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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Das Andere Buch/
[Spaltenumbruch] werfft hinweg: thut die blätter und gipffel
in einen starcken zinnernen kolben/ vermacht
denselben mit doppelter oder dreyfacher bla-
sen sehr genau/ und laßts also stehen/ biß
das Kraut auff einander gejohren/ gefaulet/
und zu einem Muß worden/ welches denn
in drey biß vier wochen zum längsten gesche-
hen wird: Demnach setzt ein gläsernen helm
auff den kolben/ legt einen grossen Recipien-
ten für/ macht die fugen durchgehends wol
zu/ und destilliert das Kraut also/ erstlich
durch gelindes feuer/ da denn forderist das
wasser/ wie auß andern Kräutern herüber
gehen wird. Darauff aber folget der flüch-
tige Geist/ samt dem flüchtigen Saltz/ un-
der der gestalt weisser Wölcklein; endlich
komt durch gemehrtes feur ein dickes/ schwar-
tzes/ stinckendes öl/ welches mit dem flüch-
tigen saltz muß vermischet/ und zu under-
schiedlichen mahlen rectificiert werden/ so
wird sich ein guter theil solchen öls in flüch-
tig saltz annoch verwandlen. Solch flüch-
tig saltz kan man entweder gantz pur und al-
lein behalten/ oder aber in seinem geistrei-
chen phlegmate vermischt bleiben lassen/ auff
welche weise es sich länger haltet/ und nicht
so geschwind davon fliegt. Hr. Bernhardus
Belovv,
gewesener berühmter Königlicher
Medicus in Schweden/ hat folgender gestal-
ten das flüchtige saltz außgezogen: Er liesse
den Brunnkreß erstlich wohl verstossen/ und
den Safft darauß pressen; demnach befahle
er Sodbrunnen-wasser über das restierende
außgepreßte Kraut zu giessen/ und so lang zu
kochen/ biß es dick|worden; darauff ließ er sol-
ches wider außpressen/ und den safft zu dem
vorigen safft giessen; dieses letst außgepreßte
Kraut befahle er zu dörren/ und zu aschen zu
verbrennen. Diese aschen aber vermischte
er mit obigem safft/ that alles zusammen
in einen zinnernen starcken kolben/ bedeckte
solchen mit einem höltzernen deckel/ und ver-
bande ihne mit dreyfacher blasen/ dergestal-
ten/ daß kein lufft zutringen möchte: da-
rauff setzte er den kolben in Pferds-mist/ und
ließ also den safft einen Monat lang fermen-
ti
eren/ nach solcher zeit aber/ gosse er die
materi in einen gläsernen kolben/ und destil-
lierte also das flüchtige saltz samt seinem geist
in einen weiten Recipienten/ und rectificierte
dasselbe darauff nach belieben.

Dieser flüchtige Geist/ oder das flüchtige
Saltz hat gleiche kräfften mit allen übrigen
flüchtigen saltzen: sie durchtringen mit ih-
rer subtiligkeit alle versteckten äderlein in dem
Schlag-
flüsse/
Schlaff-
sucht.
Gehirn/ daher sie in Schlaffsuchten und
Schlagflüssen nutzlich auf 10. biß 20. gr. mit
einem destillierten Wasser eingegeben werden.
Sie eröffnen auch die Nerven-gänge/ daß
Lammigkeit.die Lebens-geister wohl durchgehen können/
und sind also dienlich in der Lahmigkeit der
Gliedern. Sie erdünneren auch/ und ma-
chen flüßiger das zur Stockung sich neigen-
Ohnmachtde Geblüt/ daher sie die Ohnmachten und
Hertzklopf-
fen.
Scharbock
Hertzklopffen vertreiben. Sie vertheilen auch
die Mutter-und Miltz-wehe; reinigen das Ge-
blüt/ zerstören alle in demselben gesamlete sau-
Flüsse der
Brust.
Bangig-
eit.
ren Feuchtigkeiten; treiben auch durch den
Harn allen versessenen Sand und Schleim/
vertheilen endlich alle Flüsse der Brust/ Ban-
gigkeit und Engbrüstigkeit des Hertzens.

