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Görres, Joseph: Die teutschen Volksbücher. Heidelberg, 1807.

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des Dichters sich zu ergötzen. Gerade weil unser eeinseitige
Cultur uns nach und nach auf eine alberne Ziererey
hingetrieben hat, die die Ratur verläugnen will, und
sich der Wohlthaten schämt, die sie von ihr empfängt,
weil sich alles gerade eben nicht mit eleganter Sauber-
keit abthun läßt; für diese ist eben Eulenspiegel eine
sehr gute Gegenwucht, und eine ironirende Apostrophe
der Verachteten an die Hoffärtigen, die gegen sie
fremd und vornehm thun, damit sie sich errinneren,
daß sie auch aus Fleisch und Bein gemacht sind, und
der Erde angehören. Nicht immer aber verweilt auch
der Witz des Buches auf jener untern Stufe, er erhebt
sich auch häufig genug in die höhere Sphäre des reinen
Scherzes, und der Schwank mit dem Bienenkorbe,
mit den zwölf Blinden, denen E. zwölf Gulden giebt,
der mit dem Schneiderconvent, mit den Schneiderge-
sellen auf dem Laden, mit den Hünern der Bäuerin,
der er den Hahn zum Pfande läßt, der mit dem Esel,
dem er Hafer zwischen die Blätter eines Buches streut,
um ihn lesen zu lehren, sind ehrbar, und von gutem
Sterlingswitz. Im ganzen Eulenspiegel erscheint der
landstreichende Witz personificirt dargestellt, bei allen
Ständen und Gewerben wandelt er umher, und indem
er durchaus den Ernst ironisch beim Worte nimmt,
geht daraus immer ein verkehrtes Thun, und in ihm

des Dichters ſich zu ergötzen. Gerade weil unſer eeinſeitige
Cultur uns nach und nach auf eine alberne Ziererey
hingetrieben hat, die die Ratur verläugnen will, und
ſich der Wohlthaten ſchämt, die ſie von ihr empfängt,
weil ſich alles gerade eben nicht mit eleganter Sauber-
keit abthun läßt; für dieſe iſt eben Eulenſpiegel eine
ſehr gute Gegenwucht, und eine ironirende Apoſtrophe
der Verachteten an die Hoffärtigen, die gegen ſie
fremd und vornehm thun, damit ſie ſich errinneren,
daß ſie auch aus Fleiſch und Bein gemacht ſind, und
der Erde angehören. Nicht immer aber verweilt auch
der Witz des Buches auf jener untern Stufe, er erhebt
ſich auch häufig genug in die höhere Sphäre des reinen
Scherzes, und der Schwank mit dem Bienenkorbe,
mit den zwölf Blinden, denen E. zwölf Gulden giebt,
der mit dem Schneiderconvent, mit den Schneiderge-
ſellen auf dem Laden, mit den Hünern der Bäuerin,
der er den Hahn zum Pfande läßt, der mit dem Eſel,
dem er Hafer zwiſchen die Blätter eines Buches ſtreut,
um ihn leſen zu lehren, ſind ehrbar, und von gutem
Sterlingswitz. Im ganzen Eulenſpiegel erſcheint der
landſtreichende Witz perſonificirt dargeſtellt, bei allen
Ständen und Gewerben wandelt er umher, und indem
er durchaus den Ernſt ironiſch beim Worte nimmt,
geht daraus immer ein verkehrtes Thun, und in ihm

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[197/0215] des Dichters ſich zu ergötzen. Gerade weil unſer eeinſeitige Cultur uns nach und nach auf eine alberne Ziererey hingetrieben hat, die die Ratur verläugnen will, und ſich der Wohlthaten ſchämt, die ſie von ihr empfängt, weil ſich alles gerade eben nicht mit eleganter Sauber- keit abthun läßt; für dieſe iſt eben Eulenſpiegel eine ſehr gute Gegenwucht, und eine ironirende Apoſtrophe der Verachteten an die Hoffärtigen, die gegen ſie fremd und vornehm thun, damit ſie ſich errinneren, daß ſie auch aus Fleiſch und Bein gemacht ſind, und der Erde angehören. Nicht immer aber verweilt auch der Witz des Buches auf jener untern Stufe, er erhebt ſich auch häufig genug in die höhere Sphäre des reinen Scherzes, und der Schwank mit dem Bienenkorbe, mit den zwölf Blinden, denen E. zwölf Gulden giebt, der mit dem Schneiderconvent, mit den Schneiderge- ſellen auf dem Laden, mit den Hünern der Bäuerin, der er den Hahn zum Pfande läßt, der mit dem Eſel, dem er Hafer zwiſchen die Blätter eines Buches ſtreut, um ihn leſen zu lehren, ſind ehrbar, und von gutem Sterlingswitz. Im ganzen Eulenſpiegel erſcheint der landſtreichende Witz perſonificirt dargeſtellt, bei allen Ständen und Gewerben wandelt er umher, und indem er durchaus den Ernſt ironiſch beim Worte nimmt, geht daraus immer ein verkehrtes Thun, und in ihm

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Zitationshilfe: Görres, Joseph: Die teutschen Volksbücher. Heidelberg, 1807, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goerres_volksbuecher_1807/215>, abgerufen am 21.11.2024.