Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724.

Bild:
<< vorherige Seite
Vierte Abtheilung

Von dem Hause Pfaltz.

Thes. I.

Das Haus Pfaltz/ ist mit dem Hause Bayern einerley Ankunst.

Von dem eigentlichen Ursprung dieses Durchl. Hauses/ ist vorher schon gehandelt worden/ und also unnöthig/ solches noch einmahl zu wiederhohlen. Und woher ihm der Nahme Pfaltz entstanden/ braucht ebenfals keiner grossen Untersuchung: Allein ob die Pfaltz Grafen Würde allemahl bey diesem Hause/ oder besser zu sagen/ beständig am Rhein-Strohm gewesen/ ist eine andere Frage. Die Pfältzischen Scriptores bejahen solches Die Bayrischen hingegen wollen nichts davon wissen. Doch diese thun der Sache ohnfehlbahr zu viel: und beweiset noch nichts hinlängliches / wenn sich einige auf die Antwort/ Pfaltz-Graf Johann, von Zweybrucken beruffen wollen/ die er dem Münstero gegeben/ ob sey nemlich unbekant/ wo die Pfaltz und Chur vor/ zu/ und nach den Zeiten Kayser Ottonis III. eigentl. ihren Sitz gehabt/ sintemahl eines Theils in diesen Worten ein Irthum stecket/ andern Theils die Unwissenheit von einer Sache/ nicht also bald/ deren Gewißheit selbst aufhebet. Daß die heutigen Pfaltzischen Lande allermeistens/ wo nicht gantz und gar/ aus lauter zusammen gekauften Güthern entstanden/ hat in soweit seine Richtigkeit; Alleine hieraus folget noch nicht/ als ob die Pfältzgräfliche Würde gleichsam in der Irre herum gegangen wäre. Es ist freylich ein Unglück zu nennen/ daß unsere Vorfahren so unfleissig in Aufzeichnen gewesen/ oder wenn die Münche ja etwas angemercket/ sie solches nur mit wenig Worten gethan/ indem diese ungeschickte Geschicht-Schreiber sich ohne Zweiffel eingebildet/ weil sie wüsten/ wie dies und jenes zu ihren Zeiten beschaffen gewesen/ so müsten die Nachkommen dergleichen auch verstehen/ brauche es also keiner ausführlichen und umständlichen Beschreib- und Anmerckung. Doch man mache von denen damahligen Zeiten sich nur einen rechten Begrif/ so wird sich ohne Zweiffel vieles von selbst erläutern. Bekannt ist/ daß die Teutschen Könige eben kein gewisses Hoflager gehabt/ sondern sie pflegten sich bald hier/ bald da aufzuhalten/ indessen waren doch einige Städte darzu verordnet/ in denen sie Hof hielten / die man nach Unterscheid der Häuser/ aus denen die Teutschen ihre Kayser er-

Vid. Freher. Orig. Palat.
Vid. Valles. rer. Francic. T. I.
Vierte Abtheilung

Von dem Hause Pfaltz.

Thes. I.

Das Haus Pfaltz/ ist mit dem Hause Bayern einerley Ankunst.

Von dem eigentlichen Ursprung dieses Durchl. Hauses/ ist vorher schon gehandelt worden/ und also unnöthig/ solches noch einmahl zu wiederhohlen. Und woher ihm der Nahme Pfaltz entstanden/ braucht ebenfals keiner grossen Untersuchung: Allein ob die Pfaltz Grafen Würde allemahl bey diesem Hause/ oder besser zu sagen/ beständig am Rhein-Strohm gewesen/ ist eine andere Frage. Die Pfältzischen Scriptores bejahen solches Die Bayrischen hingegen wollen nichts davon wissen. Doch diese thun der Sache ohnfehlbahr zu viel: und beweiset noch nichts hinlängliches / wenn sich einige auf die Antwort/ Pfaltz-Graf Johann, von Zweybrucken beruffen wollen/ die er dem Münstero gegeben/ ob sey nemlich unbekant/ wo die Pfaltz und Chur vor/ zu/ und nach den Zeiten Kayser Ottonis III. eigentl. ihren Sitz gehabt/ sintemahl eines Theils in diesen Worten ein Irthum stecket/ andern Theils die Unwissenheit von einer Sache/ nicht also bald/ deren Gewißheit selbst aufhebet. Daß die heutigen Pfaltzischen Lande allermeistens/ wo nicht gantz und gar/ aus lauter zusammen gekauften Güthern entstanden/ hat in soweit seine Richtigkeit; Alleine hieraus folget noch nicht/ als ob die Pfältzgräfliche Würde gleichsam in der Irre herum gegangen wäre. Es ist freylich ein Unglück zu nennen/ daß unsere Vorfahren so unfleissig in Aufzeichnen gewesen/ oder wenn die Münche ja etwas angemercket/ sie solches nur mit wenig Worten gethan/ indem diese ungeschickte Geschicht-Schreiber sich ohne Zweiffel eingebildet/ weil sie wüsten/ wie dies und jenes zu ihren Zeiten beschaffen gewesen/ so müsten die Nachkommen dergleichen auch verstehen/ brauche es also keiner ausführlichen und umständlichen Beschreib- und Anmerckung. Doch man mache von denen damahligen Zeiten sich nur einen rechten Begrif/ so wird sich ohne Zweiffel vieles von selbst erläutern. Bekannt ist/ daß die Teutschen Könige eben kein gewisses Hoflager gehabt/ sondern sie pflegten sich bald hier/ bald da aufzuhalten/ indessen waren doch einige Städte darzu verordnet/ in denen sie Hof hielten / die man nach Unterscheid der Häuser/ aus denen die Teutschen ihre Kayser er-

