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Allgemeine Zeitung. Nr. 116. Augsburg, 25. April 1840.

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Haushalt ins Stocken zu gerathen drohte. In dieser fast beängstigenden Lage erhielt endlich der Infant vor ein paar Wochen Wechsel von einer östlichen Macht im Betrage von 30,000 Franken, die ihm eine mehr als erwünschte Subvention gewesen seyn mögen. Don Carlos wird, wie man behauptet, binnen kurzem seinen Aufenthalt in Bourges mit jenem zu Blaye vertauschen müssen, wo vor einigen Jahren die Herzogin von Berry detinirt war. Es bleibt daher wenig Hoffnung, daß der Prätendent seine Freiheit sobald wieder erlange. Die Umtriebe, die seine Partei in den baskischen Provinzen sich zu Schuld kommen läßt, scheint die längere und zugleich strengere Haft des Fürsten zu motiviren.

Belgien.

Seit gestern haben die ministeriellen Combinationen noch hin und hergeschwankt, bis man endlich bei folgender Einrichtung stehen geblieben, deren Bekanntmachung man durch die nächste Nummer unseres Moniteurs entgegensieht. Statt des Hrn. Rogier übernimmt Hr. Liedts das Innere, wozu dieser sich in jeder Hinsicht besser eignet; Hr. Rogier dagegen übernimmt das Ministerium des Handels und der öffentlichen Bauten, dem er mit mehr Erfolg als dem Departement des Innern wird vorstehen können. Justizminister wird Hr. Leclercq, bisher Generalprocurator des Cassationshofs, ehemals ein ausgezeichnetes Mitglied des National-Congresses und dann der Repräsentantenkammer, bis ihn seine Ernennung beim Cassationshofe nöthigte, seine Stellung als Mitglied dieser Kammer aufzugeben. Lebeau erhält das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten, und Hr. Mercier, bisher Director einer Abtheilung des Steuerwesens, das Finanzministerium. Im Ganzen ist dieß eine bessere Combination, als sich noch vor kurzem erwarten ließ, wozu besonders der Zutritt des Hrn. Leclercq beigetragen, den man nur nach vielfältigen Versuchen dazu vermocht, ein Portefeuille anzunehmen.

Die Ordonnanzen für die Ministerernennungen werden morgen früh veröffentlicht. Das neue Ministerium gehört eher der liberalen, als der katholischen Partei an. Ich glaube, es wird sich zwischen beide Parteien als Vermittler stellen, und gleich dem Ministerium Thiers in Frankreich ein Ministerium der Transaction, durch Zuziehung der gemäßigten Männer beider Parteien seyn wollen. So wenigstens wird, glaubt man, das Programm dieses Cabinets lauten. Besser freilich ist es, erst seine Handlungen abzuwarten. - Der König reist nächsten Montag nach Paris, um der Trauung des Herzogs von Nemours beizuwohnen.

* Der Moniteur vom 19 April enthält die Ernennungsordonnanzen.

Deutschland.

Ein diesen Morgen erschienenes Regierungsblatt bringt eine k. Entschließung, den Hagelversicherungsverein für das Königreich Bayern betreffend, dann eine Bekanntmachung über die 12te Verlosung der vierprocentigen Staatsschuld. - Capellmeister Chelard, welcher an Hummels Stelle nach Weimar berufen ist, veranstaltete gestern Abend im großen Odeonsaale ein Abschiedsconcert, in welchem lediglich Werke von hiesigen Componisten zur Production kamen, und den Beweis lieferten, daß München an tüchtigen Tonsetzern nicht arm ist. Der lebhafte Beifall, den namentlich die gelungenen Tonstücke des Concertgebers von der zahlreichen Versammlung erhielten, mögen ihm bethätigen, daß man seine Leistungen zu würdigen weiß, und daß er durch sein Verdienst wie durch sein bescheidenes Benehmen sich ein freundliches Andenken in unsrer Stadt gesichert habe. Die allerhöchsten Herrschaften beehrten dieses Concert mit ihrer Anwesenheit.

