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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Von den Baum-und Staud-Gewächsen.
[Spaltenumbruch] haltet die Julos, oder zasichte Zapfen für die
rechte blühte dieses baums/ und zwar nicht
ohne ursach/ weil sie alle eigenschafft der
blühte haben. Die Frucht oder Nuß ist mit
einer dreyfachen Decke verwahret; Erstlich/
und zwar äusserlich ist eine grüne/ dicke/
safftige schelffe/ von welcher der Nußsche[l]f-
fen-safft und farb bereitet wird/ diese thut
sich mit der zeit auff/ spaltet sich in zwey
theil/ und fället ab. Demnach erzeiget sich
die andere/ und zwar holtzichte harte schale/
so viel runtzeln hat/ diese bleibet fest ver-
schlossen/ biß man sie eröffnet/ alßdenn spal-
tet sie sich auch in zwey theil. Plinius nen-
net sie die zweyspaltige Nußhöle. Nach
dieser folget ein dünnes/ gelbes häutlein/ in
welchem der schnee-weisse kern stecket/ dersel-
be wird mit einem kreutzweiß gestalten hol-
tzichten blättlein in vier theil abgetheilet:
diese dünne holtzichte blättlein werden bey
den Lateineren Nauci genennet/ wir Teut-
schen heissen es das böglein oder Nußsätte-
lein/ von diesem ist das Sprichwort erwach-
sen/ nauci non facio, ich achte es nicht eines
Nuß-sattels werth.

Die Nuß werden der grösse/ figur/ har-
tigkeit und geschmack-halben in viel arten
und gattungen abgetheilet: denn 1. ist die
Nux juglans s. Regia vulgaris, die gemeine
Nuß/ deren kerne sich von der hülsen schwer-
lich lösen und schälen laßt. 2. die Pferd-oder
Welsche-Nuß/ Nux caballina, die offt so
groß/ als ein mittelmäßiger Apffel wird;
ihr kern aber ist klein/ und füllt die höle der
schalen nicht auß/ hat auch so guten ge-
schmack nicht als die vorige. 3. Die Nux
juglans fructu tenero, & fragili putamine;
die
Nuß mit dünner leicht zerbrüchlicher scha-
len. 4. Nux juglans fructu serotino, späthe
Nuß/ deren blätter und früchte erst umb
St. Johann-tag herfürkommen/ hernach
aber mit den übrigen Nussen zeitigen; der-
gleichen hat Joh. Bauhinus umb Zürich/ Da-
lechampius
umb Lyon herumb gesehen.
5. Nux juglans folio serrato, Nußbaum mit
zerkerfften blätteren/ und längeren zarteren
Nussen. 6. Nux juglans alba & nigra Virgi-
nensis,
schwartze und weisse Virginische Nuß/
welche kleiner als die vorigen/ aber ein sehr
harte schalen haben: under diesen soll ein
gattung seyn/ die einen sehr safftigen kernen
hat/ auß welchem sie einen milch-safft pres-
sen/ und zu den Speisen gebrauchen.

Es verachten die Nußbäume kein Erd-
reich/ sondern kommen in einem jeden grund
wohl fort/ allein trocken Erdreich und er-
habene örter sind ihnen am angenehmsten.
Auff der ebene wachsen sie auch wohl auff/
gestalten an dem Rheinstrom grosse plätze
damit besetzet sind. Weil diese bäume sich
weit außbreiten/ dörffen sie under viertzig
schuh nicht zusammen genähert werden/ da-
mit nicht einer dem anderen in dem wachß-
thumb hinderlich seye. Ob gleich das Nuß-
baum-holtz ein festes und daurhafftes holtz
ist/ auß welchem schönes schrein-und taffel-
werck gemachet wird/ so sind sie doch in sich
selbsten weiche bäume/ welche im harten
winter leichtlich erfrieren. Worbey zuerin-
neren/ wenn je die Nußbäume erfroren sind/
daß man sie nicht alsobald vom grund auß
[Spaltenumbruch] hinweg hawe/ sondern nur die erfrorenen
äste davon schneide/ und die grünen st[e]hen
lasse/ oder allesambt gleich stümle/ denn es
kan geschehen/ daß wenn der baum nicht zu
alt ist/ derselbige im folgenden Sommer
wider außschläget/ und newe äste treibet:
auff solche weiß bekleiden sie sich wider schön/
und gelangen zu voriger Fruchtbarkeit.

