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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Das Erste Buch/
[Spaltenumbruch] wiederumb purpurroth/ und endlich wenn
sie zeitig/ schwartz und ölicht werden/ sind
innwendig mit einem ablangen harten Kern
besetzt: Das Fleisch dieser Frucht gibt theils
einen fetten/ süssen Oelsafft/ theils auch eine
wasserende bittere Oel-Trusen/ Amurcam.

Der wilde Oelbaum ist kleiner in allem
als der zahme/ hat dornichte Aest/ er über-
kombt aber mehr Beere/ welche kürtzer und
kleiner sind/ auch weniger Safft in sich ha-
ben/ als die zahmen Oliven. Auß dem
zahmen Oelbaum kan durch schlechte War-
tung leicht ein wilder/ und auß einem wil-
den leicht durch gute Sorge der Pflantzung
ein zahmer Oelbaum werden.

Beyde Geschlechte der Oelbäumen wach-
sen an vielen Orten in Jtalien/ Portugall/
Franckreich und Spanien. Sie blühen im
Brachmonat. Man nimbt die Frucht ab
im Winter- und Christmonat/ (Jn dem
Spanischen Königreich Granata aber/ erst
in dem Hornung/) wenn sie etwas runtz-
licht worden/ thut man sie under die Kel-
ter/ schüttet Wasser daran/ und presset das
Oel auß. Welche man mit Saltzwasser
will einmachen/ die soll man abnemmen/
wenn sie noch etwas grün und nicht recht
zeitig sind. Bey Sevilla in Spanien und
Lisabona in Portugal findet man Oelbäu-
me/ so weisse Frucht tragen. Carolus Clu-
sius lib. 1. rarior. plantar. histor. c. XVII.
hat
nicht weit von obvermeldter Statt Sevilla/
oder Sevilien in dem Jenner an den Oel-
bäumen ein Mistel wahrgenommen/ so
haüffig an ihnen wachset/ und grossen
Schaden bringet/ denn die Einwohner offt
viel Aest/ auch bißweilen ein grossen Theil
der Oelbäumen fällen müssen/ damit das
Vbel nicht weiters um sich fresse/ sonsten
darvon alle Bäum verdurben/ oder un-
fruchtbahr wurden. Dieser Mistel tragt
keine weisse/ wie an etlichen anderen Bäu-
men geschicht/ sonderen purpur-rothe Beere.

Jn der Griechischen Jnsul Corcyra wach-
sen die Oelbäum in der Höhe des Eych-
baums/ und grünen jederzeit. Jn Brasi-
lien findet man Oelbäum/ welcher Frucht
ein bösen Geschmack und unlieblichen Ge-
ruch von sich gibet.

Jn den Morgenländeren werden die Oel-
bäum in grosser Anzahl gesehen. Was
massen bey der Statt Jerusalem ein Berg
gelegen/ welcher wegen viele dieser Bäumen
der Oelberg genennet worden/ bezeuget die
Evangelische Histori an etlichen Orten. Er
ist noch zu unseren Zeiten/ weilen allda un-
ser Heyland JEsus sein heiliges Leyden an-
getretten/ und auff demselbigen seine Glor-
würdigste Himmelfahrt gehalten hat/ sehr
berühmt/ und eines von den fürnehmsten
Orten/ welches noch heut zu Tag von den
Bilgeren besuchet wird. R. P. Franciscus
von Rheinfelden/ Capuciner-Ordens/ be-
schreibet diesen Berg außführlich/ in seiner
newen Jerosolymitanischen Bilgerfahrt/
und berichtet zugleich/ daß er nicht allein
mit vielen schönen Oelbäumen annoch ge-
zieret/ sonderen auch Feygen-Citronen-Li-
monen-Pommeranzen- und Palmenbäum
trage/ so man den Berg/ welcher zimlich
hoch und rauch seye/ hinauff komme.

