Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

Bild:
<< vorherige Seite

Von den Baum- und Staud-Gewächsen.
[Spaltenumbruch] speychen und Karch-geschirr darauß gemacht
wird/ das ist wärhafft und beständig/ zer-
reist und bricht nicht bald.

Gebrauch.

Jn Tyrol zu Trient und in umbligenden
Orten/ kocht man die Beere des Hartrie-
gels in Wasser/ alsdenn preßt man ein Oel
darauß/ welches allda/ wie bey uns das
Nußöl/ Nachts zu dem Liecht gebraucht
wird. Ferners berichtet Matthiolus, daß in
Hetrurien diejenigen/ welche von den Bis-
sen der wütenden Hunden geheilet worden/ so
sie ein Stuck von dem Hartriegel in den
Händen behalten/ biß es erwarmet/ davon
wiederumb rasend werden.

Jn Jtalien pflegt man auß dieses Baums
Holtz ein Wasser zu destillieren/ welches/ da
Kröpff.es sonsten je möglich/ die Kröpffe hinweg
nimbt/ im Fahl aber dasselbig nicht gesche-
hen kan/ so macht es dieselben kleiner.



CAPUT XVIII.
[Abbildung] Pflaumenbaum. Prunus.
Namen.

PFlaumenbaum/ heißt Griechisch/
[fremdsprachliches Material - 2 Wörter fehlen]. Latei-
nisch/ Prunus. Jtaliänisch/ Prugno,
Prugnuolo.
Frantzösisch/ Prunier. Spa-
nisch/ Pruno. Englisch/ Plummetree. Dä-
nisch/ Kreigetroe. Niderländisch/ Pruym-
borm/ Pruymelee.

Die Frucht oder Pflaum/ heißt Griechisch/
[fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt] Lateinisch/ Prunum. Jtaliä-
nisch/ Prugna, Brugna, Pruna. Frantzösisch/
Prune. Spanisch/ Prunas. Englisch/ Plum-
me. Dänisch/ Kreige/ Blomme. Nider-
ländisch/ Pruyme.

Geschlecht und Gestalt.

Von den Pflaumenbäumen schreibet zier-
lich Herr Dümler also. Die Pflaumen-
[Spaltenumbruch] bäume sind gar wol bekant/ und werden un-
derschiedliche Gattungen in den Gärten an-
getroffen/ wird auch kein wolbestelter Baum-
garten seyn/ in welchem nicht eine sonderba-
re Art der Pflaumenbäume gewiesen wird.
Solche/ und so viel derselben namhafft ge-
machet werden können/ hieher zu setzen/ wä-
re dem Leser verdrießlich/ darumb für diß-
mahl nur ins gemein von den Pflaumen-
bäumen etwas weniges angezeiget werden
soll.

Die Pflaumenbäume sind ziemlicher Hö-
che/ und haben eine feine Breite. Die Blät-
ter sind den Apffelbaum-Blätteren nicht
ungleich/ ohne daß sie an der Farb nicht so
grün/ sondern etwas auff schwartzes zicken/
sind glatt/ und im Umschweiff zerkerfft. Die
Blühte ist weiß/ fünffblättig/ ereignet sich
in dem April. Der Stamm wird starck und
dick/ das Holtz röthlicht/ sonderlich auff
den Kern zu/ darumb es von Schreineren
und Holtzdrechßleren vielfaltig gearbeitet
wird. Die Rinde ist schwartz und rauch/ läs-
set einen Gummi von sich fliessen. Die Früch-
te sind mancherley/ etliche sind schwartz/ etli-
che blau/ etliche roth/ etliche weiß/ etliche
auch grün/ andere sind braun und purpur-
farb/ dem Geschmack nach/ sind einige süß/
andere saurlicht/ etliche herb/ oder mittel-
mäßigen Geschmacks/ ins gemein doch eines
safftigen und lieblichen Fleisches. An der
Figur gibt es runde/ lange/ Biren- und
Eyer-förmige/ grosse/ kleine/ mittelmäßi-
ge/ in welchen ein harter Stein mit einem
bitteren Kern verborgen liget.