[Spaltenumbruch]


CAPUT LXXIII.
[Abbildung] Jndianische Kresse. Nasturtium
Indicum.

Namen.

JNdianische Kresse/ bey uns gelbe Rit-
terspörrlein/ heißt auff Lateinisch/
Nasturtium Indicum. Englisch/ Jn-
dian Kreß/ Pellow Carcks-spur. Dänisch/
Jndianiscke Karse. Frantzösisch/ Du Cres-
son d'Inde, ou Capusine.

Geschlecht und Gestalt.

Wir finden drey Geschlecht dieser Kresse
bey den Botanicis, deren erstes ist der grosse
Jndianische Kresse; Nasturtium Indicum ma-
jus, C. B. Indicum folio peltato scandens, J. B.
Flos sanguineus Monardi, Lugd.
Hat den Na-
men Kresse bekommen/ wegen seines scharffen/
räsen Kressen-geruchs und geschmacks; gehöret
sonsten etlicher meinung nach/ zu der Win-
de. Seine blätter sind als Schildte gestal-
tet/ bey nahem rund/ unzerkerfft/ offt brei-
ter denn lang/ ja bißweilen eckicht wie in dem
Ephew/ oben auff glatt und hell-grün/ un-
den etwas wollicht/ hangen an langen röth-
lichten stielen/ welche sich/ gleichwie auch
die stengel an den stöcklein/ daran sie gebun-
den werden/ umbwinden/ und also sich auß-
breiten/ und hoch auffwachsen. Neben den
blättern kommen auch die sich windende
Blumen-stiel etwas röthlicht herfür/ daran
die gelb-rothen schönen/ gehörnleten/ und
in fünff theil eingeschnittenen blumen er-
scheinen/ mit minien-rothen striechlein in-
wendig gezieret. Der Samen ist drey-stei-
nicht/ runtzlicht/ mittelmäßiger grösse.

Wächßt

Das Andere Buch/
[Spaltenumbruch] werfft hinweg: thut die blaͤtter und gipffel
in einen ſtarcken zinnernen kolben/ vermacht
denſelben mit doppelter oder dreyfacher bla-
ſen ſehr genau/ und laßts alſo ſtehen/ biß
das Kraut auff einander gejohren/ gefaulet/
und zu einem Muß worden/ welches denn
in drey biß vier wochen zum laͤngſten geſche-
hen wird: Demnach ſetzt ein glaͤſernen helm
auff den kolben/ legt einen groſſen Recipien-
ten fuͤr/ macht die fugen durchgehends wol
zu/ und deſtilliert das Kraut alſo/ erſtlich
durch gelindes feuer/ da denn forderiſt das
waſſer/ wie auß andern Kraͤutern heruͤber
gehen wird. Darauff aber folget der fluͤch-
tige Geiſt/ ſamt dem fluͤchtigen Saltz/ un-
der der geſtalt weiſſer Woͤlcklein; endlich
komt durch gemehrtes feur ein dickes/ ſchwar-
tzes/ ſtinckendes oͤl/ welches mit dem fluͤch-
tigen ſaltz muß vermiſchet/ und zu under-
ſchiedlichen mahlen rectificiert werden/ ſo
wird ſich ein guter theil ſolchen oͤls in fluͤch-
tig ſaltz annoch verwandlen. Solch fluͤch-
tig ſaltz kan man entweder gantz pur und al-
lein behalten/ oder aber in ſeinem geiſtrei-
chen phlegmate vermiſcht bleiben laſſen/ auff
welche weiſe es ſich laͤnger haltet/ und nicht
ſo geſchwind davon fliegt. Hr. Bernhardus
Belovv,
geweſener beruͤhmter Koͤniglicher
Medicus in Schweden/ hat folgender geſtal-
ten das fluͤchtige ſaltz außgezogen: Er lieſſe
den Brunnkreß erſtlich wohl verſtoſſen/ und
den Safft darauß preſſen; demnach befahle
er Sodbrunnen-waſſer uͤber das reſtierende
außgepreßte Kraut zu gieſſen/ und ſo lang zu
kochen/ biß es dick|worden; darauff ließ er ſol-
ches wider außpreſſen/ und den ſafft zu dem
vorigen ſafft gieſſen; dieſes letſt außgepreßte
Kraut befahle er zu doͤrꝛen/ und zu aſchen zu
verbrennen. Dieſe aſchen aber vermiſchte
er mit obigem ſafft/ that alles zuſammen
in einen zinnernen ſtarcken kolben/ bedeckte
ſolchen mit einem hoͤltzernen deckel/ und ver-
bande ihne mit dreyfacher blaſen/ dergeſtal-
ten/ daß kein lufft zutringen moͤchte: da-
rauff ſetzte er den kolben in Pferds-miſt/ und
ließ alſo den ſafft einen Monat lang fermen-
ti
eren/ nach ſolcher zeit aber/ goſſe er die
materi in einen glaͤſernen kolben/ und deſtil-
lierte alſo das fluͤchtige ſaltz ſamt ſeinem geiſt
in einen weiten Recipienten/ und rectificierte
daſſelbe darauff nach belieben.

