Crüger, Peter: Cupediæ Astrosophicæ. Breslau, 1631.II. Ob Astronomia zweyerley sey/ nemlich Gentilis die Heyd nische/ vnd Apocalytica oder Gratiae die Sternkunst der Gna- den vnd sonderlicher Offenbahrung? Astronomia, wie oben berichtet/ ist eine Mathematische Kunst von abmes- Nun möchte mancher dencken/ es were nicht vbel distinguiret: denn weil Heyden P iij
II. Ob Aſtronomia zweyerley ſey/ nemlich Gentilis die Heyd niſche/ vnd Apocalytica oder Gratiæ die Sternkunſt der Gna- den vnd ſonderlicher Offenbahrung? Aſtronomia, wie oben berichtet/ iſt eine Mathematiſche Kunſt von abmeſ- Nun moͤchte mancher dencken/ es were nicht vbel diſtinguiret: denn weil Heyden P iij
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II.
Ob Aſtronomia zweyerley ſey/ nemlich Gentilis die Heyd
niſche/ vnd Apocalytica oder Gratiæ die Sternkunſt der Gna-
den vnd ſonderlicher Offenbahrung?
Aſtronomia, wie oben berichtet/ iſt eine Mathematiſche Kunſt von abmeſ-
ſung vnd berechnung des Him̃elslauff/ vnd deſſen was aus demſelben lauff
vnwandelbar entſpringet/ nemlich der Aſpecten/ der Finſterniſſen/ der Gezeiten.
Dieſes iſt eine vhralte/ nuͤtzliche/ herrliche/ Gott wolgefellige kunſt/ durch welche
Gottes Ehr vnd Allmacht erzehlet vnd erkleret wird. Der ſie deßhalben auch
anfenglich nicht Heyden/ ſondern den erſten Ertz Vaͤtern offenbahret vnd mit-
getheilet/ wie beym Joſepho vom Ertzvater Seth lib. 1. Ant. c. 3. vnd vom Ertz-
vater Abraham lib. 1. c. 9. zu leſen: Ja es darff Joſephus lib. 1. c. 4. wol ſchrei-
ben/ das Gott der HErr den Ertzvaͤtern fuͤr der Suͤndfluth/ vnter andern auch
vmb der Aſtronomiæ vnd Geometriæ willen/ dieſelben kuͤnſte deſto fuͤglicher zu
ergruͤnden/ ſo ein langes leben verliehen. Vnd das iſt die Aſtronomia, ſo vom
Patriarchen Abraham erſtlich den Egyptern mitgetheilet (Joſephus lib. 1. c. 9)
hernach zu den Chaldaͤern/ vnd ferner zu den Griechen/ vnd endlich auch durch
Gottes gnade zu vns gefloſſen. Man hat auch bißher von keiner andern Aſtro-
nomia gewuſt/ ſondern dieſe iſt ſo wol von Chriſten/ als von Heyden fuͤr die eini-
ge erkandt vnd gehalten worden/ biß jtzo ſich ein ſonderbahrer Autor herfuͤr ge-
than/ welcher neben dieſer/ die er gleichſam mit veraͤchtlichem Namen Genti-
lem oder die Heydniſche nennet/ noch eine andere zu haben vermeinet/ welche er
die Offenbahrte Gnaden Aſtronomiam nennet.
Nun moͤchte mancher dencken/ es were nicht vbel diſtinguiret: denn weil
andere Autores in andern Philoſophiſchen Kuͤnſten alſo gethan/ vnd Phyſi-
cam Chriſtianam, Ethicam Chriſtianam, geſchrieben/ vnd alſo die gewoͤhn-
liche Phyſicam vnd Ethicam, als die von Platone, Ariſtotele vnd andern vor-
nehmen Heyden zuſam̃en getragen/ fuͤr Heydniſch halten: Warumb ſolt man
die Aſtronomiam, welche von Cleoſtrato, Metone, Calippo, Hipparcho,
Ptolemæo &c. zuſammen getragen/ nicht gleicher weiſe fuͤr Heydniſch halten/
vnd Aſtronomiam Chriſtianam oder Gratiæ ſubſtituiren? Darauff ſage ich/
das es hiemit nicht gleichen beſcheidt habe. Deñ in andern Philoſophiſchen di-
ſciplinis, wie dieſelben von den Heyden zu vns gelanget/ iſt viel dings/ welchs
ſich mit Gottes Wort nicht einigen wil/ als die Lehr von der Welt anfang vnd
vergengligkeit/ vnd dergleichen mehr: Aber in der Aſtronomia iſt durch aus
nichts zu finden/ das Gottes Wort ſolte zu wieder ſein. Vnd ob ſie gleich von
Heyden
P iij
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