Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724.

Bild:
<< vorherige Seite

dem Glantz und Ruhm dieses großmächtigsten Hauses gantz nichts. Denn obschon dessen Ursprung nicht in dem Aschen-Hauffen mehr erwehnten Wittikindi gesuchet werden darff/ so ist solcher doch Uhralt/ und gar ruhmbar. Man wird nemlich mit weit bessern Grunde fortkommen/ wann die Ableitung von den alten Grafen von Wettein und Budsetz geschicht/ deren Vorfahren vermuhtlich von einen vornehmen Sächsischen Hause entsprossen gewesen/ und die von dem Carolo Magno das Amt der Missorum regiorum, oder Königliche Stadthalter in denen Orten/ daraus nachher die Grafschaft Wettin entstanden/ mögen erhalten haben/ indem sie in dieser Würde / gleich andern ihres gleichen/ sich mit der Zeit erblich gemacht/ bis sie endlich Marggrafen zu Meissen/ geworden/ und also zum heutigen Hause Sachsen den Grund geleget haben/ zwar ist es an dem/ es wollen diese Grafen von Wettin einige auch von dem Wittikindo herleiten/ allein die Zeugnisse/ darauf sie sich gründen / sind alle aus neuen/ oder doch nicht gar zu alten Scribenten genommen/ daher auch auf solche nicht zu Fussen/ und gehet man sicherer/ wann man bekennet / daß der wahre Ursprung der Wettinischen Grafen uns unbekannt sey. Die hohe Würde eines Pfaltz-Grafen in Sachsen ist bey diesem Hause von vielen Jahrhunderten her gewesen/ wie darvon oben bereits gedacht worden. Es ist aber wegen der Pfaltzgrafen/ zu wissen/ daß es deren verschiedener Arten gegeben. Anfänglich hat man nur von einem/ nemlich von dem am Kayserlichen Hofe gewust/ der auch Comes Palatii genennet ward: Nach diesem/ und damit die Reichs-Angelegenheiten desto besser verrichtet würden/ sind deren auch in denen Reichslanden gesetzet worden / die sich doch wiederum nicht in einerley Ansehen und Gewalt befanden. Der erste Ursprung dieser Pfaltzgrafen gehöret in das sämtliche Reich/ jedoch folget daraus noch nicht / als ob der Carolus Magnus solche zuerst aufgebracht habe. Den Namen bekamen sie von der Kayserl. Wohnung und Hof-Lager/ die Phalentz oder Palenz genennet ward/ daher diese Benennung nicht von dem Lateinischen Platio hergehohlet werden darf. Weil nun die Fränckische und auch die Teutsche Kayser kein beständiges Hof-Lager hatten/ sondern dieser an dem/ ein anderer wieder an einem andern Orte solches aufschluge/ so entstunden daraus auch verschiedene ansehnliche Pfaltzgrafschaften/ sintemahl an jedem Orte/ wo sie ein Hof-Lager zu halten pflegeten/ ein Pfaltz-Graf hingesetzet wurde. Im teutschen Reiche/ ist der Pfaltz-Graf am Rhein / weil sich dieser stets um den Kayser befand/ nicht nur der erste/ sondern auch der Vornehmste gewesen/ daher er auch eigentlich der Hof-Pfaltz-Graf hiesse. Seine Würde war anfänglich nicht erblich/ sondern die Kayser gaben solche/ wem sie

Vid. Luc. Grafen-Saal. p. 749.
V. Conring Cens Diplom. Lindov. c. XI.
V. Fritsch. de Palatiis.
V. Lehm. Chron. Spir. passim Freh. orig. Palat.
Fritsch. l. eit.
V. Toln. Hist. Palat. c. 2. 3.

