[Spaltenumbruch]vulgatior foliis Urticae major & asperior, C. B. Campanula major & asperior foliis Urticae, J. B. Hat einen viereckichten hohen/ rauchen und rothen stengel. Die blätter sind rauch/ schwartz-grün/ hinden breit/ vornen zuge- spitzt/ und rings umbher gekerfft/ wie die Nessel-blätter. Seine Blumen erscheinen gemeiniglich wie blaue und bißweilen pur- purfarbe oder weisse inwendig haarige Glöcklein/ stehen oben am Gipffel eine nach der anderen/ haben einen dreyköpffichten weissen/ auffrechten/ mit fünff gelblichten fä- serlein umbgebenen stiel in sich; denen run- de/ verschlossene/ und mit einem sehr kleinen gr[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]ufarben Samen außgefüllte knöpfflein nachfolgen. Die Wurtzel ist weiß/ in einan- der geflochten/ lebhafft/ frisch/ und hat ei- nen süßlicht lieblichen Rapuntzel-geschmack.
[Abbildung]
Felsen-rapuntzel mit Lungenkraut- blätteren.| Rapunculus Brixianus Greg. de Reggio.
7. Die Berg-glockenblum/ oder Fel- sen-Rapuntzel/ mit Lungkraut-blätteren/ Trachelium Saxatile foliis Pulmonariae Gallo- rum, C. B. Saxatile spicatum, Park. Pyrami- dalis, Clus. Cur. Post. Rapunculus Brixianus montanus Gregor de Reggio. R. P. Gregorius de Reggio Capucinus, ein berühmter Botani- cus seiner zeit/ hat dieses Gewächs von Pla- centz auß Jtalien Herren Carolo Clusio zu- geschickt/ und also beschrieben. Es bekomt ein weißlichte und viel Jahr währhaffte Wurtzel/ denn ich mich wol erinnere/ daß ich etliche der dickesten Wurtzeln außgegra- ben/ so wegen ihrer älte auff den Felsen/ all- da sie herfür gewachsen/ knöpff oder knor- [Spaltenumbruch]
ren wie die Rosen-wurtz überkommen haben. Auß der Wurtzel schiessen bißweilen viel länglichte/ runde und ungleiche Stengel her- für/ die sind spannen-lang/ ja nach gelegen- heit deß orts und ihres alters länger oder kürtzer/ und mit einer zarten weissen wollen bedeckt/ sie vergehen alle Jahr und wachsen in nachfolgendem widerum neu und frisch: An ihrem Gipffel sind sie mit schönen him- melblauen Blumen als ein gefülltes Aehre/ wie in dem kleinen Halß-kraut/ gezieret: auff welche die mit kleinstem/ länglicht-rundem/ an der farb schwartz-braunem Samen ange- füllte hulßlein folgen. Die Stengel werden hin und wieder von den blätteren umbgeben/ welche dem Frantzösischen Lungenkraut oder Buchköhl-blätteren (so ein Geschlecht des Habichskrauts ist) an der grösse und den kerffen genugsam ähnlich/ das gantze Kraut gibt ein milchsafft von sich/ und hat ein Geruch wie der Hasen-köhl/ am ge- schmack ist es süß/ insonderheit die Wurtzel/ schier wie die gemeine Rapuntzel/ also daß es umb dieser ursach billich Felsen-rapuntzel mit den blatteren der Gembsen-wurtz; oder Berg-rapuntzel mit den Buchköhl-blätte- ren/ und Halskraut-blumen kan genennet werden. Wächßt in den rauhen und felsich- ten Brixianischen bergen/ bey dem eingang der Klüfften/ zwischen den härtesten steinen/ also daß die Wurtzeln nicht ohne grosse mühe außgegraben werden. Vorgemelter Pater hat solches offtermal mit einem dien- lichen eysenen Werckzeug versucht/ und sie endlich mit saurer arbeit herauß gebracht. Dieses ist ferners an diesem Kraut denck- würdig/ daß es nirgend als in den hölich- ten orten/ allda sonsten keine Kräuter wach- sen/ herfür komt/ und was noch mehr zu verwunderen ist/ hat man öffters nicht warnehmen können/ wie dieses Kraut sei- nen nahrsafft an sich ziehe/ oder den him- mels-tau empfange/ denn umb dasselbige kein grund zu sehen ist.
