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Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735.

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1731.
Großmächtiger Monarch! Dein Winck erlaube nur,
So will ich ungesäumt zu meinem Zwecke kommen:
Herodes Götter-Schein hat dich nicht eingenommen,
Und unsrer Königin gefällt der Esther Spur.
Jch weiß vor meinen Trieb (und dächt er tausendmahl)
Kein würdiger Object, als deine eigne Wahl.
Es hätte dich dein Knecht, ists möglich? fast gefragt,
Noch liebenswürdiger, als ehren-volles Haupt!
(Allein wie wäre ihm, das Fragen nicht erlaubt?

Da du die Antwort schon von Hertzen weggesagt!)
Wem soll das Gegen-Bild von dieses Tages Schein?

GOtt und dem Volcke will dein Scepter dienstbar seyn,
GOtt? das ist bald gesagt; allein wo ist Beweiß?
Darüber haben noch verschiedne Fürsten Zweifel,
Sie glauben nicht einmahl so vest als wie der Teufel,
Was man von jener Welt ohnfehlbar Wahres weiß.
Mein König! Du erkennst, daß GOtt die Wahrheit ist:
Weil du in deiner Brust von GOtt gerühret bist.
Dem Volcke? sind das nicht die unglückselgen Haufen
Der Menschen, die man doch nicht alle kennen lernt,
Die von dem hohen Glantz des Hofes weit entfernt.
Nur, wie das zahme Wild, in ihrem Zwinger lauffen?
Fragt unsern Christian wie der das Volck erkennt,
Die Schaar ists, die ihn Hirt, und die er Heerde nennt.
So geht dein muntrer Fuß zur heilgen Salbung hin.
Hier deckt das sichtbare die Majestätsche Haube,
Und der verborgne Mensch liegt vor dem HErrn im Staube;
So thut der Königin mit dir gepaarter Sinn,
Was sag ich denen mehr, die voll von Wahrheit seyn?
Der Bischoff leg' es aus, ich will nur Weyrauch streun.
Der HErr, der nicht gewollt, wiewohl Er alles hatte,
Das, was erfreuen kan, ihm selbst zu Gute käm,
Eh er sein armes Volck der Traurigkeit entnähm,
Und ist biß diesen Tag der seinen treuster Gatte;
Der mache diesen Thron, um welchen Wonne lacht,
Zum steten Widerschein von seiner Länder Pracht.
Das Auge, das sich nie den Seinigen entwandt,
Nicht
P 3
1731.
Großmaͤchtiger Monarch! Dein Winck erlaube nur,
So will ich ungeſaͤumt zu meinem Zwecke kommen:
Herodes Goͤtter-Schein hat dich nicht eingenommen,
Und unſrer Koͤnigin gefaͤllt der Eſther Spur.
Jch weiß vor meinen Trieb (und daͤcht er tauſendmahl)
Kein wuͤrdiger Object, als deine eigne Wahl.
Es haͤtte dich dein Knecht, iſts moͤglich? faſt gefragt,
Noch liebenswuͤrdiger, als ehren-volles Haupt!
(Allein wie waͤre ihm, das Fragen nicht erlaubt?

Da du die Antwort ſchon von Hertzen weggeſagt!)
Wem ſoll das Gegen-Bild von dieſes Tages Schein?