[Spaltenumbruch]

Jn Africa ist ein Oelbaum-Wald von
dem obersten Schloß zu Carthago biß zu der
Statt Tunis gangen/ ware ein schöne Lust
der Einwohner/ und als Anno 1535. im Tu-
niser-Krieg/ da Muleasses mit seinem
Bruder umb das Reich gefochten/ und bey-
de hernach dem Meerräuber Barbarossae im
Raub worden/ auch Roscetes/ Muleaßis
Bruder/ auß Grimm wider die von Tu-
nis denselben Wald muthwillig verbrannt
hat/ haben solches die Tuniser für das er-
bärmlichste Spectacul und grösten Schaden
in solchem Krieg gehalten/ wie P. Jovius lib.
XXXIII.
berichtet.

Die Athenienser hielten den Oelbaum in
hohem wehrt/ dahero wenn jemand ihne
verderbte/ wurde er für Gericht gezogen/
und als ein Kirchenräuber gestrafft. Nach-
dem die Lacedämonier gedachten Athenien-
seren ihre Aecker mit Fewr und Schwerdt
verhergten/ haben sie allein den Oelbäu-
men verschont/ denn sie selbsten solche ver-
ehreten/ und sich zugleich vor der auffge-
setzten Straff förchteten/ welche von den
Athenienseren so wohl Freunden als Feinden
auffgesetzet ware.

Der Oelbaum ist bey den Alten auch ein
Zeichen des Friedens gewesen: Denn man
hat vorzeiten die trefliche Helden/ wenn sie
ihre Feind geschlagen/ und wiederumb Frie-
de auffrichteten/ mit Oelbäum-Kräntze
gezieret. Also hat die Taube nach der
Sündflut ein Oelzweig gebracht/ zum Zei-
chen/ daß wieder Fried auff Erden wäre.
Genes. VIII. v. 11.

Die Oliven werden nach Underscheid der
Länderen im Wintermonat/ Christmonat/
Jenner und Hornung abgebrochen/ alß-
denn auff die Böden der Gemachen zerstre-
wet/ biß sie von dem wasserichten Safft be-
freyet/ etwas trocken/ und runtzlicht wer-
den. Demnach thut man sie under die Preß
oder Trotten/ gießt heiß Wasser darzu/
und truckt das Oel gemächlich darauß/ da
denn das erstere/ ehe die Steine zerbrochen/
außgepreßte Oel das lieblichste/ subtilste und
beste ist. Das andere/ da die Steine under
der Trotten zerbrochen werden/ ist schon
schlechter/ und bekombt etwas anderen Ge-
schmack. Das letste ist endlich das schlim-
ste. Jn Langendock und Hispanien machen
sie die unzeitigen Oliven mit Zucker oder
Honig ein. Es hat der Oliven underschied-
liche Gattungen/ deren Underscheid meistens
in der Grösse/ Gestallt und Farb bestehet.

Der Oelbaum will weder ein kaltes/ noch
ein allzu warmes Erdreich/ sonderen einen
fetten/ sandichten/ satten und etwas feüch-
ten Boden haben. Jn Teutschland/ und
denen gegen Norden gelegenen kalten Län-
deren wachst er nicht/ es seye dann etwann
in Gärten/ da er guten Boden habe/ und
vor der Winters-Kälte könne bewahret
seyn/ allwo er zwar blühet/ aber niemah-
len keine Früchten bringet. Wie er denn
sonsten auch in den warmen Länderen von
der Frost der allzu kalten Winteren bald ab-
stirbet; wie solches Johannes Rajus, der heutige
berühmte Botanicus in Engelland/ in dem
Jahr 1665. in der Landschafft Provence in
Franckreich erfahren/ allwo der damahlen

vorher-

Das Erſte Buch/
[Spaltenumbruch] wiederumb purpurroth/ und endlich wenn
ſie zeitig/ ſchwartz und oͤlicht werden/ ſind
innwendig mit einem ablangen harten Kern
beſetzt: Das Fleiſch dieſer Frucht gibt theils
einen fetten/ ſuͤſſen Oelſafft/ theils auch eine
waſſerende bittere Oel-Truſen/ Amurcam.

