Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Dritte Buch/
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Wilder Petersilg. Caucalis.
ist über elen lang/ haarig/ rauch und kno-
dicht. Die blätter/ so unten bey der wurtzel
herfür schleichen/ vergleichen sich etlicher
massen den Eppich-oder Petersilg-blätte-
ren/ dahero dieses Gewächs den Namen
wilder Petersilg bekommen hat: aber die
andern so besser oben am stengel stehen/ se-
hen dem Fenchel-kraut etwas ähnlicher/
denn sie sind an den enden mit vielen schnitt-
lein oder spalten zertheilt/ darzu rauch und
haarig. Am gipffel erscheinen die krönlein/
mit weissen/ auch bißweilen röthlichten blüm-
lein/ eines lieblichen geruchs. Matthiolus
hat ihne in grosser menge in Hetrurien/ hin
und wider/ zwischen der Tyber und dem Fluß
Macra/ wie auch in der Tridentinischen
Landschafft/ im Thal Anania angetroffen.

2. Der gemeine Kletten-körffel/ Caucalis
arvensis echinata magno flore, C. B. Lappula
canaria flore pulchro magno, albo, J. B.
Hat
eine dünne/ weisse/ harte/ mit einem scharff-
lichten/ süß-bitterlichten geschmack/ und a-
romatischem geruch begabte wurtzel/ mit vie-
len zaseln/ die understen blätter vergleichen
sich fast dem Körffel-oder Pestnachen-kraut/
die obersten den stengel hinauff sind viel klei-
ner/ schmäler und tieffer zerspalten/ mit
mehr schnittlein/ sind auch ein wenig rauch
und haarig. Er hat ein stengel wie die Pest-
nach/ mit gläichen underschieden/ glatt/ grün
und steiff/ der wird doch selten über spannen
lang/ hat seine neben-zweiglein/ an welchen
zu oberst am gipffel weisse krönlein oder
schatt-hütlein erscheinen/ wie die krönlein des
Maßholders/ von schönen/ weissen/ wolrie-
chenden blümlein/ wenn die abfallen und
vergehen/ so folget ein raucher/ länglichter
und stachlichter samen/ wie kleine Kletten/
in der grösse der Wandläuß/ je zwey bey
einander/ als zwey rundlichte scheiblein/ sol-
che hencken sich an die kleider/ wie andere
[Spaltenumbruch] Kletten. Dieses kräutlein wächßt in den
frucht-feldern/ unter dem Korn/ Speltz und
anderem Geträid so häuffig/ zwischen dem
Gebürg und dem gantzen Rhein-strohm hin-
ab/ daß man es nicht genugsam außreuten
kan.

3. Das dritte Geschlecht des wilden Pe-
tersilgs/ Caucalis arvensis echinata parvo flo-
re, C. B. Lappa canaria flore minore s. tenuifo-
lia, J. B.
Überkomt eine gleiche wurtzel und
stengel wie die vorige. Die blätter sind brei-
ter/ und dem Peterlein ähnlicher/ jedoch et-
was dicker. Die blumen oder krönlein wer-
den purpur-roth/ und der samen grösser/ drey-
eckicht und länger/ so sich an die kleider hen-
cket. Man findet ihne auch in den frucht-
feldern/ aber allhier selten/ gemeiniglich
wächßt er in den Weingärten des Mutten-
tzer Bergs.

Eigenschafft.

Der wilde Petersilg ist zur wärme und
tröckne biß in andern grad geneigt/ hat ein
flüchtiges ölichtes saltz bey sich/ und daher
die eigenschafft zu erdünneren/ innerliche
Verstopffungen auffzulösen/ durch den
Harn zu treiben/ und die Mutter zu reini-
gen.

Gebrauch.

Man samlet den wilden Petersilg/ wennVerstopf-
fung der Le-
ber/ Miltzs
Nieren/
Harngäng
und Blasen

er noch zart und jung ist/ und brauchet ihn
nicht allein zum Salat/ sondern kochet ihn
auch mit anderen Muß-kräuteren/ ist eine
heilsame speiß denen/ welche mit verstopf-
fung der Leber/ des Miltzes/ der Nieren/
Harngäng und Blasen behafftet sind.

