Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735.
Frey'r! wo dich jener Fels noch unvermeßlich hält, Beut alle Riesen auf, die sich in Harnisch streckten; Und ist Dan Mekilat' mit unter den Erweckten, So leit ihn auf dem Roß in diese obre Welt. Vielleicht verträt er gern den Platz beym Salbungs-Mahl, Den der Geharnischte (*) hält im West-Münster Saal. Nein! ruht ihr Könige! der Glantz von unsern Kertzen Giebt euer Million von Lebenden den Schein: Des Frohde Macht beschleust ein stoltzer Bauta-Stein, Den sanften Christian ein Wunder-Bau der Hertzen; Sein Gnaden-voller Blick wird allen zum Magnet: Er sieht so tief herab, als er erhaben steht. Hier unterstehet sich ein wohl bekannter Knecht Mit Niedrigkeit der Kunst vor deinen Thron zu ziehen. HErr! sencke deinen Blick, den Strahl laß linde glühen, Er dichtet, er bedenckt, er scheuet sich mit Recht: Und hätt er Trieb und Kiel dem Tichter abgeborgt, Der Carln besungen (**) hat; so blieb er noch besorgt. Der Thron, die Herrlichkeit des Tages, und der Sache, Die ungemeine Pracht, darinn der König sitzt, Und was der Königin von ihrer Scheitel blitzt, Das alles hemmet mich, so bald ich Worte mache; Ein Finger-Zeig auf das, was aller Augen sehn, Der solte einer Hand, wie meiner, übel stehn. Groß verbrannt, andere unter den Bauta-Steinen oder Gruften in den Harnischen, ja mit ihrem gantzen Ritter-Schmuck und Heer-Geräthe aufbehalten, und zum Theil vor unver- weßlich geachtet werden. (*) Nach der Englischen Crönung tritt ein geharnischter Reuter, welcher des Königs Champion genennet wird, in den Saal von West-Münster, und thut einen öffentlichen Defi vor des Königs Ehre und Würde. (**) Der Geh. Rath von Conseil Ywar Rosenerantz, der ein le-
senswürdiges Gedichte auf den hochseligen Printz Carl ver- fertiget.
Frey’r! wo dich jener Fels noch unvermeßlich haͤlt, Beut alle Rieſen auf, die ſich in Harniſch ſtreckten; Und iſt Dan Mekilat’ mit unter den Erweckten, So leit ihn auf dem Roß in dieſe obre Welt. Vielleicht vertraͤt er gern den Platz beym Salbungs-Mahl, Den der Geharniſchte (*) haͤlt im Weſt-Muͤnſter Saal. Nein! ruht ihr Koͤnige! der Glantz von unſern Kertzen Giebt euer Million von Lebenden den Schein: Des Frohde Macht beſchleuſt ein ſtoltzer Bauta-Stein, Den ſanften Chriſtian ein Wunder-Bau der Hertzen; Sein Gnaden-voller Blick wird allen zum Magnet: Er ſieht ſo tief herab, als er erhaben ſteht. Hier unterſtehet ſich ein wohl bekannter Knecht Mit Niedrigkeit der Kunſt vor deinen Thron zu ziehen. HErr! ſencke deinen Blick, den Strahl laß linde gluͤhen, Er dichtet, er bedenckt, er ſcheuet ſich mit Recht: Und haͤtt er Trieb und Kiel dem Tichter abgeborgt, Der Carln beſungen (**) hat; ſo blieb er noch beſorgt. Der Thron, die Herrlichkeit des Tages, und der Sache, Die ungemeine Pracht, darinn der Koͤnig ſitzt, Und was der Koͤnigin von ihrer Scheitel blitzt, Das alles hemmet mich, ſo bald ich Worte mache; Ein Finger-Zeig auf das, was aller Augen ſehn, Der ſolte einer Hand, wie meiner, uͤbel ſtehn. Groß verbrannt, andere unter den Bauta-Steinen oder Gruften in den Harniſchen, ja mit ihrem gantzen Ritter-Schmuck und Heer-Geraͤthe aufbehalten, und zum Theil vor unver- weßlich geachtet werden. (*) Nach der Engliſchen Croͤnung tritt ein geharniſchter Reuter, welcher des Koͤnigs Champion genennet wird, in den Saal von Weſt-Muͤnſter, und thut einen oͤffentlichen Defi vor des Koͤnigs Ehre und Wuͤrde. (**) Der Geh. Rath von Conſeil Ywar Roſenerantz, der ein le-
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1731.
Jhr Feuer-Flammen leyht den uͤberlaßnen Raub,
An dieſem groſſen Feſt den Pallaſt zu verriegeln.
Die Huͤtten, die der Geiſt belebte, ſind verzehrt,
Die Flammen ſind zuruͤck ins Element gekehrt.
Frey’r! wo dich jener Fels noch unvermeßlich haͤlt,
Beut alle Rieſen auf, die ſich in Harniſch ſtreckten;
Und iſt Dan Mekilat’ mit unter den Erweckten,
So leit ihn auf dem Roß in dieſe obre Welt.
Vielleicht vertraͤt er gern den Platz beym Salbungs-Mahl,
Den der Geharniſchte (*) haͤlt im Weſt-Muͤnſter Saal.
Nein! ruht ihr Koͤnige! der Glantz von unſern Kertzen
Giebt euer Million von Lebenden den Schein:
Des Frohde Macht beſchleuſt ein ſtoltzer Bauta-Stein,
Den ſanften Chriſtian ein Wunder-Bau der Hertzen;
Sein Gnaden-voller Blick wird allen zum Magnet:
Er ſieht ſo tief herab, als er erhaben ſteht.
Hier unterſtehet ſich ein wohl bekannter Knecht
Mit Niedrigkeit der Kunſt vor deinen Thron zu ziehen.
HErr! ſencke deinen Blick, den Strahl laß linde gluͤhen,
Er dichtet, er bedenckt, er ſcheuet ſich mit Recht:
Und haͤtt er Trieb und Kiel dem Tichter abgeborgt,
Der Carln beſungen (**) hat; ſo blieb er noch beſorgt.
Der Thron, die Herrlichkeit des Tages, und der Sache,
Die ungemeine Pracht, darinn der Koͤnig ſitzt,
Und was der Koͤnigin von ihrer Scheitel blitzt,
Das alles hemmet mich, ſo bald ich Worte mache;
Ein Finger-Zeig auf das, was aller Augen ſehn,
Der ſolte einer Hand, wie meiner, uͤbel ſtehn.
Groß
(*)
(*) Nach der Engliſchen Croͤnung tritt ein geharniſchter Reuter,
welcher des Koͤnigs Champion genennet wird, in den Saal
von Weſt-Muͤnſter, und thut einen oͤffentlichen Defi vor des
Koͤnigs Ehre und Wuͤrde.
(**) Der Geh. Rath von Conſeil Ywar Roſenerantz, der ein le-
ſenswuͤrdiges Gedichte auf den hochſeligen Printz Carl ver-
fertiget.
(*) verbrannt, andere unter den Bauta-Steinen oder Gruften
in den Harniſchen, ja mit ihrem gantzen Ritter-Schmuck
und Heer-Geraͤthe aufbehalten, und zum Theil vor unver-
weßlich geachtet werden.
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