Der wilde Oelbaum iſt kleiner in allem
als der zahme/ hat dornichte Aeſt/ er uͤber-
kombt aber mehr Beere/ welche kuͤrtzer und
kleiner ſind/ auch weniger Safft in ſich ha-
ben/ als die zahmen Oliven. Auß dem
zahmen Oelbaum kan durch ſchlechte War-
tung leicht ein wilder/ und auß einem wil-
den leicht durch gute Sorge der Pflantzung
ein zahmer Oelbaum werden.

Beyde Geſchlechte der Oelbaͤumen wach-
ſen an vielen Orten in Jtalien/ Portugall/
Franckreich und Spanien. Sie bluͤhen im
Brachmonat. Man nimbt die Frucht ab
im Winter- und Chriſtmonat/ (Jn dem
Spaniſchen Koͤnigreich Granata aber/ erſt
in dem Hornung/) wenn ſie etwas runtz-
licht worden/ thut man ſie under die Kel-
ter/ ſchuͤttet Waſſer daran/ und preſſet das
Oel auß. Welche man mit Saltzwaſſer
will einmachen/ die ſoll man abnemmen/
wenn ſie noch etwas gruͤn und nicht recht
zeitig ſind. Bey Sevilla in Spanien und
Liſabona in Portugal findet man Oelbaͤu-
me/ ſo weiſſe Frucht tragen. Carolus Clu-
ſius lib. 1. rarior. plantar. hiſtor. c. XVII.
hat
nicht weit von obvermeldter Statt Sevilla/
oder Sevilien in dem Jenner an den Oel-
baͤumen ein Miſtel wahrgenommen/ ſo
hauͤffig an ihnen wachſet/ und groſſen
Schaden bringet/ denn die Einwohner offt
viel Aeſt/ auch bißweilen ein groſſen Theil
der Oelbaͤumen faͤllen muͤſſen/ damit das
Vbel nicht weiters um ſich freſſe/ ſonſten
darvon alle Baͤum verdurben/ oder un-
fruchtbahr wurden. Dieſer Miſtel tragt
keine weiſſe/ wie an etlichen anderen Baͤu-
men geſchicht/ ſonderen purpur-rothe Beere.

Jn der Griechiſchen Jnſul Corcyra wach-
ſen die Oelbaͤum in der Hoͤhe des Eych-
baums/ und gruͤnen jederzeit. Jn Braſi-
lien findet man Oelbaͤum/ welcher Frucht
ein boͤſen Geſchmack und unlieblichen Ge-
ruch von ſich gibet.

Jn den Morgenlaͤnderen werden die Oel-
baͤum in groſſer Anzahl geſehen. Was
maſſen bey der Statt Jeruſalem ein Berg
gelegen/ welcher wegen viele dieſer Baͤumen
der Oelberg genennet worden/ bezeuget die
Evangeliſche Hiſtori an etlichen Orten. Er
iſt noch zu unſeren Zeiten/ weilen allda un-
ſer Heyland JEſus ſein heiliges Leyden an-
getretten/ und auff demſelbigen ſeine Glor-
wuͤrdigſte Himmelfahrt gehalten hat/ ſehr
beruͤhmt/ und eines von den fuͤrnehmſten
Orten/ welches noch heut zu Tag von den
Bilgeren beſuchet wird. R. P. Franciſcus
von Rheinfelden/ Capuciner-Ordens/ be-
ſchreibet dieſen Berg außfuͤhrlich/ in ſeiner
newen Jeroſolymitaniſchen Bilgerfahrt/
und berichtet zugleich/ daß er nicht allein
mit vielen ſchoͤnen Oelbaͤumen annoch ge-
zieret/ ſonderen auch Feygen-Citronen-Li-
monen-Pommeranzen- und Palmenbaͤum
trage/ ſo man den Berg/ welcher zimlich
hoch und rauch ſeye/ hinauff komme.

