Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735.

Bild:
<< vorherige Seite

1730.

So wacht ein Helden-Heer
Ums Zelt, darinn die Liebe wohnet.

Ob ihrer an die sechzig schon
Das Lager Salomo beschirmen;
So heist der Feind doch Legion,
Und sucht den Liebes-Thron zu stürmen.
Drum hat der Fürst, der Heeres-Kraft,
Drey grossen Helden aufgeboten,

Die diese heilge Ritterschaft
Entgegen stell'n der Kraft der Todten:
Der Glaub und seine Wolck,
Die Liebe und ihr Volck;
Die Hofnung unter ihren Schaaren,
Die schliessen eine Kett'
Ums Königs Ehe-Bett,
Und wer da kan mag durch sie fahren.
Der Glaube steht auf seiner Hut,
Daß Unglaub und der Aberglaube
Den Seelen nicht des Lammes Blut,
Das Kleinod aller Schätze raube.
Wenn jener gläubet, was er sieht,
Und dieser alles Falsch und Wahre,
Wohin ihn seine Neigung zieht;
So hält sich der ans Unsichtbare,
Und spricht, so bald er kan:
Jch zieh mit diesem Mann.
Will sich das Fleisch daneben betten;
So macht der tapfre Schluß,
Daß es zurücke muß,
Den Dünckel leget er an Ketten.
Was wilt du bey der ewgen Glut?
Spricht die hinaus geworfne Sünde;
Sie frißt ja alles, was nicht gut,
Der falsche Trost hat eitle Gründe;
Jch sorge um die Sünde nicht,
Der Heyland hat davor gelitten,
Und wenn mir annoch was gebricht,
So

1730.

So wacht ein Helden-Heer
Ums Zelt, darinn die Liebe wohnet.

Ob ihrer an die ſechzig ſchon
Das Lager Salomo beſchirmen;
So heiſt der Feind doch Legion,
Und ſucht den Liebes-Thron zu ſtuͤrmen.
Drum hat der Fuͤrſt, der Heeres-Kraft,
Drey groſſen Helden aufgeboten,