Jhre Dolden oder Blust-zapffen ereignen
sich mit den blättern im Aprill/ und der
früchte zeitigung geschihet im Herbstmonat/
welche eher ihre zeitigung erlangen/ die wer-
den von dem Augstmonat/ Augst-nüsse
geheissen.

Die Nußbäume bedörffen keiner sonder-
baren Wart/ sondern wachsen von sich selbst
auff/ in hecken und gesträuchen/ dahin die
Nüsse fallen. Wil man sie aber pflantzen/
so soll man darzu gute kernen erwehlen/ die
kan man alßbald nach abgang des winters
stecken/ und mit der spitzen under sich keh-
ren/ aber auff solche weise haben sie wohl
15. oder 20. Jahr/ ehe sie früchte tragen/ zu
wachsen. Etliche rathen/ man solle die Nüs-
se bevor fünff tag lang in eines jungen Kin-
des harn/ oder in Küh-milch legen/ so wer-
den desselben Früchte so süß/ als Mandeln/
sollen auch wenig öl haben/ und also gar
nicht schädlich seyn in dem essen. Von den
schossen/ so von den wurtzeln an dem stamm
herfürkommen/ können sie auch fortgepflan-
tzet werden. Das peltzen ist an ihnen heuti-
ges tags nicht üblich/ wiewohl vor alters/
alß Palladius anzeiget/ das zweigen auch mit
ihnen fürgenommen worden. Aber die er-
fahrung hat biß anhero gelehret/ daß die
Nußbäume und Pechbäume durchs impffen
nicht gebessert werden/ oder nicht wohl fort-
kommen.

Jm Wintermonat können die Nüsse auch
gesteckt werden/ wie die Mandeln/ wenn die
schosse zwey oder drey Jahr erreichet/ sollen
sie außgegraben und versetzet werden. Wie
öffter ein Nußbaum versetzet wird/ je bessere
Frucht er träget/ wenn man die jungen stäm-
mer an den ort setzet/ da sie bleiben sollen/ so
soll es nach der schnur zeilweiß geschehen/ und
der raum zwischen zweyen Bäumen auff
40. Schuh sich erstrecken. Jm setzen soll man
eine steinerne schale oder einen breiten hafen-
scherben under die wurtzel legen/ daß er kei-
ne der künfftigen Fruchtbarkeit sehr hinder-
liche spitz-wurtzel under sich in die Erden
treibe/ sondern dieselben auff der seiten be-
komme/ und der Baum fruchtreich werde.
Wer junge Nuß-stämmer in seinem Gar-
ten oder Feld pflantzen wil/ der nehme in ob-
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Bäume-oder Früchte im Garten den Tag
übergehe/ sondern an solche örter/ da der
schatten ausserhalb des Gartens gewendet
werde: Denn solcher schatten nicht zwar den
Menschen/ wie etliche auß falsch-eingebilde-
tem wahn fürgegeben/ sondern dem wachß-
thum der Neben-gewächsen schädlich. Dero-
wegen auffsichtige haußvätter geben in jhren
Garten dem Nußbaum seine stelle gegen
Mitternacht/ damit der schatten über den
Garten hinauß falle; andere setzen ihn an
die rangen oder wege/ daß er die Feldfrüchte
nicht hindere/ und schadet ihm nicht/ ob er