[Spaltenumbruch]

Jn Africa iſt ein Oelbaum-Wald von
dem oberſten Schloß zu Carthago biß zu der
Statt Tunis gangen/ ware ein ſchoͤne Luſt
der Einwohner/ und als Anno 1535. im Tu-
niſer-Krieg/ da Muleaſſes mit ſeinem
Bruder umb das Reich gefochten/ und bey-
de hernach dem Meerraͤuber Barbaroſſæ im
Raub worden/ auch Roſcetes/ Muleaßis
Bruder/ auß Grimm wider die von Tu-
nis denſelben Wald muthwillig verbrannt
hat/ haben ſolches die Tuniſer fuͤr das er-
baͤrmlichſte Spectacul und groͤſten Schaden
in ſolchem Krieg gehalten/ wie P. Jovius lib.
XXXIII.
berichtet.

Die Athenienſer hielten den Oelbaum in
hohem wehrt/ dahero wenn jemand ihne
verderbte/ wurde er fuͤr Gericht gezogen/
und als ein Kirchenraͤuber geſtrafft. Nach-
dem die Lacedaͤmonier gedachten Athenien-
ſeren ihre Aecker mit Fewr und Schwerdt
verhergten/ haben ſie allein den Oelbaͤu-
men verſchont/ denn ſie ſelbſten ſolche ver-
ehreten/ und ſich zugleich vor der auffge-
ſetzten Straff foͤrchteten/ welche von den
Athenienſeren ſo wohl Freunden als Feinden
auffgeſetzet ware.

Der Oelbaum iſt bey den Alten auch ein
Zeichen des Friedens geweſen: Denn man
hat vorzeiten die trefliche Helden/ wenn ſie
ihre Feind geſchlagen/ und wiederumb Frie-
de auffrichteten/ mit Oelbaͤum-Kraͤntze
gezieret. Alſo hat die Taube nach der
Suͤndflut ein Oelzweig gebracht/ zum Zei-
chen/ daß wieder Fried auff Erden waͤre.
Geneſ. VIII. v. 11.

Die Oliven werden nach Underſcheid der
Laͤnderen im Wintermonat/ Chriſtmonat/
Jenner und Hornung abgebrochen/ alß-
denn auff die Boͤden der Gemachen zerſtre-
wet/ biß ſie von dem waſſerichten Safft be-
freyet/ etwas trocken/ und runtzlicht wer-
den. Demnach thut man ſie under die Preß
oder Trotten/ gießt heiß Waſſer darzu/
und truckt das Oel gemaͤchlich darauß/ da
denn das erſtere/ ehe die Steine zerbrochen/
außgepreßte Oel das lieblichſte/ ſubtilſte und
beſte iſt. Das andere/ da die Steine under
der Trotten zerbrochen werden/ iſt ſchon
ſchlechter/ und bekombt etwas anderen Ge-
ſchmack. Das letſte iſt endlich das ſchlim-
ſte. Jn Langendock und Hiſpanien machen
ſie die unzeitigen Oliven mit Zucker oder
Honig ein. Es hat der Oliven underſchied-
liche Gattungen/ deren Underſcheid meiſtens
in der Groͤſſe/ Geſtallt und Farb beſtehet.

Der Oelbaum will weder ein kaltes/ noch
ein allzu warmes Erdreich/ ſonderen einen
fetten/ ſandichten/ ſatten und etwas feuͤch-
ten Boden haben. Jn Teutſchland/ und
denen gegen Norden gelegenen kalten Laͤn-
deren wachſt er nicht/ es ſeye dann etwann
in Gaͤrten/ da er guten Boden habe/ und
vor der Winters-Kaͤlte koͤnne bewahret
ſeyn/ allwo er zwar bluͤhet/ aber niemah-
len keine Fruͤchten bringet. Wie er denn
ſonſten auch in den warmen Laͤnderen von
der Froſt der allzu kalten Winteren bald ab-
ſtirbet; wie ſolches Johannes Rajus, der heutige
beruͤhmte Botanicus in Engelland/ in dem
Jahr 1665. in der Landſchafft Provence in
Franckreich erfahren/ allwo der damahlen