Dieſer fluͤchtige Geiſt/ oder das fluͤchtige
Saltz hat gleiche kraͤfften mit allen uͤbrigen
fluͤchtigen ſaltzen: ſie durchtringen mit ih-
rer ſubtiligkeit alle verſteckten aͤderlein in dem
Schlag-
fluͤſſe/
Schlaff-
ſucht.
Gehirn/ daher ſie in Schlaffſuchten und
Schlagfluͤſſen nutzlich auf 10. biß 20. gr. mit
einem deſtillierten Waſſer eingegeben werdẽ.
Sie eroͤffnen auch die Nerven-gaͤnge/ daß
Lam̃igkeit.die Lebens-geiſter wohl durchgehen koͤnnen/
und ſind alſo dienlich in der Lahmigkeit der
Gliedern. Sie erduͤnneren auch/ und ma-
chen fluͤßiger das zur Stockung ſich neigen-
Ohnmachtde Gebluͤt/ daher ſie die Ohnmachten und
Hertzklopf-
fen.
Scharbock
Hertzklopffen vertreiben. Sie vertheilen auch
die Mutter-und Miltz-wehe; reinigen das Ge-
bluͤt/ zerſtoͤren alle in demſelben geſamlete ſau-
Fluͤſſe der
Bruſt.
Bangig-
eit.
ren Feuchtigkeiten; treiben auch durch den
Harn allen verſeſſenen Sand und Schleim/
vertheilen endlich alle Fluͤſſe der Bruſt/ Ban-
gigkeit und Engbruͤſtigkeit des Hertzens.

[Spaltenumbruch]


CAPUT LXXIII.
[Abbildung] Jndianiſche Kreſſe. Naſturtium
Indicum.

Namen.

JNdianiſche Kreſſe/ bey uns gelbe Rit-
terſpoͤrꝛlein/ heißt auff Lateiniſch/
Naſturtium Indicum. Engliſch/ Jn-
dian Kreß/ Pellow Carcks-ſpur. Daͤniſch/
Jndianiscke Karſe. Frantzoͤſiſch/ Du Creſ-
ſon d’Inde, ou Capuſine.

Geſchlecht und Geſtalt.

