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Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735.

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1733.

So geht der Würckstuhl ein, der nicht mehr nöthig ist,
Das Werck wird beygelegt, der Arbeits-Mann geküßt.

HErr, der du unsern Freund, der jetzt in Frieden ruht,
Mit uns durchs Gnaden-Wort zu einem Ziel geheischet,
Und unserm dir nunmehr gantz ungeschwornen Muth
HErr! deine Creutzes-Krafft erst gestern eingefleischet,
Er singe dir dafür, so gut er singen kan.
Wir gehn aufs neue hin ins sanffte Joch-Gespan.
Matth.
(11. v. 29.

CXV. Auf Hrn. Heinrich des 29ten 34ten
Geburts-Tag.
Mein Bruder! könnt ich wohl an diesem Tage schwei-
gen,

So sehr mein Dichten sonst bisher geruhet hat!
Hie hat kein Stille-seyn, hie hat kein Schweigen statt,
Vor meinem Könige will ich mich sachte neigen:
Denn Worte machen auch die Sache da nicht aus,
Hier rede meine That, so wird ein Danck-Lied draus.
Allein erblicke ich der Menschen Trauer-Hauffen,
Die von der Finsterniß so hart geblendet sind,
Daß keins an Christi Krafft was Wesendliches find,
Die an den Fels des Heyls gewohnt sind anzulauffen;
So wird in meiner Brust ein Jammer-Thon gespührt.
Was! denck ich, hat der HErr die Leute nie gerührt?
Zwey, drey mahl und noch mehr, allein der Hindernisse,
Jst eine solche Zahl, die nicht zu fassen ist.
Mein Heyland, wärst du nicht so ritterlich gerüst!
Kein Wunder, daß die Welt dich völlig niederrisse.
Vor diesen dachte man noch auf Entschuldigung;
Jtzt ruffst du, niemand kommt, und damit ists genung.
Gewiß, die Zeit ist da, die unbegreiflich ist,
Man hat sich ein Gespenst von Christenthum gestaltet,
Das der Gerechtigkeit und Heilgung Platz verwaltet,
Und wer darauf nicht bleibt, was er im Zeugniß lißt,
Jm

1733.

So geht der Wuͤrckſtuhl ein, der nicht mehr noͤthig iſt,
Das Werck wird beygelegt, der Arbeits-Mann gekuͤßt.

HErr, der du unſern Freund, der jetzt in Frieden ruht,
Mit uns durchs Gnaden-Wort zu einem Ziel geheiſchet,
Und unſerm dir nunmehr gantz ungeſchwornen Muth
HErr! deine Creutzes-Krafft erſt geſtern eingefleiſchet,
Er ſinge dir dafuͤr, ſo gut er ſingen kan.
Wir gehn aufs neue hin ins ſanffte Joch-Geſpan.
Matth.
(11. v. 29.

CXV. Auf Hrn. Heinrich des 29ten 34ten
Geburts-Tag.
Mein Bruder! koͤnnt ich wohl an dieſem Tage ſchwei-
gen,

So ſehr mein Dichten ſonſt bisher geruhet hat!
Hie hat kein Stille-ſeyn, hie hat kein Schweigen ſtatt,
Vor meinem Koͤnige will ich mich ſachte neigen:
Denn Worte machen auch die Sache da nicht aus,
Hier rede meine That, ſo wird ein Danck-Lied draus.
Allein erblicke ich der Menſchen Trauer-Hauffen,
Die von der Finſterniß ſo hart geblendet ſind,
Daß keins an Chriſti Krafft was Weſendliches find,
Die an den Fels des Heyls gewohnt ſind anzulauffen;
So wird in meiner Bruſt ein Jammer-Thon geſpuͤhrt.
Was! denck ich, hat der HErr die Leute nie geruͤhrt?
Zwey, drey mahl und noch mehr, allein der Hinderniſſe,
Jſt eine ſolche Zahl, die nicht zu faſſen iſt.
Mein Heyland, waͤrſt du nicht ſo ritterlich geruͤſt!
Kein Wunder, daß die Welt dich voͤllig niederriſſe.
Vor dieſen dachte man noch auf Entſchuldigung;
Jtzt ruffſt du, niemand kommt, und damit iſts genung.
Gewiß, die Zeit iſt da, die unbegreiflich iſt,
Man hat ſich ein Geſpenſt von Chriſtenthum geſtaltet,
Das der Gerechtigkeit und Heilgung Platz verwaltet,
Und wer darauf nicht bleibt, was er im Zeugniß lißt,
Jm
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[278/0288] 1733. So geht der Wuͤrckſtuhl ein, der nicht mehr noͤthig iſt, Das Werck wird beygelegt, der Arbeits-Mann gekuͤßt. HErr, der du unſern Freund, der jetzt in Frieden ruht, Mit uns durchs Gnaden-Wort zu einem Ziel geheiſchet, Und unſerm dir nunmehr gantz ungeſchwornen Muth HErr! deine Creutzes-Krafft erſt geſtern eingefleiſchet, Er ſinge dir dafuͤr, ſo gut er ſingen kan. Wir gehn aufs neue hin ins ſanffte Joch-Geſpan. CXV. Auf Hrn. Heinrich des 29ten 34ten Geburts-Tag. Mein Bruder! koͤnnt ich wohl an dieſem Tage ſchwei- gen, So ſehr mein Dichten ſonſt bisher geruhet hat! Hie hat kein Stille-ſeyn, hie hat kein Schweigen ſtatt, Vor meinem Koͤnige will ich mich ſachte neigen: Denn Worte machen auch die Sache da nicht aus, Hier rede meine That, ſo wird ein Danck-Lied draus. Allein erblicke ich der Menſchen Trauer-Hauffen, Die von der Finſterniß ſo hart geblendet ſind, Daß keins an Chriſti Krafft was Weſendliches find, Die an den Fels des Heyls gewohnt ſind anzulauffen; So wird in meiner Bruſt ein Jammer-Thon geſpuͤhrt. Was! denck ich, hat der HErr die Leute nie geruͤhrt? Zwey, drey mahl und noch mehr, allein der Hinderniſſe, Jſt eine ſolche Zahl, die nicht zu faſſen iſt. Mein Heyland, waͤrſt du nicht ſo ritterlich geruͤſt! Kein Wunder, daß die Welt dich voͤllig niederriſſe. Vor dieſen dachte man noch auf Entſchuldigung; Jtzt ruffſt du, niemand kommt, und damit iſts genung. Gewiß, die Zeit iſt da, die unbegreiflich iſt, Man hat ſich ein Geſpenſt von Chriſtenthum geſtaltet, Das der Gerechtigkeit und Heilgung Platz verwaltet, Und wer darauf nicht bleibt, was er im Zeugniß lißt, Jm

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Zitationshilfe: Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zinzendorf_gedichte_1735/288>, abgerufen am 22.11.2024.