Es werden die Pflaumenbäume auff
dreyerley Weiß geziehlet. Erstlich wach-
sen sie von der Wurtzel von sich selbst auff.
Darnach werden sie von den Kernen ge-
pflantzet/ und über das durch das peltzen nicht
allein fortgebracht/ sondern auch verbessert.
Denn meistentheils Pflaumenbäume ha-
ben die Eigenschafften/ daß sie viel Neben-
schosse und auß den Wurtzeln viel Brute
treiben. Die Beyschosse/ so nahe den
Stämmern stehen/ sind zeitlich hinweg zu
thun/ weil sie den Safft entziehen/ und die
Frucht hindern. Welche aber etwas ferrn
vom Stammen auffwachsen/ davon kan
man etwas stehen und auffwachsen lassen/
wenn nemlich in dem Herbst von der Brut
das schönste Zweyglein wird erwehlet/ und
die andern hinweg gehauen werden. Auff
solche weiß kan man hin und wider junge
Bäumlein ziehlen/ welche auff fleißige Pfle-
ge und Wart/ auch erlangter Erstarckung
außgegraben/ und versetzet werden können.
Bey welcher Versetzung die Stümlung
oder Abwerffung der Aeste nicht zuvergessen/
sondern fleißig in acht zu nemmen ist/ denn
so alle Aeste glatt hinweg geschnitten werden/
so wachsen sie von neuem desto lustiger/ und
tragen in kurtzer Zeit viel Früchte.

Die Kernen werden entweder vor Win-
ters in dem Wintermonat/ oder nach Win-
ters in dem Anfang des Frühlings/ auch
wol/ wenn anderst das Erdreich offen/ noch
in dem Hornung/ einer Spannen tieff in
die Erden gestossen/ davon wachsen schöne
Bäumlein.

Es können zwar die Pflaumen auff Apf-

fel-

Von den Baum- und Staud-Gewaͤchſen.
[Spaltenumbruch] ſpeychen und Karch-geſchirꝛ darauß gemacht
wird/ das iſt waͤrhafft und beſtaͤndig/ zer-
reiſt und bricht nicht bald.

Gebrauch.

Jn Tyrol zu Trient und in umbligenden
Orten/ kocht man die Beere des Hartrie-
gels in Waſſer/ alsdenn preßt man ein Oel
darauß/ welches allda/ wie bey uns das
Nußoͤl/ Nachts zu dem Liecht gebraucht
wird. Ferners berichtet Matthiolus, daß in
Hetrurien diejenigen/ welche von den Biſ-
ſen der wuͤtenden Hunden geheilet worden/ ſo
ſie ein Stuck von dem Hartriegel in den
Haͤnden behalten/ biß es erwarmet/ davon
wiederumb raſend werden.

Jn Jtalien pflegt man auß dieſes Baums
Holtz ein Waſſer zu deſtillieren/ welches/ da
Kroͤpff.es ſonſten je moͤglich/ die Kroͤpffe hinweg
nimbt/ im Fahl aber daſſelbig nicht geſche-
hen kan/ ſo macht es dieſelben kleiner.



CAPUT XVIII.
[Abbildung] Pflaumenbaum. Prunus.
Namen.

PFlaumenbaum/ heißt Griechiſch/
[fremdsprachliches Material – 2 Wörter fehlen]. Latei-
niſch/ Prunus. Jtaliaͤniſch/ Prugno,
Prugnuolo.
Frantzoͤſiſch/ Prunier. Spa-
niſch/ Pruno. Engliſch/ Plummetree. Daͤ-
niſch/ Kreigetroe. Niderlaͤndiſch/ Pruym-
borm/ Pruymelee.

Die Frucht oder Pflaum/ heißt Griechiſch/
[fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt] Lateiniſch/ Prunum. Jtaliaͤ-
niſch/ Prugna, Brugna, Pruna. Frantzoͤſiſch/
Prune. Spaniſch/ Prunas. Engliſch/ Plum-
me. Daͤniſch/ Kreige/ Blomme. Nider-
laͤndiſch/ Pruyme.

Geſchlecht und Geſtalt.