Dieses Kraut in Wein gesotten/ und dieVerstopf-
fung der Le-
ber und des
Miltzes/
verstande-
ner harn/
Grieß/
Stein/
verschleim-
te Nieren
und Blasen
versteckte
Monat-
blum/ un-
fruchtbare
Weiber.
Sod/
Gelbsucht/
Viertagig
Fieber/
Raud/
Frantzosen
kranckheit.

durchgesiegene brühe morgens und abends/
jedes mahl ein halb quartal getruncken/ löset
auff die verstopffung der Leber und Miltz/
treibet den Harn/ das Grieß und den Stein
auß/ reiniget die Nieren und Blasen/ befür-
dert die weibliche Monat-blum/ und ist ein
nutzliches Tranck den erkalteten unfrucht-
bahren Weibern/ so sie es fleißig gebrau-
chen. Mit Wasser gesotten und getruncken/
vertreibet er das Brennen in dem Magen
von der Gallen/ welches man den Sod nen-
net. Gemelter Tranck hilfft auch den Gelb-
süchtigen/ so sie ihne nüchter einnehmen/
darauff ins bad gehen und schwitzen/ denn
er treibt die Gelbsucht durch den schweiß auß
dem Leib. Es ist auch dienlich denen/ die mit
dem viertägigen Fieber/ einer ansteckenden
Raud/ und der Frantzosen-kranckheit behaff-
tet sind.

Der Samen des wilden Petersilgs zuUnfrucht-
bahre wei-
ber/ Len-
denstein/
versteckte
Monat-
blum.

pulver gestossen/ und ein halb quintlein da-
von mit warmem Wein getruncken/ hilfft
den unfruchtbahren Weibern zu der Em-
pfängnuß: er führet auch auß den Lenden-
stein/ und fürdert die weibliche Monat-blum.

Wilder Petersilg gestossen/ und mit einVerstande-
ner Harn/
Harnwind
tröpflinges
harnen.
Stein.

wenig Wein und Butter in einer pfannen
geröscht/ darnach zwischen zweyen tüchern
über die Scham gelegt/ bringet wider den
verstandenen Harn/ vertreibet die Harn-
winde und tröpffling harnen: er dienet auch
mit andern Kräutern vermischt/ zu den Len-
den-bädern wider den Stein.

Auß dem wilden Petersilg wird auch ein

nutzli-

Das Dritte Buch/
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Wilder Peterſilg. Caucalis.
iſt uͤber elen lang/ haarig/ rauch und kno-
dicht. Die blaͤtter/ ſo unten bey der wurtzel
herfuͤr ſchleichen/ vergleichen ſich etlicher
maſſen den Eppich-oder Peterſilg-blaͤtte-
ren/ dahero dieſes Gewaͤchs den Namen
wilder Peterſilg bekommen hat: aber die
andern ſo beſſer oben am ſtengel ſtehen/ ſe-
hen dem Fenchel-kraut etwas aͤhnlicher/
denn ſie ſind an den enden mit vielen ſchnitt-
lein oder ſpalten zertheilt/ darzu rauch und
haarig. Am gipffel erſcheinen die kroͤnlein/
mit weiſſen/ auch bißweilen roͤthlichten bluͤm-
lein/ eines lieblichen geruchs. Matthiolus
hat ihne in groſſer menge in Hetrurien/ hin
und wider/ zwiſchen der Tyber und dem Fluß
Macra/ wie auch in der Tridentiniſchen
Landſchafft/ im Thal Anania angetroffen.

