Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735.1731. Nun offenbahret sich der Sieg Des Glaubens muntre Waffen-Träger, Er wartet freudig auf den Krieg, Und dreht sich um der Helden Läger, Er reucht den Streit, der noch so fern, Da jauchzet er, wo andre zittern, Die Fersen-Stiche hat er gern, Denn da setzts wieder Kopf-Zersplittern: Wenn die Natur erliegt, Vernunft in Lüften siegt, Und blindlings lauter Schatten bindet, So steckt er sein Panier, Jns feindliche Revier, Und kommt, und sieht, und überwindet. O Seele! thu die Augen auf, Und siehe deine Uberwinder, Hier bleibt der Feind gewiß im Lauf, Hier ist die Burg vor Zions Kinder, Wer wolte nun nicht fleißig seyn, Sein Bette hurtig aufzuschlagen? Wer ließ den König nicht hinein, Und die des Königs Schilde tragen? O Seelen-Bräutigam! O erst erwürgtes Lamm! Nun aber, ausgeruhter Leue! Nimm unsre Seelen ein, Laß Kräfte um uns seyn, Wir schweren dir die Ehe-Treue! XCV. Auf die Salbung König Christian des VI. und Konigin Sophia Magdalena. WAch auf, (*) du Helden-Geist! von dem in jenen Hügeln Zur Zeit des Bruna Olds verschloßnen Ritter-Staub! Jhr (*) Die ersten drey Strophen beziehen sich auf die alte Dänische Historie, da in verschiedenen Altern die Helden und Könige verbrannt, P 2
1731. Nun offenbahret ſich der Sieg Des Glaubens muntre Waffen-Traͤger, Er wartet freudig auf den Krieg, Und dreht ſich um der Helden Laͤger, Er reucht den Streit, der noch ſo fern, Da jauchzet er, wo andre zittern, Die Ferſen-Stiche hat er gern, Denn da ſetzts wieder Kopf-Zerſplittern: Wenn die Natur erliegt, Vernunft in Luͤften ſiegt, Und blindlings lauter Schatten bindet, So ſteckt er ſein Panier, Jns feindliche Revier, Und kommt, und ſieht, und uͤberwindet. O Seele! thu die Augen auf, Und ſiehe deine Uberwinder, Hier bleibt der Feind gewiß im Lauf, Hier iſt die Burg vor Zions Kinder, Wer wolte nun nicht fleißig ſeyn, Sein Bette hurtig aufzuſchlagen? Wer ließ den Koͤnig nicht hinein, Und die des Koͤnigs Schilde tragen? O Seelen-Braͤutigam! O erſt erwuͤrgtes Lamm! Nun aber, ausgeruhter Leue! Nimm unſre Seelen ein, Laß Kraͤfte um uns ſeyn, Wir ſchweren dir die Ehe-Treue! XCV. Auf die Salbung Koͤnig Chriſtian des VI. und Konigin Sophia Magdalena. WAch auf, (*) du Helden-Geiſt! von dem in jenen Huͤgeln Zur Zeit des Bruna Olds verſchloßnen Ritter-Staub! Jhr (*) Die erſten drey Strophen beziehen ſich auf die alte Daͤniſche Hiſtorie, da in verſchiedenen Altern die Helden und Koͤnige verbrannt, P 2
<TEI> <text> <body> <div> <lg type="poem"> <pb facs="#f0237" n="227"/> <fw place="top" type="header">1731.</fw><lb/> <lg n="15"> <l>Nun offenbahret ſich <hi rendition="#fr">der Sieg</hi></l><lb/> <l>Des Glaubens muntre Waffen-Traͤger,</l><lb/> <l>Er wartet freudig auf den Krieg,</l><lb/> <l>Und dreht ſich um der Helden Laͤger,</l><lb/> <l>Er reucht den Streit, der noch ſo fern,</l><lb/> <l>Da jauchzet er, wo andre zittern,</l><lb/> <l>Die Ferſen-Stiche hat er gern,</l><lb/> <l>Denn da ſetzts wieder Kopf-Zerſplittern:</l><lb/> <l>Wenn die Natur <hi rendition="#fr">erliegt,</hi></l><lb/> <l>Vernunft in Luͤften ſiegt,</l><lb/> <l>Und blindlings lauter Schatten bindet,</l><lb/> <l>So ſteckt er ſein Panier,</l><lb/> <l>Jns feindliche Revier,</l><lb/> <l>Und <hi rendition="#fr">kommt,</hi> und <hi rendition="#fr">ſieht,</hi> und <hi rendition="#fr">uͤberwindet.