/>
            <l>Denn der Durchbrecher aller Klippen, drang vor ihr hin zu<lb/><hi rendition="#et">GOttes Heer.</hi></l><lb/>
            <l>Und in der Arche &#x017F;einer Krippen durch&#x017F;chifte &#x017F;ie das wilde<lb/><hi rendition="#et">Meer.</hi></l>
          </lg><lb/>
          <lg n="15">
            <l>Sie wu&#x017F;te nichts von Neben-Wegen. Es leben ja die Zeu-<lb/><hi rendition="#et">gen noch,</hi></l><lb/>
            <l>Die &#x017F;ie ge&#x017F;ehn, &#x017F;ich niederlegen, ans Creutz und unter JE&#x017F;u<lb/><hi rendition="#et">Joch.</hi></l><lb/>
            <l>Nachdem &#x017F;ie alle Welt gewogen, und &#x017F;ie zu leicht befunden<lb/><hi rendition="#et">hat:</hi></l><lb/>
            <l>So i&#x017F;t &#x017F;ie Chri&#x017F;to nachgezogen durchs Jammerthal zur GOttes<lb/><hi rendition="#et">Stadt.</hi></l>
          </lg><lb/>
          <lg n="16">
            <l>Wie Paulus dort zu &#x017F;agen wu&#x017F;te: Die Briefe ha&#x0364;tten Gei&#x017F;tes<lb/><hi rendition="#et">Maaß,</hi></l><lb/>
            <l>Das wars, was man bekennen mu&#x017F;te, &#x017F;o bald man etwas von<lb/><hi rendition="#et">ihr laß.</hi></l><lb/>
            <l>Viel Briefe werden aufge&#x017F;ammlet, und durch den Druck ge-<lb/><hi rendition="#et">mein gemacht,</hi></l><lb/>
            <l>Die gegen ihren nur ge&#x017F;tammlet, <hi rendition="#fr">denn was &#x017F;ie</hi> &#x017F;chrieb, <hi rendition="#fr">das</hi><lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#fr">war</hi> gedacht.</hi></l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Wer</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[176/0186] 1728. Drum muſt er alle Hoheit meiden, itzt prangt er in der Herr- lichkeit. Das mochte die Comteſſe leiden, doch bliebs bey Worten noch zur Zeit, Jn mehrern Jahren kam er wieder, der Mann, der um die Jungfrau warb. Mein Koͤnig neigt ſich zu ihr nieder, der an dem Holtze fuͤr ſie ſtarb, Will ſie, ſo ſprach er, mit ihm ziehen. Jtzt ruhte Elieſer nicht, Louyſe konte nicht entfliehen. Man weiß, wie JEſus See- len kriegt. So giengs der Solmſiſchen Comteſſen, die eine Erſtgebohrne war, Gleich andern, die ſich ſelbſt vergeſſen, und ſcheun nicht Schan- de, noch Gefahr: Denn der Durchbrecher aller Klippen, drang vor ihr hin zu GOttes Heer. Und in der Arche ſeiner Krippen durchſchifte ſie das wilde Meer. Sie wuſte nichts von Neben-Wegen. Es leben ja die Zeu- gen noch, Die ſie geſehn, ſich niederlegen, ans Creutz und unter JEſu Joch. Nachdem ſie alle Welt gewogen, und ſie zu leicht befunden hat: So iſt ſie Chriſto nachgezogen durchs Jammerthal zur GOttes Stadt. Wie Paulus dort zu ſagen wuſte: Die Briefe haͤtten Geiſtes Maaß, Das wars, was man bekennen muſte, ſo bald man etwas von ihr laß. Viel Briefe werden aufgeſammlet, und durch den Druck ge- mein gemacht, Die gegen ihren nur geſtammlet, denn was ſie ſchrieb, das war gedacht. Wer

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zinzendorf_gedichte_1735
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zinzendorf_gedichte_1735/186
Zitationshilfe: Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zinzendorf_gedichte_1735/186>, abgerufen am 29.04.2024.