gleich
Q 2

Von den Baum-und Staud-Gewaͤchſen.
[Spaltenumbruch] haltet die Julos, oder zaſichte Zapfen fuͤr die
rechte bluͤhte dieſes baums/ und zwar nicht
ohne urſach/ weil ſie alle eigenſchafft der
bluͤhte haben. Die Frucht oder Nuß iſt mit
einer dreyfachen Decke verwahret; Erſtlich/
und zwar aͤuſſerlich iſt eine gruͤne/ dicke/
ſafftige ſchelffe/ von welcher der Nußſche[l]f-
fen-ſafft und farb bereitet wird/ dieſe thut
ſich mit der zeit auff/ ſpaltet ſich in zwey
theil/ und faͤllet ab. Demnach erzeiget ſich
die andere/ und zwar holtzichte harte ſchale/
ſo viel runtzeln hat/ dieſe bleibet feſt ver-
ſchloſſen/ biß man ſie eroͤffnet/ alßdenn ſpal-
tet ſie ſich auch in zwey theil. Plinius nen-
net ſie die zweyſpaltige Nußhoͤle. Nach
dieſer folget ein duͤnnes/ gelbes haͤutlein/ in
welchem der ſchnee-weiſſe kern ſtecket/ derſel-
be wird mit einem kreutzweiß geſtalten hol-
tzichten blaͤttlein in vier theil abgetheilet:
dieſe duͤnne holtzichte blaͤttlein werden bey
den Lateineren Nauci genennet/ wir Teut-
ſchen heiſſen es das boͤglein oder Nußſaͤtte-
lein/ von dieſem iſt das Sprichwort erwach-
ſen/ nauci non facio, ich achte es nicht eines
Nuß-ſattels werth.

Die Nuß werden der groͤſſe/ figur/ har-
tigkeit und geſchmack-halben in viel arten
und gattungen abgetheilet: denn 1. iſt die
Nux juglans ſ. Regia vulgaris, die gemeine
Nuß/ deren kerne ſich von der huͤlſen ſchwer-
lich loͤſen und ſchaͤlen laßt. 2. die Pferd-oder
Welſche-Nuß/ Nux caballina, die offt ſo
groß/ als ein mittelmaͤßiger Apffel wird;
ihr kern aber iſt klein/ und fuͤllt die hoͤle der
ſchalen nicht auß/ hat auch ſo guten ge-
ſchmack nicht als die vorige. 3. Die Nux
juglans fructu tenero, & fragili putamine;
die
Nuß mit duͤnner leicht zerbruͤchlicher ſcha-
len. 4. Nux juglans fructu ſerotino, ſpaͤthe
Nuß/ deren blaͤtter und fruͤchte erſt umb
St. Johann-tag herfuͤrkommen/ hernach
aber mit den uͤbrigen Nuſſen zeitigen; der-
gleichen hat Joh. Bauhinus umb Zuͤrich/ Da-
lechampius
umb Lyon herumb geſehen.
5. Nux juglans folio ſerrato, Nußbaum mit
zerkerfften blaͤtteren/ und laͤngeren zarteren
Nuſſen. 6. Nux juglans alba & nigra Virgi-
nenſis,
ſchwartze und weiſſe Virginiſche Nuß/
welche kleiner als die vorigen/ aber ein ſehr
harte ſchalen haben: under dieſen ſoll ein
gattung ſeyn/ die einen ſehr ſafftigen kernen
hat/ auß welchem ſie einen milch-ſafft preſ-
ſen/ und zu den Speiſen gebrauchen.

Es verachten die Nußbaͤume kein Erd-
reich/ ſondern kommen in einem jeden grund
wohl fort/ allein trocken Erdreich und er-
habene oͤrter ſind ihnen am angenehmſten.
Auff der ebene wachſen ſie auch wohl auff/
geſtalten an dem Rheinſtrom groſſe plaͤtze
damit beſetzet ſind. Weil dieſe baͤume ſich
weit außbreiten/ doͤrffen ſie under viertzig
ſchuh nicht zuſammen genaͤhert werden/ da-
mit nicht einer dem anderen in dem wachß-
thumb hinderlich ſeye. Ob gleich das Nuß-
baum-holtz ein feſtes und daurhafftes holtz
iſt/ auß welchem ſchoͤnes ſchrein-und taffel-
werck gemachet wird/ ſo ſind ſie doch in ſich
ſelbſten weiche baͤume/ welche im harten
winter leichtlich erfrieren. Worbey zuerin-
neren/ wenn je die Nußbaͤume erfroren ſind/
daß man ſie nicht alſobald vom grund auß
[Spaltenumbruch] hinweg hawe/ ſondern nur die erfrorenen
aͤſte davon ſchneide/ und die gruͤnen ſt[e]hen
laſſe/ oder alleſambt gleich ſtuͤmle/ denn es
kan geſchehen/ daß wenn der baum nicht zu
alt iſt/ derſelbige im folgenden Sommer
wider außſchlaͤget/ und newe aͤſte treibet:
auff ſolche weiß bekleiden ſie ſich wider ſchoͤn/
und gelangen zu voriger Fruchtbarkeit.

