[Spaltenumbruch]
bitterlichten geschmacks/ und hat die eigen- schafft allem sauren zu widerstehen/ die scharf- fen feuchtigkeiten zu versüssen/ das versaltzen geblüt zu reinigen/ Verstopffungen der Wasser-äderlein/ und der innerlichen Drü- sen zu eröffnen/ auch trefflich die Wunden/ Geschwär und Schäden zu heilen. Jn dem übrigen kühlet und trocknet es. Man kan es in dem Frühling und Herbst/ etliche Monat durch zum gebrauch samlen.
Gebrauch.
Verstopf- fung der Leber/ Gelbsucht/ Hitz der Leber.
Es ist dieses kraut der Leber sehr dienlich/ daher es auch den namen Leberkraut über- kommen. So man ein handvoll in ein maß weissen Wein legt/ und darvon trinckt/ stär- cket es die Leber/ eröffnet die Verstopffung derselbigen/ dienet wider die Gelbsucht/ und wehret der Hitz der Leber.
Samen- fluß.
Etliche geben ein halb quintlein des gestos- senen Leberkrauts in einem weich gesottenen Ey denen/ welche mit der Gonorrhoea oder dem Samenfluß behafftet sind.
Das destillierte Leberkraut-wasser lö- Ve[r]stopf- fung und nunatür- liche Hitz der Leber/ Gelbsucht/ hitzig Fie- ber und Bauchfluß.schet die unnatürliche Hitz der Leber/ eröff- net die Verstopffung derselbigen/ vertreibet die Gelbsucht/ dienet wider die hitzige Fie- ber und Bauchflüß/ so man morgens und abends drey oder vier loth trincket.
Dieß kraut gedörrt zu pulver gestossen/ alle morgen und abend ein halb quintlein davon mit brühen eingegeben/ hat eine ver- Lungsucht/ Wasser- sucht/ Schwind- sucht/ Hu- sten/ Blut- außwerffen rothe und weisse Ruhr/ Samen- fluß.wunderliche würckung in allen innerlichen Geschwären/ in der Lungsucht/ Wassersucht/ Abnehmen und Schwindsucht der Kindern. Es vertreibet allen Husten/ reiniget die Brust von allem Schleim/ versüsset alle scharffe gesaltzene Feuchtigkeiten/ stillet alles Blut-außwerffen durch den Husten/ wie auch die rothen und weissen/ und den Sa- men-fluß bey Manns-und Weibs-bildern. Es lebt dermahlen noch eine Frau bey uns/ welche vor sechs und mehr Jahren zum zweyten mahl vollkommen lungsüchtig/ und davon bereits gantz außgezehret gewesen/ so aber jedesmahl durch hülff dieses pulvers/ wie auch des saffts von diesem kraut gäntz- lich wider genesen/ zu gutem fleisch kom- men/ und seit der zeit gesund ohne einigen Husten und Engbrüstigkeit gelebet. Wide- rumb habe ich verschiedene junge Knaben/ welche an dem gantzen Leib mit einer Was- ser-geschwulst angefochten/ und dadurch mercklich geplagt wurden/ mit dem pulver dieses krauts in kurtzer zeit vollkommen zu recht gebracht/ dabey ich aber dieses frische zerhackte kraut in ihr gesotten ordinari- tranck/ da es annoch warm ware/ werffen lassen.
Man kan auch auß diesem Kraut einen Syrup machen/ dabey aber muß man wol acht haben/ daß man ihne nicht zu starck/ sondern nur gantz gelind koche/ damit er nicht schleimicht und zähe werde/ welches denn gern geschiht/ weilen viel schleimichtes Husten/ Lungen- geschwär/ Lungsucht.safft in dem Kraut sich findet. Dieser Sy- rup löffelweiß offt genommen/ reiniget die Brust/ säuberet und heilet die Lungen-ge- schwär und Lungsucht/ ja andere innerliche Geschwär und Schäden/ stillet auch allen Husten.
[Spaltenumbruch]
CAPUT XXXIX.
[Abbildung]
Stern-Leberkraut/ oder Waldmeister. Hepatica stellata, s. Matrisylva.
1. Das gemeine Stern-Leberkraut/ Hepa- tica stellata, Tab. Asperula, s. Rubeola montana odora, C. B. Matrisylva, Trag. Rubiis accedens Asperula quibusdam, s. Hepatica stellaris, J. B. hat weisse und zarte würtzlein/ auß denen viereckichte stengel einer spannen hoch her- für kommen/ welche mit gestirnten/ grünen und rauhen blättern/ so dem weissen Meger- kraut ähnlich sind/ gläichs-weit von einan- der umbgeben werden. Die weissen vierblät- tigen blümlein/ deren viel an dem obern theil der stengeln drauschlicht sitzen/ geben einen lieblichen geruch/ welchen rauche köpfflein nachfolgen/ darinn der kleine haarige samen verschlossen ist. Blühet im Mäyen/ wächßt in den Wäldern. Jn Holland wird es in die Gärten gepflantzet. Es wächßt viel von sich selbsten in Oestereich und Ungarn. Man fin- dets allhier auff dem Muttentzer-berg und anderstwo häuffig.
