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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Das Dritte Buch/
[Spaltenumbruch] Cardamom allein in dem Mund kewen/ und
ohn einige Speiß niessen kan/ welches hin-
gegen mit dem Pfeffer/ Jmber/ Nägelein/
und anderem hitzigen Gewürtz sich nicht thun
läßt/ die wegen ihrer starcken hitz schwerlich/
als mit den Speisen genossen werden/ und
wenn man sie auch unter diesen zu viel
braucht/ eine Entzündung des Geblüts/ und
Versteckter
Harn/
und Wei-
berzeit/
stinckender
Athem/
verstopf-
fung der
Leber Mil-
tzes/ und
Krößadern
offt hitzige Fieber verursachen. Der kleine
Cardamom befürdert den Harn und Wei-
ber-fluß ohne einigen gewalt/ macht ein
guten Athem/ und ist überauß dienlich wider
die Verstopffung der Lebern/ Miltz und Kröß-
adern. Auß dieser Beschreibung der Car-
damom wird der fehler des Plinii leichtlich
wargenommen/ welcher den Cardamom
mit dem Namen und der Frucht dem Amo-
midi
gleich achtet/ so aber falsch ist/ denn die
Amomis ist ein Gerten-kraut/ und vergleicht
sich mit ihrer Wurtzel der Jndianischen
Spickwurtzel/ damit unwissende Leuth leicht-
lich betrogen werden. Billich habe ich mich
dieses orts zu erfrewen/ daß ich der erste bin/
welcher dieses edelste Kraut den Cardamom
gründlich beschreibet/ denn auch vorgemeld-
ter Garzias ab Horto, seine Beschreibung die-
ses Gewächses nur auß anderer Leuthen Be-
richt hergenommen. Bey den Maleyen in
der Jnsul Malabar und Caromandel wird
der Cardamom viel gebraucht/ Fleisch/ Fisch
und andere Speisen damit zu würtzen/ gibt
ihnen ein anmüthigen geschmack/ und be-
fördert die Däuung gar wol.

Der grosse Cardamom wächßt häuffig in
den Javanischen Wäldern/ mit gebüschel-
ten blumen/ den Hyacinthen-blumen ähn-
lich/ ist auff viel weiß von dem kleinen Car-
damom unterschieden/ denn er über Menschen-
länge auffwächßt/ hat breite blätter/ trägt
keinen stengel mit knöpffen wie das Rohr/
sondern wird gleich wie die Zwiebeln/ blätter-
weiß von einander zerlegt. Uber das bringt
der kleine Cardamom seine ähre neben den
Wurtzeln/ da hingegen der grosse Carda-
mom auff seinem gipffel die ähre trägt. Die
schoten und der samen sind in diesem auch
länger/ offt ein fingers lang/ die blätter
und blumen kommen mit der kleinen Carda-
mom an dem geruch überein/ allein sind die
blätter an der grossen Cardamom auch grös-
ser/ und an dem umbgekehrten theil etwas
weich wie das Wullkraut. Das gantze Ge-
wächs der grossen Cardamom ist gar schön
anzusehen/ mit einer angenehmen grünen
farb und weissen blumen/ welche an ihrem
umbkreiß mit einem purpur-farben fäßlein
umbgeben sind. Mit seiner würckung komt
er mit dem kleinen Cardamom überein.



CAPUT LXV.
Nägelein-blumen. Caryophylli.
Namen.

NAegelein-blum heißt Lateinisch/ Ca-
ryophyllus, Flos Caryophyllorum, Be-
tonica aut Vetonica coronaria vel do-
mestica, Herba tunica.
Jtaliänisch/ Garo-
fano, Garofolo.
Frantzösisch/ Giroflee,
Oeilliet.
Spanisch/ Alheli, Sanamanda.
[Spaltenumbruch] Englisch/ Gillii flower. Dänisch/ Vey-
licke/ Veylcke-blomster. Niderländisch/
Genoffel-bloemen/ Groffels-bloemen/
Naeghel-bloeme.

[Abbildung] Zahme Nägelein-blumen. Caryophylli
domestici.

[Abbildung] Wilde Nägelein-blumen. Caryophylli
sylvestres.

Geschlecht und Gestalt.

Der Nägelein-blumen sind fürnemlich
zwey Geschlecht/ zahm und wild.