Jhre Dolden oder Bluſt-zapffen ereignen
ſich mit den blaͤttern im Aprill/ und der
fruͤchte zeitigung geſchihet im Herbſtmonat/
welche eher ihre zeitigung erlangen/ die wer-
den von dem Augſtmonat/ Augſt-nuͤſſe
geheiſſen.

Die Nußbaͤume bedoͤrffen keiner ſonder-
baren Wart/ ſondern wachſen von ſich ſelbſt
auff/ in hecken und geſtraͤuchen/ dahin die
Nuͤſſe fallen. Wil man ſie aber pflantzen/
ſo ſoll man darzu gute kernen erwehlen/ die
kan man alßbald nach abgang des winters
ſtecken/ und mit der ſpitzen under ſich keh-
ren/ aber auff ſolche weiſe haben ſie wohl
15. oder 20. Jahr/ ehe ſie fruͤchte tragen/ zu
wachſen. Etliche rathen/ man ſolle die Nuͤſ-
ſe bevor fuͤnff tag lang in eines jungen Kin-
des harn/ oder in Kuͤh-milch legen/ ſo wer-
den deſſelben Fruͤchte ſo ſuͤß/ als Mandeln/
ſollen auch wenig oͤl haben/ und alſo gar
nicht ſchaͤdlich ſeyn in dem eſſen. Von den
ſchoſſen/ ſo von den wurtzeln an dem ſtamm
herfuͤrkommen/ koͤnnen ſie auch fortgepflan-
tzet werden. Das peltzen iſt an ihnen heuti-
ges tags nicht uͤblich/ wiewohl vor alters/
alß Palladius anzeiget/ das zweigen auch mit
ihnen fuͤrgenommen worden. Aber die er-
fahrung hat biß anhero gelehret/ daß die
Nußbaͤume und Pechbaͤume durchs impffen
nicht gebeſſert werden/ oder nicht wohl fort-
kommen.

Jm Wintermonat koͤñen die Nuͤſſe auch
geſteckt werden/ wie die Mandeln/ wenn die
ſchoſſe zwey oder drey Jahr erꝛeichet/ ſollen
ſie außgegraben und verſetzet werden. Wie
oͤffter ein Nußbaum verſetzet wird/ je beſſere
Frucht er traͤget/ weñ man die jungen ſtaͤm-
mer an den ort ſetzet/ da ſie bleiben ſollen/ ſo
ſoll es nach der ſchnur zeilweiß geſchehen/ und
der raum zwiſchen zweyen Baͤumen auff
40. Schuh ſich erſtrecken. Jm ſetzen ſoll man
eine ſteinerne ſchale oder einen breiten hafen-
ſcherben under die wurtzel legen/ daß er kei-
ne der kuͤnfftigen Fruchtbarkeit ſehr hinder-
liche ſpitz-wurtzel under ſich in die Erden
treibe/ ſondern dieſelben auff der ſeiten be-
komme/ und der Baum fruchtreich werde.
Wer junge Nuß-ſtaͤmmer in ſeinem Gar-
ten oder Feld pflantzen wil/ der nehme in ob-
acht/ daß ſein ſchatten nicht auff andere
Baͤume-oder Fruͤchte im Garten den Tag
uͤbergehe/ ſondern an ſolche oͤrter/ da der
ſchatten auſſerhalb des Gartens gewendet
werde: Denn ſolcher ſchatten nicht zwar den
Menſchen/ wie etliche auß falſch-eingebilde-
tem wahn fuͤrgegeben/ ſondern dem wachß-
thum der Neben-gewaͤchſen ſchaͤdlich. Dero-
wegen auffſichtige haußvaͤtter geben in jhrẽ
Garten dem Nußbaum ſeine ſtelle gegen
Mitternacht/ damit der ſchatten uͤber den
Garten hinauß falle; andere ſetzen ihn an
die rangen oder wege/ daß er die Feldfruͤchte
nicht hindere/ und ſchadet ihm nicht/ ob er