Von den Pflaumenbaͤumen ſchreibet zier-
lich Herꝛ Duͤmler alſo. Die Pflaumen-
[Spaltenumbruch] baͤume ſind gar wol bekant/ und werden un-
derſchiedliche Gattungen in den Gaͤrten an-
getroffen/ wird auch kein wolbeſtelter Baum-
garten ſeyn/ in welchem nicht eine ſonderba-
re Art der Pflaumenbaͤume gewieſen wird.
Solche/ und ſo viel derſelben namhafft ge-
machet werden koͤnnen/ hieher zu ſetzen/ waͤ-
re dem Leſer verdrießlich/ darumb fuͤr diß-
mahl nur ins gemein von den Pflaumen-
baͤumen etwas weniges angezeiget werden
ſoll.

Die Pflaumenbaͤume ſind ziemlicher Hoͤ-
che/ und haben eine feine Breite. Die Blaͤt-
ter ſind den Apffelbaum-Blaͤtteren nicht
ungleich/ ohne daß ſie an der Farb nicht ſo
gruͤn/ ſondern etwas auff ſchwartzes zicken/
ſind glatt/ und im Umſchweiff zerkerfft. Die
Bluͤhte iſt weiß/ fuͤnffblaͤttig/ ereignet ſich
in dem April. Der Stam̃ wird ſtarck und
dick/ das Holtz roͤthlicht/ ſonderlich auff
den Kern zu/ darumb es von Schreineren
und Holtzdrechßleren vielfaltig gearbeitet
wird. Die Rinde iſt ſchwartz und rauch/ laͤſ-
ſet einen Gummi von ſich flieſſen. Die Fruͤch-
te ſind mancherley/ etliche ſind ſchwartz/ etli-
che blau/ etliche roth/ etliche weiß/ etliche
auch gruͤn/ andere ſind braun und purpur-
farb/ dem Geſchmack nach/ ſind einige ſuͤß/
andere ſaurlicht/ etliche herb/ oder mittel-
maͤßigen Geſchmacks/ ins gemein doch eines
ſafftigen und lieblichen Fleiſches. An der
Figur gibt es runde/ lange/ Biren- und
Eyer-foͤrmige/ groſſe/ kleine/ mittelmaͤßi-
ge/ in welchen ein harter Stein mit einem
bitteren Kern verborgen liget.

Es werden die Pflaumenbaͤume auff
dreyerley Weiß geziehlet. Erſtlich wach-
ſen ſie von der Wurtzel von ſich ſelbſt auff.
Darnach werden ſie von den Kernen ge-
pflantzet/ und uͤber das durch das peltzen nicht
allein fortgebracht/ ſondern auch verbeſſert.
Denn meiſtentheils Pflaumenbaͤume ha-
ben die Eigenſchafften/ daß ſie viel Neben-
ſchoſſe und auß den Wurtzeln viel Brute
treiben. Die Beyſchoſſe/ ſo nahe den
Staͤmmern ſtehen/ ſind zeitlich hinweg zu
thun/ weil ſie den Safft entziehen/ und die
Frucht hindern. Welche aber etwas ferꝛn
vom Stammen auffwachſen/ davon kan
man etwas ſtehen und auffwachſen laſſen/
wenn nemlich in dem Herbſt von der Brut
das ſchoͤnſte Zweyglein wird erwehlet/ und
die andern hinweg gehauen werden. Auff
ſolche weiß kan man hin und wider junge
Baͤumlein ziehlen/ welche auff fleißige Pfle-
ge und Wart/ auch erlangter Erſtarckung
außgegraben/ und verſetzet werden koͤnnen.
Bey welcher Verſetzung die Stuͤmlung
oder Abwerffung der Aeſte nicht zuvergeſſen/
ſondern fleißig in acht zu nemmen iſt/ denn
ſo alle Aeſte glatt hinweg geſchnitten werden/
ſo wachſen ſie von neuem deſto luſtiger/ und
tragen in kurtzer Zeit viel Fruͤchte.

Die Kernen werden entweder vor Win-
ters in dem Wintermonat/ oder nach Win-
ters in dem Anfang des Fruͤhlings/ auch
wol/ wenn anderſt das Erdreich offen/ noch
in dem Hornung/ einer Spannen tieff in
die Erden geſtoſſen/ davon wachſen ſchoͤne
Baͤumlein.