Dr. Strauß hat die bis jetzt ausbezahlten Raten seiner Züricher Pension an die Behörden seiner Vaterstadt, Ludwigsburg, überwiesen; die nähere Verfügung darüber behält er sich noch vor. Daß das in Zürich vorgelegte Pensionsgesetz mit seiner gegen alles Recht rückwärts wirkenden Clausel vornehmlich gegen ihn gerichtet ist, bezweifelt Niemand. Diese Rechtswidrigkeit wird wohl die deutschen Gelehrten in der Annahme von Berufungen nach Zürich vorsichtiger machen.

Leipz. A. Z.)

Wie fast jeglichem Gerücht irgend eine wahre Thatsache zu Grunde zu liegen pflegt, so ist dieß auch der Fall mit der, durch öffentliche Blätter verbreiteten Nachricht "von einer plötzlichen Wegweisung aller hier anwesenden Polen." Es verweilten allerdings zwei aus ihrer Heimath verbannte Polen hier, welchen ausnahmsweise aus Rücksichten auf ihre Gesundheit eine temporäre Aufenthaltsbewilligung ertheilt worden war - und nachdem sie mit dem Arzt ihres Vertrauens sich berathen, und die für zweckmäßig erachtete Cur gebraucht, bedurfte es kaum einer leisen Andeutung, daß ihre Zeit abgelaufen, um den einen zur Abreise, den andern zur Bitte um Verlängerung der Frist zu bewegen, welch letztere in Berücksichtigung besonderer Umstände zugestanden ward, und in diesen Tagen erst ihr Ende findet. - Die Vorbereitungen für die Saison werden lebhaft betrieben; das Conversationshaus schmückt sich auch von außen mit neuen Verzierungen und Schildereien, zu deren Ausführung im vorigen Jahre keine Zeit mehr geblieben war, und der große Saal hat einen kostbaren, künstlichgefügten Parketboden von Eichenholz erhalten. - Die Wittwe des kürzlich hingeschiedenen Fürsten Demidoff ist mit ihrem Schwager Anatole Demidoff vor ein paar Tagen angelangt, um einen Theil der Trauerzeit an einem Orte zuzubringen, welchen der Verstorbene während seines Lebens vor vielen andern liebte.

Dem Andenken der einst hier lebenden großen Dichter hat unsere Frau Großherzogin mehrere Zimmer des hiesigen in vieler Beziehung merkwürdigen Residenzschlosses geweiht. Das "Schiller-Zimmer" ist vor kurzem fertig geworden. Der von München herbeigerufene Maler Neher hat seine Aufgabe würdig gelöst. Jedes der Hauptfelder, in welche das Zimmer getheilt, nimmt einen bedeutsamen Moment eines Schiller'schen Drama's ein, welchem andere Scenen in kleinern darüber angebrachten Feldern beigegeben sind. Es zeichnen sich diese Frescogemälde durch kräftige Zeichnung, wie durch frische Farbengebung aus. Einzelne derselben sind ergreifend in ihrer Wirkung, bei andern scheint fast das historische Studium der freieren poetischen Auffassung, namentlich im Sinne des Dichters, etwas geschadet zu haben. Die kleineren Bilder aus den Dramen und Gedichten Schillers haben mich ganz besonders angesprochen. Neher wird nun unverzüglich an das "Goethe-Zimmer" gehen. Preller, ein ausgezeichneter Landschaftsmaler, mit der Ausführung des Wieland bestimmten Zimmers beauftragt, ist mit den Scenen aus Oberon fertig. Kühn und kräftig ist sein Pinsel im Landschaftlichen, während seinen Figuren die grazienhafte Leichtigkeit, die das Gedicht bedingen möchte, fehlt. Besonders interessant erschienen mir die Arabesken, die der Maler Simon zu diesem Zimmer entworfen und in deren Ausführung man eben begriffen. Die liebliche Laune und Schalkhaftigkeit des Gedichts zur Gestaltung bringend, sind sie dabei so sinnig, so bedeutungsvoll, daß sie in ihrer geistvollen Fülle dem Beschauer immer Neues zu denken und zu rathen geben. Frhr. v. Sternberg, in derlei Dingen als Dichter und Maler wohl competent,

Haushalt ins Stocken zu gerathen drohte. In dieser fast beängstigenden Lage erhielt endlich der Infant vor ein paar Wochen Wechsel von einer östlichen Macht im Betrage von 30,000 Franken, die ihm eine mehr als erwünschte Subvention gewesen seyn mögen. Don Carlos wird, wie man behauptet, binnen kurzem seinen Aufenthalt in Bourges mit jenem zu Blaye vertauschen müssen, wo vor einigen Jahren die Herzogin von Berry detinirt war. Es bleibt daher wenig Hoffnung, daß der Prätendent seine Freiheit sobald wieder erlange. Die Umtriebe, die seine Partei in den baskischen Provinzen sich zu Schuld kommen läßt, scheint die längere und zugleich strengere Haft des Fürsten zu motiviren.

