Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724.sonderlich/ wenn diese Unternehmungen sie nicht selbst alleine/ sondern auch Frembde und fast das gantze Menschliche Geschlecht angehen. Die Fehler der Privat - Personen/ bringen nur einen geringen Schaden/ und seynd selbige nach der Gewalt und Reputation derjenigen eingerichtet/ die solche begehen. Die Exempel der Könige aber/ deren Gewalt und renommee sich durch den gantzen Erdboden ausbreitet/ sind auf eine gar andere Weise gefährlich/ und dafern solche nicht gut und heilsam/ so bringen sie groß Unglück und Trübseligkeiten hervor. Da nun nachdem vor mehr/ als tausend Jahren/ beschehenen Verfall des Römischen Reichs/ nichts bemerckens - würdiger in Europa sich zugetragen/ als der grosse Streit/ welcher über die Erbfolge von Spanien sich erhoben; Und indem Seine Portugiesische Majestät/ vor gut angesehen/ ihre Rahtschläge und Waffen/ mit Ihro Käyserlichen Majestät/ der Königin von Groß - Britannien / und den General Staaten der vereinigten Niederlande zusammen zu setzen/ und den Enckel des Allerchristlichsten Königes/ von den Spanischen Thron zu stossen / und dagegen den Durchl. Printz Carl, Ertz-Hertzogen von Oestereich/ auf selbigen zu erheben; So hat dieselbe/ für dienlich erachtet/ diejenigen Uhrsachen der gantzen Welt vorzustellen/ um welcher Seine Portugiesische Majestät/ diese resolution ergriffen haben/ die vermittelst der Hülffe GOttes / als der Quelle und Ursprung aller Gerechtigkeit/ und alles Guten/ dem gemeinen Wesen/ sehr vorträglich seyn wird. Es ist also gnugsam bekannt/ daß bald nach dem Ryßwickischen Frieden/ der König von Spanien/ Carl II. welcher von Natur einer gar schwachen complexion gewesen/ in eine Kranckheit verfallen / wodurch er drey Jahr lang Macht - und Kraftloß geblieben/ und daß/ währender solcher Zeit/ die Engelländer und Holländer/ als sie gesehen/ daß Franckreich sich in den Besitz der völligen Erbschaft/ des Catholischen Königes zu setzen / bedacht wäre/ um sich/ durch Erlangung dieser reichen Beute/ den Weeg zur Spanischen Universal - Monarchie zu eröffnen/ nach Mitteln getrachtet/ Europa von dem Joche/ welches demselben zubereitet wurde/ zu befreyen/ und die gemeine Ruhe und Sicherheit zu erhalten. Zu solchem Ende liessen sie sich mit Franckreich in Tractaten ein/ und verglichen sich mit einander/ daß/ wenn der Catholische König ohne Kinder absterben würde/ seine Erbschaft in 2. Theile solte getheilet werden/ davon die eine dem Dauphin, die andere aber dem Ertz - Hertzog Carln, zweyten Sohn des Käysers/ gehören und zukommen solte. Dem Dauphin, gab man/ was die Spanier in Italien besitzen/ samt Sicilien und die Provintz Guipiscoa; dem Ertz - Hertzog ließ man hingegen im Besitz des übrigen Theils von Spanien/ nebst allem/ was dieser Monarchie in America zustehet. Der König von Franckreich/ schlug diese conditiones nicht aus; und der Tractat, wurde so wol von ein - als andern Seite unterschrieben. Allein/ da der Catholische König Nachricht davon erhielte/ war selbiger mit der sonderlich/ wenn diese Unternehmungen sie nicht selbst alleine/ sondern auch Frembde und fast das gantze Menschliche Geschlecht angehen. Die Fehler der Privat - Personen/ bringen nur einen geringen Schaden/ und seynd selbige nach der Gewalt und Reputation derjenigen eingerichtet/ die solche begehen. Die Exempel der Könige aber/ deren Gewalt und renommée sich durch den gantzen Erdboden ausbreitet/ sind auf eine gar andere Weise gefährlich/ und dafern solche nicht gut und heilsam/ so bringen sie groß Unglück und Trübseligkeiten hervor. Da nun nachdem vor mehr/ als tausend Jahren/ beschehenen Verfall des Römischen Reichs/ nichts bemerckens - würdiger in Europa sich zugetragen/ als der grosse Streit/ welcher über die Erbfolge von Spanien sich erhoben; Und indem Seine Portugiesische Majestät/ vor gut angesehen/ ihre Rahtschläge und Waffen/ mit Ihro Käyserlichen Majestät/ der Königin von Groß - Britannien / und den General Staaten der vereinigten Niederlande zusammen zu setzen/ und den Enckel des Allerchristlichsten Königes/ von den Spanischen Thron zu stossen / und dagegen den Durchl. Printz Carl, Ertz-Hertzogen von Oestereich/ auf selbigen zu erheben; So hat dieselbe/ für dienlich erachtet/ diejenigen Uhrsachen der gantzen Welt vorzustellen/ um welcher Seine Portugiesische Majestät/ diese resolution ergriffen haben/ die vermittelst der Hülffe GOttes / als der Quelle und Ursprung aller Gerechtigkeit/ und alles Guten/ dem gemeinen Wesen/ sehr vorträglich seyn wird. Es ist also gnugsam bekannt/ daß bald nach dem Ryßwickischen Frieden/ der König von Spanien/ Carl II. welcher von Natur