Es koͤnnen zwar die Pflaumen auff Apf-

fel-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0063" n="47"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von den Baum- und Staud-Gewa&#x0364;ch&#x017F;en.</hi></fw><lb/><cb/>
&#x017F;peychen und Karch-ge&#x017F;chir&#xA75B; darauß gemacht<lb/>
wird/ das i&#x017F;t wa&#x0364;rhafft und be&#x017F;ta&#x0364;ndig/ zer-<lb/>
rei&#x017F;t und bricht nicht bald.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Gebrauch.</hi> </head><lb/>
            <p>Jn Tyrol zu Trient und in umbligenden<lb/>
Orten/ kocht man die Beere des Hartrie-<lb/>
gels in Wa&#x017F;&#x017F;er/ alsdenn preßt man ein Oel<lb/>
darauß/ welches allda/ wie bey uns das<lb/>
Nußo&#x0364;l/ Nachts zu dem Liecht gebraucht<lb/>
wird. Ferners berichtet <hi rendition="#aq">Matthiolus,</hi> daß in<lb/>
Hetrurien diejenigen/ welche von den Bi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en der wu&#x0364;tenden Hunden geheilet worden/ &#x017F;o<lb/>
&#x017F;ie ein Stuck von dem Hartriegel in den<lb/>
Ha&#x0364;nden behalten/ biß es erwarmet/ davon<lb/>
wiederumb ra&#x017F;end werden.</p><lb/>
            <p>Jn Jtalien pflegt man auß die&#x017F;es Baums<lb/>
Holtz ein Wa&#x017F;&#x017F;er zu de&#x017F;tillieren/ welches/ da<lb/><note place="left">Kro&#x0364;pff.</note>es &#x017F;on&#x017F;ten je mo&#x0364;glich/ die Kro&#x0364;pffe hinweg<lb/>
nimbt/ im Fahl aber da&#x017F;&#x017F;elbig nicht ge&#x017F;che-<lb/>
hen kan/ &#x017F;o macht es die&#x017F;elben kleiner.</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">CAPUT XVIII</hi>.</hi> </head><lb/>
          <figure>
            <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Pflaumenbaum.</hi> <hi rendition="#aq">Prunus.</hi> </hi> </head><lb/>
          </figure>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Namen.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">P</hi>Flaumenbaum/ heißt Griechi&#x017F;ch/<lb/><foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm" unit="words" quantity="2"/></foreign>. Latei-<lb/>
ni&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Prunus.</hi> Jtalia&#x0364;ni&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Prugno,<lb/>
Prugnuolo.</hi> Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Prunier.</hi> Spa-<lb/>
ni&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Pruno.</hi> Engli&#x017F;ch/ Plummetree. Da&#x0364;-<lb/>
ni&#x017F;ch/ Kreigetroe. Niderla&#x0364;ndi&#x017F;ch/ Pruym-<lb/>
borm/ Pruymelee.</p><lb/>
            <p>Die Frucht oder Pflaum/ heißt Griechi&#x017F;ch/<lb/><foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm" unit="words" quantity="1"/></foreign> Lateini&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Prunum.</hi> Jtalia&#x0364;-<lb/>
ni&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Prugna, Brugna, Pruna.</hi> Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;ch/<lb/><hi rendition="#aq">Prune.</hi> Spani&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Prunas.</hi> Engli&#x017F;ch/ Plum-<lb/>
me. Da&#x0364;ni&#x017F;ch/ Kreige/ Blomme. Nider-<lb/>
