Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724.Staats-raison dessen Seite eewehlete/ und den König in Böhmen und Chur-Fürsten zu Pfaltz / Friederichen, vertreiben half. Der Kayserliche Hof war durch diese geleistete Hülffe/ des von Bayern grosser Schuldmann/ weswegen er den Churfürsten von der Pfaltz nicht nur in die Acht erklährete/ und ihn der Chur entsatzte/ sondern er nahm ihm auch/ nebst der Ober-Pfaltz/ die Grafschaft Cham/ die vor dem ihre eigene Grafen gehabt hatte/ welches alles er dem Hertzog von Bayern gab / und ihn darmit und mit der Chur-Würde belehnete Ob nun aber wohl im Westphalischen Frieden / nach vieler Mühe/ des geachteten Churfürsten von Pfaltz sein Herr Sohn/ etwas von denen Landen/ und auch eine neue Chur-Würde wieder bekam; so bliebe doch das meiste/ nemlich die gantze Ober-Pfaltz/ samt der alten Chur-Würde und dem Vicariate in Bayrischen Händen. Wegen beyder dieser Würden sind zwar viele Schristen gewechselt worden/ allein/ das Haus Bayern ist in einem beständigen Besitz geblieben/ wodurch dessen Macht sehr vergrössert worden/ wie es dann auch durch den Badenschen Frieden die Chur und Länder von neuen wieder bekommen hat. Thes. VI. Das Bayerische Haus/ gehöret mit unter die mächtigste Teutsche Häuser. Daß ein Churfürst in Bayern von grosser Macht sey/ hat der 30. Jährige/ nebst dem letzt-geendeten Kriege zur Gnüge erwiesen/ angesehen diesem Churfürsten eben nicht schwer fället/ eine Armee von 30 bis 40000. Mann zusammen zu bringen / und zu unterhalten. Hierzu trägt hauptsächlich bey/ daß Bayern mit keinem abgefundenen und abgetheilten Herrn versehen/ sondern gleichsam geschlossene Lande hat/ die ihm alleine zustehen/ wiewohl desfals doch ein Fehler vorhanden / wie unten folgen wird. Nebst dem ist das Land überaus wohl angebauet/ groß / Volckreich/ und mit vielen herrlichen Städten/ Dörffern/ Flecken und Schlössern versehen Die Inwohner sind arbeitsam und fleissige Leute/ die aus dem Schwein-Handel jährlich ein grosses Geld lösen/ doch fehlet es an Bergwercken/ welchen Mangel aber die guten Commercien ziemlicher Massen ersetzen. Nicht weniger haben die Unterthanen den Ruhm/ daß sie ihrem Landes-Herren überaus getreu seyn/ welches sie hauptsächlich im letzten Kriege und bey jetziger wieder Erlangung ihres Churfürstens zur Gnüge erwiesen. Ob nun aber vid. Staats Paradox. Fasc. 1. 2. Huber. Histor. Civ. P. 2. v. Lundorp. Act. Publ. T. 1. Belli Acta Publ. & Böhm Apol. & Chur-Pfaltz Mcnifest. & Deduct.. vid. Pfanner. Hist. Pac. Westph. Arcana Pac. West. & Memoires de la Pais de Münster. vid. Cewold. de Septem vir. & Freheri responsiones. vid. Ertls Bayr. Atlas.. v. Leben Caroli P. 3. 4. Europ. Fama. v. Jetzigen Zustand Europ. Tom. 1. 2.
Staats-raison dessen Seite eewehlete/ und den König in Böhmen und Chur-Fürsten zu Pfaltz / Friederichen, vertreiben half. Der Kayserliche Hof war durch diese geleistete Hülffe/ des von Bayern grosser Schuldmann/ weswegen er den Churfürsten von der Pfaltz nicht nur in die Acht erklährete/ und ihn der Chur entsatzte/ sondern er nahm ihm auch/ nebst der Ober-Pfaltz/ die Grafschaft Cham/ die vor dem ihre eigene Grafen gehabt hatte/ welches alles er dem Hertzog von Bayern gab / und ihn darmit und mit der Chur-Würde belehnete Ob nun aber wohl im Westphalischen Frieden / nach vieler Mühe/ des geachteten Churfürsten von Pfaltz sein Herr Sohn/ etwas von denen Landen/ und auch eine neue Chur-Würde wieder bekam; so bliebe doch das meiste/ nemlich die gantze Ober-Pfaltz/ samt der alten Chur-Würde und dem Vicariate in Bayrischen Händen. Wegen beyder dieser Würden sind zwar viele Schristen gewechselt worden/ allein/ das Haus Bayern ist in einem beständigen Besitz geblieben/ wodurch dessen Macht sehr vergrössert worden/ wie es dann auch durch den Badenschen Frieden die Chur und Länder von neuen wieder bekommen hat. Thes. VI. Das Bayerische Haus/ gehöret mit unter die mächtigste Teutsche Häuser. Daß ein Churfürst in Bayern von grosser Macht sey/ hat der 30. Jährige/ nebst dem letzt-geendeten Kriege