2. Der gemeine Kletten-koͤrffel/ Caucalis
arvenſis echinata magno flore, C. B. Lappula
canaria flore pulchro magno, albo, J. B.
Hat
eine duͤnne/ weiſſe/ harte/ mit einem ſcharff-
lichten/ ſuͤß-bitterlichten geſchmack/ und a-
romatiſchem geruch begabte wurtzel/ mit vie-
len zaſeln/ die underſten blaͤtter vergleichen
ſich faſt dem Koͤrffel-oder Peſtnachen-kraut/
die oberſten den ſtengel hinauff ſind viel klei-
ner/ ſchmaͤler und tieffer zerſpalten/ mit
mehr ſchnittlein/ ſind auch ein wenig rauch
und haarig. Er hat ein ſtengel wie die Peſt-
nach/ mit glaͤichen underſchieden/ glatt/ gruͤn
und ſteiff/ der wird doch ſelten uͤber ſpannen
lang/ hat ſeine neben-zweiglein/ an welchen
zu oberſt am gipffel weiſſe kroͤnlein oder
ſchatt-huͤtlein erſcheinen/ wie die kroͤnlein des
Maßholders/ von ſchoͤnen/ weiſſen/ wolrie-
chenden bluͤmlein/ wenn die abfallen und
vergehen/ ſo folget ein raucher/ laͤnglichter
und ſtachlichter ſamen/ wie kleine Kletten/
in der groͤſſe der Wandlaͤuß/ je zwey bey
einander/ als zwey rundlichte ſcheiblein/ ſol-
che hencken ſich an die kleider/ wie andere
[Spaltenumbruch] Kletten. Dieſes kraͤutlein waͤchßt in den
frucht-feldern/ unter dem Korn/ Speltz und
anderem Getraͤid ſo haͤuffig/ zwiſchen dem
Gebuͤrg und dem gantzen Rhein-ſtrohm hin-
ab/ daß man es nicht genugſam außreuten
kan.

3. Das dritte Geſchlecht des wilden Pe-
terſilgs/ Caucalis arvenſis echinata parvo flo-
re, C. B. Lappa canaria flore minore ſ. tenuifo-
lia, J. B.
Überkomt eine gleiche wurtzel und
ſtengel wie die vorige. Die blaͤtter ſind brei-
ter/ und dem Peterlein aͤhnlicher/ jedoch et-
was dicker. Die blumen oder kroͤnlein wer-
den purpur-roth/ und der ſamen groͤſſer/ drey-
eckicht und laͤnger/ ſo ſich an die kleider hen-
cket. Man findet ihne auch in den frucht-
feldern/ aber allhier ſelten/ gemeiniglich
waͤchßt er in den Weingaͤrten des Mutten-
tzer Bergs.

Eigenſchafft.

Der wilde Peterſilg iſt zur waͤrme und
troͤckne biß in andern grad geneigt/ hat ein
fluͤchtiges oͤlichtes ſaltz bey ſich/ und daher
die eigenſchafft zu erduͤnneren/ innerliche
Verſtopffungen auffzuloͤſen/ durch den
Harn zu treiben/ und die Mutter zu reini-
gen.

Gebrauch.

Man ſamlet den wilden Peterſilg/ wennVerſtopf-
fung der Le-
ber/ Miltzs
Nieren/
Harngaͤng
und Blaſen

er noch zart und jung iſt/ und brauchet ihn
nicht allein zum Salat/ ſondern kochet ihn
auch mit anderen Muß-kraͤuteren/ iſt eine
heilſame ſpeiß denen/ welche mit verſtopf-
fung der Leber/ des Miltzes/ der Nieren/
Harngaͤng und Blaſen behafftet ſind.

Dieſes Kraut in Wein geſotten/ und dieVeꝛſtopf-
fung der Le-
ber und des
Miltzes/
verſtande-
ner harn/
Grieß/
Stein/
verſchleim-
te Nieren
und Blaſen
verſteckte
Monat-
blum/ un-
fruchtbare
Weiber.
Sod/
Gelbſucht/
Viertagig
Fieber/
Raud/
Frantzoſen
kranckheit.

durchgeſiegene bruͤhe morgens und abends/
jedes mahl ein halb quartal getruncken/ loͤſet
auff die verſtopffung der Leber und Miltz/
treibet den Harn/ das Grieß und den Stein
auß/ reiniget die Nieren und Blaſen/ befuͤr-
dert die weibliche Monat-blum/ und iſt ein
nutzliches Tranck den erkalteten unfrucht-
bahren Weibern/ ſo ſie es fleißig gebrau-
chen. Mit Waſſer geſotten und getruncken/
vertreibet er das Brennen in dem Magen
von der Gallen/ welches man den Sod nen-
net. Gemelter Tranck hilfft auch den Gelb-
ſuͤchtigen/ ſo ſie ihne nuͤchter einnehmen/
darauff ins bad gehen und ſchwitzen/ denn
er treibt die Gelbſucht durch den ſchweiß auß
dem Leib. Es iſt auch dienlich denen/ die mit
dem viertaͤgigen Fieber/ einer anſteckenden
Raud/ und der Frantzoſen-kranckheit behaff-
tet ſind.