la&#x0364;ndi&#x017F;ch/ Pruyme.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Ge&#x017F;chlecht und Ge&#x017F;talt.</hi> </head><lb/>
            <p>Von den Pflaumenba&#x0364;umen &#x017F;chreibet zier-<lb/>
lich Her&#xA75B; Du&#x0364;mler al&#x017F;o. Die Pflaumen-<lb/><cb/>
ba&#x0364;ume &#x017F;ind gar wol bekant/ und werden un-<lb/>
der&#x017F;chiedliche Gattungen in den Ga&#x0364;rten an-<lb/>
getroffen/ wird auch kein wolbe&#x017F;telter Baum-<lb/>
garten &#x017F;eyn/ in welchem nicht eine &#x017F;onderba-<lb/>
re Art der Pflaumenba&#x0364;ume gewie&#x017F;en wird.<lb/>
Solche/ und &#x017F;o viel der&#x017F;elben namhafft ge-<lb/>
machet werden ko&#x0364;nnen/ hieher zu &#x017F;etzen/ wa&#x0364;-<lb/>
re dem Le&#x017F;er verdrießlich/ darumb fu&#x0364;r diß-<lb/>
mahl nur ins gemein von den Pflaumen-<lb/>
ba&#x0364;umen etwas weniges angezeiget werden<lb/>
&#x017F;oll.</p><lb/>
            <p>Die Pflaumenba&#x0364;ume &#x017F;ind ziemlicher Ho&#x0364;-<lb/>
che/ und haben eine feine Breite. Die Bla&#x0364;t-<lb/>
ter &#x017F;ind den Apffelbaum-Bla&#x0364;tteren nicht<lb/>
ungleich/ ohne daß &#x017F;ie an der Farb nicht &#x017F;o<lb/>
gru&#x0364;n/ &#x017F;ondern etwas auff &#x017F;chwartzes zicken/<lb/>
&#x017F;ind glatt/ und im Um&#x017F;chweiff zerkerfft. Die<lb/>
Blu&#x0364;hte i&#x017F;t weiß/ fu&#x0364;nffbla&#x0364;ttig/ ereignet &#x017F;ich<lb/>
in dem April. Der Stam&#x0303; wird &#x017F;tarck und<lb/>
dick/ das Holtz ro&#x0364;thlicht/ &#x017F;onderlich auff<lb/>
den Kern zu/ darumb es von Schreineren<lb/>
und Holtzdrechßleren vielfaltig gearbeitet<lb/>
wird. Die Rinde i&#x017F;t &#x017F;chwartz und rauch/ la&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;et einen Gummi von &#x017F;ich flie&#x017F;&#x017F;en. Die Fru&#x0364;ch-<lb/>
te &#x017F;ind mancherley/ etliche &#x017F;ind &#x017F;chwartz/ etli-<lb/>
che blau/ etliche roth/ etliche weiß/ etliche<lb/>
auch gru&#x0364;n/ andere &#x017F;ind braun und purpur-<lb/>
farb/ dem Ge&#x017F;chmack nach/ &#x017F;ind einige &#x017F;u&#x0364;ß/<lb/>
andere &#x017F;aurlicht/ etliche herb/ oder mittel-<lb/>
ma&#x0364;ßigen Ge&#x017F;chmacks/ ins gemein doch eines<lb/>
&#x017F;afftigen und lieblichen Flei&#x017F;ches. An der<lb/>
Figur gibt es runde/ lange/ Biren- und<lb/>
Eyer-fo&#x0364;rmige/ gro&#x017F;&#x017F;e/ kleine/ mittelma&#x0364;ßi-<lb/>
ge/ in welchen ein harter Stein mit einem<lb/>
bitteren Kern verborgen liget.</p><lb/>
            <p>Es werden die Pflaumenba&#x0364;ume auff<lb/>
dreyerley Weiß geziehlet. Er&#x017F;tlich wach-<lb/>
&#x017F;en &#x017F;ie von der Wurtzel von &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t auff.<lb/>
Darnach werden &#x017F;ie von den Kernen ge-<lb/>
pflantzet/ und u&#x0364;ber das durch das peltzen nicht<lb/>
allein fortgebracht/ &#x017F;ondern auch verbe&#x017F;&#x017F;ert.<lb/>
Denn mei&#x017F;tentheils Pflaumenba&#x0364;ume ha-<lb/>
ben die Eigen&#x017F;chafften/ daß &#x017F;ie viel Neben-<lb/>
&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;e und auß den Wurtzeln viel Brute<lb/>
treiben. Die Bey&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;e/ &#x017F;o nahe den<lb/>