Belgien.

Seit gestern haben die ministeriellen Combinationen noch hin und hergeschwankt, bis man endlich bei folgender Einrichtung stehen geblieben, deren Bekanntmachung man durch die nächste Nummer unseres Moniteurs entgegensieht. Statt des Hrn. Rogier übernimmt Hr. Liedts das Innere, wozu dieser sich in jeder Hinsicht besser eignet; Hr. Rogier dagegen übernimmt das Ministerium des Handels und der öffentlichen Bauten, dem er mit mehr Erfolg als dem Departement des Innern wird vorstehen können. Justizminister wird Hr. Leclercq, bisher Generalprocurator des Cassationshofs, ehemals ein ausgezeichnetes Mitglied des National-Congresses und dann der Repräsentantenkammer, bis ihn seine Ernennung beim Cassationshofe nöthigte, seine Stellung als Mitglied dieser Kammer aufzugeben. Lebeau erhält das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten, und Hr. Mercier, bisher Director einer Abtheilung des Steuerwesens, das Finanzministerium. Im Ganzen ist dieß eine bessere Combination, als sich noch vor kurzem erwarten ließ, wozu besonders der Zutritt des Hrn. Leclercq beigetragen, den man nur nach vielfältigen Versuchen dazu vermocht, ein Portefeuille anzunehmen.

Die Ordonnanzen für die Ministerernennungen werden morgen früh veröffentlicht. Das neue Ministerium gehört eher der liberalen, als der katholischen Partei an. Ich glaube, es wird sich zwischen beide Parteien als Vermittler stellen, und gleich dem Ministerium Thiers in Frankreich ein Ministerium der Transaction, durch Zuziehung der gemäßigten Männer beider Parteien seyn wollen. So wenigstens wird, glaubt man, das Programm dieses Cabinets lauten. Besser freilich ist es, erst seine Handlungen abzuwarten. – Der König reist nächsten Montag nach Paris, um der Trauung des Herzogs von Nemours beizuwohnen.

* Der Moniteur vom 19 April enthält die Ernennungsordonnanzen.

Deutschland.

Ein diesen Morgen erschienenes Regierungsblatt bringt eine k. Entschließung, den Hagelversicherungsverein für das Königreich Bayern betreffend, dann eine Bekanntmachung über die 12te Verlosung der vierprocentigen Staatsschuld. – Capellmeister Chelard, welcher an Hummels Stelle nach Weimar berufen ist, veranstaltete gestern Abend im großen Odeonsaale ein Abschiedsconcert, in welchem lediglich Werke von hiesigen Componisten zur Production kamen, und den Beweis lieferten, daß München an tüchtigen Tonsetzern nicht arm ist. Der lebhafte Beifall, den namentlich die gelungenen Tonstücke des Concertgebers von der zahlreichen Versammlung erhielten, mögen ihm bethätigen, daß man seine Leistungen zu würdigen weiß, und daß er durch sein Verdienst wie durch sein bescheidenes Benehmen sich ein freundliches Andenken in unsrer Stadt gesichert habe. Die allerhöchsten Herrschaften beehrten dieses Concert mit ihrer Anwesenheit.

Dr. Strauß hat die bis jetzt ausbezahlten Raten seiner Züricher Pension an die Behörden seiner Vaterstadt, Ludwigsburg, überwiesen; die nähere Verfügung darüber behält er sich noch vor. Daß das in Zürich vorgelegte Pensionsgesetz mit seiner gegen alles Recht rückwärts wirkenden Clausel vornehmlich gegen ihn gerichtet ist, bezweifelt Niemand. Diese Rechtswidrigkeit wird wohl die deutschen Gelehrten in der Annahme von Berufungen nach Zürich vorsichtiger machen.

Leipz. A. Z.)