Der Samen des wilden Peterſilgs zuUnfrucht-
bahre wei-
ber/ Len-
denſtein/
verſteckte
Monat-
blum.

pulver geſtoſſen/ und ein halb quintlein da-
von mit warmem Wein getruncken/ hilfft
den unfruchtbahren Weibern zu der Em-
pfaͤngnuß: er fuͤhret auch auß den Lenden-
ſtein/ und fuͤrdert die weibliche Monat-blum.

Wilder Peterſilg geſtoſſen/ und mit einVerſtande-
ner Harn/
Harnwind
troͤpflinges
harnen.
Stein.

wenig Wein und Butter in einer pfannen
geroͤſcht/ darnach zwiſchen zweyen tuͤchern
uͤber die Scham gelegt/ bringet wider den
verſtandenen Harn/ vertreibet die Harn-
winde und troͤpffling harnen: er dienet auch
mit andern Kraͤutern vermiſcht/ zu den Len-
den-baͤdern wider den Stein.

Auß dem wilden Peterſilg wird auch ein

nutzli-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0606" n="590"/><fw place="top" type="header">Das Dritte Buch/</fw><lb/><cb/><figure><head><hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Wilder Peter&#x017F;ilg.</hi><hi rendition="#aq">Caucalis.</hi></hi></head><lb/></figure> i&#x017F;t u&#x0364;ber elen lang/ haarig/ rauch und kno-<lb/>
dicht. Die bla&#x0364;tter/ &#x017F;o unten bey der wurtzel<lb/>
herfu&#x0364;r &#x017F;chleichen/ vergleichen &#x017F;ich etlicher<lb/>
ma&#x017F;&#x017F;en den Eppich-oder Peter&#x017F;ilg-bla&#x0364;tte-<lb/>
ren/ dahero die&#x017F;es Gewa&#x0364;chs den Namen<lb/>
wilder Peter&#x017F;ilg bekommen hat: aber die<lb/>
andern &#x017F;o be&#x017F;&#x017F;er oben am &#x017F;tengel &#x017F;tehen/ &#x017F;e-<lb/>
hen dem Fenchel-kraut etwas a&#x0364;hnlicher/<lb/>
denn &#x017F;ie &#x017F;ind an den enden mit vielen &#x017F;chnitt-<lb/>
lein oder &#x017F;palten zertheilt/ darzu rauch und<lb/>
haarig. Am gipffel er&#x017F;cheinen die kro&#x0364;nlein/<lb/>
mit wei&#x017F;&#x017F;en/ auch bißweilen ro&#x0364;thlichten blu&#x0364;m-<lb/>
lein/ eines lieblichen geruchs. <hi rendition="#aq">Matthiolus</hi><lb/>
hat ihne in gro&#x017F;&#x017F;er menge in Hetrurien/ hin<lb/>
und wider/ zwi&#x017F;chen der Tyber und dem Fluß<lb/>
Macra/ wie auch in der Tridentini&#x017F;chen<lb/>
Land&#x017F;chafft/ im Thal Anania angetroffen.</p><lb/>
            <p>2. Der gemeine Kletten-ko&#x0364;rffel/ <hi rendition="#aq">Caucalis<lb/>
arven&#x017F;is echinata magno flore, <hi rendition="#i">C. B.</hi> Lappula<lb/>
canaria flore pulchro magno, albo, <hi rendition="#i">J. B.</hi></hi> Hat<lb/>
eine du&#x0364;nne/ wei&#x017F;&#x017F;e/ harte/ mit einem &#x017F;charff-<lb/>
lichten/ &#x017F;u&#x0364;ß-bitterlichten ge&#x017F;chmack/ und a-<lb/>
romati&#x017F;chem geruch begabte wurtzel/ mit vie-<lb/>
len za&#x017F;eln/ die under&#x017F;ten bla&#x0364;tter vergleichen<lb/>
&#x017F;ich fa&#x017F;t dem Ko&#x0364;rffel-oder Pe&#x017F;tnachen-kraut/<lb/>
die ober&#x017F;ten den &#x017F;tengel hinauff &#x017F;ind viel klei-<lb/>
ner/ &#x017F;chma&#x0364;ler und tieffer zer&#x017F;palten/ mit<lb/>