2. Das Stern-Leberkraut mit blauen/ ab- langen/ unden haarigen/ gebüschelten/ an langen stielen hangenden/ vierblättigen blümlein/ Asperula coerulea arvensis, C. B. Ru-
bia
S s s s s
Von den Kraͤuteren.
[Spaltenumbruch]
bitterlichten geſchmacks/ und hat die eigen- ſchafft allem ſauren zu widerſtehen/ die ſcharf- fen feuchtigkeiten zu verſuͤſſen/ das verſaltzen gebluͤt zu reinigen/ Verſtopffungen der Waſſer-aͤderlein/ und der innerlichen Druͤ- ſen zu eroͤffnen/ auch trefflich die Wunden/ Geſchwaͤr und Schaͤden zu heilen. Jn dem uͤbrigen kuͤhlet und trocknet es. Man kan es in dem Fruͤhling und Herbſt/ etliche Monat durch zum gebrauch ſamlen.
Gebrauch.
Verſtopf- fung der Leber/ Gelbſucht/ Hitz der Leber.
Es iſt dieſes kraut der Leber ſehr dienlich/ daher es auch den namen Leberkraut uͤber- kommen. So man ein handvoll in ein maß weiſſen Wein legt/ und darvon trinckt/ ſtaͤr- cket es die Leber/ eroͤffnet die Verſtopffung derſelbigen/ dienet wider die Gelbſucht/ und wehret der Hitz der Leber.
Samen- fluß.
Etliche geben ein halb quintlein des geſtoſ- ſenen Leberkrauts in einem weich geſottenen Ey denen/ welche mit der Gonorrhœa oder dem Samenfluß behafftet ſind.
Das deſtillierte Leberkraut-waſſer loͤ- Ve[r]ſtopf- fung und nunatuͤr- liche Hitz der Leber/ Gelbſucht/ hitzig Fie- ber und Bauchfluß.ſchet die unnatuͤrliche Hitz der Leber/ eroͤff- net die Verſtopffung derſelbigen/ vertreibet die Gelbſucht/ dienet wider die hitzige Fie- ber und Bauchfluͤß/ ſo man morgens und abends drey oder vier loth trincket.
Dieß kraut gedoͤrꝛt zu pulver geſtoſſen/ alle morgen und abend ein halb quintlein davon mit bruͤhen eingegeben/ hat eine ver- Lungſucht/ Waſſer- ſucht/ Schwind- ſucht/ Hu- ſten/ Blut- außwerffen rothe und weiſſe Ruhr/ Samen- fluß.wunderliche wuͤrckung in allen innerlichen Geſchwaͤren/ in der Lungſucht/ Waſſerſucht/ Abnehmen und Schwindſucht der Kindern. Es vertreibet allen Huſten/ reiniget die Bruſt von allem Schleim/ verſuͤſſet alle ſcharffe geſaltzene Feuchtigkeiten/ ſtillet alles Blut-außwerffen durch den Huſten/ wie auch die rothen und weiſſen/ und den Sa- men-fluß bey Manns-und Weibs-bildern. Es lebt dermahlen noch eine Frau bey uns/ welche vor ſechs und mehr Jahren zum zweyten mahl vollkommen lungſuͤchtig/ und davon bereits gantz außgezehret geweſen/ ſo aber jedesmahl durch huͤlff dieſes pulvers/ wie auch des ſaffts von dieſem kraut gaͤntz- lich wider geneſen/ zu gutem fleiſch kom- men/ und ſeit der zeit geſund ohne einigen Huſten und Engbruͤſtigkeit gelebet. Wide- rumb habe ich verſchiedene junge Knaben/ welche an dem gantzen Leib mit einer Waſ- ſer-geſchwulſt angefochten/ und dadurch mercklich geplagt wurden/ mit dem pulver dieſes krauts in kurtzer zeit vollkommen zu recht gebracht/ dabey ich aber dieſes friſche zerhackte kraut in ihr geſotten ordinari- tranck/ da es annoch warm ware/ werffen laſſen.