gleich
Q 2
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[123/0139] Von den Baum-und Staud-Gewaͤchſen. haltet die Julos, oder zaſichte Zapfen fuͤr die rechte bluͤhte dieſes baums/ und zwar nicht ohne urſach/ weil ſie alle eigenſchafft der bluͤhte haben. Die Frucht oder Nuß iſt mit einer dreyfachen Decke verwahret; Erſtlich/ und zwar aͤuſſerlich iſt eine gruͤne/ dicke/ ſafftige ſchelffe/ von welcher der Nußſchelf- fen-ſafft und farb bereitet wird/ dieſe thut ſich mit der zeit auff/ ſpaltet ſich in zwey theil/ und faͤllet ab. Demnach erzeiget ſich die andere/ und zwar holtzichte harte ſchale/ ſo viel runtzeln hat/ dieſe bleibet feſt ver- ſchloſſen/ biß man ſie eroͤffnet/ alßdenn ſpal- tet ſie ſich auch in zwey theil. Plinius nen- net ſie die zweyſpaltige Nußhoͤle. Nach dieſer folget ein duͤnnes/ gelbes haͤutlein/ in welchem der ſchnee-weiſſe kern ſtecket/ derſel- be wird mit einem kreutzweiß geſtalten hol- tzichten blaͤttlein in vier theil abgetheilet: dieſe duͤnne holtzichte blaͤttlein werden bey den Lateineren Nauci genennet/ wir Teut- ſchen heiſſen es das boͤglein oder Nußſaͤtte- lein/ von dieſem iſt das Sprichwort erwach- ſen/ nauci non facio, ich achte es nicht eines Nuß-ſattels werth. Die Nuß werden der groͤſſe/ figur/ har- tigkeit und geſchmack-halben in viel arten und gattungen abgetheilet: denn 1. iſt die Nux juglans ſ. Regia vulgaris, die gemeine Nuß/ deren kerne ſich von der huͤlſen ſchwer- lich loͤſen und ſchaͤlen laßt. 2. die Pferd-oder Welſche-Nuß/ Nux caballina, die offt ſo groß/ als ein mittelmaͤßiger Apffel wird; ihr kern aber iſt klein/ und fuͤllt die hoͤle der ſchalen nicht auß/ hat auch ſo guten ge- ſchmack nicht als die vorige. 3. Die Nux juglans fructu tenero, & fragili putamine; die Nuß mit duͤnner leicht zerbruͤchlicher ſcha- len. 4. Nux juglans fructu ſerotino, ſpaͤthe Nuß/ deren blaͤtter und fruͤchte erſt umb St. Johann-tag herfuͤrkommen/ hernach aber mit den uͤbrigen Nuſſen zeitigen; der- gleichen hat Joh. Bauhinus umb Zuͤrich/ Da- lechampius umb Lyon herumb geſehen. 5. Nux juglans folio ſerrato, Nußbaum mit zerkerfften blaͤtteren/ und laͤngeren zarteren Nuſſen. 6. Nux juglans alba & nigra Virgi- nenſis, ſchwartze und weiſſe Virginiſche Nuß/ welche kleiner als die vorigen/ aber ein ſehr harte ſchalen haben: under dieſen ſoll ein gattung ſeyn/ die einen ſehr ſafftigen kernen hat/ auß welchem ſie einen milch-ſafft preſ- ſen/ und zu den Speiſen gebrauchen. Es verachten die Nußbaͤume kein Erd- reich/ ſondern kommen in einem jeden grund wohl fort/ allein trocken Erdreich und er- habene oͤrter ſind ihnen am angenehmſten. Auff der ebene wachſen ſie auch wohl auff/ geſtalten an dem Rheinſtrom groſſe plaͤtze damit beſetzet ſind. Weil dieſe baͤume ſich weit außbreiten/ doͤrffen ſie under viertzig ſchuh nicht zuſammen genaͤhert werden/ da- mit nicht einer dem anderen in dem wachß- thumb hinderlich ſeye. Ob gleich das Nuß- baum-holtz ein feſtes und daurhafftes holtz iſt/ auß welchem ſchoͤnes ſchrein-und taffel- werck gemachet wird/ ſo ſind ſie doch in ſich ſelbſten weiche baͤume/ welche im harten winter leichtlich erfrieren. Worbey zuerin- neren/ wenn je die Nußbaͤume erfroren