Wir finden drey Geſchlecht dieſer Kreſſe
bey den Botanicis, deren erſtes iſt der groſſe
Jndianiſche Kreſſe; Naſturtium Indicum ma-
jus, C. B. Indicum folio peltato ſcandens, J. B.
Flos ſanguineus Monardi, Lugd.
Hat den Na-
men Kreſſe bekom̃en/ wegen ſeines ſcharffen/
raͤſen Kreſſen-geruchs uñ geſchmacks; gehoͤret
ſonſten etlicher meinung nach/ zu der Win-
de. Seine blaͤtter ſind als Schildte geſtal-
tet/ bey nahem rund/ unzerkerfft/ offt brei-
ter denn lang/ ja bißweilen eckicht wie in dem
Ephew/ oben auff glatt und hell-gruͤn/ un-
den etwas wollicht/ hangen an langen roͤth-
lichten ſtielen/ welche ſich/ gleichwie auch
die ſtengel an den ſtoͤcklein/ daran ſie gebun-
den werden/ umbwinden/ und alſo ſich auß-
breiten/ und hoch auffwachſen. Neben den
blaͤttern kommen auch die ſich windende
Blumen-ſtiel etwas roͤthlicht herfuͤr/ daran
die gelb-rothen ſchoͤnen/ gehoͤrnleten/ und
in fuͤnff theil eingeſchnittenen blumen er-
ſcheinen/ mit minien-rothen ſtriechlein in-
wendig gezieret. Der Samen iſt drey-ſtei-
nicht/ runtzlicht/ mittelmaͤßiger groͤſſe.