Wie fast jeglichem Gerücht irgend eine wahre Thatsache zu Grunde zu liegen pflegt, so ist dieß auch der Fall mit der, durch öffentliche Blätter verbreiteten Nachricht „von einer plötzlichen Wegweisung aller hier anwesenden Polen.“ Es verweilten allerdings zwei aus ihrer Heimath verbannte Polen hier, welchen ausnahmsweise aus Rücksichten auf ihre Gesundheit eine temporäre Aufenthaltsbewilligung ertheilt worden war – und nachdem sie mit dem Arzt ihres Vertrauens sich berathen, und die für zweckmäßig erachtete Cur gebraucht, bedurfte es kaum einer leisen Andeutung, daß ihre Zeit abgelaufen, um den einen zur Abreise, den andern zur Bitte um Verlängerung der Frist zu bewegen, welch letztere in Berücksichtigung besonderer Umstände zugestanden ward, und in diesen Tagen erst ihr Ende findet. – Die Vorbereitungen für die Saison werden lebhaft betrieben; das Conversationshaus schmückt sich auch von außen mit neuen Verzierungen und Schildereien, zu deren Ausführung im vorigen Jahre keine Zeit mehr geblieben war, und der große Saal hat einen kostbaren, künstlichgefügten Parketboden von Eichenholz erhalten. – Die Wittwe des kürzlich hingeschiedenen Fürsten Demidoff ist mit ihrem Schwager Anatole Demidoff vor ein paar Tagen angelangt, um einen Theil der Trauerzeit an einem Orte zuzubringen, welchen der Verstorbene während seines Lebens vor vielen andern liebte.

Dem Andenken der einst hier lebenden großen Dichter hat unsere Frau Großherzogin mehrere Zimmer des hiesigen in vieler Beziehung merkwürdigen Residenzschlosses geweiht. Das „Schiller-Zimmer“ ist vor kurzem fertig geworden. Der von München herbeigerufene Maler Neher hat seine Aufgabe würdig gelöst. Jedes der Hauptfelder, in welche das Zimmer getheilt, nimmt einen bedeutsamen Moment eines Schiller'schen Drama's ein, welchem andere Scenen in kleinern darüber angebrachten Feldern beigegeben sind. Es zeichnen sich diese Frescogemälde durch kräftige Zeichnung, wie durch frische Farbengebung aus. Einzelne derselben sind ergreifend in ihrer Wirkung, bei andern scheint fast das historische Studium der freieren poetischen Auffassung, namentlich im Sinne des Dichters, etwas geschadet zu haben. Die kleineren Bilder aus den Dramen und Gedichten Schillers haben mich ganz besonders angesprochen. Neher wird nun unverzüglich an das „Goethe-Zimmer“ gehen. Preller, ein ausgezeichneter Landschaftsmaler, mit der Ausführung des Wieland bestimmten Zimmers beauftragt, ist mit den Scenen aus Oberon fertig. Kühn und kräftig ist sein Pinsel im Landschaftlichen, während seinen Figuren die grazienhafte Leichtigkeit, die das Gedicht bedingen möchte, fehlt. Besonders interessant erschienen mir die Arabesken, die der Maler Simon zu diesem Zimmer entworfen und in deren Ausführung man eben begriffen. Die liebliche Laune und Schalkhaftigkeit des Gedichts zur Gestaltung bringend, sind sie dabei so sinnig, so bedeutungsvoll, daß sie in ihrer geistvollen Fülle dem Beschauer immer Neues zu denken und zu rathen geben. Frhr. v. Sternberg, in derlei Dingen als Dichter und Maler wohl competent,