</hi></l> </lg><lb/> <lg n="16"> <l>O Seele! thu die Augen auf,</l><lb/> <l>Und ſiehe deine Uberwinder,</l><lb/> <l>Hier bleibt der Feind gewiß im Lauf,</l><lb/> <l>Hier iſt die Burg vor Zions Kinder,</l><lb/> <l>Wer wolte nun nicht fleißig ſeyn,</l><lb/> <l>Sein Bette hurtig aufzuſchlagen?</l><lb/> <l>Wer ließ den Koͤnig nicht hinein,</l><lb/> <l>Und die des Koͤnigs Schilde tragen?</l><lb/> <l>O Seelen-Braͤutigam!</l><lb/> <l>O erſt erwuͤrgtes Lamm!</l><lb/> <l>Nun aber, ausgeruhter Leue!</l><lb/> <l>Nimm unſre Seelen ein,</l><lb/> <l>Laß <hi rendition="#fr">Kraͤfte</hi> um uns ſeyn,</l><lb/> <l>Wir ſchweren dir die <hi rendition="#fr">Ehe-Treue!</hi></l> </lg> </lg><lb/> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g">XCV.</hi> </hi> <hi rendition="#b">Auf die Salbung Koͤnig Chriſtian<lb/> des</hi> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g">VI.</hi> </hi> <hi rendition="#b">und Konigin Sophia<lb/> Magdalena.</hi> </head><lb/> <lg n="17"> <l><hi rendition="#in">W</hi>Ach auf, <note xml:id="f05" next="#f06" place="foot" n="(*)">Die erſten drey Strophen beziehen ſich auf die alte Daͤniſche<lb/> Hiſtorie, da in verſchiedenen Altern die Helden und Koͤnige<lb/><hi rendition="#et">verbrannt,</hi></note> du Helden-Geiſt! von dem in jenen Huͤgeln</l><lb/> <l>Zur Zeit des Bruna Olds verſchloßnen Ritter-Staub!<lb/> <fw place="bottom" type="sig">P 2</fw><fw place="bottom" type="catch">Jhr</fw><lb/></l> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [227/0237]
1731.
Nun offenbahret ſich der Sieg
Des Glaubens muntre Waffen-Traͤger,
Er wartet freudig auf den Krieg,
Und dreht ſich um der Helden Laͤger,
Er reucht den Streit, der noch ſo fern,
Da jauchzet er, wo andre zittern,
Die Ferſen-Stiche hat er gern,
Denn da ſetzts wieder Kopf-Zerſplittern:
Wenn die Natur erliegt,
Vernunft in Luͤften ſiegt,
Und blindlings lauter Schatten bindet,
So ſteckt er ſein Panier,
Jns feindliche Revier,
Und kommt, und ſieht, und uͤberwindet.
O Seele! thu die Augen auf,
Und ſiehe deine Uberwinder,
Hier bleibt der Feind gewiß im Lauf,
Hier iſt die Burg vor Zions Kinder,
Wer wolte nun nicht fleißig ſeyn,
Sein Bette hurtig aufzuſchlagen?
Wer ließ den Koͤnig nicht hinein,
Und die des Koͤnigs Schilde tragen?
O Seelen-Braͤutigam!
O erſt erwuͤrgtes Lamm!
Nun aber, ausgeruhter Leue!
Nimm unſre Seelen ein,
Laß Kraͤfte um uns ſeyn,
Wir ſchweren dir die Ehe-Treue!
XCV. Auf die Salbung Koͤnig Chriſtian
des VI. und Konigin Sophia
Magdalena.
WAch auf, (*) du Helden-Geiſt! von dem in jenen Huͤgeln
Zur Zeit des Bruna Olds verſchloßnen Ritter-Staub!
Jhr
(*) Die erſten drey Strophen beziehen ſich auf die alte Daͤniſche
Hiſtorie, da in verſchiedenen Altern die Helden und Koͤnige
verbrannt,
P 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |