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Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724.

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Thes. VI.

Das gesamte Haus Lüneburg/ haben verschiedene desselben Printzen/ in denen Geschichten sehr brühmt gemacht.

ES ist zwar der Ursprung dieses Hoch-Fürstlichen Hauses oben mit mehrerm dargethan worden/ auf welches man sich auch beziehet; weil aber in Genealogicis alle Meinungen/ so viel als möglich beygebracht werden müssen/ üm zu sehen / welche der Wahrheit nechsten komme/ als hat man derjenigen ihre/ so die Hertzoge von Braunschweig von dem alten Grafen von Ringelheim und Altorff herleiten wollen / allhier ebenfals mit erwehnen wollen/ ungeachtet solche nicht allzurichtig zu seyn scheinet/ und ist selbige am angezogenen Orte zu finden. Von denjenigen Printzen aber/ die diesem hohen Hause einen besondern Glantz zugewendet/ stehen Hertzog Heinrich der Stoltze/ und dessen Sohn/ Heinrich der Löwe/ billig oben an; beyde waren so unglücklich / daß sie in die Kayserliche Acht verfielen/ und zwar jener bey Conrado III. dieser aber bey Friderico I. wiewohl der letztere desfals am aller unglücklichsten fuhr. Es ist nicht zuverwundern/ warum die Kayser aus den Schwäbischen Hause dem Sächsisch. Hause dermassen aufsätzig gewesen/ indem sie solches auf alle ersinnliche Art gedrücket/ und klein zumachen gesuchet; denn die Ursachen davon stehen leichte zu errathen. Die Kayser/ nehmlich aus dem letztern Hause/ als Heinricus I. Otto. I. II. und III. mochten jenen beyden Häusern etwan zu hart gefallen seyn/ derohalben wolten sie ihnen solches wieder einträncken. Hiernechst gienge sowohl der Kayser Conradus, als auch der Kayser Fridericus, damit um/ die Kayserl. Würde erblich auf sich zu bringen/ worinnen ihn aber das mächtige Haus Sachsen alzusehr im Wege stunde/ welches nothwendig gedemüthiget werden muste/ wenn der abgezielte Zweck anderst erreichet weden solte. Denn was hatte doch Hertzog Heinrich, dem die Unverständigen den Nahmen des Stoltzen gegeben/ gethan/ das der Acht werth gewesen wäre? Der sterbende Kayser Lotharius übergab ihm/ als seinem Eydam/ die Reichs-Kleinodien/ worbey er ihm zugleich ziemliche Hofnung zur Reichs - Nachfolge mochte gemachet haben. Doch die Teutschen Reichs-Stände begehrten keinen so tapffern Herrn zu ihren Kayser zu haben/ welches allem Ansehen nach/ aus geheimen Päbstl. Intriguen herrührete. Also wehleten sie Conradum, Hertzogen in Schwaben/ der Hertzog Heinrichen wegen verweigerter Zurückgebung der Reichs-Kleinodien sogleich in den Bann thate. Ob dieses eine sattsame Ursache gewesen/ mag jeder Vernünftiger selbst beurtheilen/ und ist des eigentlichen Absehens/ welches unter der Achts-Erklährung Heinrici Leonis verborgen gestecket /

Vid. Bert. Rer. Germ. l. 2.
Id. l. cit.
Vid. Lehmann, Chron. Spir. l. 5.

Thes. VI.

Das gesamte Haus Lüneburg/ haben verschiedene desselben Printzen/ in denen Geschichten sehr brühmt gemacht.

ES ist zwar der Ursprung dieses Hoch-Fürstlichen Hauses oben mit mehrerm dargethan worden/ auf welches man sich auch beziehet; weil aber in Genealogicis alle Meinungen/ so viel als möglich beygebracht werden müssen/ üm zu sehen / welche der Wahrheit nechsten komme/ als hat man derjenigen ihre/ so die Hertzoge von Braunschweig von dem alten Grafen von Ringelheim und Altorff herleiten wollen / allhier ebenfals mit erwehnen wollen/ ungeachtet solche nicht allzurichtig zu seyn scheinet/ und ist selbige am angezogenen Orte zu finden. Von denjenigen Printzen aber/ die diesem hohen Hause einen besondern Glantz zugewendet/ stehen Hertzog Heinrich der Stoltze/ und dessen Sohn/ Heinrich der Löwe/ billig oben an; beyde waren so unglücklich / daß sie in die Kayserliche Acht verfielen/ und zwar jener bey Conrado III. dieser aber bey Friderico I. wiewohl der letztere desfals am aller unglücklichsten fuhr. Es ist nicht zuverwundern/ warum die Kayser aus den Schwäbischen Hause dem Sächsisch. Hause dermassen aufsätzig gewesen/ indem sie solches auf alle ersinnliche Art gedrücket/ und klein zumachen gesuchet; denn die Ursachen davon stehen leichte zu errathen. Die Kayser/ nehmlich aus dem letztern Hause/ als Heinricus I. Otto. I. II. und III. mochten jenen beyden Häusern etwan zu hart gefallen seyn/ derohalben wolten sie ihnen solches wieder einträncken. Hiernechst gienge sowohl der Kayser Conradus, als auch der Kayser Fridericus, damit um/ die Kayserl. Würde erblich auf sich zu bringen/ worinnen ihn aber das mächtige Haus Sachsen alzusehr im Wege stunde/ welches nothwendig gedemüthiget werden muste/ wenn der abgezielte Zweck anderst erreichet weden solte. Denn was hatte doch Hertzog Heinrich, dem die Unverständigen den Nahmen des Stoltzen gegeben/ gethan/ das der Acht werth gewesen wäre? Der sterbende Kayser Lotharius übergab ihm/ als seinem Eydam/ die Reichs-Kleinodien/ worbey er ihm zugleich ziemliche Hofnung zur Reichs - Nachfolge mochte gemachet haben. Doch die Teutschen Reichs-Stände begehrten keinen so tapffern Herrn zu ihren Kayser zu haben/ welches allem Ansehen nach/ aus geheimen Päbstl. Intriguen herrührete. Also wehleten sie Conradum, Hertzogen in Schwaben/ der Hertzog Heinrichen wegen verweigerter Zurückgebung der Reichs-Kleinodien sogleich in den Bann thate. Ob dieses eine sattsame Ursache gewesen/ mag jeder Vernünftiger selbst beurtheilen/ und ist des eigentlichen Absehens/ welches unter der Achts-Erklährung Heinrici Leonis verborgen gestecket /

Vid. Bert. Rer. Germ. l. 2.
Id. l. cit.
Vid. Lehmann, Chron. Spir. l. 5.
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        <p>Das gesamte Haus Lüneburg/ haben verschiedene desselben Printzen/ in denen                      Geschichten sehr brühmt gemacht.</p>
        <p>ES ist zwar der Ursprung dieses Hoch-Fürstlichen Hauses oben mit mehrerm                      dargethan worden/ auf welches man sich auch beziehet; weil aber in Genealogicis                      alle Meinungen/ so viel als möglich beygebracht werden müssen/ üm zu sehen /                      welche der Wahrheit nechsten komme/ als hat man derjenigen ihre/ <note place="foot">Vid. Bert. Rer. Germ. l. 2.</note> so die Hertzoge von                      Braunschweig von dem alten Grafen von Ringelheim und Altorff herleiten wollen /                      allhier ebenfals mit erwehnen wollen/ ungeachtet solche nicht allzurichtig zu                      seyn scheinet/ und ist selbige am angezogenen Orte <note place="foot">Id. l.                          cit.</note> zu finden. Von denjenigen Printzen aber/ die diesem hohen Hause                      einen besondern Glantz zugewendet/ stehen Hertzog Heinrich der Stoltze/ und                      dessen Sohn/ Heinrich der Löwe/ billig oben an; beyde waren so unglücklich /                      daß sie in die Kayserliche Acht verfielen/ und zwar jener bey Conrado III.                      dieser aber bey Friderico I. wiewohl der letztere desfals am aller                      unglücklichsten fuhr. Es ist nicht zuverwundern/ warum die Kayser aus den                      Schwäbischen Hause dem Sächsisch. Hause dermassen aufsätzig gewesen/ indem sie                      solches auf alle ersinnliche Art gedrücket/ und klein zumachen gesuchet; denn                      die Ursachen davon stehen leichte zu errathen. Die Kayser/ nehmlich aus dem                      letztern Hause/ als Heinricus I. Otto. I. II. und III. mochten jenen beyden                      Häusern etwan zu hart gefallen seyn/ derohalben wolten sie ihnen solches wieder                      einträncken. Hiernechst gienge sowohl der Kayser Conradus, als auch der Kayser                      Fridericus, damit um/ die Kayserl. Würde erblich auf sich zu bringen/ worinnen                      ihn aber das mächtige Haus Sachsen alzusehr im Wege stunde/ welches nothwendig                      gedemüthiget werden muste/ wenn der abgezielte Zweck anderst erreichet weden                      solte. Denn was hatte doch Hertzog Heinrich, dem die Unverständigen den Nahmen                      des Stoltzen gegeben/ gethan/ das der Acht werth gewesen wäre? Der sterbende                      Kayser Lotharius übergab ihm/ als seinem Eydam/ die Reichs-Kleinodien/ worbey                      er ihm zugleich ziemliche Hofnung zur Reichs - Nachfolge mochte gemachet haben.                      Doch die Teutschen Reichs-Stände begehrten keinen so tapffern Herrn zu ihren                      Kayser zu haben/ welches allem Ansehen nach/ aus geheimen Päbstl. Intriguen                      herrührete. Also wehleten sie Conradum, Hertzogen in Schwaben/ der Hertzog                      Heinrichen wegen verweigerter Zurückgebung der Reichs-Kleinodien sogleich in den                      Bann thate. <note place="foot">Vid. Lehmann, Chron. Spir. l. 5.</note> Ob dieses                      eine sattsame Ursache gewesen/ mag jeder Vernünftiger selbst beurtheilen/ und                      ist des eigentlichen Absehens/ welches unter der Achts-Erklährung Heinrici                      Leonis verborgen gestecket /
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[333/0381] Thes. VI. Das gesamte Haus Lüneburg/ haben verschiedene desselben Printzen/ in denen Geschichten sehr brühmt gemacht. ES ist zwar der Ursprung dieses Hoch-Fürstlichen Hauses oben mit mehrerm dargethan worden/ auf welches man sich auch beziehet; weil aber in Genealogicis alle Meinungen/ so viel als möglich beygebracht werden müssen/ üm zu sehen / welche der Wahrheit nechsten komme/ als hat man derjenigen ihre/ so die Hertzoge von Braunschweig von dem alten Grafen von Ringelheim und Altorff herleiten wollen / allhier ebenfals mit erwehnen wollen/ ungeachtet solche nicht allzurichtig zu seyn scheinet/ und ist selbige am angezogenen Orte zu finden. Von denjenigen Printzen aber/ die diesem hohen Hause einen besondern Glantz zugewendet/ stehen Hertzog Heinrich der Stoltze/ und dessen Sohn/ Heinrich der Löwe/ billig oben an; beyde waren so unglücklich / daß sie in die Kayserliche Acht verfielen/ und zwar jener bey Conrado III. dieser aber bey Friderico I. wiewohl der letztere desfals am aller unglücklichsten fuhr. Es ist nicht zuverwundern/ warum die Kayser aus den Schwäbischen Hause dem Sächsisch. Hause dermassen aufsätzig gewesen/ indem sie solches auf alle ersinnliche Art gedrücket/ und klein zumachen gesuchet; denn die Ursachen davon stehen leichte zu errathen. Die Kayser/ nehmlich aus dem letztern Hause/ als Heinricus I. Otto. I. II. und III. mochten jenen beyden Häusern etwan zu hart gefallen seyn/ derohalben wolten sie ihnen solches wieder einträncken. Hiernechst gienge sowohl der Kayser Conradus, als auch der Kayser Fridericus, damit um/ die Kayserl. Würde erblich auf sich zu bringen/ worinnen ihn aber das mächtige Haus Sachsen alzusehr im Wege stunde/ welches nothwendig gedemüthiget werden muste/ wenn der abgezielte Zweck anderst erreichet weden solte. Denn was hatte doch Hertzog Heinrich, dem die Unverständigen den Nahmen des Stoltzen gegeben/ gethan/ das der Acht werth gewesen wäre? Der sterbende Kayser Lotharius übergab ihm/ als seinem Eydam/ die Reichs-Kleinodien/ worbey er ihm zugleich ziemliche Hofnung zur Reichs - Nachfolge mochte gemachet haben. Doch die Teutschen Reichs-Stände begehrten keinen so tapffern Herrn zu ihren Kayser zu haben/ welches allem Ansehen nach/ aus geheimen Päbstl. Intriguen herrührete. Also wehleten sie Conradum, Hertzogen in Schwaben/ der Hertzog Heinrichen wegen verweigerter Zurückgebung der Reichs-Kleinodien sogleich in den Bann thate. Ob dieses eine sattsame Ursache gewesen/ mag jeder Vernünftiger selbst beurtheilen/ und ist des eigentlichen Absehens/ welches unter der Achts-Erklährung Heinrici Leonis verborgen gestecket / Vid. Bert. Rer. Germ. l. 2. Id. l. cit. Vid. Lehmann, Chron. Spir. l. 5.

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Zitationshilfe: Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724, S. 333. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zschackwitz_schauplatz_1724/381>, abgerufen am 21.11.2024.