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[0925/0005] Haushalt ins Stocken zu gerathen drohte. In dieser fast beängstigenden Lage erhielt endlich der Infant vor ein paar Wochen Wechsel von einer östlichen Macht im Betrage von 30,000 Franken, die ihm eine mehr als erwünschte Subvention gewesen seyn mögen. Don Carlos wird, wie man behauptet, binnen kurzem seinen Aufenthalt in Bourges mit jenem zu Blaye vertauschen müssen, wo vor einigen Jahren die Herzogin von Berry detinirt war. Es bleibt daher wenig Hoffnung, daß der Prätendent seine Freiheit sobald wieder erlange. Die Umtriebe, die seine Partei in den baskischen Provinzen sich zu Schuld kommen läßt, scheint die längere und zugleich strengere Haft des Fürsten zu motiviren. Belgien. _ Brüssel, 18 April. Seit gestern haben die ministeriellen Combinationen noch hin und hergeschwankt, bis man endlich bei folgender Einrichtung stehen geblieben, deren Bekanntmachung man durch die nächste Nummer unseres Moniteurs entgegensieht. Statt des Hrn. Rogier übernimmt Hr. 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Wie fast jeglichem Gerücht irgend eine wahre Thatsache zu Grunde zu liegen pflegt, so ist dieß auch der Fall mit der, durch öffentliche Blätter verbreiteten Nachricht „von einer plötzlichen Wegweisung aller hier anwesenden Polen.“ Es verweilten allerdings zwei aus ihrer Heimath verbannte Polen hier, welchen ausnahmsweise aus Rücksichten auf ihre Gesundheit eine temporäre Aufenthaltsbewilligung ertheilt worden war – und nachdem sie mit dem Arzt ihres Vertrauens sich berathen, und die für zweckmäßig erachtete Cur gebraucht, bedurfte es kaum einer leisen Andeutung, daß ihre Zeit abgelaufen, um den einen zur Abreise, den andern zur Bitte um Verlängerung der Frist zu bewegen, welch letztere in Berücksichtigung besonderer Umstände zugestanden ward, und in diesen Tagen erst ihr Ende findet. – Die Vorbereitungen für die Saison werden lebhaft betrieben; das Conversationshaus schmückt sich auch von außen mit neuen Verzierungen und Schildereien, zu deren Ausführung im vorigen Jahre keine Zeit mehr geblieben war, und der große Saal hat einen kostbaren, künstlichgefügten Parketboden von Eichenholz erhalten. – Die Wittwe des kürzlich hingeschiedenen Fürsten Demidoff ist mit ihrem Schwager Anatole Demidoff vor ein paar Tagen angelangt, um einen Theil der Trauerzeit an einem Orte zuzubringen, welchen der Verstorbene während seines Lebens vor vielen andern liebte. _ Weimar, 16 April. Dem Andenken der einst hier lebenden großen Dichter hat unsere Frau Großherzogin mehrere Zimmer des hiesigen in vieler Beziehung merkwürdigen Residenzschlosses geweiht. Das „Schiller-Zimmer“ ist vor kurzem fertig geworden. Der von München herbeigerufene Maler Neher hat seine Aufgabe würdig gelöst. Jedes der Hauptfelder, in welche das Zimmer getheilt, nimmt einen bedeutsamen Moment eines Schiller'schen Drama's ein, welchem andere Scenen in kleinern darüber angebrachten Feldern beigegeben sind. Es zeichnen sich diese Frescogemälde durch kräftige Zeichnung, wie durch frische Farbengebung aus. Einzelne derselben sind ergreifend in ihrer Wirkung, bei andern scheint fast das historische Studium der freieren poetischen Auffassung, namentlich im Sinne des Dichters, etwas geschadet zu haben. Die kleineren Bilder aus den Dramen und Gedichten Schillers haben mich ganz besonders angesprochen. Neher wird nun unverzüglich an das „Goethe-Zimmer“ gehen. Preller, ein ausgezeichneter Landschaftsmaler, mit der Ausführung des Wieland bestimmten Zimmers beauftragt, ist mit den Scenen aus Oberon fertig. Kühn und kräftig ist sein Pinsel im Landschaftlichen, während seinen Figuren die grazienhafte Leichtigkeit, die das Gedicht bedingen möchte, fehlt. Besonders interessant erschienen mir die Arabesken, die der Maler Simon zu diesem Zimmer entworfen und in deren Ausführung man eben begriffen. Die liebliche Laune und Schalkhaftigkeit des Gedichts zur Gestaltung bringend, sind sie dabei so sinnig, so bedeutungsvoll, daß sie in ihrer geistvollen Fülle dem Beschauer immer Neues zu denken und zu rathen geben. Frhr. v. Sternberg, in derlei Dingen als Dichter und Maler wohl competent,

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 116. Augsburg, 25. April 1840, S. 0925. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_116_18400425/5>, abgerufen am 21.11.2024.