Man kan auch auß dieſem Kraut einen Syrup machen/ dabey aber muß man wol acht haben/ daß man ihne nicht zu ſtarck/ ſondern nur gantz gelind koche/ damit er nicht ſchleimicht und zaͤhe werde/ welches denn gern geſchiht/ weilen viel ſchleimichtes Huſten/ Lungen- geſchwaͤr/ Lungſucht.ſafft in dem Kraut ſich findet. Dieſer Sy- rup loͤffelweiß offt genommen/ reiniget die Bruſt/ ſaͤuberet und heilet die Lungen-ge- ſchwaͤr und Lungſucht/ ja andere innerliche Geſchwaͤr und Schaͤden/ ſtillet auch allen Huſten.
[Spaltenumbruch]
CAPUT XXXIX.
[Abbildung]
Stern-Leberkraut/ oder Waldmeiſter. Hepatica ſtellata, ſ. Matriſylva.
1. Das gemeine Stern-Leberkraut/ Hepa- tica ſtellata, Tab. Aſperula, ſ. Rubeola montana odora, C. B. Matriſylva, Trag. Rubiis accedens Aſperula quibusdam, ſ. Hepatica ſtellaris, J. B. hat weiſſe und zarte wuͤrtzlein/ auß denen viereckichte ſtengel einer ſpannen hoch her- fuͤr kommen/ welche mit geſtirnten/ gruͤnen und rauhen blaͤttern/ ſo dem weiſſen Meger- kraut aͤhnlich ſind/ glaͤichs-weit von einan- der umbgeben werden. Die weiſſen vierblaͤt- tigen bluͤmlein/ deren viel an dem obern theil der ſtengeln drauſchlicht ſitzen/ geben einen lieblichen geruch/ welchen rauche koͤpfflein nachfolgen/ darinn der kleine haarige ſamen verſchloſſen iſt. Bluͤhet im Maͤyen/ waͤchßt in den Waͤldern. Jn Holland wird es in die Gaͤrten gepflantzet. Es waͤchßt viel von ſich ſelbſten in Oeſtereich und Ungarn. Man fin- dets allhier auff dem Muttentzer-berg und anderſtwo haͤuffig.
2. Das Stern-Leberkraut mit blauen/ ab- langen/ unden haarigen/ gebuͤſchelten/ an langen ſtielen hangenden/ vierblaͤttigen bluͤmlein/ Aſperula cœrulea arvenſis, C. B. Ru-
bia
S s s s s
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[873/0889]
Von den Kraͤuteren.
bitterlichten geſchmacks/ und hat die eigen-
ſchafft allem ſauren zu widerſtehen/ die ſcharf-
fen feuchtigkeiten zu verſuͤſſen/ das verſaltzen
gebluͤt zu reinigen/ Verſtopffungen der
Waſſer-aͤderlein/ und der innerlichen Druͤ-
ſen zu eroͤffnen/ auch trefflich die Wunden/
Geſchwaͤr und Schaͤden zu heilen. Jn dem
uͤbrigen kuͤhlet und trocknet es. Man kan es
in dem Fruͤhling und Herbſt/ etliche Monat
durch zum gebrauch ſamlen.
Gebrauch.
Es iſt dieſes kraut der Leber ſehr dienlich/
daher es auch den namen Leberkraut uͤber-
kommen. So man ein handvoll in ein maß
weiſſen Wein legt/ und darvon trinckt/ ſtaͤr-
cket es die Leber/ eroͤffnet die Verſtopffung
derſelbigen/ dienet wider die Gelbſucht/ und
wehret der Hitz der Leber.
Etliche geben ein halb quintlein des geſtoſ-
ſenen Leberkrauts in einem weich geſottenen
Ey denen/ welche mit der Gonorrhœa oder
dem Samenfluß behafftet ſind.
Das deſtillierte Leberkraut-waſſer loͤ-
ſchet die unnatuͤrliche Hitz der Leber/ eroͤff-
net die Verſtopffung derſelbigen/ vertreibet
die Gelbſucht/ dienet wider die hitzige Fie-
ber und Bauchfluͤß/ ſo man morgens und
abends drey oder vier loth trincket.
Verſtopf-
fung und
nunatuͤr-
liche Hitz
der Leber/
Gelbſucht/
hitzig Fie-
ber und
Bauchfluß.
Dieß kraut gedoͤrꝛt zu pulver geſtoſſen/
alle morgen und abend ein halb quintlein
davon mit bruͤhen eingegeben/ hat eine ver-
wunderliche wuͤrckung in allen innerlichen
Geſchwaͤren/ in der Lungſucht/ Waſſerſucht/
Abnehmen und Schwindſucht der Kindern.