8. Die grösseste Glockenblume/ mit brei- testen blätteren/ Campanula maxima foliis latissimis, C. B. pulchra a Tossano Carolo mis- sa, J. B. Trachelium candidum Anglicum ma- jus foliis fere Digitalis vel Campanulae, Ejusd. Trachelium majus Belgarum, Park. Lob. Clus. Hat eine sehr faselichte weisse/ milchfliessen- de/ süsse/ nicht tieff in die Erden grabende Wurtzel; auß welcher viel/ zwey biß drey elen hohe/ hohle/ kleinen fingers dicke/ ge- striemte/ wenig haarige Stengel auffstei- gen. Jhre den Stengel wechselweiß und ordenlich umbgebende blätter sind haarig/ qwer-hand lang/ und länger/ auch breit/ an dem umbkreiß zerkerfft; neben jedem Blatt aber wächßt von kurtzem stiel/ ein purpur- farbige/ oder weiß-blaulichte außwendig kale/ inwendig haarige Blume herfür: nach deren verwelckung ein grosses köpflein/ wie Mespeln/ nidsich hangend erscheinet. Wächßt in dem Nordischen theil Engel- lands/ man pflegt es auch in die Gärten zur zier zu pflantzen.
9. Das grössere Hals-kraut mit weisser grosser Glockenblume/ Trachelium sive Cer- vicaria major laevior, flore albo magno, J. B. Hat glatte/ bey nahem gantz kale/ und nicht
tieff
Das Andere Buch/
[Spaltenumbruch]vulgatior foliis Urticæ major & aſperior, C. B. Campanula major & aſperior foliis Urticæ, J. B. Hat einen viereckichten hohen/ rauchen und rothen ſtengel. Die blaͤtter ſind rauch/ ſchwartz-gruͤn/ hinden breit/ vornen zuge- ſpitzt/ und rings umbher gekerfft/ wie die Neſſel-blaͤtter. Seine Blumen erſcheinen gemeiniglich wie blaue und bißweilen pur- purfarbe oder weiſſe inwendig haarige Gloͤcklein/ ſtehen oben am Gipffel eine nach der anderen/ haben einen dreykoͤpffichten weiſſen/ auffrechten/ mit fuͤnff gelblichten faͤ- ſerlein umbgebenen ſtiel in ſich; denen run- de/ verſchloſſene/ und mit einem ſehr kleinen gr[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]ufarben Samen außgefuͤllte knoͤpfflein nachfolgen. Die Wurtzel iſt weiß/ in einan- der geflochten/ lebhafft/ friſch/ und hat ei- nen ſuͤßlicht lieblichen Rapuntzel-geſchmack.
[Abbildung]
Felſen-rapuntzel mit Lungenkraut- blaͤtteren.| Rapunculus Brixianus Greg. de Reggio.
7. Die Berg-glockenblum/ oder Fel- ſen-Rapuntzel/ mit Lungkraut-blaͤtteren/ Trachelium Saxatile foliis Pulmonariæ Gallo- rum, C. B. Saxatile ſpicatum, Park. Pyrami- dalis, Clus. Cur. Poſt. Rapunculus Brixianus montanus Gregor de Reggio. R. P. Gregorius de Reggio Capucinus, ein beruͤhmter Botani- cus ſeiner zeit/ hat dieſes Gewaͤchs von Pla- centz auß Jtalien Herꝛen Carolo Cluſio zu- geſchickt/ und alſo beſchrieben. Es bekomt ein weißlichte und viel Jahr waͤhrhaffte Wurtzel/ denn ich mich wol erinnere/ daß ich etliche der dickeſten Wurtzeln außgegra- ben/ ſo wegen ihrer aͤlte auff den Felſen/ all- da ſie herfuͤr gewachſen/ knoͤpff oder knor- [Spaltenumbruch]
ren wie die Roſen-wurtz uͤberkommen haben. Auß der Wurtzel ſchieſſen bißweilen viel laͤnglichte/ runde und ungleiche Stengel her- fuͤr/ die ſind ſpannen-lang/ ja nach gelegen- heit deß orts und ihres alters laͤnger oder kuͤrtzer/ und mit einer zarten weiſſen wollen bedeckt/ ſie vergehen alle Jahr und wachſen in nachfolgendem widerum neu und friſch: An ihrem Gipffel ſind ſie mit ſchoͤnen him- melblauen Blumen als ein gefuͤlltes Aehre/ wie in dem kleinen Halß-kraut/ gezieret: auff welche die mit kleinſtem/ laͤnglicht-rundem/ an der farb ſchwartz-braunem Samen ange- fuͤllte hůlßlein folgen. Die Stengel werden hin und wieder von den blaͤtteren umbgeben/ welche dem Frantzoͤſiſchen Lungenkraut oder Buchkoͤhl-blaͤtteren (ſo ein Geſchlecht des Habichskrauts iſt) an der groͤſſe und den kerffen genugſam aͤhnlich/ das gantze Kraut gibt ein milchſafft von ſich/ und hat ein Geruch wie der Haſen-koͤhl/ am ge- ſchmack iſt es ſuͤß/ inſonderheit die Wurtzel/ ſchier wie die gemeine Rapuntzel/ alſo daß es umb dieſer urſach billich Felſen-rapuntzel mit den blåtteren der Gembſen-wurtz; oder Berg-rapuntzel mit den Buchkoͤhl-blaͤtte- ren/ und Halskraut-blumen kan genennet werden. Waͤchßt in den rauhen und felſich- ten Brixianiſchen bergen/ bey dem eingang der Kluͤfften/ zwiſchen den haͤrteſten ſteinen/ alſo daß die Wurtzeln nicht ohne groſſe muͤhe außgegraben werden. Vorgemelter Pater hat ſolches offtermal mit einem dien- lichen eyſenen Werckzeug verſucht/ und ſie endlich mit ſaurer arbeit herauß gebracht. Dieſes iſt ferners an dieſem Kraut denck- wuͤrdig/ daß es nirgend als in den hoͤlich- ten orten/ allda ſonſten keine Kraͤuter wach- ſen/ herfuͤr komt/ und was noch mehr zu verwunderen iſt/ hat man oͤffters nicht warnehmen koͤnnen/ wie dieſes Kraut ſei- nen nahrſafft an ſich ziehe/ oder den him- mels-tau empfange/ denn umb daſſelbige kein grund zu ſehen iſt.
