Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735.
Ob ihrer an die sechzig schon Das Lager Salomo beschirmen; So heist der Feind doch Legion, Und sucht den Liebes-Thron zu stürmen. Drum hat der Fürst, der Heeres-Kraft, Drey grossen Helden aufgeboten, Die diese heilge Ritterschaft Entgegen stell'n der Kraft der Todten: Der Glaub und seine Wolck, Die Liebe und ihr Volck; Die Hofnung unter ihren Schaaren, Die schliessen eine Kett' Ums Königs Ehe-Bett, Und wer da kan mag durch sie fahren. Der Glaube steht auf seiner Hut, Daß Unglaub und der Aberglaube Den Seelen nicht des Lammes Blut, Das Kleinod aller Schätze raube. Wenn jener gläubet, was er sieht, Und dieser alles Falsch und Wahre, Wohin ihn seine Neigung zieht; So hält sich der ans Unsichtbare, Und spricht, so bald er kan: Jch zieh mit diesem Mann. Will sich das Fleisch daneben betten; So macht der tapfre Schluß, Daß es zurücke muß, Den Dünckel leget er an Ketten. Was wilt du bey der ewgen Glut? Spricht die hinaus geworfne Sünde; Sie frißt ja alles, was nicht gut, Der falsche Trost hat eitle Gründe; Jch sorge um die Sünde nicht, Der Heyland hat davor gelitten, Und wenn mir annoch was gebricht, So
Ob ihrer an die ſechzig ſchon Das Lager Salomo beſchirmen; So heiſt der Feind doch Legion, Und ſucht den Liebes-Thron zu ſtuͤrmen. Drum hat der Fuͤrſt, der Heeres-Kraft, Drey groſſen Helden aufgeboten, Die dieſe heilge Ritterſchaft Entgegen ſtell’n der Kraft der Todten: Der Glaub und ſeine Wolck, Die Liebe und ihr Volck; Die Hofnung unter ihren Schaaren, Die ſchlieſſen eine Kett’ Ums Koͤnigs Ehe-Bett, Und wer da kan mag durch ſie fahren. Der Glaube ſteht auf ſeiner Hut, Daß Unglaub und der Aberglaube Den Seelen nicht des Lammes Blut, Das Kleinod aller Schaͤtze raube. Wenn jener glaͤubet, was er ſieht, Und dieſer alles Falſch und Wahre, Wohin ihn ſeine Neigung zieht; So haͤlt ſich der ans Unſichtbare, Und ſpricht, ſo bald er kan: Jch zieh mit dieſem Mann. Will ſich das Fleiſch daneben betten; So macht der tapfre Schluß, Daß es zuruͤcke muß, Den Duͤnckel leget er an Ketten. Was wilt du bey der ewgen Glut? Spricht die hinaus geworfne Suͤnde; Sie frißt ja alles, was nicht gut, Der falſche Troſt hat eitle Gruͤnde; Jch ſorge um die Suͤnde nicht, Der Heyland hat davor gelitten, Und wenn mir annoch was gebricht, So
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1730.
So wacht ein Helden-Heer
Ums Zelt, darinn die Liebe wohnet.
Ob ihrer an die ſechzig ſchon
Das Lager Salomo beſchirmen;
So heiſt der Feind doch Legion,
Und ſucht den Liebes-Thron zu ſtuͤrmen.
Drum hat der Fuͤrſt, der Heeres-Kraft,
Drey groſſen Helden aufgeboten,
Die dieſe heilge Ritterſchaft
Entgegen ſtell’n der Kraft der Todten:
Der Glaub und ſeine Wolck,
Die Liebe und ihr Volck;
Die Hofnung unter ihren Schaaren,
Die ſchlieſſen eine Kett’
Ums Koͤnigs Ehe-Bett,
Und wer da kan mag durch ſie fahren.
Der Glaube ſteht auf ſeiner Hut,
Daß Unglaub und der Aberglaube
Den Seelen nicht des Lammes Blut,
Das Kleinod aller Schaͤtze raube.
Wenn jener glaͤubet, was er ſieht,
Und dieſer alles Falſch und Wahre,
Wohin ihn ſeine Neigung zieht;
So haͤlt ſich der ans Unſichtbare,
Und ſpricht, ſo bald er kan:
Jch zieh mit dieſem Mann.
Will ſich das Fleiſch daneben betten;
So macht der tapfre Schluß,
Daß es zuruͤcke muß,
Den Duͤnckel leget er an Ketten.
Was wilt du bey der ewgen Glut?
Spricht die hinaus geworfne Suͤnde;
Sie frißt ja alles, was nicht gut,
Der falſche Troſt hat eitle Gruͤnde;
Jch ſorge um die Suͤnde nicht,
Der Heyland hat davor gelitten,
Und wenn mir annoch was gebricht,
So
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