vorher-
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[58/0074] Das Erſte Buch/ wiederumb purpurroth/ und endlich wenn ſie zeitig/ ſchwartz und oͤlicht werden/ ſind innwendig mit einem ablangen harten Kern beſetzt: Das Fleiſch dieſer Frucht gibt theils einen fetten/ ſuͤſſen Oelſafft/ theils auch eine waſſerende bittere Oel-Truſen/ Amurcam. Der wilde Oelbaum iſt kleiner in allem als der zahme/ hat dornichte Aeſt/ er uͤber- kombt aber mehr Beere/ welche kuͤrtzer und kleiner ſind/ auch weniger Safft in ſich ha- ben/ als die zahmen Oliven. Auß dem zahmen Oelbaum kan durch ſchlechte War- tung leicht ein wilder/ und auß einem wil- den leicht durch gute Sorge der Pflantzung ein zahmer Oelbaum werden. Beyde Geſchlechte der Oelbaͤumen wach- ſen an vielen Orten in Jtalien/ Portugall/ Franckreich und Spanien. Sie bluͤhen im Brachmonat. Man nimbt die Frucht ab im Winter- und Chriſtmonat/ (Jn dem Spaniſchen Koͤnigreich Granata aber/ erſt in dem Hornung/) wenn ſie etwas runtz- licht worden/ thut man ſie under die Kel- ter/ ſchuͤttet Waſſer daran/ und preſſet das Oel auß. Welche man mit Saltzwaſſer will einmachen/ die ſoll man abnemmen/ wenn ſie noch etwas gruͤn und nicht recht zeitig ſind. Bey Sevilla in Spanien und Liſabona in Portugal findet man Oelbaͤu- me/ ſo weiſſe Frucht tragen. Carolus Clu- ſius lib. 1. rarior. plantar. hiſtor. c. XVII. hat nicht weit von obvermeldter Statt Sevilla/ oder Sevilien in dem Jenner an den Oel- baͤumen ein Miſtel wahrgenommen/ ſo hauͤffig an ihnen wachſet/ und groſſen Schaden bringet/ denn die Einwohner offt viel Aeſt/ auch bißweilen ein groſſen Theil der Oelbaͤumen faͤllen muͤſſen/ damit das Vbel nicht weiters um ſich freſſe/ ſonſten darvon alle Baͤum verdurben/ oder un- fruchtbahr wurden. Dieſer Miſtel tragt keine weiſſe/ wie an etlichen anderen Baͤu- men geſchicht/ ſonderen purpur-rothe Beere. Jn der Griechiſchen Jnſul Corcyra wach- ſen die Oelbaͤum in der Hoͤhe des Eych- baums/ und gruͤnen jederzeit. Jn Braſi- lien findet man Oelbaͤum/ welcher Frucht ein boͤſen Geſchmack und unlieblichen Ge- ruch von ſich gibet. Jn den Morgenlaͤnderen werden die Oel- baͤum in groſſer Anzahl geſehen. Was maſſen bey der Statt Jeruſalem ein Berg gelegen/ welcher wegen viele dieſer Baͤumen der Oelberg genennet worden/ bezeuget die Evangeliſche Hiſtori an etlichen Orten. Er iſt noch zu unſeren Zeiten/ weilen allda un- ſer Heyland JEſus ſein heiliges Leyden an- getretten/ und auff demſelbigen ſeine Glor- wuͤrdigſte Himmelfahrt gehalten hat/ ſehr beruͤhmt/ und eines von den fuͤrnehmſten Orten/ welches noch heut zu Tag von den Bilgeren beſuchet wird. R. P. Franciſcus von Rheinfelden/ Capuciner-Ordens/ be- ſchreibet dieſen Berg außfuͤhrlich/ in ſeiner newen Jeroſolymitaniſchen Bilgerfahrt/ und berichtet zugleich/ daß er nicht allein mit vielen ſchoͤnen Oelbaͤumen annoch ge- zieret/ ſonderen auch Feygen-Citronen-Li- monen-Pommeranzen- und Palmenbaͤum trage/ ſo man den Berg/ welcher zimlich hoch und rauch ſeye/ hinauff