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Droste-Hülshoff, Annette von: Letzte Gaben. Nachgelassene Blätter. Hrsg. v. Levin Schücking. Hannover, 1860.

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merische Wesen gänzlich von ihm gewichen, er trat
fest auf, fing an, sein Aeußeres zu beachten und
bald in den Ruf eines hübschen, gewandten Burschen
zu kommen. Sein Ohm, der nicht wohl ohne
Projekte leben konnte, unternahm mitunter be-
deutende öffentliche Arbeiten, z. B. beim Wegbau,
wobei Friedrich für einen seiner besten Arbeiter und
überall als seine rechte Hand galt; denn obgleich
dessen Körperkräfte noch nicht ihr volles Maß er-
reicht hatten, kam ihm doch nicht leicht Jemand
an Ausdauer gleich. Margreth hatte bisher ihren
Sohn nur geliebt, jetzt fing sie an, stolz auf ihn
zu werden und sogar eine Art Hochachtung für
ihn zu fühlen, da sie den jungen Menschen so
ganz ohne ihr Zuthun sich entwickeln sah, sogar
ohne ihren Rath, den sie, wie die meisten Menschen,
für unschätzbar hielt und deshalb die Fähigkeiten
nicht hoch genug anzuschlagen wußte, die eines so
kostbaren Förderungsmittels entbehren konnten.

In seinem achtzehnten Jahre hatte Friedrich
sich bereits einen bedeutenden Ruf in der jungen
Dorfwelt gesichert durch den Ausgang einer Wette,
in Folge deren er einen erlegten Eber über zwei
Meilen weit auf seinem Rücken trug, ohne abzu-
setzen. Indessen war der Mitgenuß des Ruhms
auch so ziemlich der einzige Vortheil, den Margreth
aus diesen günstigen Umständen zog, da Friedrich

meriſche Weſen gänzlich von ihm gewichen, er trat
feſt auf, fing an, ſein Aeußeres zu beachten und
bald in den Ruf eines hübſchen, gewandten Burſchen
zu kommen. Sein Ohm, der nicht wohl ohne
Projekte leben konnte, unternahm mitunter be-
deutende öffentliche Arbeiten, z. B. beim Wegbau,
wobei Friedrich für einen ſeiner beſten Arbeiter und
überall als ſeine rechte Hand galt; denn obgleich
deſſen Körperkräfte noch nicht ihr volles Maß er-
reicht hatten, kam ihm doch nicht leicht Jemand
an Ausdauer gleich. Margreth hatte bisher ihren
Sohn nur geliebt, jetzt fing ſie an, ſtolz auf ihn
zu werden und ſogar eine Art Hochachtung für
ihn zu fühlen, da ſie den jungen Menſchen ſo
ganz ohne ihr Zuthun ſich entwickeln ſah, ſogar
ohne ihren Rath, den ſie, wie die meiſten Menſchen,
für unſchätzbar hielt und deshalb die Fähigkeiten
nicht hoch genug anzuſchlagen wußte, die eines ſo
koſtbaren Förderungsmittels entbehren konnten.

In ſeinem achtzehnten Jahre hatte Friedrich
ſich bereits einen bedeutenden Ruf in der jungen
Dorfwelt geſichert durch den Ausgang einer Wette,
in Folge deren er einen erlegten Eber über zwei
Meilen weit auf ſeinem Rücken trug, ohne abzu-
ſetzen. Indeſſen war der Mitgenuß des Ruhms
auch ſo ziemlich der einzige Vortheil, den Margreth
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[172/0188] meriſche Weſen gänzlich von ihm gewichen, er trat feſt auf, fing an, ſein Aeußeres zu beachten und bald in den Ruf eines hübſchen, gewandten Burſchen zu kommen. Sein Ohm, der nicht wohl ohne Projekte leben konnte, unternahm mitunter be- deutende öffentliche Arbeiten, z. B. beim Wegbau, wobei Friedrich für einen ſeiner beſten Arbeiter und überall als ſeine rechte Hand galt; denn obgleich deſſen Körperkräfte noch nicht ihr volles Maß er- reicht hatten, kam ihm doch nicht leicht Jemand an Ausdauer gleich. Margreth hatte bisher ihren Sohn nur geliebt, jetzt fing ſie an, ſtolz auf ihn zu werden und ſogar eine Art Hochachtung für ihn zu fühlen, da ſie den jungen Menſchen ſo ganz ohne ihr Zuthun ſich entwickeln ſah, ſogar ohne ihren Rath, den ſie, wie die meiſten Menſchen, für unſchätzbar hielt und deshalb die Fähigkeiten nicht hoch genug anzuſchlagen wußte, die eines ſo koſtbaren Förderungsmittels entbehren konnten. In ſeinem achtzehnten Jahre hatte Friedrich ſich bereits einen bedeutenden Ruf in der jungen Dorfwelt geſichert durch den Ausgang einer Wette, in Folge deren er einen erlegten Eber über zwei Meilen weit auf ſeinem Rücken trug, ohne abzu- ſetzen. Indeſſen war der Mitgenuß des Ruhms auch ſo ziemlich der einzige Vortheil, den Margreth aus dieſen günſtigen Umſtänden zog, da Friedrich

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Zitationshilfe: Droste-Hülshoff, Annette von: Letzte Gaben. Nachgelassene Blätter. Hrsg. v. Levin Schücking. Hannover, 1860, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_letzte_1860/188>, abgerufen am 23.11.2024.