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Görres, Joseph: Die teutschen Volksbücher. Heidelberg, 1807.

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gleiche Weise auch der epische Naturgeist sich bald
ebenfalls dichtend und bildend zu erkennen geben, und
auch mit seinen Gestaltungen den ihm in dieser Region
gezogenen Kreis anfüllen. Jenen religiösen und pro-
fanen Gesängen, in denen des Volkes Gemüth sein
Inneres ausspricht, werden daher auch bald andere
Gedichte im Character jenes ruhigen Naturgeistes sich
gegenüberstellen, in denen das Gemüth was es durch
seine Anschauung in der Welt gesehen, mahlt und
verkündigt, und gleichfalls bald als heilige Geschichte
das Ueberirdische bedeutsam bezeichnet, bald als Ro-
mantische dem unmittelbar Menschlichen näher ge-
rückt, durch Schönheit, Lebendigkeit, Größe, Kraft,
Zauber oder treffenden Witz ergötzt. Diese Dich-
tungen sind die Volkssagen, die die Tradition von
Geschlecht zu Geschlechte fortgepflanzt, indem sie zu-
gleich mit jenen Liedern, durch die Gesangweise die
sich dem Organe eingeprägt, einmal gebildet, vor dem
Untergange sich bewahrten. In den frühesten Zeiten
entstanden die meisten dieser Sagen, da wo die Na-
tionen, klare frische Brunnen der quellenreichen, jun-
gen Erde eben erst entsprudelt waren; da wo der
Mensch gleich jugendlich wie die Natur mit Enthusi-
asmus und liebender Begeisterung sie anschaute, und
von ihr wieder die gleiche Liebe und die gleiche

gleiche Weiſe auch der epiſche Naturgeiſt ſich bald
ebenfalls dichtend und bildend zu erkennen geben, und
auch mit ſeinen Geſtaltungen den ihm in dieſer Region
gezogenen Kreis anfüllen. Jenen religiöſen und pro-
fanen Geſängen, in denen des Volkes Gemüth ſein
Inneres ausſpricht, werden daher auch bald andere
Gedichte im Character jenes ruhigen Naturgeiſtes ſich
gegenüberſtellen, in denen das Gemüth was es durch
ſeine Anſchauung in der Welt geſehen, mahlt und
verkündigt, und gleichfalls bald als heilige Geſchichte
das Ueberirdiſche bedeutſam bezeichnet, bald als Ro-
mantiſche dem unmittelbar Menſchlichen näher ge-
rückt, durch Schönheit, Lebendigkeit, Größe, Kraft,
Zauber oder treffenden Witz ergötzt. Dieſe Dich-
tungen ſind die Volksſagen, die die Tradition von
Geſchlecht zu Geſchlechte fortgepflanzt, indem ſie zu-
gleich mit jenen Liedern, durch die Geſangweiſe die
ſich dem Organe eingeprägt, einmal gebildet, vor dem
Untergange ſich bewahrten. In den früheſten Zeiten
entſtanden die meiſten dieſer Sagen, da wo die Na-
tionen, klare friſche Brunnen der quellenreichen, jun-
gen Erde eben erſt entſprudelt waren; da wo der
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[16/0034] gleiche Weiſe auch der epiſche Naturgeiſt ſich bald ebenfalls dichtend und bildend zu erkennen geben, und auch mit ſeinen Geſtaltungen den ihm in dieſer Region gezogenen Kreis anfüllen. Jenen religiöſen und pro- fanen Geſängen, in denen des Volkes Gemüth ſein Inneres ausſpricht, werden daher auch bald andere Gedichte im Character jenes ruhigen Naturgeiſtes ſich gegenüberſtellen, in denen das Gemüth was es durch ſeine Anſchauung in der Welt geſehen, mahlt und verkündigt, und gleichfalls bald als heilige Geſchichte das Ueberirdiſche bedeutſam bezeichnet, bald als Ro- mantiſche dem unmittelbar Menſchlichen näher ge- rückt, durch Schönheit, Lebendigkeit, Größe, Kraft, Zauber oder treffenden Witz ergötzt. Dieſe Dich- tungen ſind die Volksſagen, die die Tradition von Geſchlecht zu Geſchlechte fortgepflanzt, indem ſie zu- gleich mit jenen Liedern, durch die Geſangweiſe die ſich dem Organe eingeprägt, einmal gebildet, vor dem Untergange ſich bewahrten. In den früheſten Zeiten entſtanden die meiſten dieſer Sagen, da wo die Na- tionen, klare friſche Brunnen der quellenreichen, jun- gen Erde eben erſt entſprudelt waren; da wo der Menſch gleich jugendlich wie die Natur mit Enthuſi- asmus und liebender Begeiſterung ſie anſchaute, und von ihr wieder die gleiche Liebe und die gleiche

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Zitationshilfe: Görres, Joseph: Die teutschen Volksbücher. Heidelberg, 1807, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goerres_volksbuecher_1807/34>, abgerufen am 03.12.2024.