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Zschokke, Heinrich: Der todte Gast. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 11. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [59]–219. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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versprochen; aber sie hörte doch auch die Süßigkeiten eines so vornehmen und gütigen Herrn nicht mit Verdruß, denn ein Mädchen kann selten auf Den böse werden, von dem es verehrt wird.

Wenige Tage vor dem Balltage -- schon waren die Maskenkleider fertig -- kam Altenkreuz sehr düster und verstimmt in Meister Vogel's Haus. Er bat den Meister, ein Wort mit ihm allein zu reden, und sie entfernten sich.

Meister, sagte er, ich bin in schwerer Verlegenheit. Ihr, wenn Ihr wollet, könnet mir aus der Noth helfen, und ich will es Euch besser lohnen, wenn Ihr mir den Gefallen erweiset, als wenn Ihr mir das ganze Jahr Ballkleider nähtet.

Ich bin Ew. Gnaden allzeit gehorsamer Diener! versetzte mit Verbeugung und lächelnder Miene der Schneider.

Denkt nur, Meister, sagte Altenkreuz ferner, mein Fräulein, das ich zum Tanz führen sollte, ist krank geworden und läßt mir absagen. Alle andern Herren haben ihre Tänzerinnen, und, Ihr wißt es, meistens Bürgerstöchter aus der Stadt. Nun steh' ich da, ohne meine andere Hälfte. Ich könnte sie wohl noch in den Familien der Rathsherren und Kaufleute finden, aber welcher passen die Ballkleider? Ihr seht, Meister, ich muß Euch schlechterdings um Eure Tochter bitten. Ihr selbst habt ihr ja die Anzüge auf den Leib gemessen. Ihr müßt sie bitten.

versprochen; aber sie hörte doch auch die Süßigkeiten eines so vornehmen und gütigen Herrn nicht mit Verdruß, denn ein Mädchen kann selten auf Den böse werden, von dem es verehrt wird.

Wenige Tage vor dem Balltage — schon waren die Maskenkleider fertig — kam Altenkreuz sehr düster und verstimmt in Meister Vogel's Haus. Er bat den Meister, ein Wort mit ihm allein zu reden, und sie entfernten sich.

Meister, sagte er, ich bin in schwerer Verlegenheit. Ihr, wenn Ihr wollet, könnet mir aus der Noth helfen, und ich will es Euch besser lohnen, wenn Ihr mir den Gefallen erweiset, als wenn Ihr mir das ganze Jahr Ballkleider nähtet.

Ich bin Ew. Gnaden allzeit gehorsamer Diener! versetzte mit Verbeugung und lächelnder Miene der Schneider.

Denkt nur, Meister, sagte Altenkreuz ferner, mein Fräulein, das ich zum Tanz führen sollte, ist krank geworden und läßt mir absagen. Alle andern Herren haben ihre Tänzerinnen, und, Ihr wißt es, meistens Bürgerstöchter aus der Stadt. Nun steh' ich da, ohne meine andere Hälfte. Ich könnte sie wohl noch in den Familien der Rathsherren und Kaufleute finden, aber welcher passen die Ballkleider? Ihr seht, Meister, ich muß Euch schlechterdings um Eure Tochter bitten. Ihr selbst habt ihr ja die Anzüge auf den Leib gemessen. Ihr müßt sie bitten.

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[0082] versprochen; aber sie hörte doch auch die Süßigkeiten eines so vornehmen und gütigen Herrn nicht mit Verdruß, denn ein Mädchen kann selten auf Den böse werden, von dem es verehrt wird. Wenige Tage vor dem Balltage — schon waren die Maskenkleider fertig — kam Altenkreuz sehr düster und verstimmt in Meister Vogel's Haus. Er bat den Meister, ein Wort mit ihm allein zu reden, und sie entfernten sich. Meister, sagte er, ich bin in schwerer Verlegenheit. Ihr, wenn Ihr wollet, könnet mir aus der Noth helfen, und ich will es Euch besser lohnen, wenn Ihr mir den Gefallen erweiset, als wenn Ihr mir das ganze Jahr Ballkleider nähtet. Ich bin Ew. Gnaden allzeit gehorsamer Diener! versetzte mit Verbeugung und lächelnder Miene der Schneider. Denkt nur, Meister, sagte Altenkreuz ferner, mein Fräulein, das ich zum Tanz führen sollte, ist krank geworden und läßt mir absagen. Alle andern Herren haben ihre Tänzerinnen, und, Ihr wißt es, meistens Bürgerstöchter aus der Stadt. Nun steh' ich da, ohne meine andere Hälfte. Ich könnte sie wohl noch in den Familien der Rathsherren und Kaufleute finden, aber welcher passen die Ballkleider? Ihr seht, Meister, ich muß Euch schlechterdings um Eure Tochter bitten. Ihr selbst habt ihr ja die Anzüge auf den Leib gemessen. Ihr müßt sie bitten.

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T14:15:44Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T14:15:44Z)

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Zitationshilfe: Zschokke, Heinrich: Der todte Gast. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 11. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [59]–219. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zschokke_gast_1910/82>, abgerufen am 21.11.2024.