Zöckler, Otto: Die Lehre vom Urstand des Menschen. Gütersloh, 1879.III. Die Traditionen des Heidenthums. oder Grundbestandtheil des Avesta.1) Spätere Quellen des Par-sismus kennen auch die zehn Urpatriarchen oder Pauschdadih, die "Menschen vom alten Gesetze", welche alle noch vegetarianisch, ohne Fleischgenuß, vom "reinen todzerstörenden Haoma" lebten, und deren einer, angeblich der Vierte, jener Jima war, der zuerst mit goldnem Pfluge die Erde spaltete. Desgleichen die vier Weltalter, jedes zu 3 Jahrtausenden: 1) das des Paradieses unter Ahuramazdas, bezw. Jima's Herrschaft; 2) das des beginnenden Kampfs mit Ahriman und der anfangenden Unsitte des Fleischessens der Menschen; 3) die Zeit der Getheiltheit zwischen Ormuzd und Ahriman, oder nachsint- fluthliche Periode, bezeichnet durch die Erfindung des Feuers, des Eisens etc.; 4) die Zeit des scheinbaren Siegs Ahrimans bis zu seiner endlichen Besiegung und Vertilgung im großen Weltbrande. Bei diesen letzten Angaben, sowie bei den Nachrichten des muham- medanischen Annalisten Hamza über die frühesten persischen Könige und deren theilweise exorbitant lange Regierungszeiten (bis zu 500, 746, ja 1000 Jahren), ist die Möglichkeit jüdischer, oder gar ur- christlicher Einflüsse auf die betr. Traditionsbildung nicht ganz aus- geschlossen.2) Unbestimmterer Art sind die Anklänge der ägyptischen Sage 1) Die specielleren Belege s. bei Engelb. Lorenz Fischer, Heidenthum und Offenbarung. Religionsgeschichtliche Studien über die Berührungspunkte der ältesten heil. Schriften der Jnder, Perser, Babylonier, Assyrer und Aegypter mit der Bibel. Mainz 1878, S. 133--142. 2) Jmmerhin geht, was die betr. Quelle, der vielleicht erst nach der Sas-
sanidenzeit aufgezeichnete Bundehesch, über Weltschöpfung, Weltalter und Welt- brand berichtet, auf alte Traditionen zurück, vgl. Vendid. Farg. 1 u. 2; Izeschne, Ha. 9 u. 32; Spiegel, Art. Parsismus in Herzogs R.-E. III. Die Traditionen des Heidenthums. oder Grundbeſtandtheil des Aveſta.1) Spätere Quellen des Par-ſismus kennen auch die zehn Urpatriarchen oder Pûſchdadih, die „Menſchen vom alten Geſetze‟, welche alle noch vegetarianiſch, ohne Fleiſchgenuß, vom „reinen todzerſtörenden Haoma‟ lebten, und deren einer, angeblich der Vierte, jener Jima war, der zuerſt mit goldnem Pfluge die Erde ſpaltete. Desgleichen die vier Weltalter, jedes zu 3 Jahrtauſenden: 1) das des Paradieſes unter Ahuramazdas, bezw. Jima’s Herrſchaft; 2) das des beginnenden Kampfs mit Ahriman und der anfangenden Unſitte des Fleiſcheſſens der Menſchen; 3) die Zeit der Getheiltheit zwiſchen Ormuzd und Ahriman, oder nachſint- fluthliche Periode, bezeichnet durch die Erfindung des Feuers, des Eiſens ꝛc.; 4) die Zeit des ſcheinbaren Siegs Ahrimans bis zu ſeiner endlichen Beſiegung und Vertilgung im großen Weltbrande. Bei dieſen letzten Angaben, ſowie bei den Nachrichten des muham- medaniſchen Annaliſten Hamza über die früheſten perſiſchen Könige und deren theilweiſe exorbitant lange Regierungszeiten (bis zu 500, 746, ja 1000 Jahren), iſt die Möglichkeit jüdiſcher, oder gar ur- chriſtlicher Einflüſſe auf die betr. Traditionsbildung nicht ganz aus- geſchloſſen.2) Unbeſtimmterer Art ſind die Anklänge der ägyptiſchen Sage 1) Die ſpecielleren Belege ſ. bei Engelb. Lorenz Fiſcher, Heidenthum und Offenbarung. Religionsgeſchichtliche Studien über die Berührungspunkte der älteſten heil. Schriften der Jnder, Perſer, Babylonier, Aſſyrer und Aegypter mit der Bibel. Mainz 1878, S. 133—142. 2) Jmmerhin geht, was die betr. Quelle, der vielleicht erſt nach der Saſ-
ſanidenzeit aufgezeichnete Bundeheſch, über Weltſchöpfung, Weltalter und Welt- brand berichtet, auf alte Traditionen zurück, vgl. Vendid. Farg. 1 u. 2; Izeschne, Ha. 9 u. 32; Spiegel, Art. Parſismus in Herzogs R.-E. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0102" n="92"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">III.</hi> Die Traditionen des Heidenthums.</fw><lb/> oder Grundbeſtandtheil des Aveſta.<note place="foot" n="1)">Die ſpecielleren Belege ſ. bei Engelb. Lorenz <hi rendition="#g">Fiſcher,</hi> Heidenthum und<lb/> Offenbarung. Religionsgeſchichtliche Studien über die Berührungspunkte der<lb/> älteſten heil. Schriften der Jnder, Perſer, Babylonier, Aſſyrer und Aegypter mit<lb/> der Bibel. Mainz 1878, S. 133—142.