dem Glantz und Ruhm dieses großmächtigsten Hauses gantz nichts. Denn obschon dessen Ursprung nicht in dem Aschen-Hauffen mehr erwehnten Wittikindi gesuchet werden darff/ so ist solcher doch Uhralt/ und gar ruhmbar. Man wird nemlich mit weit bessern Grunde fortkommen/ wann die Ableitung von den alten Grafen von Wettein und Budsetz geschicht/ deren Vorfahren vermuhtlich von einen vornehmen Sächsischen Hause entsprossen gewesen/ und die von dem Carolo Magno das Amt der Missorum regiorum, oder Königliche Stadthalter in denen Orten/ daraus nachher die Grafschaft Wettin entstanden/ mögen erhalten haben/ indem sie in dieser Würde / gleich andern ihres gleichen/ sich mit der Zeit erblich gemacht/ bis sie endlich Marggrafen zu Meissen/ geworden/ und also zum heutigen Hause Sachsen den Grund geleget haben/ zwar ist es an dem/ es wollen diese Grafen von Wettin einige auch von dem Wittikindo herleiten/ allein die Zeugnisse/ darauf sie sich gründen / sind alle aus neuen/ oder doch nicht gar zu alten Scribenten genommen/ daher auch auf solche nicht zu Fussen/ und gehet man sicherer/ wann man bekennet / daß der wahre Ursprung der Wettinischen Grafen uns unbekannt sey. Die hohe Würde eines Pfaltz-Grafen in Sachsen ist bey diesem Hause von vielen Jahrhunderten her gewesen/ wie darvon oben bereits gedacht worden. Es ist aber wegen der Pfaltzgrafen/ zu wissen/ daß es deren verschiedener Arten gegeben. Anfänglich hat man nur von einem/ nemlich von dem am Kayserlichen Hofe gewust/ der auch Comes Palatii genennet ward: Nach diesem/ und damit die Reichs-Angelegenheiten desto besser verrichtet würden/ sind deren auch in denen Reichslanden gesetzet worden / die sich doch wiederum nicht in einerley Ansehen und Gewalt befanden. Der erste Ursprung dieser Pfaltzgrafen gehöret in das sämtliche Reich/ jedoch folget daraus noch nicht / als ob der Carolus Magnus solche zuerst aufgebracht habe. Den Namen bekamen sie von der Kayserl. Wohnung und Hof-Lager/ die Phalentz oder Palenz genennet ward/ daher diese Benennung nicht von dem Lateinischen Platio hergehohlet werden darf. Weil nun die Fränckische und auch die Teutsche Kayser kein beständiges Hof-Lager hatten/ sondern dieser an dem/ ein anderer wieder an einem andern Orte solches aufschluge/ so entstunden daraus auch verschiedene ansehnliche Pfaltzgrafschaften/ sintemahl an jedem Orte/ wo sie ein Hof-Lager zu halten pflegeten/ ein Pfaltz-Graf hingesetzet wurde. Im teutschen Reiche/ ist der Pfaltz-Graf am Rhein / weil sich dieser stets um den Kayser befand/ nicht nur der erste/ sondern auch der Vornehmste gewesen/ daher er auch eigentlich der Hof-Pfaltz-Graf hiesse. Seine Würde war anfänglich nicht erblich/ sondern die Kayser gaben solche/ wem sie