Die dieſe heilge Ritterſchaft
Entgegen ſtell’n der Kraft der Todten:
Der Glaub und ſeine Wolck,
Die Liebe und ihr Volck;
Die Hofnung unter ihren Schaaren,
Die ſchlieſſen eine Kett’
Ums Koͤnigs Ehe-Bett,
Und wer da kan mag durch ſie fahren.
Der Glaube ſteht auf ſeiner Hut,
Daß Unglaub und der Aberglaube
Den Seelen nicht des Lammes Blut,
Das Kleinod aller Schaͤtze raube.
Wenn jener glaͤubet, was er ſieht,
Und dieſer alles Falſch und Wahre,
Wohin ihn ſeine Neigung zieht;
So haͤlt ſich der ans Unſichtbare,
Und ſpricht, ſo bald er kan:
Jch zieh mit dieſem Mann.
Will ſich das Fleiſch daneben betten;
So macht der tapfre Schluß,
Daß es zuruͤcke muß,
Den Duͤnckel leget er an Ketten.
Was wilt du bey der ewgen Glut?
Spricht die hinaus geworfne Suͤnde;
Sie frißt ja alles, was nicht gut,
Der falſche Troſt hat eitle Gruͤnde;
Jch ſorge um die Suͤnde nicht,
Der Heyland hat davor gelitten,
Und wenn mir annoch was gebricht,
So
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <lg type="poem">
          <lg n="1">
            <l>
              <pb facs="#f0232" n="222"/>
              <fw place="top" type="header">1730.</fw>
            </l><lb/>
            <l>So wacht ein Helden-Heer</l><lb/>
            <l>Ums Zelt, darinn die Liebe wohnet.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="2">
            <l>Ob ihrer an die &#x017F;echzig &#x017F;chon</l><lb/>
            <l>Das Lager Salomo be&#x017F;chirmen;</l><lb/>
            <l>So hei&#x017F;t der Feind doch Legion,</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;ucht den Liebes-Thron zu &#x017F;tu&#x0364;rmen.</l><lb/>
            <l>Drum hat der Fu&#x0364;r&#x017F;t, der Heeres-Kraft,<lb/><hi rendition="#fr">Drey gro&#x017F;&#x017F;en Helden</hi> aufgeboten,</l><lb/>
            <l>Die die&#x017F;e <hi rendition="#fr">heilge Ritter&#x017F;chaft</hi></l><lb/>
            <l>Entgegen &#x017F;tell&#x2019;n der <hi rendition="#fr">Kraft der Todten:</hi></l><lb/>
            <l>Der <hi rendition="#fr">Glaub</hi> und &#x017F;eine Wolck,</l><lb/>
            <l>Die <hi rendition="#fr">Liebe</hi> und ihr Volck;</l><lb/>
            <l>Die <hi rendition="#fr">Hofnung</hi> unter ihren Schaaren,</l><lb/>
            <l>Die &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en eine Kett&#x2019;</l><lb/>
            <l>Ums Ko&#x0364;nigs Ehe-Bett,</l><lb/>
            <l>Und wer da kan mag durch &#x017F;ie fahren.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="3">
            <l>Der <hi rendition="#fr">Glaube</hi> &#x017F;teht auf &#x017F;einer Hut,</l><lb/>
            <l>Daß <hi rendition="#fr">Unglaub</hi> und der <hi rendition="#fr">Aberglaube</hi></l><lb/>
            <l>Den Seelen nicht des Lammes Blut,</l><lb/>
            <l>Das Kleinod aller Scha&#x0364;tze raube.</l><lb/>
            <l>Wenn <hi rendition="#fr">jener</hi> gla&#x0364;ubet, was er <hi rendition="#fr">&#x017F;ieht,</hi></l><lb/>
            <l>Und <hi rendition="#fr">die&#x017F;er</hi> alles Fal&#x017F;ch und Wahre,</l><lb/>
            <l>Wohin ihn &#x017F;eine <hi rendition="#fr">Neigung</hi> zieht;</l><lb/>
            <l>So ha&#x0364;lt &#x017F;ich <hi rendition="#fr">der</hi> ans <hi rendition="#fr">Un&#x017F;ichtbare,</hi></l><lb/>
            <l>Und &#x017F;pricht, <hi rendition="#fr">&#x017F;o bald er kan:</hi></l><lb/>
            <l>Jch zieh mit die&#x017F;em Mann.</l><lb/>
            <l>Will &#x017F;ich das <hi rendition="#fr">Flei&#x017F;ch</hi> daneben betten;</l><lb/>
            <l>So macht der <hi rendition="#fr">tapfre Schluß,</hi></l><lb/>
            <l>Daß es zuru&#x0364;cke muß,</l><lb/>
            <l>Den Du&#x0364;nckel leget er an Ketten.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="4">
            <l>Was wilt du bey der ewgen Glut?</l><lb/>
            <l>Spricht die <hi rendition="#fr">hinaus geworfne Su&#x0364;nde;</hi></l><lb/>
            <l>Sie frißt ja alles, was nicht gut,</l><lb/>
            <l>Der <hi rendition="#fr">fal&#x017F;che Tro&#x017F;t</hi> hat eitle Gru&#x0364;nde;</l><lb/>
            <l>Jch &#x017F;orge um die Su&#x0364;nde nicht,</l><lb/>
            <l>Der Heyland hat davor gelitten,</l><lb/>
            <l>Und wenn mir annoch was gebricht,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">So</fw><lb/></l>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[222/0232] 1730. So wacht ein Helden-Heer Ums Zelt, darinn die Liebe wohnet. Ob ihrer an die ſechzig ſchon Das Lager Salomo beſchirmen; So heiſt der Feind doch Legion, Und ſucht den Liebes-Thron zu ſtuͤrmen. Drum hat der Fuͤrſt, der Heeres-Kraft, Drey groſſen Helden aufgeboten, Die dieſe heilge Ritterſchaft Entgegen ſtell’n der Kraft der Todten: Der Glaub und ſeine Wolck, Die Liebe und ihr Volck; Die Hofnung unter ihren Schaaren, Die ſchlieſſen eine Kett’ Ums Koͤnigs Ehe-Bett, Und wer da kan mag durch ſie fahren. Der Glaube ſteht auf ſeiner Hut, Daß Unglaub und der Aberglaube Den Seelen nicht des Lammes Blut, Das Kleinod aller Schaͤtze raube. Wenn jener glaͤubet, was er ſieht, Und dieſer alles Falſch und Wahre, Wohin ihn ſeine Neigung zieht; So haͤlt ſich der ans Unſichtbare, Und ſpricht, ſo bald er kan: Jch zieh mit dieſem Mann. Will ſich das Fleiſch daneben betten; So macht der tapfre Schluß, Daß es zuruͤcke muß, Den Duͤnckel leget er an Ketten. Was wilt du bey der ewgen Glut? Spricht die hinaus geworfne Suͤnde; Sie frißt ja alles, was nicht gut, Der falſche Troſt hat eitle Gruͤnde; Jch ſorge um die Suͤnde nicht, Der Heyland hat davor gelitten, Und wenn mir annoch was gebricht, So

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zinzendorf_gedichte_1735
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zinzendorf_gedichte_1735/232
Zitationshilfe: Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zinzendorf_gedichte_1735/232>, abgerufen am 04.05.2024.