8. Die groͤſſeſte Glockenblume/ mit brei- teſten blaͤtteren/ Campanula maxima foliis latiſſimis, C. B. pulchra à Toſſano Carolo miſ- ſa, J. B. Trachelium candidum Anglicum ma- jus foliis ferè Digitalis vel Campanulæ, Ejuſd. Trachelium majus Belgarum, Park. Lob. Cluſ. Hat eine ſehr faſelichte weiſſe/ milchflieſſen- de/ ſuͤſſe/ nicht tieff in die Erden grabende Wurtzel; auß welcher viel/ zwey biß drey elen hohe/ hohle/ kleinen fingers dicke/ ge- ſtriemte/ wenig haarige Stengel auffſtei- gen. Jhre den Stengel wechſelweiß und ordenlich umbgebende blaͤtter ſind haarig/ qwer-hand lang/ und laͤnger/ auch breit/ an dem umbkreiß zerkerfft; neben jedem Blatt aber waͤchßt von kurtzem ſtiel/ ein purpur- farbige/ oder weiß-blaulichte außwendig kale/ inwendig haarige Blume herfuͤr: nach deren verwelckung ein groſſes koͤpflein/ wie Meſpeln/ nidſich hangend erſcheinet. Waͤchßt in dem Nordiſchen theil Engel- lands/ man pflegt es auch in die Gaͤrten zur zier zu pflantzen.
9. Das groͤſſere Hals-kraut mit weiſſer groſſer Glockenblume/ Trachelium ſive Cer- vicaria major lævior, flore albo magno, J. B. Hat glatte/ bey nahem gantz kale/ und nicht
tieff
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[392/0408]
Das Andere Buch/
vulgatior foliis Urticæ major & aſperior, C. B.
Campanula major & aſperior foliis Urticæ,
J. B. Hat einen viereckichten hohen/ rauchen
und rothen ſtengel. Die blaͤtter ſind rauch/
ſchwartz-gruͤn/ hinden breit/ vornen zuge-
ſpitzt/ und rings umbher gekerfft/ wie die
Neſſel-blaͤtter. Seine Blumen erſcheinen
gemeiniglich wie blaue und bißweilen pur-
purfarbe oder weiſſe inwendig haarige
Gloͤcklein/ ſtehen oben am Gipffel eine nach
der anderen/ haben einen dreykoͤpffichten
weiſſen/ auffrechten/ mit fuͤnff gelblichten faͤ-
ſerlein umbgebenen ſtiel in ſich; denen run-
de/ verſchloſſene/ und mit einem ſehr kleinen
gr_ufarben Samen außgefuͤllte knoͤpfflein
nachfolgen. Die Wurtzel iſt weiß/ in einan-
der geflochten/ lebhafft/ friſch/ und hat ei-
nen ſuͤßlicht lieblichen Rapuntzel-geſchmack.
[Abbildung Felſen-rapuntzel mit Lungenkraut-
blaͤtteren.|
Rapunculus Brixianus Greg. de Reggio.
]
7. Die Berg-glockenblum/ oder Fel-
ſen-Rapuntzel/ mit Lungkraut-blaͤtteren/
Trachelium Saxatile foliis Pulmonariæ Gallo-
rum, C. B. Saxatile ſpicatum, Park. Pyrami-
dalis, Clus. Cur. Poſt. Rapunculus Brixianus
montanus Gregor de Reggio. R. P. Gregorius
de Reggio Capucinus, ein beruͤhmter Botani-
cus ſeiner zeit/ hat dieſes Gewaͤchs von Pla-
centz auß Jtalien Herꝛen Carolo Cluſio zu-
geſchickt/ und alſo beſchrieben. Es bekomt
ein weißlichte und viel Jahr waͤhrhaffte
Wurtzel/ denn ich mich wol erinnere/ daß
ich etliche der dickeſten Wurtzeln außgegra-
ben/ ſo wegen ihrer aͤlte auff den Felſen/ all-
da ſie herfuͤr gewachſen/ knoͤpff oder knor-
ren wie die Roſen-wurtz uͤberkommen haben.