mehr &#x017F;chnittlein/ &#x017F;ind auch ein wenig rauch<lb/>
und haarig. Er hat ein &#x017F;tengel wie die Pe&#x017F;t-<lb/>
nach/ mit gla&#x0364;ichen under&#x017F;chieden/ glatt/ gru&#x0364;n<lb/>
und &#x017F;teiff/ der wird doch &#x017F;elten u&#x0364;ber &#x017F;pannen<lb/>
lang/ hat &#x017F;eine neben-zweiglein/ an welchen<lb/>
zu ober&#x017F;t am gipffel wei&#x017F;&#x017F;e kro&#x0364;nlein oder<lb/>
&#x017F;chatt-hu&#x0364;tlein er&#x017F;cheinen/ wie die kro&#x0364;nlein des<lb/>
Maßholders/ von &#x017F;cho&#x0364;nen/ wei&#x017F;&#x017F;en/ wolrie-<lb/>
chenden blu&#x0364;mlein/ wenn die abfallen und<lb/>
vergehen/ &#x017F;o folget ein raucher/ la&#x0364;nglichter<lb/>
und &#x017F;tachlichter &#x017F;amen/ wie kleine Kletten/<lb/>
in der gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e der Wandla&#x0364;uß/ je zwey bey<lb/>
einander/ als zwey rundlichte &#x017F;cheiblein/ &#x017F;ol-<lb/>
che hencken &#x017F;ich an die kleider/ wie andere<lb/><cb/>
Kletten. Die&#x017F;es kra&#x0364;utlein wa&#x0364;chßt in den<lb/>
frucht-feldern/ unter dem Korn/ Speltz und<lb/>
anderem Getra&#x0364;id &#x017F;o ha&#x0364;uffig/ zwi&#x017F;chen dem<lb/>
Gebu&#x0364;rg und dem gantzen Rhein-&#x017F;trohm hin-<lb/>
ab/ daß man es nicht genug&#x017F;am außreuten<lb/>
kan.</p><lb/>
            <p>3. Das dritte Ge&#x017F;chlecht des wilden Pe-<lb/>
ter&#x017F;ilgs/ <hi rendition="#aq">Caucalis arven&#x017F;is echinata parvo flo-<lb/>
re, <hi rendition="#i">C. B.</hi> Lappa canaria flore minore &#x017F;. tenuifo-<lb/>
lia, <hi rendition="#i">J. B.</hi></hi> Überkomt eine gleiche wurtzel und<lb/>
&#x017F;tengel wie die vorige. Die bla&#x0364;tter &#x017F;ind brei-<lb/>
ter/ und dem Peterlein a&#x0364;hnlicher/ jedoch et-<lb/>
was dicker. Die blumen oder kro&#x0364;nlein wer-<lb/>
den purpur-roth/ und der &#x017F;amen gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er/ drey-<lb/>
eckicht und la&#x0364;nger/ &#x017F;o &#x017F;ich an die kleider hen-<lb/>
cket. Man findet ihne auch in den frucht-<lb/>
feldern/ aber allhier &#x017F;elten/ gemeiniglich<lb/>
wa&#x0364;chßt er in den Weinga&#x0364;rten des Mutten-<lb/>
tzer Bergs.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Eigen&#x017F;chafft.</hi> </head><lb/>
            <p>Der wilde Peter&#x017F;ilg i&#x017F;t zur wa&#x0364;rme und<lb/>
tro&#x0364;ckne biß in andern grad geneigt/ hat ein<lb/>
flu&#x0364;chtiges o&#x0364;lichtes &#x017F;altz bey &#x017F;ich/ und daher<lb/>
die eigen&#x017F;chafft zu erdu&#x0364;nneren/ innerliche<lb/>
Ver&#x017F;topffungen auffzulo&#x0364;&#x017F;en/ durch den<lb/>
Harn zu treiben/ und die Mutter zu reini-<lb/>
gen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Gebrauch.</hi> </head><lb/>
            <p>Man &#x017F;amlet den wilden Peter&#x017F;ilg/ wenn<note place="right">Ver&#x017F;topf-<lb/>
fung der Le-<lb/>