Die zahmen haben länglichte/ spitzige

blätter/

Das Dritte Buch/
[Spaltenumbruch] Cardamom allein in dem Mund kewen/ und
ohn einige Speiß nieſſen kan/ welches hin-
gegen mit dem Pfeffer/ Jmber/ Naͤgelein/
und anderem hitzigen Gewuͤrtz ſich nicht thun
laͤßt/ die wegen ihrer ſtarcken hitz ſchwerlich/
als mit den Speiſen genoſſen werden/ und
wenn man ſie auch unter dieſen zu viel
braucht/ eine Entzuͤndung des Gebluͤts/ und
Verſteckteꝛ
Harn/
und Wei-
berzeit/
ſtinckender
Athem/
verſtopf-
fung der
Leber Mil-
tzes/ und
Kroͤßadeꝛn
offt hitzige Fieber verurſachen. Der kleine
Cardamom befuͤrdert den Harn und Wei-
ber-fluß ohne einigen gewalt/ macht ein
guten Athem/ und iſt uͤberauß dienlich wider
die Verſtopffung der Lebern/ Miltz und Kroͤß-
adern. Auß dieſer Beſchreibung der Car-
damom wird der fehler des Plinii leichtlich
wargenommen/ welcher den Cardamom
mit dem Namen und der Frucht dem Amo-
midi
gleich achtet/ ſo aber falſch iſt/ denn die
Amomis iſt ein Gerten-kraut/ und vergleicht
ſich mit ihrer Wurtzel der Jndianiſchen
Spickwurtzel/ damit unwiſſende Leuth leicht-
lich betrogen werden. Billich habe ich mich
dieſes orts zu erfrewen/ daß ich der erſte bin/
welcher dieſes edelſte Kraut den Cardamom
gruͤndlich beſchreibet/ denn auch vorgemeld-
ter Garzias ab Horto, ſeine Beſchreibung die-
ſes Gewaͤchſes nur auß anderer Leuthen Be-
richt hergenommen. Bey den Maleyen in
der Jnſul Malabar und Caromandel wird
der Cardamom viel gebraucht/ Fleiſch/ Fiſch
und andere Speiſen damit zu wuͤrtzen/ gibt
ihnen ein anmuͤthigen geſchmack/ und be-
foͤrdert die Daͤuung gar wol.

Der groſſe Cardamom waͤchßt haͤuffig in
den Javaniſchen Waͤldern/ mit gebuͤſchel-
ten blumen/ den Hyacinthen-blumen aͤhn-
lich/ iſt auff viel weiß von dem kleinen Car-
damom unterſchieden/ denn er uͤber Menſchen-
laͤnge auffwaͤchßt/ hat breite blaͤtter/ traͤgt
keinen ſtengel mit knoͤpffen wie das Rohr/
ſondern wird gleich wie die Zwiebeln/ blaͤtter-
weiß von einander zerlegt. Uber das bringt
der kleine Cardamom ſeine aͤhre neben den
Wurtzeln/ da hingegen der groſſe Carda-
mom auff ſeinem gipffel die aͤhre traͤgt. Die
ſchoten und der ſamen ſind in dieſem auch
laͤnger/ offt ein fingers lang/ die blaͤtter
und blumen kommen mit der kleinen Carda-
mom an dem geruch uͤberein/ allein ſind die
blaͤtter an der groſſen Cardamom auch groͤſ-
ſer/ und an dem umbgekehrten theil etwas
weich wie das Wullkraut. Das gantze Ge-
waͤchs der groſſen Cardamom iſt gar ſchoͤn
anzuſehen/ mit einer angenehmen gruͤnen
farb und weiſſen blumen/ welche an ihrem
umbkreiß mit einem purpur-farben faͤßlein
umbgeben ſind. Mit ſeiner wuͤrckung komt
er mit dem kleinen Cardamom uͤberein.



CAPUT LXV.
Naͤgelein-blumen. Caryophylli.
Namen.

NAegelein-blum heißt Lateiniſch/ Ca-
ryophyllus, Flos Caryophyllorum, Be-
tonica aut Vetonica coronaria vel do-
meſtica, Herba tunica.
Jtaliaͤniſch/ Garo-
fano, Garofolo.
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Oeilliet.
Spaniſch/ Alheli, Sanamanda.
[Spaltenumbruch] Engliſch/ Gillii flower. Daͤniſch/ Vey-
licke/ Veylcke-blomſter. Niderlaͤndiſch/
Genoffel-bloemen/ Groffels-bloemen/
Naeghel-bloeme.

[Abbildung] Zahme Naͤgelein-blumen. Caryophylli
domeſtici.

[Abbildung] Wilde Naͤgelein-blumen. Caryophylli
ſylveſtres.

Geſchlecht und Geſtalt.

Der Naͤgelein-blumen ſind fuͤrnemlich
zwey Geſchlecht/ zahm und wild.