Vid. Freher. Orig. Palat.
Vid. Valles. rer. Francic. T. I.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0287" n="244"/>
        <head>Vierte Abtheilung</head>
        <p>Von dem Hause Pfaltz.</p>
        <p>Thes. I.</p>
        <p>Das Haus Pfaltz/ ist mit dem Hause Bayern einerley Ankunst.</p>
        <p>Von dem eigentlichen Ursprung dieses Durchl. Hauses/ ist vorher schon gehandelt                      worden/ und also unnöthig/ solches noch einmahl zu wiederhohlen. Und woher ihm                      der Nahme Pfaltz entstanden/ braucht ebenfals keiner grossen Untersuchung:                      Allein ob die Pfaltz Grafen Würde allemahl bey diesem Hause/ oder besser zu                      sagen/ beständig am Rhein-Strohm gewesen/ ist eine andere Frage. Die                      Pfältzischen Scriptores bejahen solches <note place="foot">Vid. Freher. Orig.                          Palat.</note> Die Bayrischen hingegen wollen nichts davon wissen. Doch diese                      thun der Sache ohnfehlbahr zu viel: und beweiset noch nichts hinlängliches /                      wenn sich einige auf die Antwort/ Pfaltz-Graf Johann, von Zweybrucken beruffen                      wollen/ die er dem Münstero gegeben/ ob sey nemlich unbekant/ wo die Pfaltz                      und Chur vor/ zu/ und nach den Zeiten Kayser Ottonis III. eigentl. ihren Sitz                      gehabt/ sintemahl eines Theils in diesen Worten ein Irthum stecket/ andern                      Theils die Unwissenheit von einer Sache/ nicht also bald/ deren Gewißheit                      selbst aufhebet. Daß die heutigen Pfaltzischen Lande allermeistens/ wo nicht                      gantz und gar/ aus lauter zusammen gekauften Güthern entstanden/ hat in soweit                      seine Richtigkeit; Alleine hieraus folget noch nicht/ als ob die                      Pfältzgräfliche Würde gleichsam in der Irre herum gegangen wäre. Es ist freylich                      ein Unglück zu nennen/ daß unsere Vorfahren so unfleissig in Aufzeichnen                      gewesen/ oder wenn die Münche ja etwas angemercket/ sie solches nur mit wenig                      Worten gethan/ indem diese ungeschickte Geschicht-Schreiber sich ohne Zweiffel                      eingebildet/ weil sie wüsten/ wie dies und jenes zu ihren Zeiten beschaffen                      gewesen/ so müsten die Nachkommen dergleichen auch verstehen/ brauche es also                      keiner ausführlichen und umständlichen Beschreib- und Anmerckung. Doch man mache                      von denen damahligen Zeiten sich nur einen rechten Begrif/ so wird sich ohne                      Zweiffel vieles von selbst erläutern. Bekannt ist/ daß die Teutschen Könige                      eben kein gewisses Hoflager gehabt/ sondern sie pflegten sich bald hier/ bald                      da aufzuhalten/ <note place="foot">Vid. Valles. rer. Francic. T. I.</note>                      indessen waren doch einige Städte darzu verordnet/ in denen sie Hof hielten /                      die man nach Unterscheid der Häuser/ aus denen die Teutschen ihre Kayser er-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[244/0287] Vierte Abtheilung Von dem Hause Pfaltz. Thes. I. Das Haus Pfaltz/ ist mit dem Hause Bayern einerley Ankunst. Von dem eigentlichen Ursprung dieses Durchl. Hauses/ ist vorher schon gehandelt worden/ und also unnöthig/ solches noch einmahl zu wiederhohlen. Und woher ihm der Nahme Pfaltz entstanden/ braucht ebenfals keiner grossen Untersuchung: Allein ob die Pfaltz Grafen Würde allemahl bey diesem Hause/ oder besser zu sagen/ beständig am Rhein-Strohm gewesen/ ist eine andere Frage. Die Pfältzischen Scriptores bejahen solches Die Bayrischen hingegen wollen nichts davon wissen. Doch diese thun der Sache ohnfehlbahr zu viel: und beweiset noch nichts hinlängliches / wenn sich einige auf die Antwort/ Pfaltz-Graf Johann, von Zweybrucken beruffen wollen/ die er dem Münstero gegeben/ ob sey nemlich unbekant/ wo die Pfaltz und Chur vor/ zu/ und nach den Zeiten Kayser Ottonis III. eigentl. ihren Sitz gehabt/ sintemahl eines Theils in diesen Worten ein Irthum stecket/ andern Theils die Unwissenheit von einer Sache/ nicht also bald/ deren Gewißheit selbst aufhebet. Daß die heutigen Pfaltzischen Lande allermeistens/ wo nicht gantz und gar/ aus lauter zusammen gekauften Güthern entstanden/ hat in soweit seine Richtigkeit; Alleine hieraus folget noch nicht/ als ob die Pfältzgräfliche Würde gleichsam in der Irre herum gegangen wäre. Es ist freylich ein Unglück zu nennen/ daß unsere Vorfahren so unfleissig in Aufzeichnen gewesen/ oder wenn die Münche ja etwas angemercket/ sie solches nur mit wenig Worten gethan/ indem diese ungeschickte Geschicht-Schreiber sich ohne Zweiffel eingebildet/ weil sie wüsten/ wie dies und jenes zu ihren Zeiten beschaffen gewesen/ so müsten die Nachkommen dergleichen auch verstehen/ brauche es also keiner ausführlichen und umständlichen Beschreib- und Anmerckung. Doch man mache von denen damahligen Zeiten sich nur einen rechten Begrif/ so wird sich ohne Zweiffel vieles von selbst erläutern. Bekannt ist/ daß die Teutschen Könige eben kein gewisses Hoflager gehabt/ sondern sie pflegten sich bald hier/ bald da aufzuhalten/ indessen waren doch einige Städte darzu verordnet/ in denen sie Hof hielten / die man nach Unterscheid der Häuser/ aus denen die Teutschen ihre Kayser er- Vid. Freher. Orig. Palat. Vid. Valles. rer. Francic. T. I.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zschackwitz_schauplatz_1724
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zschackwitz_schauplatz_1724/287
Zitationshilfe: Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zschackwitz_schauplatz_1724/287>, abgerufen am 24.11.2024.