</note> Spätere Quellen des Par-<lb/> ſismus kennen auch die zehn Urpatriarchen oder P<hi rendition="#aq">û</hi>ſchdadih, die<lb/> „Menſchen vom alten Geſetze‟, welche alle noch vegetarianiſch, ohne<lb/> Fleiſchgenuß, vom „reinen todzerſtörenden Haoma‟ lebten, und deren<lb/> einer, angeblich der Vierte, jener Jima war, der zuerſt mit goldnem<lb/> Pfluge die Erde ſpaltete. Desgleichen die vier Weltalter, jedes zu<lb/> 3 Jahrtauſenden: 1) das des Paradieſes unter Ahuramazdas, bezw.<lb/> Jima’s Herrſchaft; 2) das des beginnenden Kampfs mit Ahriman<lb/> und der anfangenden Unſitte des Fleiſcheſſens der Menſchen; 3) die<lb/> Zeit der Getheiltheit zwiſchen Ormuzd und Ahriman, oder nachſint-<lb/> fluthliche Periode, bezeichnet durch die Erfindung des Feuers, des<lb/> Eiſens ꝛc.; 4) die Zeit des ſcheinbaren Siegs Ahrimans bis zu<lb/> ſeiner endlichen Beſiegung und Vertilgung im großen Weltbrande.<lb/> Bei dieſen letzten Angaben, ſowie bei den Nachrichten des muham-<lb/> medaniſchen Annaliſten Hamza über die früheſten perſiſchen Könige<lb/> und deren theilweiſe exorbitant lange Regierungszeiten (bis zu 500,<lb/> 746, ja 1000 Jahren), iſt die Möglichkeit jüdiſcher, oder gar ur-<lb/> chriſtlicher Einflüſſe auf die betr. Traditionsbildung nicht ganz aus-<lb/> geſchloſſen.<note place="foot" n="2)">Jmmerhin geht, was die betr. Quelle, der vielleicht erſt <hi rendition="#g">nach</hi> der Saſ-<lb/> ſanidenzeit aufgezeichnete Bundeheſch, über Weltſchöpfung, Weltalter und Welt-<lb/> brand berichtet, auf alte Traditionen zurück, vgl. <hi rendition="#aq">Vendid. Farg.</hi> 1 u. 2;<lb/><hi rendition="#aq">Izeschne, Ha.</hi> 9 u. 32; <hi rendition="#g">Spiegel,</hi> Art. Parſismus in Herzogs R.-E.</note></p><lb/> <p>Unbeſtimmterer Art ſind die Anklänge der <hi rendition="#g">ägyptiſchen</hi> Sage<lb/> an die bibliſche Urgeſchichte. Namentlich die vier Weltalter mit<lb/> ihrer allmähligen Degradation fehlen hier ganz; auch ſind in den<lb/> neun Halbgöttern, welche Manethos zwiſchen Oſiris und zwiſchen<lb/> dem erſten menſchlichen Könige Menes über Aegypten herrſchen läßt,<lb/> die zehn Patriarchen zwiſchen Adam und Noah kaum wiederzuer-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [92/0102]
III. Die Traditionen des Heidenthums.
oder Grundbeſtandtheil des Aveſta. 1) Spätere Quellen des Par-
ſismus kennen auch die zehn Urpatriarchen oder Pûſchdadih, die
„Menſchen vom alten Geſetze‟, welche alle noch vegetarianiſch, ohne
Fleiſchgenuß, vom „reinen todzerſtörenden Haoma‟ lebten, und deren
einer, angeblich der Vierte, jener Jima war, der zuerſt mit goldnem
Pfluge die Erde ſpaltete. Desgleichen die vier Weltalter, jedes zu
3 Jahrtauſenden: 1) das des Paradieſes unter Ahuramazdas, bezw.
Jima’s Herrſchaft; 2) das des beginnenden Kampfs mit Ahriman
und der anfangenden Unſitte des Fleiſcheſſens der Menſchen; 3) die
Zeit der Getheiltheit zwiſchen Ormuzd und Ahriman, oder nachſint-
fluthliche Periode, bezeichnet durch die Erfindung des Feuers, des
Eiſens ꝛc.; 4) die Zeit des ſcheinbaren Siegs Ahrimans bis zu
ſeiner endlichen Beſiegung und Vertilgung im großen Weltbrande.
Bei dieſen letzten Angaben, ſowie bei den Nachrichten des muham-
medaniſchen Annaliſten Hamza über die früheſten perſiſchen Könige
und deren theilweiſe exorbitant lange Regierungszeiten (bis zu 500,
746, ja 1000 Jahren), iſt die Möglichkeit jüdiſcher, oder gar ur-
chriſtlicher Einflüſſe auf die betr. Traditionsbildung nicht ganz aus-
geſchloſſen. 2)
Unbeſtimmterer Art ſind die Anklänge der ägyptiſchen Sage
an die bibliſche Urgeſchichte. Namentlich die vier Weltalter mit
ihrer allmähligen Degradation fehlen hier ganz; auch ſind in den
neun Halbgöttern, welche Manethos zwiſchen Oſiris und zwiſchen
dem erſten menſchlichen Könige Menes über Aegypten herrſchen läßt,
die zehn Patriarchen zwiſchen Adam und Noah kaum wiederzuer-
1) Die ſpecielleren Belege ſ. bei Engelb. Lorenz Fiſcher, Heidenthum und
Offenbarung. Religionsgeſchichtliche Studien über die Berührungspunkte der
älteſten heil. Schriften der Jnder, Perſer, Babylonier, Aſſyrer und Aegypter mit
der Bibel. Mainz 1878, S. 133—142.
2) Jmmerhin geht, was die betr. Quelle, der vielleicht erſt nach der Saſ-
ſanidenzeit aufgezeichnete Bundeheſch, über Weltſchöpfung, Weltalter und Welt-
brand berichtet, auf alte Traditionen zurück, vgl. Vendid. Farg. 1 u. 2;
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