Die zahmen haben laͤnglichte/ ſpitzige

blaͤtter/
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[600/0616] Das Dritte Buch/ Cardamom allein in dem Mund kewen/ und ohn einige Speiß nieſſen kan/ welches hin- gegen mit dem Pfeffer/ Jmber/ Naͤgelein/ und anderem hitzigen Gewuͤrtz ſich nicht thun laͤßt/ die wegen ihrer ſtarcken hitz ſchwerlich/ als mit den Speiſen genoſſen werden/ und wenn man ſie auch unter dieſen zu viel braucht/ eine Entzuͤndung des Gebluͤts/ und offt hitzige Fieber verurſachen. Der kleine Cardamom befuͤrdert den Harn und Wei- ber-fluß ohne einigen gewalt/ macht ein guten Athem/ und iſt uͤberauß dienlich wider die Verſtopffung der Lebern/ Miltz und Kroͤß- adern. Auß dieſer Beſchreibung der Car- damom wird der fehler des Plinii leichtlich wargenommen/ welcher den Cardamom mit dem Namen und der Frucht dem Amo- midi gleich achtet/ ſo aber falſch iſt/ denn die Amomis iſt ein Gerten-kraut/ und vergleicht ſich mit ihrer Wurtzel der Jndianiſchen Spickwurtzel/ damit unwiſſende Leuth leicht- lich betrogen werden. Billich habe ich mich dieſes orts zu erfrewen/ daß ich der erſte bin/ welcher dieſes edelſte Kraut den Cardamom gruͤndlich beſchreibet/ denn auch vorgemeld- ter Garzias ab Horto, ſeine Beſchreibung die- ſes Gewaͤchſes nur auß anderer Leuthen Be- richt hergenommen. Bey den Maleyen in der Jnſul Malabar und Caromandel wird der Cardamom viel gebraucht/ Fleiſch/ Fiſch und andere Speiſen damit zu wuͤrtzen/ gibt ihnen ein anmuͤthigen geſchmack/ und be- foͤrdert die Daͤuung gar wol. Verſteckteꝛ Harn/ und Wei- berzeit/ ſtinckender Athem/ verſtopf- fung der Leber Mil- tzes/ und Kroͤßadeꝛn Der groſſe Cardamom waͤchßt haͤuffig in den Javaniſchen Waͤldern/ mit gebuͤſchel- ten blumen/ den Hyacinthen-blumen aͤhn- lich/ iſt auff viel weiß von dem kleinen Car- damom unterſchieden/ denn er uͤber Menſchen- laͤnge auffwaͤchßt/ hat breite blaͤtter/ traͤgt keinen ſtengel mit knoͤpffen wie das Rohr/ ſondern wird gleich wie die Zwiebeln/ blaͤtter- weiß von einander zerlegt. Uber das bringt der kleine Cardamom ſeine aͤhre neben den Wurtzeln/ da hingegen der groſſe Carda- mom auff ſeinem gipffel die aͤhre traͤgt. Die ſchoten und der ſamen ſind in dieſem auch laͤnger/ offt ein fingers lang/ die blaͤtter und blumen kommen mit der kleinen Carda- mom an dem geruch uͤberein/ allein ſind die blaͤtter an der groſſen Cardamom auch groͤſ- ſer/ und an dem umbgekehrten theil etwas weich wie das Wullkraut. Das gantze Ge- waͤchs der groſſen Cardamom iſt gar ſchoͤn anzuſehen/ mit einer angenehmen gruͤnen farb und weiſſen blumen/ welche an ihrem umbkreiß mit einem purpur-farben faͤßlein umbgeben ſind. Mit ſeiner wuͤrckung komt er mit dem kleinen Cardamom uͤberein. CAPUT LXV. Naͤgelein-blumen. Caryophylli. Namen. NAegelein-blum heißt Lateiniſch/ Ca- ryophyllus, Flos Caryophyllorum, Be- tonica aut Vetonica coronaria vel do- meſtica, Herba tunica. Jtaliaͤniſch/ Garo- fano, Garofolo. Frantzoͤſiſch/ Giroflée, Oeilliet. Spaniſch/ Alheli, Sanamanda. Engliſch/ Gillii flower. Daͤniſch/ Vey- licke/ Veylcke-blomſter. Niderlaͤndiſch/ Genoffel-bloemen/ Groffels-bloemen/ Naeghel-bloeme. [Abbildung Zahme Naͤgelein-blumen. Caryophylli domeſtici. ] [Abbildung Wilde Naͤgelein-blumen. Caryophylli ſylveſtres. ] Geſchlecht und Geſtalt. Der Naͤgelein-blumen ſind fuͤrnemlich zwey Geſchlecht/ zahm und wild. Die zahmen haben laͤnglichte/ ſpitzige blaͤtter/

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 600. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/616>, abgerufen am 22.11.2024.