Sta&#x0364;mmern &#x017F;tehen/ &#x017F;ind zeitlich hinweg zu<lb/>
thun/ weil &#x017F;ie den Safft entziehen/ und die<lb/>
Frucht hindern. Welche aber etwas fer&#xA75B;n<lb/>
vom Stammen auffwach&#x017F;en/ davon kan<lb/>
man etwas &#x017F;tehen und auffwach&#x017F;en la&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
wenn nemlich in dem Herb&#x017F;t von der Brut<lb/>
das &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;te Zweyglein wird erwehlet/ und<lb/>
die andern hinweg gehauen werden. Auff<lb/>
&#x017F;olche weiß kan man hin und wider junge<lb/>
Ba&#x0364;umlein ziehlen/ welche auff fleißige Pfle-<lb/>
ge und Wart/ auch erlangter Er&#x017F;tarckung<lb/>
außgegraben/ und ver&#x017F;etzet werden ko&#x0364;nnen.<lb/>
Bey welcher Ver&#x017F;etzung die Stu&#x0364;mlung<lb/>
oder Abwerffung der Ae&#x017F;te nicht zuverge&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
&#x017F;ondern fleißig in acht zu nemmen i&#x017F;t/ denn<lb/>
&#x017F;o alle Ae&#x017F;te glatt hinweg ge&#x017F;chnitten werden/<lb/>
&#x017F;o wach&#x017F;en &#x017F;ie von neuem de&#x017F;to lu&#x017F;tiger/ und<lb/>
tragen in kurtzer Zeit viel Fru&#x0364;chte.</p><lb/>
            <p>Die Kernen werden entweder vor Win-<lb/>
ters in dem Wintermonat/ oder nach Win-<lb/>
ters in dem Anfang des Fru&#x0364;hlings/ auch<lb/>
wol/ wenn ander&#x017F;t das Erdreich offen/ noch<lb/>
in dem Hornung/ einer Spannen tieff in<lb/>
die Erden ge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en/ davon wach&#x017F;en &#x017F;cho&#x0364;ne<lb/>
Ba&#x0364;umlein.</p><lb/>
            <p>Es ko&#x0364;nnen zwar die Pflaumen auff Apf-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">fel-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[47/0063] Von den Baum- und Staud-Gewaͤchſen. ſpeychen und Karch-geſchirꝛ darauß gemacht wird/ das iſt waͤrhafft und beſtaͤndig/ zer- reiſt und bricht nicht bald. Gebrauch. Jn Tyrol zu Trient und in umbligenden Orten/ kocht man die Beere des Hartrie- gels in Waſſer/ alsdenn preßt man ein Oel darauß/ welches allda/ wie bey uns das Nußoͤl/ Nachts zu dem Liecht gebraucht wird. Ferners berichtet Matthiolus, daß in Hetrurien diejenigen/ welche von den Biſ- ſen der wuͤtenden Hunden geheilet worden/ ſo ſie ein Stuck von dem Hartriegel in den Haͤnden behalten/ biß es erwarmet/ davon wiederumb raſend werden. Jn Jtalien pflegt man auß dieſes Baums Holtz ein Waſſer zu deſtillieren/ welches/ da es ſonſten je moͤglich/ die Kroͤpffe hinweg nimbt/ im Fahl aber daſſelbig nicht geſche- hen kan/ ſo macht es dieſelben kleiner. Kroͤpff. CAPUT XVIII. [Abbildung Pflaumenbaum. Prunus. ] Namen. PFlaumenbaum/ heißt Griechiſch/ __. Latei- niſch/ Prunus. Jtaliaͤniſch/ Prugno, Prugnuolo. Frantzoͤſiſch/ Prunier. Spa- niſch/ Pruno. Engliſch/ Plummetree. Daͤ- niſch/ Kreigetroe. Niderlaͤndiſch/ Pruym- borm/ Pruymelee. Die Frucht oder Pflaum/ heißt Griechiſch/ _ Lateiniſch/ Prunum. Jtaliaͤ- niſch/ Prugna, Brugna, Pruna. Frantzoͤſiſch/ Prune. Spaniſch/ Prunas. Engliſch/ Plum- me. Daͤniſch/ Kreige/ Blomme. Nider- laͤndiſch/ Pruyme. Geſchlecht und Geſtalt. Von den Pflaumenbaͤumen