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Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735.

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1735.

Jn dieser hohen Schul zu grossem Zweck bewahrt,
Die sollen dir zum Ohr und Mund bereitet werden,
Sind, (welch ein Wunder-Glück!) sie seyn dahin gericht,
Daß Hertz, Verstand und Will zur Gnade Amen spricht.

Der gute Bardili, den jetzt die Ewigkeit
(Wie seiner Hütte Raum ein Erd-Kloß) überdecket,

Ward unter andern auch vor GOttes Lamm geweyht,
Und wie gewöhnlich erst zur Seligkeit erschröcket,
Getröstet und ermahnt, gelocket und gestäupt,
Und Christo endlich doch wahrhafftig eingeleibt.
Die Zucht war seinem Sinn, der leichtlich ausgeschweifft,
So selig als uns offt zur Reinigung das Fieber,
Und wann sich mancherley im Jnnern aufgehäufft,
So zitterte hernach die gantze Hütte drüber:
Einst fuhr die Liebe zu, die sich auch Weißheit nennt!
Und siehe, Bardili ward reine ausgebrennt.
O seliger Verlust der Jahre dieser Zeit!
O heiliger Beruff aus dieser Sünder Höle!
Hier brauchts der Klage nicht, hier giebt es Frölichkeit,
Und Danck und Lob-Gesang von der erkaufften Seele,
Jhr Zoa alle vier, ihr seyd doch ohne Ruh,Offenb. 4, 8.
Rufft auch vor Bardili dem Würge-Lamm, Glück zu!
Er sagte, als das Haupt zur Ruhe niedersanck,
* Gott der mich durchgebracht, sey inniglich gepriesen;

Um einen Augenblick, so war er nicht mehr kranck,
Und in den Gnaden-Ort der Geister eingewiesen.
Jhr Brüder! merckts und wacht, die Liebespielet nicht,
Wen sie gereinigt hat, der wandle auch im Licht.
Wie wohl, wie gut ist uns, wann wir der Hütten Hauß
So wie ein Handwercksmann die Werckstatt ernstlich brau-
chen,

Und wissen, wann der Tag der Arbeit endlich aus,
Und unser letzter Schweiß in JESU Hertz darf rauchen.
(Hohel. 3, 6.
So
* GOtt sey Danck. 1. Cor. 15, 57.
S 3

1735.

Jn dieſer hohen Schul zu groſſem Zweck bewahrt,
Die ſollen dir zum Ohr und Mund bereitet werden,
Sind, (welch ein Wunder-Gluͤck!) ſie ſeyn dahin gericht,
Daß Hertz, Verſtand und Will zur Gnade Amen ſpricht.

Der gute Bardili, den jetzt die Ewigkeit
(Wie ſeiner Huͤtte Raum ein Erd-Kloß) uͤberdecket,

Ward unter andern auch vor GOttes Lamm geweyht,
Und wie gewoͤhnlich erſt zur Seligkeit erſchroͤcket,
Getroͤſtet und ermahnt, gelocket und geſtaͤupt,
Und Chriſto endlich doch wahrhafftig eingeleibt.
Die Zucht war ſeinem Sinn, der leichtlich ausgeſchweifft,
So ſelig als uns offt zur Reinigung das Fieber,
Und wann ſich mancherley im Jnnern aufgehaͤufft,
So zitterte hernach die gantze Huͤtte druͤber:
Einſt fuhr die Liebe zu, die ſich auch Weißheit nennt!
Und ſiehe, Bardili ward reine ausgebrennt.
O ſeliger Verluſt der Jahre dieſer Zeit!
O heiliger Beruff aus dieſer Suͤnder Hoͤle!
Hier brauchts der Klage nicht, hier giebt es Froͤlichkeit,
Und Danck und Lob-Geſang von der erkaufften Seele,
Jhr Zoa alle vier, ihr ſeyd doch ohne Ruh,Offenb. 4, 8.
Rufft auch vor Bardili dem Wuͤrge-Lamm, Gluͤck zu!
Er ſagte, als das Haupt zur Ruhe niederſanck,
* Gott der mich durchgebracht, ſey inniglich geprieſen;

Um einen Augenblick, ſo war er nicht mehr kranck,
Und in den Gnaden-Ort der Geiſter eingewieſen.
Jhr Bruͤder! merckts und wacht, die Liebeſpielet nicht,
Wen ſie gereinigt hat, der wandle auch im Licht.
Wie wohl, wie gut iſt uns, wann wir der Huͤtten Hauß
So wie ein Handwercksmann die Werckſtatt ernſtlich brau-
chen,

Und wiſſen, wann der Tag der Arbeit endlich aus,
Und unſer letzter Schweiß in JESU Hertz darf rauchen.
(Hohel. 3, 6.
So
* GOtt ſey Danck. 1. Cor. 15, 57.
S 3
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[277/0287] 1735. Jn dieſer hohen Schul zu groſſem Zweck bewahrt, Die ſollen dir zum Ohr und Mund bereitet werden, Sind, (welch ein Wunder-Gluͤck!) ſie ſeyn dahin gericht, Daß Hertz, Verſtand und Will zur Gnade Amen ſpricht. Der gute Bardili, den jetzt die Ewigkeit (Wie ſeiner Huͤtte Raum ein Erd-Kloß) uͤberdecket, Ward unter andern auch vor GOttes Lamm geweyht, Und wie gewoͤhnlich erſt zur Seligkeit erſchroͤcket, Getroͤſtet und ermahnt, gelocket und geſtaͤupt, Und Chriſto endlich doch wahrhafftig eingeleibt. Die Zucht war ſeinem Sinn, der leichtlich ausgeſchweifft, So ſelig als uns offt zur Reinigung das Fieber, Und wann ſich mancherley im Jnnern aufgehaͤufft, So zitterte hernach die gantze Huͤtte druͤber: Einſt fuhr die Liebe zu, die ſich auch Weißheit nennt! Und ſiehe, Bardili ward reine ausgebrennt. O ſeliger Verluſt der Jahre dieſer Zeit! O heiliger Beruff aus dieſer Suͤnder Hoͤle! Hier brauchts der Klage nicht, hier giebt es Froͤlichkeit, Und Danck und Lob-Geſang von der erkaufften Seele, Jhr Zoa alle vier, ihr ſeyd doch ohne Ruh, Rufft auch vor Bardili dem Wuͤrge-Lamm, Gluͤck zu! Er ſagte, als das Haupt zur Ruhe niederſanck, * Gott der mich durchgebracht, ſey inniglich geprieſen; Um einen Augenblick, ſo war er nicht mehr kranck, Und in den Gnaden-Ort der Geiſter eingewieſen. Jhr Bruͤder! merckts und wacht, die Liebeſpielet nicht, Wen ſie gereinigt hat, der wandle auch im Licht. Wie wohl, wie gut iſt uns, wann wir der Huͤtten Hauß So wie ein Handwercksmann die Werckſtatt ernſtlich brau- chen, Und wiſſen, wann der Tag der Arbeit endlich aus, Und unſer letzter Schweiß in JESU Hertz darf rauchen. So * GOtt ſey Danck. 1. Cor. 15, 57. S 3

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Zitationshilfe: Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zinzendorf_gedichte_1735/287>, abgerufen am 22.11.2024.