ber/ Miltzs<lb/>
Nieren/<lb/>
Harnga&#x0364;ng<lb/>
und Bla&#x017F;en</note><lb/>
er noch zart und jung i&#x017F;t/ und brauchet ihn<lb/>
nicht allein zum Salat/ &#x017F;ondern kochet ihn<lb/>
auch mit anderen Muß-kra&#x0364;uteren/ i&#x017F;t eine<lb/>
heil&#x017F;ame &#x017F;peiß denen/ welche mit ver&#x017F;topf-<lb/>
fung der Leber/ des Miltzes/ der Nieren/<lb/>
Harnga&#x0364;ng und Bla&#x017F;en behafftet &#x017F;ind.</p><lb/>
            <p>Die&#x017F;es Kraut in Wein ge&#x017F;otten/ und die<note place="right">Ve&#xA75B;&#x017F;topf-<lb/>
fung der Le-<lb/>
ber und des<lb/>
Miltzes/<lb/>
ver&#x017F;tande-<lb/>
ner harn/<lb/>
Grieß/<lb/>
Stein/<lb/>
ver&#x017F;chleim-<lb/>
te Nieren<lb/>
und Bla&#x017F;en<lb/>
ver&#x017F;teckte<lb/>
Monat-<lb/>
blum/ un-<lb/>
fruchtbare<lb/>
Weiber.<lb/>
Sod/<lb/>
Gelb&#x017F;ucht/<lb/>
Viertagig<lb/>
Fieber/<lb/>
Raud/<lb/>
Frantzo&#x017F;en<lb/>
kranckheit.</note><lb/>
durchge&#x017F;iegene bru&#x0364;he morgens und abends/<lb/>
jedes mahl ein halb quartal getruncken/ lo&#x0364;&#x017F;et<lb/>
auff die ver&#x017F;topffung der Leber und Miltz/<lb/>
treibet den Harn/ das Grieß und den Stein<lb/>
auß/ reiniget die Nieren und Bla&#x017F;en/ befu&#x0364;r-<lb/>
dert die weibliche Monat-blum/ und i&#x017F;t ein<lb/>
nutzliches Tranck den erkalteten unfrucht-<lb/>
bahren Weibern/ &#x017F;o &#x017F;ie es fleißig gebrau-<lb/>
chen. Mit Wa&#x017F;&#x017F;er ge&#x017F;otten und getruncken/<lb/>
vertreibet er das Brennen in dem Magen<lb/>
von der Gallen/ welches man den Sod nen-<lb/>
net. Gemelter Tranck hilfft auch den Gelb-<lb/>
&#x017F;u&#x0364;chtigen/ &#x017F;o &#x017F;ie ihne nu&#x0364;chter einnehmen/<lb/>
darauff ins bad gehen und &#x017F;chwitzen/ denn<lb/>
er treibt die Gelb&#x017F;ucht durch den &#x017F;chweiß auß<lb/>
dem Leib. Es i&#x017F;t auch dienlich denen/ die mit<lb/>
dem vierta&#x0364;gigen Fieber/ einer an&#x017F;teckenden<lb/>
Raud/ und der Frantzo&#x017F;en-kranckheit behaff-<lb/>
tet &#x017F;ind.</p><lb/>
            <p>Der Samen des wilden Peter&#x017F;ilgs zu<note place="right">Unfrucht-<lb/>
bahre wei-<lb/>
ber/ Len-<lb/>
den&#x017F;tein/<lb/>
ver&#x017F;teckte<lb/>
Monat-<lb/>
blum.</note><lb/>
pulver ge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en/ und ein halb quintlein da-<lb/>
von mit warmem Wein getruncken/ hilfft<lb/>
den unfruchtbahren Weibern zu der Em-<lb/>
pfa&#x0364;ngnuß: er fu&#x0364;hret auch auß den Lenden-<lb/>
&#x017F;tein/ und fu&#x0364;rdert die weibliche Monat-blum.</p><lb/>
            <p>Wilder Peter&#x017F;ilg ge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en/ und mit ein<note place="right">Ver&#x017F;tande-<lb/>
ner Harn/<lb/>
Harnwind<lb/>
tro&#x0364;pflinges<lb/>
harnen.<lb/>
Stein.</note><lb/>
wenig Wein und Butter in einer pfannen<lb/>
gero&#x0364;&#x017F;cht/ darnach zwi&#x017F;chen zweyen tu&#x0364;chern<lb/>