Es vertreibet allen Huſten/ reiniget die
Bruſt von allem Schleim/ verſuͤſſet alle
ſcharffe geſaltzene Feuchtigkeiten/ ſtillet alles
Blut-außwerffen durch den Huſten/ wie
auch die rothen und weiſſen/ und den Sa-
men-fluß bey Manns-und Weibs-bildern.
Es lebt dermahlen noch eine Frau bey uns/
welche vor ſechs und mehr Jahren zum
zweyten mahl vollkommen lungſuͤchtig/ und
davon bereits gantz außgezehret geweſen/
ſo aber jedesmahl durch huͤlff dieſes pulvers/
wie auch des ſaffts von dieſem kraut gaͤntz-
lich wider geneſen/ zu gutem fleiſch kom-
men/ und ſeit der zeit geſund ohne einigen
Huſten und Engbruͤſtigkeit gelebet. Wide-
rumb habe ich verſchiedene junge Knaben/
welche an dem gantzen Leib mit einer Waſ-
ſer-geſchwulſt angefochten/ und dadurch
mercklich geplagt wurden/ mit dem pulver
dieſes krauts in kurtzer zeit vollkommen zu
recht gebracht/ dabey ich aber dieſes friſche
zerhackte kraut in ihr geſotten ordinari-
tranck/ da es annoch warm ware/ werffen
laſſen.
Lungſucht/
Waſſer-
ſucht/
Schwind-
ſucht/ Hu-
ſten/ Blut-
außwerffen
rothe und
weiſſe
Ruhr/
Samen-
fluß.
Man kan auch auß dieſem Kraut einen
Syrup machen/ dabey aber muß man wol
acht haben/ daß man ihne nicht zu ſtarck/
ſondern nur gantz gelind koche/ damit er
nicht ſchleimicht und zaͤhe werde/ welches
denn gern geſchiht/ weilen viel ſchleimichtes
ſafft in dem Kraut ſich findet. Dieſer Sy-
rup loͤffelweiß offt genommen/ reiniget die
Bruſt/ ſaͤuberet und heilet die Lungen-ge-
ſchwaͤr und Lungſucht/ ja andere innerliche
Geſchwaͤr und Schaͤden/ ſtillet auch allen
Huſten.
Huſten/
Lungen-
geſchwaͤr/
Lungſucht.
CAPUT XXXIX.
[Abbildung Stern-Leberkraut/ oder Waldmeiſter.
Hepatica ſtellata, ſ. Matriſylva.
]
Namen.
STern-Leberkraut/ Waldmeiſter oder
Hertzfrewd/ heißt Lateiniſch/ Hepati-
ca ſtellata, Aſperula ſive Rubeola mon-
tana odora, Matriſylva. Jtaliaͤniſch/ Aſpe-
rella odorata, Aſperella cordiale, Stellaria.
Frantzoͤſiſch/ Muguet. Engliſch/ Woodbin-
de/ Honeyſuckles. Daͤniſch/ Buckar/ Skow-
mercke/ Myſker. Niderlaͤndiſch/ Lever-
cruyt/ Waldmeeſter.
Geſchlecht und Geſtalt.
1. Das gemeine Stern-Leberkraut/ Hepa-
tica ſtellata, Tab. Aſperula, ſ. Rubeola montana
odora, C. B. Matriſylva, Trag. Rubiis accedens
Aſperula quibusdam, ſ. Hepatica ſtellaris, J. B.
hat weiſſe und zarte wuͤrtzlein/ auß denen
viereckichte ſtengel einer ſpannen hoch her-
fuͤr kommen/ welche mit geſtirnten/ gruͤnen
und rauhen blaͤttern/ ſo dem weiſſen Meger-
kraut aͤhnlich ſind/ glaͤichs-weit von einan-
der umbgeben werden. Die weiſſen vierblaͤt-
tigen bluͤmlein/ deren viel an dem obern theil
der ſtengeln drauſchlicht ſitzen/ geben einen
lieblichen geruch/ welchen rauche koͤpfflein
nachfolgen/ darinn der kleine haarige ſamen
verſchloſſen iſt. Bluͤhet im Maͤyen/ waͤchßt
in den Waͤldern. Jn Holland wird es in die
Gaͤrten gepflantzet. Es waͤchßt viel von ſich
ſelbſten in Oeſtereich und Ungarn. Man fin-
dets allhier auff dem Muttentzer-berg und
anderſtwo haͤuffig.
2. Das Stern-Leberkraut mit blauen/ ab-
langen/ unden haarigen/ gebuͤſchelten/ an
langen ſtielen hangenden/ vierblaͤttigen
bluͤmlein/ Aſperula cœrulea arvenſis, C. B. Ru-
bia
S s s s s
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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 873. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/889>, abgerufen am 22.11.2024.
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