zur Gnüge erwiesen/ angesehen diesem Churfürsten eben nicht schwer fället/ eine Armeè von 30 bis 40000. Mann zusammen zu bringen / und zu unterhalten. Hierzu trägt hauptsächlich bey/ daß Bayern mit keinem abgefundenen und abgetheilten Herrn versehen/ sondern gleichsam geschlossene Lande hat/ die ihm alleine zustehen/ wiewohl desfals doch ein Fehler vorhanden / wie unten folgen wird. Nebst dem ist das Land überaus wohl angebauet/ groß / Volckreich/ und mit vielen herrlichen Städten/ Dörffern/ Flecken und Schlössern versehen Die Inwohner sind arbeitsam und fleissige Leute/ die aus dem Schwein-Handel jährlich ein grosses Geld lösen/ doch fehlet es an Bergwercken/ welchen Mangel aber die guten Commercien ziemlicher Massen ersetzen. Nicht weniger haben die Unterthanen den Ruhm/ daß sie ihrem Landes-Herren überaus getreu seyn/ welches sie hauptsächlich im letzten Kriege und bey jetziger wieder Erlangung ihres Churfürstens zur Gnüge erwiesen. Ob nun aber vid. Staats Paradox. Fasc. 1. 2. Huber. Histor. Civ. P. 2. v. Lundorp. Act. Publ. T. 1. Belli Acta Publ. & Böhm Apol. & Chur-Pfaltz Mcnifest. & Deduct.. vid. Pfanner. Hist. Pac. Westph. Arcana Pac. West. & Memoires de la Pais de Münster. vid. Cewold. de Septem vir. & Freheri responsiones. vid. Ertls Bayr. Atlas.. v. Leben Caroli P. 3. 4. Europ. Fama. v. Jetzigen Zustand Europ. Tom. 1. 2.
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Staats-raison dessen Seite eewehlete/ und den König in Böhmen und Chur-Fürsten zu Pfaltz / Friederichen, vertreiben half. Der Kayserliche Hof war durch diese geleistete Hülffe/ des von Bayern grosser Schuldmann/ weswegen er den Churfürsten von der Pfaltz nicht nur in die Acht erklährete/ und ihn der Chur entsatzte/ sondern er nahm ihm auch/ nebst der Ober-Pfaltz/ die Grafschaft Cham/ die vor dem ihre eigene Grafen gehabt hatte/ welches alles er dem Hertzog von Bayern gab / und ihn darmit und mit der Chur-Würde belehnete Ob nun aber wohl im Westphalischen Frieden / nach vieler Mühe/ des geachteten Churfürsten von Pfaltz sein Herr Sohn/ etwas von denen Landen/ und auch eine neue Chur-Würde wieder bekam; so bliebe doch das meiste/ nemlich die gantze Ober-Pfaltz/ samt der alten Chur-Würde und dem Vicariate in Bayrischen Händen. Wegen beyder dieser Würden sind zwar viele Schristen gewechselt worden/ allein/ das Haus Bayern ist in einem beständigen Besitz geblieben/ wodurch dessen Macht sehr vergrössert worden/ wie es dann auch durch den Badenschen Frieden die Chur und Länder von neuen wieder bekommen hat.
Thes. VI.
Das Bayerische Haus/ gehöret mit unter die mächtigste Teutsche Häuser.
Daß ein Churfürst in Bayern von grosser Macht sey/ hat der 30. Jährige/ nebst dem letzt-geendeten Kriege zur Gnüge erwiesen/ angesehen diesem Churfürsten eben nicht schwer fället/ eine Armeè von 30 bis 40000. Mann zusammen zu bringen / und zu unterhalten. Hierzu trägt hauptsächlich bey/ daß Bayern mit keinem abgefundenen und abgetheilten Herrn versehen/ sondern gleichsam geschlossene Lande hat/ die ihm alleine zustehen/ wiewohl desfals doch ein Fehler vorhanden / wie unten folgen wird. Nebst dem ist das Land überaus wohl angebauet/ groß / Volckreich/ und mit vielen herrlichen Städten/ Dörffern/ Flecken und Schlössern versehen Die Inwohner sind arbeitsam und fleissige Leute/ die aus dem Schwein-Handel jährlich ein grosses Geld lösen/ doch fehlet es an Bergwercken/ welchen Mangel aber die guten Commercien ziemlicher Massen ersetzen. Nicht weniger haben die Unterthanen den Ruhm/ daß sie ihrem Landes-Herren überaus getreu seyn/ welches sie hauptsächlich im letzten Kriege und bey jetziger wieder Erlangung ihres Churfürstens zur Gnüge erwiesen. Ob nun aber
vid. Staats Paradox. Fasc. 1. 2. Huber. Histor. Civ. P. 2.
v. Lundorp. Act. Publ. T. 1. Belli Acta Publ. & Böhm Apol. & Chur-Pfaltz Mcnifest. & Deduct..
vid. Pfanner. Hist. Pac. Westph. Arcana Pac. West. & Memoires de la Pais de Münster.
vid. Cewold. de Septem vir. & Freheri responsiones.
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