ſchreibet zier- lich Herꝛ Duͤmler alſo. Die Pflaumen- baͤume ſind gar wol bekant/ und werden un- derſchiedliche Gattungen in den Gaͤrten an- getroffen/ wird auch kein wolbeſtelter Baum- garten ſeyn/ in welchem nicht eine ſonderba- re Art der Pflaumenbaͤume gewieſen wird. Solche/ und ſo viel derſelben namhafft ge- machet werden koͤnnen/ hieher zu ſetzen/ waͤ- re dem Leſer verdrießlich/ darumb fuͤr diß- mahl nur ins gemein von den Pflaumen- baͤumen etwas weniges angezeiget werden ſoll. Die Pflaumenbaͤume ſind ziemlicher Hoͤ- che/ und haben eine feine Breite. Die Blaͤt- ter ſind den Apffelbaum-Blaͤtteren nicht ungleich/ ohne daß ſie an der Farb nicht ſo gruͤn/ ſondern etwas auff ſchwartzes zicken/ ſind glatt/ und im Umſchweiff zerkerfft. Die Bluͤhte iſt weiß/ fuͤnffblaͤttig/ ereignet ſich in dem April. Der Stam̃ wird ſtarck und dick/ das Holtz roͤthlicht/ ſonderlich auff den Kern zu/ darumb es von Schreineren und Holtzdrechßleren vielfaltig gearbeitet wird. Die Rinde iſt ſchwartz und rauch/ laͤſ- ſet einen Gummi von ſich flieſſen. Die Fruͤch- te ſind mancherley/ etliche ſind ſchwartz/ etli- che blau/ etliche roth/ etliche weiß/ etliche auch gruͤn/ andere ſind braun und purpur- farb/ dem Geſchmack nach/ ſind einige ſuͤß/ andere ſaurlicht/ etliche herb/ oder mittel- maͤßigen Geſchmacks/ ins gemein doch eines ſafftigen und lieblichen Fleiſches. An der Figur gibt es runde/ lange/ Biren- und Eyer-foͤrmige/ groſſe/ kleine/ mittelmaͤßi- ge/ in welchen ein harter Stein mit einem bitteren Kern verborgen liget. Es werden die Pflaumenbaͤume auff dreyerley Weiß geziehlet. Erſtlich wach- ſen ſie von der Wurtzel von ſich ſelbſt auff. Darnach werden ſie von den Kernen ge- pflantzet/ und uͤber das durch das peltzen nicht allein fortgebracht/ ſondern auch verbeſſert. Denn meiſtentheils Pflaumenbaͤume ha- ben die Eigenſchafften/ daß ſie viel Neben- ſchoſſe und auß den Wurtzeln viel Brute treiben. Die Beyſchoſſe/ ſo nahe den Staͤmmern ſtehen/ ſind zeitlich hinweg zu thun/ weil ſie den Safft entziehen/ und die Frucht hindern. Welche aber etwas ferꝛn vom Stammen auffwachſen/ davon kan man etwas ſtehen und auffwachſen laſſen/ wenn nemlich in dem Herbſt von der Brut das ſchoͤnſte Zweyglein wird erwehlet/ und die andern hinweg gehauen werden. Auff ſolche weiß kan man hin und wider junge Baͤumlein ziehlen/ welche auff fleißige Pfle- ge und Wart/ auch erlangter Erſtarckung außgegraben/ und verſetzet werden koͤnnen. Bey welcher Verſetzung die Stuͤmlung oder Abwerffung der Aeſte nicht zuvergeſſen/ ſondern fleißig in acht zu nemmen iſt/ denn ſo alle Aeſte glatt hinweg geſchnitten werden/ ſo wachſen ſie von neuem deſto luſtiger/ und tragen in kurtzer Zeit viel Fruͤchte. Die Kernen werden entweder vor Win- ters in dem Wintermonat/ oder nach Win- ters in dem Anfang des Fruͤhlings/ auch wol/ wenn anderſt das Erdreich offen/ noch in dem Hornung/ einer Spannen tieff in die Erden geſtoſſen/ davon wachſen ſchoͤne Baͤumlein. Es koͤnnen zwar die Pflaumen auff Apf- fel-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/63
Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/63>, abgerufen am 21.11.2024.