komme. Jn Africa iſt ein Oelbaum-Wald von dem oberſten Schloß zu Carthago biß zu der Statt Tunis gangen/ ware ein ſchoͤne Luſt der Einwohner/ und als Anno 1535. im Tu- niſer-Krieg/ da Muleaſſes mit ſeinem Bruder umb das Reich gefochten/ und bey- de hernach dem Meerraͤuber Barbaroſſæ im Raub worden/ auch Roſcetes/ Muleaßis Bruder/ auß Grimm wider die von Tu- nis denſelben Wald muthwillig verbrannt hat/ haben ſolches die Tuniſer fuͤr das er- baͤrmlichſte Spectacul und groͤſten Schaden in ſolchem Krieg gehalten/ wie P. Jovius lib. XXXIII. berichtet. Die Athenienſer hielten den Oelbaum in hohem wehrt/ dahero wenn jemand ihne verderbte/ wurde er fuͤr Gericht gezogen/ und als ein Kirchenraͤuber geſtrafft. Nach- dem die Lacedaͤmonier gedachten Athenien- ſeren ihre Aecker mit Fewr und Schwerdt verhergten/ haben ſie allein den Oelbaͤu- men verſchont/ denn ſie ſelbſten ſolche ver- ehreten/ und ſich zugleich vor der auffge- ſetzten Straff foͤrchteten/ welche von den Athenienſeren ſo wohl Freunden als Feinden auffgeſetzet ware. Der Oelbaum iſt bey den Alten auch ein Zeichen des Friedens geweſen: Denn man hat vorzeiten die trefliche Helden/ wenn ſie ihre Feind geſchlagen/ und wiederumb Frie- de auffrichteten/ mit Oelbaͤum-Kraͤntze gezieret. Alſo hat die Taube nach der Suͤndflut ein Oelzweig gebracht/ zum Zei- chen/ daß wieder Fried auff Erden waͤre. Geneſ. VIII. v. 11. Die Oliven werden nach Underſcheid der Laͤnderen im Wintermonat/ Chriſtmonat/ Jenner und Hornung abgebrochen/ alß- denn auff die Boͤden der Gemachen zerſtre- wet/ biß ſie von dem waſſerichten Safft be- freyet/ etwas trocken/ und runtzlicht wer- den. Demnach thut man ſie under die Preß oder Trotten/ gießt heiß Waſſer darzu/ und truckt das Oel gemaͤchlich darauß/ da denn das erſtere/ ehe die Steine zerbrochen/ außgepreßte Oel das lieblichſte/ ſubtilſte und beſte iſt. Das andere/ da die Steine under der Trotten zerbrochen werden/ iſt ſchon ſchlechter/ und bekombt etwas anderen Ge- ſchmack. Das letſte iſt endlich das ſchlim- ſte. Jn Langendock und Hiſpanien machen ſie die unzeitigen Oliven mit Zucker oder Honig ein. Es hat der Oliven underſchied- liche Gattungen/ deren Underſcheid meiſtens in der Groͤſſe/ Geſtallt und Farb beſtehet. Der Oelbaum will weder ein kaltes/ noch ein allzu warmes Erdreich/ ſonderen einen fetten/ ſandichten/ ſatten und etwas feuͤch- ten Boden haben. Jn Teutſchland/ und denen gegen Norden gelegenen kalten Laͤn- deren wachſt er nicht/ es ſeye dann etwann in Gaͤrten/ da er guten Boden habe/ und vor der Winters-Kaͤlte koͤnne bewahret ſeyn/ allwo er zwar bluͤhet/ aber niemah- len keine Fruͤchten bringet. Wie er denn ſonſten auch in den warmen Laͤnderen von der Froſt der allzu kalten Winteren bald ab- ſtirbet; wie ſolches Johannes Rajus, der heutige beruͤhmte Botanicus in Engelland/ in dem Jahr 1665. in der Landſchafft Provence in Franckreich erfahren/ allwo der damahlen vorher-

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/74>, abgerufen am 24.11.2024.