u&#x0364;ber die Scham gelegt/ bringet wider den<lb/>
ver&#x017F;tandenen Harn/ vertreibet die Harn-<lb/>
winde und tro&#x0364;pffling harnen: er dienet auch<lb/>
mit andern Kra&#x0364;utern vermi&#x017F;cht/ zu den Len-<lb/>
den-ba&#x0364;dern wider den Stein.</p><lb/>
            <p>Auß dem wilden Peter&#x017F;ilg wird auch ein<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nutzli-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[590/0606] Das Dritte Buch/ [Abbildung Wilder Peterſilg. Caucalis. ] iſt uͤber elen lang/ haarig/ rauch und kno- dicht. Die blaͤtter/ ſo unten bey der wurtzel herfuͤr ſchleichen/ vergleichen ſich etlicher maſſen den Eppich-oder Peterſilg-blaͤtte- ren/ dahero dieſes Gewaͤchs den Namen wilder Peterſilg bekommen hat: aber die andern ſo beſſer oben am ſtengel ſtehen/ ſe- hen dem Fenchel-kraut etwas aͤhnlicher/ denn ſie ſind an den enden mit vielen ſchnitt- lein oder ſpalten zertheilt/ darzu rauch und haarig. Am gipffel erſcheinen die kroͤnlein/ mit weiſſen/ auch bißweilen roͤthlichten bluͤm- lein/ eines lieblichen geruchs. Matthiolus hat ihne in groſſer menge in Hetrurien/ hin und wider/ zwiſchen der Tyber und dem Fluß Macra/ wie auch in der Tridentiniſchen Landſchafft/ im Thal Anania angetroffen. 2. Der gemeine Kletten-koͤrffel/ Caucalis arvenſis echinata magno flore, C. B. Lappula canaria flore pulchro magno, albo, J. B. Hat eine duͤnne/ weiſſe/ harte/ mit einem ſcharff- lichten/ ſuͤß-bitterlichten geſchmack/ und a- romatiſchem geruch begabte wurtzel/ mit vie- len zaſeln/ die underſten blaͤtter vergleichen ſich faſt dem Koͤrffel-oder Peſtnachen-kraut/ die oberſten den ſtengel hinauff ſind viel klei- ner/ ſchmaͤler und tieffer zerſpalten/ mit mehr ſchnittlein/ ſind auch ein wenig rauch und haarig. Er hat ein ſtengel wie die Peſt- nach/ mit glaͤichen underſchieden/ glatt/ gruͤn und ſteiff/ der wird doch ſelten uͤber ſpannen lang/ hat ſeine neben-zweiglein/ an welchen zu oberſt am gipffel weiſſe kroͤnlein oder ſchatt-huͤtlein erſcheinen/ wie die kroͤnlein des Maßholders/ von ſchoͤnen/ weiſſen/ wolrie- chenden bluͤmlein/ wenn die abfallen und vergehen/ ſo folget ein raucher/ laͤnglichter und ſtachlichter ſamen/ wie kleine Kletten/ in der groͤſſe der Wandlaͤuß/ je zwey bey einander/ als zwey rundlichte ſcheiblein/ ſol- che hencken ſich an die kleider/ wie andere Kletten. Dieſes kraͤutlein waͤchßt in den frucht-feldern/ unter dem Korn/ Speltz und anderem Getraͤid ſo haͤuffig/ zwiſchen dem Gebuͤrg und dem gantzen Rhein-ſtrohm hin- ab/ daß man es nicht genugſam außreuten kan. 3. Das dritte Geſchlecht des wilden Pe- terſilgs/ Caucalis arvenſis echinata parvo flo- re, C. B. Lappa canaria flore minore ſ. tenuifo- lia, J. B. Überkomt eine gleiche wurtzel und ſtengel wie die vorige. Die blaͤtter ſind brei- ter/ und dem Peterlein aͤhnlicher/ jedoch et- was dicker. Die blumen oder kroͤnlein