einer gar schwachen complexion gewesen/ in eine Kranckheit verfallen / wodurch er drey Jahr lang Macht - und Kraftloß geblieben/ und daß/ währender solcher Zeit/ die Engelländer und Holländer/ als sie gesehen/ daß Franckreich sich in den Besitz der völligen Erbschaft/ des Catholischen Königes zu setzen / bedacht wäre/ um sich/ durch Erlangung dieser reichen Beute/ den Weeg zur Spanischen Universal - Monarchie zu eröffnen/ nach Mitteln getrachtet/ Europa von dem Joche/ welches demselben zubereitet wurde/ zu befreyen/ und die gemeine Ruhe und Sicherheit zu erhalten. Zu solchem Ende liessen sie sich mit Franckreich in Tractaten ein/ und verglichen sich mit einander/ daß/ wenn der Catholische König ohne Kinder absterben würde/ seine Erbschaft in 2. Theile solte getheilet werden/ davon die eine dem Dauphin, die andere aber dem Ertz - Hertzog Carln, zweyten Sohn des Käysers/ gehören und zukommen solte. Dem Dauphin, gab man/ was die Spanier in Italien besitzen/ samt Sicilien und die Provintz Guipiscoa; dem Ertz - Hertzog ließ man hingegen im Besitz des übrigen Theils von Spanien/ nebst allem/ was dieser Monarchie in America zustehet. Der König von Franckreich/ schlug diese conditiones nicht aus; und der Tractat, wurde so wol von ein - als andern Seite unterschrieben. Allein/ da der Catholische König Nachricht davon erhielte/ war selbiger mit der <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0060" n="18"/> sonderlich/ wenn diese Unternehmungen sie nicht selbst alleine/ sondern auch Frembde und fast das gantze Menschliche Geschlecht angehen. Die Fehler der Privat - Personen/ bringen nur einen geringen Schaden/ und seynd selbige nach der Gewalt und Reputation derjenigen eingerichtet/ die solche begehen. Die Exempel der Könige aber/ deren Gewalt und renommée sich durch den gantzen Erdboden ausbreitet/ sind auf eine gar andere Weise gefährlich/ und dafern solche nicht gut und heilsam/ so bringen sie groß Unglück und Trübseligkeiten hervor. Da nun nachdem vor mehr/ als tausend Jahren/ beschehenen Verfall des Römischen Reichs/ nichts bemerckens - würdiger in Europa sich zugetragen/ als der grosse Streit/ welcher über die Erbfolge von Spanien sich erhoben; Und indem Seine Portugiesische Majestät/ vor gut angesehen/ ihre Rahtschläge und Waffen/ mit Ihro Käyserlichen Majestät/ der Königin von Groß - Britannien / und den General Staaten der vereinigten Niederlande zusammen zu setzen/ und den Enckel des Allerchristlichsten Königes/ von den Spanischen Thron zu stossen / und dagegen den Durchl. Printz Carl, Ertz-Hertzogen von Oestereich/ auf selbigen zu erheben; So hat dieselbe/ für dienlich erachtet/ diejenigen Uhrsachen der gantzen Welt vorzustellen/ um welcher Seine Portugiesische Majestät/ diese resolution ergriffen haben/ die vermittelst der Hülffe GOttes / als der Quelle und Ursprung aller Gerechtigkeit/ und alles Guten/ dem gemeinen Wesen/ sehr vorträglich seyn wird. Es ist also gnugsam bekannt/ daß bald nach dem Ryßwickischen Frieden/ der König von Spanien/ Carl II. welcher von Natur einer gar schwachen complexion gewesen/ in eine Kranckheit verfallen / wodurch er drey Jahr lang Macht - und Kraftloß geblieben/ und daß/ währender solcher Zeit/ die Engelländer und Holländer/ als sie gesehen/ daß Franckreich sich in den Besitz der völligen Erbschaft/ des Catholischen Königes zu setzen / bedacht wäre/ um sich/ durch Erlangung dieser reichen Beute/ den Weeg zur Spanischen Universal - Monarchie zu eröffnen/ nach Mitteln getrachtet/ Europa von dem Joche/ welches demselben zubereitet wurde/ zu befreyen/ und die gemeine Ruhe und Sicherheit zu erhalten. Zu solchem Ende liessen sie sich mit Franckreich in Tractaten ein/ und verglichen sich mit einander/ daß/ wenn der Catholische König ohne Kinder absterben würde/ seine Erbschaft in 2. Theile solte getheilet werden/ davon die eine dem Dauphin, die andere aber dem Ertz - Hertzog Carln, zweyten Sohn des Käysers/ gehören und zukommen solte. Dem Dauphin, gab man/ was die Spanier in Italien besitzen/ samt Sicilien und die Provintz Guipiscoa; dem Ertz - Hertzog ließ man hingegen im Besitz des übrigen Theils von Spanien/ nebst allem/ was dieser Monarchie in America zustehet. Der König von Franckreich/ schlug diese conditiones nicht aus; und der Tractat, wurde so wol von ein - als andern Seite unterschrieben. Allein/ da der Catholische König Nachricht davon erhielte/ war selbiger mit der </p> </div> </body> </text> </TEI> [18/0060]
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Zitationshilfe: | Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zschackwitz_schauplatz_1724/60>, abgerufen am 17.02.2025. |