Bann, der hinunter in der Erde Abgrund reicht, und wenn des Menschen Thun die Schranken des Irdischen verläßt, wenn er in seinem Treiben sich in sich selber scheidet, und himmelan die Flamme der frommen Gottseligkeit schlägt, und endliche Menschen zu Heiligen des Himmels sich verklären, dann muß in der Scheid- ung der Gegensatz nothwendig sich ebenfalls mit her- vordrängen: während die einfältige, schuldlose Gottes- furcht in stiller Hingebung des Himmels Reich gewinnt, muß der kecke, übermüthige Trotz der Hölle Pforten stürmen, dort wird irdische Mühseligkeit mit himmlischer Glorie dann vergolten, hier irdische Wohlfahrt mit ewiger Höllenqual gebüßt. Daher ist die Magie mit ihrer ganzen Encyclopädie der Goetie, Necromantie, Necyomantie, Anthropomantie, Leconomantie, Gastro- mantie, Captromantie, Onomantie, Hydromantie, Geomantie, Pyromantie, Capnomantie, Ichtiomantie, Tephramantie, mit allen ihren Künsten und Zauber- formeln und Beschwörungen, mit ihren Kreisen und Sprüchen durchaus ein descendenter religiöser Cultus; gottlos schwört das Menschenkind den Himmel ab, und mildthätig nimmt die Hölle ihn dafür zum Heiligen auf.
Das war der consequente Volksglauben der Zeit, die in religiöser Genialität so viele Selige dem Himmel-
27.
Bann, der hinunter in der Erde Abgrund reicht, und wenn des Menſchen Thun die Schranken des Irdiſchen verläßt, wenn er in ſeinem Treiben ſich in ſich ſelber ſcheidet, und himmelan die Flamme der frommen Gottſeligkeit ſchlägt, und endliche Menſchen zu Heiligen des Himmels ſich verklären, dann muß in der Scheid- ung der Gegenſatz nothwendig ſich ebenfalls mit her- vordrängen: während die einfältige, ſchuldloſe Gottes- furcht in ſtiller Hingebung des Himmels Reich gewinnt, muß der kecke, übermüthige Trotz der Hölle Pforten ſtürmen, dort wird irdiſche Mühſeligkeit mit himmliſcher Glorie dann vergolten, hier irdiſche Wohlfahrt mit ewiger Höllenqual gebüßt. Daher iſt die Magie mit ihrer ganzen Encyclopädie der Goetie, Necromantie, Necyomantie, Anthropomantie, Leconomantie, Gaſtro- mantie, Captromantie, Onomantie, Hydromantie, Geomantie, Pyromantie, Capnomantie, Ichtiomantie, Tephramantie, mit allen ihren Künſten und Zauber- formeln und Beſchwörungen, mit ihren Kreiſen und Sprüchen durchaus ein descendenter religiöſer Cultus; gottlos ſchwört das Menſchenkind den Himmel ab, und mildthätig nimmt die Hölle ihn dafür zum Heiligen auf.
Das war der conſequente Volksglauben der Zeit, die in religiöſer Genialität ſo viele Selige dem Himmel-
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Bann, der hinunter in der Erde Abgrund reicht, und
wenn des Menſchen Thun die Schranken des Irdiſchen
verläßt, wenn er in ſeinem Treiben ſich in ſich ſelber
ſcheidet, und himmelan die Flamme der frommen
Gottſeligkeit ſchlägt, und endliche Menſchen zu Heiligen
des Himmels ſich verklären, dann muß in der Scheid-
ung der Gegenſatz nothwendig ſich ebenfalls mit her-
vordrängen: während die einfältige, ſchuldloſe Gottes-
furcht in ſtiller Hingebung des Himmels Reich gewinnt,
muß der kecke, übermüthige Trotz der Hölle Pforten
ſtürmen, dort wird irdiſche Mühſeligkeit mit himmliſcher
Glorie dann vergolten, hier irdiſche Wohlfahrt mit
ewiger Höllenqual gebüßt. Daher iſt die Magie mit
ihrer ganzen Encyclopädie der Goetie, Necromantie,
Necyomantie, Anthropomantie, Leconomantie, Gaſtro-
mantie, Captromantie, Onomantie, Hydromantie,
Geomantie, Pyromantie, Capnomantie, Ichtiomantie,
Tephramantie, mit allen ihren Künſten und Zauber-
formeln und Beſchwörungen, mit ihren Kreiſen und
Sprüchen durchaus ein descendenter religiöſer Cultus;
gottlos ſchwört das Menſchenkind den Himmel ab, und
mildthätig nimmt die Hölle ihn dafür zum Heiligen
auf.
Das war der conſequente Volksglauben der Zeit,
die in religiöſer Genialität ſo viele Selige dem Himmel-
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Görres, Joseph: Die teutschen Volksbücher. Heidelberg, 1807, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goerres_volksbuecher_1807/227>, abgerufen am 21.11.2024.
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