ſind/ daß man ſie nicht alſobald vom grund auß hinweg hawe/ ſondern nur die erfrorenen aͤſte davon ſchneide/ und die gruͤnen ſtehen laſſe/ oder alleſambt gleich ſtuͤmle/ denn es kan geſchehen/ daß wenn der baum nicht zu alt iſt/ derſelbige im folgenden Sommer wider außſchlaͤget/ und newe aͤſte treibet: auff ſolche weiß bekleiden ſie ſich wider ſchoͤn/ und gelangen zu voriger Fruchtbarkeit. Jhre Dolden oder Bluſt-zapffen ereignen ſich mit den blaͤttern im Aprill/ und der fruͤchte zeitigung geſchihet im Herbſtmonat/ welche eher ihre zeitigung erlangen/ die wer- den von dem Augſtmonat/ Augſt-nuͤſſe geheiſſen. Die Nußbaͤume bedoͤrffen keiner ſonder- baren Wart/ ſondern wachſen von ſich ſelbſt auff/ in hecken und geſtraͤuchen/ dahin die Nuͤſſe fallen. Wil man ſie aber pflantzen/ ſo ſoll man darzu gute kernen erwehlen/ die kan man alßbald nach abgang des winters ſtecken/ und mit der ſpitzen under ſich keh- ren/ aber auff ſolche weiſe haben ſie wohl 15. oder 20. Jahr/ ehe ſie fruͤchte tragen/ zu wachſen. Etliche rathen/ man ſolle die Nuͤſ- ſe bevor fuͤnff tag lang in eines jungen Kin- des harn/ oder in Kuͤh-milch legen/ ſo wer- den deſſelben Fruͤchte ſo ſuͤß/ als Mandeln/ ſollen auch wenig oͤl haben/ und alſo gar nicht ſchaͤdlich ſeyn in dem eſſen. Von den ſchoſſen/ ſo von den wurtzeln an dem ſtamm herfuͤrkommen/ koͤnnen ſie auch fortgepflan- tzet werden. Das peltzen iſt an ihnen heuti- ges tags nicht uͤblich/ wiewohl vor alters/ alß Palladius anzeiget/ das zweigen auch mit ihnen fuͤrgenommen worden. Aber die er- fahrung hat biß anhero gelehret/ daß die Nußbaͤume und Pechbaͤume durchs impffen nicht gebeſſert werden/ oder nicht wohl fort- kommen. Jm Wintermonat koͤñen die Nuͤſſe auch geſteckt werden/ wie die Mandeln/ wenn die ſchoſſe zwey oder drey Jahr erꝛeichet/ ſollen ſie außgegraben und verſetzet werden. Wie oͤffter ein Nußbaum verſetzet wird/ je beſſere Frucht er traͤget/ weñ man die jungen ſtaͤm- mer an den ort ſetzet/ da ſie bleiben ſollen/ ſo ſoll es nach der ſchnur zeilweiß geſchehen/ und der raum zwiſchen zweyen Baͤumen auff 40. Schuh ſich erſtrecken. Jm ſetzen ſoll man eine ſteinerne ſchale oder einen breiten hafen- ſcherben under die wurtzel legen/ daß er kei- ne der kuͤnfftigen Fruchtbarkeit ſehr hinder- liche ſpitz-wurtzel under ſich in die Erden treibe/ ſondern dieſelben auff der ſeiten be- komme/ und der Baum fruchtreich werde. Wer junge Nuß-ſtaͤmmer in ſeinem Gar- ten oder Feld pflantzen wil/ der nehme in ob- acht/ daß ſein ſchatten nicht auff andere Baͤume-oder Fruͤchte im Garten den Tag uͤbergehe/ ſondern an ſolche oͤrter/ da der ſchatten auſſerhalb des Gartens gewendet werde: Denn ſolcher ſchatten nicht zwar den Menſchen/ wie etliche auß falſch-eingebilde- tem wahn fuͤrgegeben/ ſondern dem wachß- thum der Neben-gewaͤchſen ſchaͤdlich. Dero- wegen auffſichtige haußvaͤtter geben in jhrẽ Garten dem Nußbaum ſeine ſtelle gegen Mitternacht/ damit der ſchatten uͤber den Garten hinauß falle; andere ſetzen ihn an die rangen oder wege/ daß er die Feldfruͤchte nicht hindere/ und ſchadet ihm nicht/ ob er gleich Q 2

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/139>, abgerufen am 21.11.2024.