Zöckler, Otto: Die Lehre vom Urstand des Menschen. Gütersloh, 1879.Schluß. 3. Auch in den auf den Urstand bezüglichen Traditionen 4. Jn der seit zwei Jahrhunderten zu wachsendem Einflusse 5. Die angeblichen paläontologischen Beweisinstanzen 6. Aehnliches gilt von den der Sprach-, Religions- und Schluß. 3. Auch in den auf den Urſtand bezüglichen Traditionen 4. Jn der ſeit zwei Jahrhunderten zu wachſendem Einfluſſe 5. Die angeblichen paläontologiſchen Beweisinſtanzen 6. Aehnliches gilt von den der Sprach-, Religions- und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0337" n="327"/> <fw place="top" type="header">Schluß.</fw><lb/> <p>3. Auch in den auf den Urſtand bezüglichen <hi rendition="#g">Traditionen<lb/> des Heidenthums</hi> nahmen wir neben einer reichen Fülle mehr<lb/> oder minder confuſer Anklänge an die bibliſche Paradieſeserzählung<lb/> ziemlich bedeutſame Reminiſcenzen an eine langſam abſteigende Folge<lb/> patriarchaler Weltalter, zum Theil auch ausgeſtattet mit dem At-<lb/> tribut einer allmählig ſchwindenden Langlebigkeit, wahr. Die Noth-<lb/> wendigkeit, auch dieſen außerbibliſchen Parallelen zum Schriftbericht<lb/> über das allmählige Erbleichen und Verdunkeltwerden des Urſtands-<lb/> glanzes, trotz ihres mythiſch getrübten Charakters einen gewiſſen<lb/> hiſtoriſchen Zeugenwerth beizulegen, trat uns in dem Maaße ent-<lb/> gegen, als die Uebereinſtimmung ſich als vielſeitige und auf vielen<lb/> Punkten bedeutſame zu erkennen gab.</p><lb/> <p>4. Jn der ſeit zwei Jahrhunderten zu wachſendem Einfluſſe<lb/> gelangten ſkeptiſchen <hi rendition="#g">Oppoſition des Naturalismus</hi> wird<lb/> Beides zumal: der einſtige Urſtand oder die uranfängliche religiös-<lb/> ethiſche Reinheit des Menſchendaſeins, und die das Leben der<lb/> frommen Erzväter verklärende Abendſonne dieſes untergegangenen<lb/> Schöpfungsglanzes in zunehmendem Maaße verkannt. Der Annahme<lb/> eines Gottesbilds als Grund- und Urmerkmals des Menſchen wird<lb/> mit zunehmender Entſchiedenheit die des Thierbilds ſubſtituirt. Statt<lb/> einer göttlichen Erſchaffung unſres Geſchlechts wird ſeine ſpontane<lb/> Entwicklung aus affenartigen Vorgängern und demgemäß ſeine ur-<lb/> ſprüngliche thieriſche Wildheit behauptet.</p><lb/> <p>5. Die angeblichen <hi rendition="#g">paläontologiſchen Beweisinſtanzen</hi><lb/> für dieſe Urwildheitstheorie, beſtehend in foſſilen Skelettrümmern<lb/> und Kunſtreſten aus der Steinzeit, erweiſen ſich unbefangener näherer<lb/> Prüfung als bloße Scheinbelege, die ebenſo gut auch zu Ungunſten<lb/> des betr. naturphiloſophiſchen Dogma’s gedeutet werden können und<lb/> dabei vielfach, wegen mancherlei mit unterlaufender Täuſchungen,<lb/> eines wahren Beweiswerthes entbehren.</p><lb/> <p>6. Aehnliches gilt von den der <hi rendition="#g">Sprach-, Religions- und<lb/> älterer Culturgeſchichte</hi> entnommenen Beweismomenten, von<lb/> welchen namentlich die religionsgeſchichtlichen, wie u. a. der wahre<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [327/0337]
Schluß.
3. Auch in den auf den Urſtand bezüglichen Traditionen
des Heidenthums nahmen wir neben einer reichen Fülle mehr
oder minder confuſer Anklänge an die bibliſche Paradieſeserzählung
ziemlich bedeutſame Reminiſcenzen an eine langſam abſteigende Folge
patriarchaler Weltalter, zum Theil auch ausgeſtattet mit dem At-
tribut einer allmählig ſchwindenden Langlebigkeit, wahr. Die Noth-
wendigkeit, auch dieſen außerbibliſchen Parallelen zum Schriftbericht
über das allmählige Erbleichen und Verdunkeltwerden des Urſtands-
glanzes, trotz ihres mythiſch getrübten Charakters einen gewiſſen
hiſtoriſchen Zeugenwerth beizulegen, trat uns in dem Maaße ent-
gegen, als die Uebereinſtimmung ſich als vielſeitige und auf vielen
Punkten bedeutſame zu erkennen gab.
4. Jn der ſeit zwei Jahrhunderten zu wachſendem Einfluſſe
gelangten ſkeptiſchen Oppoſition des Naturalismus wird
Beides zumal: der einſtige Urſtand oder die uranfängliche religiös-
ethiſche Reinheit des Menſchendaſeins, und die das Leben der
frommen Erzväter verklärende Abendſonne dieſes untergegangenen
Schöpfungsglanzes in zunehmendem Maaße verkannt. Der Annahme
eines Gottesbilds als Grund- und Urmerkmals des Menſchen wird
mit zunehmender Entſchiedenheit die des Thierbilds ſubſtituirt. Statt
einer göttlichen Erſchaffung unſres Geſchlechts wird ſeine ſpontane
Entwicklung aus affenartigen Vorgängern und demgemäß ſeine ur-
ſprüngliche thieriſche Wildheit behauptet.
5. Die angeblichen paläontologiſchen Beweisinſtanzen
für dieſe Urwildheitstheorie, beſtehend in foſſilen Skelettrümmern
und Kunſtreſten aus der Steinzeit, erweiſen ſich unbefangener näherer
Prüfung als bloße Scheinbelege, die ebenſo gut auch zu Ungunſten
des betr. naturphiloſophiſchen Dogma’s gedeutet werden können und
dabei vielfach, wegen mancherlei mit unterlaufender Täuſchungen,
eines wahren Beweiswerthes entbehren.
6. Aehnliches gilt von den der Sprach-, Religions- und
älterer Culturgeſchichte entnommenen Beweismomenten, von
welchen namentlich die religionsgeſchichtlichen, wie u. a. der wahre
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