GOtt und dem Volcke will dein Scepter dienſtbar ſeyn,
GOtt? das iſt bald geſagt; allein wo iſt Beweiß?
Daruͤber haben noch verſchiedne Fuͤrſten Zweifel,
Sie glauben nicht einmahl ſo veſt als wie der Teufel,
Was man von jener Welt ohnfehlbar Wahres weiß.
Mein Koͤnig! Du erkennſt, daß GOtt die Wahrheit iſt:
Weil du in deiner Bruſt von GOtt geruͤhret biſt.
Dem Volcke? ſind das nicht die ungluͤckſelgen Haufen
Der Menſchen, die man doch nicht alle kennen lernt,
Die von dem hohen Glantz des Hofes weit entfernt.
Nur, wie das zahme Wild, in ihrem Zwinger lauffen?
Fragt unſern Chriſtian wie der das Volck erkennt,
Die Schaar iſts, die ihn Hirt, und die er Heerde nennt.
So geht dein muntrer Fuß zur heilgen Salbung hin.
Hier deckt das ſichtbare die Majeſtaͤtſche Haube,
Und der verborgne Menſch liegt vor dem HErrn im Staube;
So thut der Koͤnigin mit dir gepaarter Sinn,
Was ſag ich denen mehr, die voll von Wahrheit ſeyn?
Der Biſchoff leg’ es aus, ich will nur Weyrauch ſtreun.
Der HErr, der nicht gewollt, wiewohl Er alles hatte,
Das, was erfreuen kan, ihm ſelbſt zu Gute kaͤm,
Eh er ſein armes Volck der Traurigkeit entnaͤhm,
Und iſt biß dieſen Tag der ſeinen treuſter Gatte;
Der mache dieſen Thron, um welchen Wonne lacht,
Zum ſteten Widerſchein von ſeiner Laͤnder Pracht.
Das Auge, das ſich nie den Seinigen entwandt,
Nicht
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[229/0239] 1731. Großmaͤchtiger Monarch! Dein Winck erlaube nur, So will ich ungeſaͤumt zu meinem Zwecke kommen: Herodes Goͤtter-Schein hat dich nicht eingenommen, Und unſrer Koͤnigin gefaͤllt der Eſther Spur. Jch weiß vor meinen Trieb (und daͤcht er tauſendmahl) Kein wuͤrdiger Object, als deine eigne Wahl. Es haͤtte dich dein Knecht, iſts moͤglich? faſt gefragt, Noch liebenswuͤrdiger, als ehren-volles Haupt! (Allein wie waͤre ihm, das Fragen nicht erlaubt? Da du die Antwort ſchon von Hertzen weggeſagt!) Wem ſoll das Gegen-Bild von dieſes Tages Schein? GOtt und dem Volcke will dein Scepter dienſtbar ſeyn, GOtt? das iſt bald geſagt; allein wo iſt Beweiß? Daruͤber haben noch verſchiedne Fuͤrſten Zweifel, Sie glauben nicht einmahl ſo veſt als wie der Teufel, Was man von jener Welt ohnfehlbar Wahres weiß. Mein Koͤnig! Du erkennſt, daß GOtt die Wahrheit iſt: Weil du in deiner Bruſt von GOtt geruͤhret biſt. Dem Volcke? ſind das nicht die ungluͤckſelgen Haufen Der Menſchen, die man doch nicht alle kennen lernt, Die von dem hohen Glantz des Hofes weit entfernt. Nur, wie das zahme Wild, in ihrem Zwinger lauffen? Fragt unſern Chriſtian wie der das Volck erkennt, Die Schaar iſts, die ihn Hirt, und die er Heerde nennt. So geht dein muntrer Fuß zur heilgen Salbung hin. Hier deckt das ſichtbare die Majeſtaͤtſche Haube, Und der verborgne Menſch liegt vor dem HErrn im Staube; So thut der Koͤnigin mit dir gepaarter Sinn, Was ſag ich denen mehr, die voll von Wahrheit ſeyn? Der Biſchoff leg’ es aus, ich will nur Weyrauch ſtreun. Der HErr, der nicht gewollt, wiewohl Er alles hatte, Das, was erfreuen kan, ihm ſelbſt zu Gute kaͤm, Eh er ſein armes Volck der Traurigkeit entnaͤhm, Und iſt biß dieſen Tag der ſeinen treuſter Gatte; Der mache dieſen Thron, um welchen Wonne lacht, Zum ſteten Widerſchein von ſeiner Laͤnder Pracht. Das Auge, das ſich nie den Seinigen entwandt, Nicht P 3

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Zitationshilfe: Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zinzendorf_gedichte_1735/239>, abgerufen am 21.11.2024.