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Görres, Joseph: Die teutschen Volksbücher. Heidelberg, 1807.

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der Kreis alles Menschenthun, es ist eine Achse in
die Mitte der Natur eingeschlagen, und der Stolzeste
hat sein Band dort festgeknüpft, an dem ihn das Ver-
hängniß in seiner Bahn umtreibt; nur höhere Geister sind
freier auch gelassen, und mögen auf des Lichtes Flügeln
frei durch die Räume eilen. Mit dem Kreislauf aber
ist ewiger Wandel auch und ewige Wiederkehr gegeben;
unaufhaltsam dreht sichdas Rad der Dinge jetzt durch den
Winter durch und dann wieder durch des Frühlings Blüth-
en; keine Macht kann seinen Schwung aufhalten, keine
Kraft es in seinem Umlauf fesseln, daß ewig der Tag
am Himmel stehe, und nimmer die Sonne sinkt. Es
war der junge Frühling alt geworden, seine Blüthen
mußten fällen. Es hatte die Erde sich an den Himmel
angelegt, wie der Säugling an die Mutterbrust, und
sich freud- und leben voll gesogen; sie war erstarkt und sollte
sich entwöhnen; die Reformation strebte auf eigene
Füße sie zu stellen. Um die gleiche Zeit war die ent-
lassene Erde auch zum vollen Selbstbewußtseyn erst
gekommen; sie hatte sich in ihrer Kugelform erkannt,
es hatte der spähende Verstand eine neue Welt entdeckt,
und in ihr das Brod der irdischen Natur, das Gold,
Nahrung für das Geschlecht und Ersatz für jene Schätze,
denen es entsagt. So wandte der Erdgeist sich vom
Aether ab, er kehrte in sich selbst zurück, und suchte in

38.

der Kreis alles Menſchenthun, es iſt eine Achſe in
die Mitte der Natur eingeſchlagen, und der Stolzeſte
hat ſein Band dort feſtgeknüpft, an dem ihn das Ver-
hängniß in ſeiner Bahn umtreibt; nur höhere Geiſter ſind
freier auch gelaſſen, und mögen auf des Lichtes Flügeln
frei durch die Räume eilen. Mit dem Kreislauf aber
iſt ewiger Wandel auch und ewige Wiederkehr gegeben;
unaufhaltſam dreht ſichdas Rad der Dinge jetzt durch den
Winter durch und dann wieder durch des Frühlings Blüth-
en; keine Macht kann ſeinen Schwung aufhalten, keine
Kraft es in ſeinem Umlauf feſſeln, daß ewig der Tag
am Himmel ſtehe, und nimmer die Sonne ſinkt. Es
war der junge Frühling alt geworden, ſeine Blüthen
mußten fällen. Es hatte die Erde ſich an den Himmel
angelegt, wie der Säugling an die Mutterbruſt, und
ſich freud- und leben voll geſogen; ſie war erſtarkt und ſollte
ſich entwöhnen; die Reformation ſtrebte auf eigene
Füße ſie zu ſtellen. Um die gleiche Zeit war die ent-
laſſene Erde auch zum vollen Selbſtbewußtſeyn erſt
gekommen; ſie hatte ſich in ihrer Kugelform erkannt,
es hatte der ſpähende Verſtand eine neue Welt entdeckt,
und in ihr das Brod der irdiſchen Natur, das Gold,
Nahrung für das Geſchlecht und Erſatz für jene Schätze,
denen es entſagt. So wandte der Erdgeiſt ſich vom
Aether ab, er kehrte in ſich ſelbſt zurück, und ſuchte in

38.
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[297/0315] der Kreis alles Menſchenthun, es iſt eine Achſe in die Mitte der Natur eingeſchlagen, und der Stolzeſte hat ſein Band dort feſtgeknüpft, an dem ihn das Ver- hängniß in ſeiner Bahn umtreibt; nur höhere Geiſter ſind freier auch gelaſſen, und mögen auf des Lichtes Flügeln frei durch die Räume eilen. Mit dem Kreislauf aber iſt ewiger Wandel auch und ewige Wiederkehr gegeben; unaufhaltſam dreht ſichdas Rad der Dinge jetzt durch den Winter durch und dann wieder durch des Frühlings Blüth- en; keine Macht kann ſeinen Schwung aufhalten, keine Kraft es in ſeinem Umlauf feſſeln, daß ewig der Tag am Himmel ſtehe, und nimmer die Sonne ſinkt. Es war der junge Frühling alt geworden, ſeine Blüthen mußten fällen. Es hatte die Erde ſich an den Himmel angelegt, wie der Säugling an die Mutterbruſt, und ſich freud- und leben voll geſogen; ſie war erſtarkt und ſollte ſich entwöhnen; die Reformation ſtrebte auf eigene Füße ſie zu ſtellen. Um die gleiche Zeit war die ent- laſſene Erde auch zum vollen Selbſtbewußtſeyn erſt gekommen; ſie hatte ſich in ihrer Kugelform erkannt, es hatte der ſpähende Verſtand eine neue Welt entdeckt, und in ihr das Brod der irdiſchen Natur, das Gold, Nahrung für das Geſchlecht und Erſatz für jene Schätze, denen es entſagt. So wandte der Erdgeiſt ſich vom Aether ab, er kehrte in ſich ſelbſt zurück, und ſuchte in 38.

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Zitationshilfe: Görres, Joseph: Die teutschen Volksbücher. Heidelberg, 1807, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goerres_volksbuecher_1807/315>, abgerufen am 18.12.2024.