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Droste-Hülshoff, Annette von: Letzte Gaben. Nachgelassene Blätter. Hrsg. v. Levin Schücking. Hannover, 1860.

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überall eine Frische des Grüns und ein Blätterduft,
wie dieses anderwärts nur nach einem Frühlings-
regen der Fall ist. Unter den Zweigen lauschen die
Wohnungen hervor, die langgestreckt, mit tief nieder-
ragendem Dache, im Schatten Mittagsruhe zu halten
und mit halbgeschlossenem Auge nach den Rindern
zu schauen scheinen, welche hellfarbig und gescheckt,
wie eine Damwildheerde sich gegen das Grün des
Waldbodens, oder den blassen Horizont abzeichnen,
und in wechselnden Gruppen durcheinander schieden,
da diese Haiden immer Almenden sind, und jede
wenigstens sechzig Stück Hornvieh und darüber ent-
hält. -- Was nicht Wald und Haide ist, ist Kamp,
d. h. Privateigenthum, zu Acker und Wiesengrund
benutzt, und, um die Beschwerde des Hütens zu
vermeiden, je nach dem Umfange des Besitzes oder
der Bestimmung, mit einem hohen, von Laubholz
überflatterten Erdwalle umhegt. -- Dieses begreift
die fruchtbarsten Grundstrecken der Gemeinde, und
man trifft gewöhnlich lange Reihen solcher Kämpe
nach- und nebeneinander, durch Stege und Pförtchen
verbunden, die man mit jener angenehmen Neugier
betritt, mit der man die Zimmer eines dachlosen
Hauses durchwandert. Wirklich geben auch vorzüg-
lich die Wiesen einen äußerst heitern Anblick durch
die Fülle und Mannigfaltigkeit der Blumen und
Kräuter, in denen die Elite der Viehzucht, schwerer

überall eine Friſche des Grüns und ein Blätterduft,
wie dieſes anderwärts nur nach einem Frühlings-
regen der Fall iſt. Unter den Zweigen lauſchen die
Wohnungen hervor, die langgeſtreckt, mit tief nieder-
ragendem Dache, im Schatten Mittagsruhe zu halten
und mit halbgeſchloſſenem Auge nach den Rindern
zu ſchauen ſcheinen, welche hellfarbig und geſcheckt,
wie eine Damwildheerde ſich gegen das Grün des
Waldbodens, oder den blaſſen Horizont abzeichnen,
und in wechſelnden Gruppen durcheinander ſchieden,
da dieſe Haiden immer Almenden ſind, und jede
wenigſtens ſechzig Stück Hornvieh und darüber ent-
hält. — Was nicht Wald und Haide iſt, iſt Kamp,
d. h. Privateigenthum, zu Acker und Wieſengrund
benutzt, und, um die Beſchwerde des Hütens zu
vermeiden, je nach dem Umfange des Beſitzes oder
der Beſtimmung, mit einem hohen, von Laubholz
überflatterten Erdwalle umhegt. — Dieſes begreift
die fruchtbarſten Grundſtrecken der Gemeinde, und
man trifft gewöhnlich lange Reihen ſolcher Kämpe
nach- und nebeneinander, durch Stege und Pförtchen
verbunden, die man mit jener angenehmen Neugier
betritt, mit der man die Zimmer eines dachloſen
Hauſes durchwandert. Wirklich geben auch vorzüg-
lich die Wieſen einen äußerſt heitern Anblick durch
die Fülle und Mannigfaltigkeit der Blumen und
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[236/0252] überall eine Friſche des Grüns und ein Blätterduft, wie dieſes anderwärts nur nach einem Frühlings- regen der Fall iſt. Unter den Zweigen lauſchen die Wohnungen hervor, die langgeſtreckt, mit tief nieder- ragendem Dache, im Schatten Mittagsruhe zu halten und mit halbgeſchloſſenem Auge nach den Rindern zu ſchauen ſcheinen, welche hellfarbig und geſcheckt, wie eine Damwildheerde ſich gegen das Grün des Waldbodens, oder den blaſſen Horizont abzeichnen, und in wechſelnden Gruppen durcheinander ſchieden, da dieſe Haiden immer Almenden ſind, und jede wenigſtens ſechzig Stück Hornvieh und darüber ent- hält. — Was nicht Wald und Haide iſt, iſt Kamp, d. h. Privateigenthum, zu Acker und Wieſengrund benutzt, und, um die Beſchwerde des Hütens zu vermeiden, je nach dem Umfange des Beſitzes oder der Beſtimmung, mit einem hohen, von Laubholz überflatterten Erdwalle umhegt. — Dieſes begreift die fruchtbarſten Grundſtrecken der Gemeinde, und man trifft gewöhnlich lange Reihen ſolcher Kämpe nach- und nebeneinander, durch Stege und Pförtchen verbunden, die man mit jener angenehmen Neugier betritt, mit der man die Zimmer eines dachloſen Hauſes durchwandert. Wirklich geben auch vorzüg- lich die Wieſen einen äußerſt heitern Anblick durch die Fülle und Mannigfaltigkeit der Blumen und Kräuter, in denen die Elite der Viehzucht, ſchwerer

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Zitationshilfe: Droste-Hülshoff, Annette von: Letzte Gaben. Nachgelassene Blätter. Hrsg. v. Levin Schücking. Hannover, 1860, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_letzte_1860/252>, abgerufen am 23.11.2024.