Auß der Wurtzel ſchieſſen bißweilen viel
laͤnglichte/ runde und ungleiche Stengel her-
fuͤr/ die ſind ſpannen-lang/ ja nach gelegen-
heit deß orts und ihres alters laͤnger oder
kuͤrtzer/ und mit einer zarten weiſſen wollen
bedeckt/ ſie vergehen alle Jahr und wachſen
in nachfolgendem widerum neu und friſch:
An ihrem Gipffel ſind ſie mit ſchoͤnen him-
melblauen Blumen als ein gefuͤlltes Aehre/
wie in dem kleinen Halß-kraut/ gezieret: auff
welche die mit kleinſtem/ laͤnglicht-rundem/
an der farb ſchwartz-braunem Samen ange-
fuͤllte hůlßlein folgen. Die Stengel werden
hin und wieder von den blaͤtteren umbgeben/
welche dem Frantzoͤſiſchen Lungenkraut oder
Buchkoͤhl-blaͤtteren (ſo ein Geſchlecht des
Habichskrauts iſt) an der groͤſſe und den
kerffen genugſam aͤhnlich/ das gantze
Kraut gibt ein milchſafft von ſich/ und
hat ein Geruch wie der Haſen-koͤhl/ am ge-
ſchmack iſt es ſuͤß/ inſonderheit die Wurtzel/
ſchier wie die gemeine Rapuntzel/ alſo daß es
umb dieſer urſach billich Felſen-rapuntzel
mit den blåtteren der Gembſen-wurtz; oder
Berg-rapuntzel mit den Buchkoͤhl-blaͤtte-
ren/ und Halskraut-blumen kan genennet
werden. Waͤchßt in den rauhen und felſich-
ten Brixianiſchen bergen/ bey dem eingang
der Kluͤfften/ zwiſchen den haͤrteſten ſteinen/
alſo daß die Wurtzeln nicht ohne groſſe
muͤhe außgegraben werden. Vorgemelter
Pater hat ſolches offtermal mit einem dien-
lichen eyſenen Werckzeug verſucht/ und ſie
endlich mit ſaurer arbeit herauß gebracht.
Dieſes iſt ferners an dieſem Kraut denck-
wuͤrdig/ daß es nirgend als in den hoͤlich-
ten orten/ allda ſonſten keine Kraͤuter wach-
ſen/ herfuͤr komt/ und was noch mehr
zu verwunderen iſt/ hat man oͤffters nicht
warnehmen koͤnnen/ wie dieſes Kraut ſei-
nen nahrſafft an ſich ziehe/ oder den him-
mels-tau empfange/ denn umb daſſelbige
kein grund zu ſehen iſt.
8. Die groͤſſeſte Glockenblume/ mit brei-
teſten blaͤtteren/ Campanula maxima foliis
latiſſimis, C. B. pulchra à Toſſano Carolo miſ-
ſa, J. B. Trachelium candidum Anglicum ma-
jus foliis ferè Digitalis vel Campanulæ, Ejuſd.
Trachelium majus Belgarum, Park. Lob. Cluſ.
Hat eine ſehr faſelichte weiſſe/ milchflieſſen-
de/ ſuͤſſe/ nicht tieff in die Erden grabende
Wurtzel; auß welcher viel/ zwey biß drey
elen hohe/ hohle/ kleinen fingers dicke/ ge-
ſtriemte/ wenig haarige Stengel auffſtei-
gen. Jhre den Stengel wechſelweiß und
ordenlich umbgebende blaͤtter ſind haarig/
qwer-hand lang/ und laͤnger/ auch breit/ an
dem umbkreiß zerkerfft; neben jedem Blatt
aber waͤchßt von kurtzem ſtiel/ ein purpur-
farbige/ oder weiß-blaulichte außwendig
kale/ inwendig haarige Blume herfuͤr: nach
deren verwelckung ein groſſes koͤpflein/ wie
Meſpeln/ nidſich hangend erſcheinet.
Waͤchßt in dem Nordiſchen theil Engel-
lands/ man pflegt es auch in die Gaͤrten zur
zier zu pflantzen.
9. Das groͤſſere Hals-kraut mit weiſſer
groſſer Glockenblume/ Trachelium ſive Cer-
vicaria major lævior, flore albo magno, J. B.
Hat glatte/ bey nahem gantz kale/ und nicht
tieff
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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 392. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/408>, abgerufen am 24.11.2024.
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