Waͤchßt
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[424/0440] Das Andere Buch/ werfft hinweg: thut die blaͤtter und gipffel in einen ſtarcken zinnernen kolben/ vermacht denſelben mit doppelter oder dreyfacher bla- ſen ſehr genau/ und laßts alſo ſtehen/ biß das Kraut auff einander gejohren/ gefaulet/ und zu einem Muß worden/ welches denn in drey biß vier wochen zum laͤngſten geſche- hen wird: Demnach ſetzt ein glaͤſernen helm auff den kolben/ legt einen groſſen Recipien- ten fuͤr/ macht die fugen durchgehends wol zu/ und deſtilliert das Kraut alſo/ erſtlich durch gelindes feuer/ da denn forderiſt das waſſer/ wie auß andern Kraͤutern heruͤber gehen wird. Darauff aber folget der fluͤch- tige Geiſt/ ſamt dem fluͤchtigen Saltz/ un- der der geſtalt weiſſer Woͤlcklein; endlich komt durch gemehrtes feur ein dickes/ ſchwar- tzes/ ſtinckendes oͤl/ welches mit dem fluͤch- tigen ſaltz muß vermiſchet/ und zu under- ſchiedlichen mahlen rectificiert werden/ ſo wird ſich ein guter theil ſolchen oͤls in fluͤch- tig ſaltz annoch verwandlen. Solch fluͤch- tig ſaltz kan man entweder gantz pur und al- lein behalten/ oder aber in ſeinem geiſtrei- chen phlegmate vermiſcht bleiben laſſen/ auff welche weiſe es ſich laͤnger haltet/ und nicht ſo geſchwind davon fliegt. Hr. Bernhardus Belovv, geweſener beruͤhmter Koͤniglicher Medicus in Schweden/ hat folgender geſtal- ten das fluͤchtige ſaltz außgezogen: Er lieſſe den Brunnkreß erſtlich wohl verſtoſſen/ und den Safft darauß preſſen; demnach befahle er Sodbrunnen-waſſer uͤber das reſtierende außgepreßte Kraut zu gieſſen/ und ſo lang zu kochen/ biß es dick|worden; darauff ließ er ſol- ches wider außpreſſen/ und den ſafft zu dem vorigen ſafft gieſſen; dieſes letſt außgepreßte Kraut befahle er zu doͤrꝛen/ und zu aſchen zu verbrennen. Dieſe aſchen aber vermiſchte er mit obigem ſafft/ that alles zuſammen in einen zinnernen ſtarcken kolben/ bedeckte ſolchen mit einem hoͤltzernen deckel/ und ver- bande ihne mit dreyfacher blaſen/ dergeſtal- ten/ daß kein lufft zutringen moͤchte: da- rauff ſetzte er den kolben in Pferds-miſt/ und ließ alſo den ſafft einen Monat lang fermen- tieren/ nach ſolcher zeit aber/ goſſe er die materi in einen glaͤſernen kolben/ und deſtil- lierte alſo das fluͤchtige ſaltz ſamt ſeinem geiſt in einen weiten Recipienten/ und rectificierte daſſelbe darauff nach belieben. Dieſer fluͤchtige Geiſt/ oder das fluͤchtige Saltz hat gleiche kraͤfften mit allen uͤbrigen fluͤchtigen ſaltzen: ſie durchtringen mit ih- rer ſubtiligkeit alle verſteckten aͤderlein in dem Gehirn/ daher ſie in Schlaffſuchten und Schlagfluͤſſen nutzlich auf 10. biß 20. gr. mit einem deſtillierten Waſſer eingegeben werdẽ. Sie eroͤffnen auch die Nerven-gaͤnge/ daß die Lebens-geiſter wohl durchgehen koͤnnen/ und ſind alſo dienlich in der Lahmigkeit der Gliedern. Sie erduͤnneren auch/ und ma- chen fluͤßiger das zur Stockung ſich neigen- de Gebluͤt/ daher ſie die Ohnmachten und Hertzklopffen vertreiben. Sie vertheilen auch die Mutter-und Miltz-wehe; reinigen das Ge- bluͤt/ zerſtoͤren alle in demſelben geſamlete ſau- ren Feuchtigkeiten; treiben auch durch den Harn allen verſeſſenen Sand und Schleim/ vertheilen endlich alle Fluͤſſe der Bruſt/ Ban- gigkeit und Engbruͤſtigkeit des Hertzens. Schlag- fluͤſſe/ Schlaff- ſucht. Lam̃igkeit. Ohnmacht Hertzklopf- fen. Scharbock Fluͤſſe der Bruſt. Bangig- eit. CAPUT LXXIII. [Abbildung Jndianiſche Kreſſe. Naſturtium Indicum. ] Namen. JNdianiſche Kreſſe/ bey uns gelbe Rit- terſpoͤrꝛlein/ heißt auff Lateiniſch/ Naſturtium Indicum. Engliſch/ Jn- dian Kreß/ Pellow Carcks-ſpur. Daͤniſch/ Jndianiscke Karſe. Frantzoͤſiſch/ Du Creſ- ſon d’Inde, ou Capuſine. Geſchlecht und Geſtalt. Wir finden drey Geſchlecht dieſer Kreſſe bey den Botanicis, deren erſtes iſt der groſſe Jndianiſche Kreſſe; Naſturtium Indicum ma- jus, C. B. Indicum folio peltato ſcandens, J. B. Flos ſanguineus Monardi, Lugd. Hat den Na- men Kreſſe bekom̃en/ wegen ſeines ſcharffen/ raͤſen Kreſſen-geruchs uñ geſchmacks; gehoͤret ſonſten etlicher meinung nach/ zu der Win- de. Seine blaͤtter ſind als Schildte geſtal- tet/ bey nahem rund/ unzerkerfft/ offt brei- ter denn lang/ ja bißweilen eckicht wie in dem Ephew/ oben auff glatt und hell-gruͤn/ un- den etwas wollicht/ hangen an langen roͤth- lichten ſtielen/ welche ſich/ gleichwie auch die ſtengel an den ſtoͤcklein/ daran ſie gebun- den werden/ umbwinden/ und alſo ſich auß- breiten/ und hoch auffwachſen. Neben den blaͤttern kommen auch die ſich windende Blumen-ſtiel etwas roͤthlicht herfuͤr/ daran die gelb-rothen ſchoͤnen/ gehoͤrnleten/ und in fuͤnff theil eingeſchnittenen blumen er- ſcheinen/ mit minien-rothen ſtriechlein in- wendig gezieret. Der Samen iſt drey-ſtei- nicht/ runtzlicht/ mittelmaͤßiger groͤſſe. Waͤchßt

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 424. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/440>, abgerufen am 24.11.2024.