Vid. Luc. Grafen-Saal. p. 749.
V. Conring Cens Diplom. Lindov. c. XI.
V. Fritsch. de Palatiis.
V. Lehm. Chron. Spir. passim Freh. orig. Palat.
Fritsch. l. eit.
V. Toln. Hist. Palat. c. 2. 3.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0386" n="338"/>
dem Glantz und Ruhm dieses                      großmächtigsten Hauses gantz nichts. Denn obschon dessen Ursprung nicht in dem                      Aschen-Hauffen mehr erwehnten Wittikindi gesuchet werden darff/ so ist solcher                      doch Uhralt/ und gar ruhmbar. Man wird nemlich mit weit bessern Grunde                      fortkommen/ wann die Ableitung von den alten Grafen von Wettein und Budsetz                      geschicht/ deren Vorfahren vermuhtlich von einen vornehmen Sächsischen Hause                      entsprossen gewesen/ und die von dem Carolo Magno das Amt der Missorum                      regiorum, oder Königliche Stadthalter in denen Orten/ daraus nachher die                      Grafschaft Wettin entstanden/ mögen erhalten haben/ indem sie in dieser Würde                     / gleich andern ihres gleichen/ sich mit der Zeit erblich gemacht/ bis sie                      endlich Marggrafen zu Meissen/ geworden/ und also zum heutigen Hause Sachsen                      den Grund geleget haben/ zwar ist es an dem/ es wollen diese Grafen von Wettin                      einige auch von dem Wittikindo herleiten/ <note place="foot">Vid. Luc.                          Grafen-Saal. p. 749.</note> allein die Zeugnisse/ darauf sie sich gründen /                      sind alle aus neuen/ oder doch nicht gar zu alten Scribenten genommen/ daher                      auch auf solche nicht zu Fussen/ und gehet man sicherer/ wann man bekennet /                      daß der wahre Ursprung der Wettinischen Grafen uns unbekannt sey. Die hohe Würde                      eines Pfaltz-Grafen in Sachsen ist bey diesem Hause von vielen Jahrhunderten her                      gewesen/ wie darvon oben bereits gedacht worden. Es ist aber wegen der                      Pfaltzgrafen/ zu wissen/ daß es deren verschiedener Arten gegeben. Anfänglich                      hat man nur von einem/ nemlich von dem am Kayserlichen Hofe gewust/ <note place="foot">V. Conring Cens Diplom. Lindov. c. XI.</note> der auch Comes                      Palatii genennet ward: Nach diesem/ und damit die Reichs-Angelegenheiten desto                      besser verrichtet würden/ sind deren auch in denen Reichslanden gesetzet worden                     / die sich doch wiederum nicht in einerley Ansehen und Gewalt befanden. Der                      erste Ursprung dieser Pfaltzgrafen gehöret in das sämtliche Reich/ <note place="foot">V. Fritsch. de Palatiis.</note> jedoch folget daraus noch nicht                     / als ob der Carolus Magnus solche zuerst aufgebracht habe. Den Namen bekamen                      sie von der Kayserl. Wohnung und Hof-Lager/ die Phalentz <note place="foot">V.                          Lehm. Chron. Spir. passim Freh. orig. Palat.</note> oder Palenz genennet                      ward/ daher diese Benennung nicht von dem Lateinischen Platio hergehohlet                      werden darf. Weil nun die Fränckische und auch die Teutsche Kayser kein                      beständiges Hof-Lager hatten/ sondern dieser an dem/ ein anderer wieder an                      einem andern Orte solches aufschluge/ so entstunden daraus auch verschiedene                      ansehnliche Pfaltzgrafschaften/ sintemahl an jedem Orte/ wo sie ein Hof-Lager                      zu halten pflegeten/ ein Pfaltz-Graf hingesetzet wurde. <note place="foot">Fritsch. l. eit.</note> Im teutschen Reiche/ ist der Pfaltz-Graf am Rhein                     / weil sich dieser stets um den Kayser befand/ nicht nur der erste/ sondern                      auch der Vornehmste gewesen/ <note place="foot">V. Toln. Hist. Palat. c. 2.                          3.</note> daher er auch eigentlich der Hof-Pfaltz-Graf hiesse. Seine Würde                      war anfänglich nicht erblich/ sondern die Kayser gaben solche/ wem sie
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[338/0386] dem Glantz und Ruhm dieses großmächtigsten Hauses gantz nichts. Denn obschon dessen Ursprung nicht in dem Aschen-Hauffen mehr erwehnten Wittikindi gesuchet werden darff/ so ist solcher doch Uhralt/ und gar ruhmbar. Man wird nemlich mit weit bessern Grunde fortkommen/ wann die Ableitung von den alten Grafen von Wettein und Budsetz geschicht/ deren Vorfahren vermuhtlich von einen vornehmen Sächsischen Hause entsprossen gewesen/ und die von dem Carolo Magno das Amt der Missorum regiorum, oder Königliche Stadthalter in denen Orten/ daraus nachher die Grafschaft Wettin entstanden/ mögen erhalten haben/ indem sie in dieser Würde / gleich andern ihres gleichen/ sich mit der Zeit erblich gemacht/ bis sie endlich Marggrafen zu Meissen/ geworden/ und also zum heutigen Hause Sachsen den Grund geleget haben/ zwar ist es an dem/ es wollen diese Grafen von Wettin einige auch von dem Wittikindo herleiten/ allein die Zeugnisse/ darauf sie sich gründen / sind alle aus neuen/ oder doch nicht gar zu alten Scribenten genommen/ daher auch auf solche nicht zu Fussen/ und gehet man sicherer/ wann man bekennet / daß der wahre Ursprung der Wettinischen Grafen uns unbekannt sey. Die hohe Würde eines Pfaltz-Grafen in Sachsen ist bey diesem Hause von vielen Jahrhunderten her gewesen/ wie darvon oben bereits gedacht worden. Es ist aber wegen der Pfaltzgrafen/ zu wissen/ daß es deren verschiedener Arten gegeben. Anfänglich hat man nur von einem/ nemlich von dem am Kayserlichen Hofe gewust/ der auch Comes Palatii genennet ward: Nach diesem/ und damit die Reichs-Angelegenheiten desto besser verrichtet würden/ sind deren auch in denen Reichslanden gesetzet worden / die sich doch wiederum nicht in einerley Ansehen und Gewalt befanden. Der erste Ursprung dieser Pfaltzgrafen gehöret in das sämtliche Reich/ jedoch folget daraus noch nicht / als ob der Carolus Magnus solche zuerst aufgebracht habe. Den Namen bekamen sie von der Kayserl. Wohnung und Hof-Lager/ die Phalentz oder Palenz genennet ward/ daher diese Benennung nicht von dem Lateinischen Platio hergehohlet werden darf. Weil nun die Fränckische und auch die Teutsche Kayser kein beständiges Hof-Lager hatten/ sondern dieser an dem/ ein anderer wieder an einem andern Orte solches aufschluge/ so entstunden daraus auch verschiedene ansehnliche Pfaltzgrafschaften/ sintemahl an jedem Orte/ wo sie ein Hof-Lager zu halten pflegeten/ ein Pfaltz-Graf hingesetzet wurde. Im teutschen Reiche/ ist der Pfaltz-Graf am Rhein / weil sich dieser stets um den Kayser befand/ nicht nur der erste/ sondern auch der Vornehmste gewesen/ daher er auch eigentlich der Hof-Pfaltz-Graf hiesse. Seine Würde war anfänglich nicht erblich/ sondern die Kayser gaben solche/ wem sie Vid. Luc. Grafen-Saal. p. 749. V. Conring Cens Diplom. Lindov. c. XI. V. Fritsch. de Palatiis. V. Lehm. Chron. Spir. passim Freh. orig. Palat. Fritsch. l. eit. V. Toln. Hist. Palat. c. 2. 3.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zschackwitz_schauplatz_1724
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zschackwitz_schauplatz_1724/386
Zitationshilfe: Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724, S. 338. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zschackwitz_schauplatz_1724/386>, abgerufen am 24.11.2024.