wer- den purpur-roth/ und der ſamen groͤſſer/ drey- eckicht und laͤnger/ ſo ſich an die kleider hen- cket. Man findet ihne auch in den frucht- feldern/ aber allhier ſelten/ gemeiniglich waͤchßt er in den Weingaͤrten des Mutten- tzer Bergs. Eigenſchafft. Der wilde Peterſilg iſt zur waͤrme und troͤckne biß in andern grad geneigt/ hat ein fluͤchtiges oͤlichtes ſaltz bey ſich/ und daher die eigenſchafft zu erduͤnneren/ innerliche Verſtopffungen auffzuloͤſen/ durch den Harn zu treiben/ und die Mutter zu reini- gen. Gebrauch. Man ſamlet den wilden Peterſilg/ wenn er noch zart und jung iſt/ und brauchet ihn nicht allein zum Salat/ ſondern kochet ihn auch mit anderen Muß-kraͤuteren/ iſt eine heilſame ſpeiß denen/ welche mit verſtopf- fung der Leber/ des Miltzes/ der Nieren/ Harngaͤng und Blaſen behafftet ſind. Verſtopf- fung der Le- ber/ Miltzs Nieren/ Harngaͤng und Blaſen Dieſes Kraut in Wein geſotten/ und die durchgeſiegene bruͤhe morgens und abends/ jedes mahl ein halb quartal getruncken/ loͤſet auff die verſtopffung der Leber und Miltz/ treibet den Harn/ das Grieß und den Stein auß/ reiniget die Nieren und Blaſen/ befuͤr- dert die weibliche Monat-blum/ und iſt ein nutzliches Tranck den erkalteten unfrucht- bahren Weibern/ ſo ſie es fleißig gebrau- chen. Mit Waſſer geſotten und getruncken/ vertreibet er das Brennen in dem Magen von der Gallen/ welches man den Sod nen- net. Gemelter Tranck hilfft auch den Gelb- ſuͤchtigen/ ſo ſie ihne nuͤchter einnehmen/ darauff ins bad gehen und ſchwitzen/ denn er treibt die Gelbſucht durch den ſchweiß auß dem Leib. Es iſt auch dienlich denen/ die mit dem viertaͤgigen Fieber/ einer anſteckenden Raud/ und der Frantzoſen-kranckheit behaff- tet ſind. Veꝛſtopf- fung der Le- ber und des Miltzes/ verſtande- ner harn/ Grieß/ Stein/ verſchleim- te Nieren und Blaſen verſteckte Monat- blum/ un- fruchtbare Weiber. Sod/ Gelbſucht/ Viertagig Fieber/ Raud/ Frantzoſen kranckheit. Der Samen des wilden Peterſilgs zu pulver geſtoſſen/ und ein halb quintlein da- von mit warmem Wein getruncken/ hilfft den unfruchtbahren Weibern zu der Em- pfaͤngnuß: er fuͤhret auch auß den Lenden- ſtein/ und fuͤrdert die weibliche Monat-blum. Unfrucht- bahre wei- ber/ Len- denſtein/ verſteckte Monat- blum. Wilder Peterſilg geſtoſſen/ und mit ein wenig Wein und Butter in einer pfannen geroͤſcht/ darnach zwiſchen zweyen tuͤchern uͤber die Scham gelegt/ bringet wider den verſtandenen Harn/ vertreibet die Harn- winde und troͤpffling harnen: er dienet auch mit andern Kraͤutern vermiſcht/ zu den Len- den-baͤdern wider den Stein. Verſtande- ner Harn/ Harnwind troͤpflinges harnen. Stein. Auß dem wilden Peterſilg wird auch ein nutzli-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/606
Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 590. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/606>, abgerufen am 27.06.2024.