dankbar auf; mächtig drang in ihm der Orientalism in die Ideenmasse des Occidents ein; viele Heldengedichte, Romane und Romanzen giengen in den Hauptsprachen aus ihm hervor, worunter der Roman d' Alexandre le grand et de Cliges son fils noch in das Ende des zwölften Jahrhunderts fällt. Aber vorzüglich auch Montevilla trug zur Verbreitung und Aufnahme die- ser neuen poetischen Weltanschauung bei; indem er die meisten jener Fabeln als Gesehenes und Erlebtes in seine Reise brachte, accreditirte er sie auch dem Verstande durch die Wahrheit der unläugbaren That- sachen, mit denen er sie zusammenband, und gab so dem phantastisch Flüchtigen eine gewisse Realität für die wirkliche Welt, ohne die es doch immer nicht leicht zum allgemeinen Volksglauben wird. Das Paradies, erzählt der Roman, liegt im fernen Indien auf dem Berge von Adamanten, und reicht hinauf zum Monde; zwölf Thore hat der Pallast, 2500 Staf- feln von Saphir der Zugang, innen liegt auf goldnem Bett ein Greis weiß von Haupte als eine Taube; im Garten aber sieht der Baum der Sonne mit goldnen, der des Mondes mit silbernen Blättern, und wahrsagen Alexandern, der dann an den Eingang die beiden Marmorsäulen setzt; das Alles hat Monte- villa beinahe wörtlich, aber wie in eigner Ansicht
dankbar auf; mächtig drang in ihm der Orientalism in die Ideenmaſſe des Occidents ein; viele Heldengedichte, Romane und Romanzen giengen in den Hauptſprachen aus ihm hervor, worunter der Roman d’ Alexandre le grand et de Cliges son fils noch in das Ende des zwölften Jahrhunderts fällt. Aber vorzüglich auch Montevilla trug zur Verbreitung und Aufnahme die- ſer neuen poetiſchen Weltanſchauung bei; indem er die meiſten jener Fabeln als Geſehenes und Erlebtes in ſeine Reiſe brachte, accreditirte er ſie auch dem Verſtande durch die Wahrheit der unläugbaren That- ſachen, mit denen er ſie zuſammenband, und gab ſo dem phantaſtiſch Flüchtigen eine gewiſſe Realität für die wirkliche Welt, ohne die es doch immer nicht leicht zum allgemeinen Volksglauben wird. Das Paradies, erzählt der Roman, liegt im fernen Indien auf dem Berge von Adamanten, und reicht hinauf zum Monde; zwölf Thore hat der Pallaſt, 2500 Staf- feln von Saphir der Zugang, innen liegt auf goldnem Bett ein Greis weiß von Haupte als eine Taube; im Garten aber ſieht der Baum der Sonne mit goldnen, der des Mondes mit ſilbernen Blättern, und wahrſagen Alexandern, der dann an den Eingang die beiden Marmorſäulen ſetzt; das Alles hat Monte- villa beinahe wörtlich, aber wie in eigner Anſicht
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dankbar auf; mächtig drang in ihm der Orientalism in
die Ideenmaſſe des Occidents ein; viele Heldengedichte,
Romane und Romanzen giengen in den Hauptſprachen
aus ihm hervor, worunter der Roman d’ Alexandre
le grand et de Cliges son fils noch in das Ende des
zwölften Jahrhunderts fällt. Aber vorzüglich auch
Montevilla trug zur Verbreitung und Aufnahme die-
ſer neuen poetiſchen Weltanſchauung bei; indem er
die meiſten jener Fabeln als Geſehenes und Erlebtes
in ſeine Reiſe brachte, accreditirte er ſie auch dem
Verſtande durch die Wahrheit der unläugbaren That-
ſachen, mit denen er ſie zuſammenband, und gab ſo
dem phantaſtiſch Flüchtigen eine gewiſſe Realität für
die wirkliche Welt, ohne die es doch immer nicht leicht
zum allgemeinen Volksglauben wird. Das Paradies,
erzählt der Roman, liegt im fernen Indien auf
dem Berge von Adamanten, und reicht hinauf zum
Monde; zwölf Thore hat der Pallaſt, 2500 Staf-
feln von Saphir der Zugang, innen liegt auf
goldnem Bett ein Greis weiß von Haupte als eine
Taube; im Garten aber ſieht der Baum der Sonne
mit goldnen, der des Mondes mit ſilbernen Blättern,
und wahrſagen Alexandern, der dann an den Eingang
die beiden Marmorſäulen ſetzt; das Alles hat Monte-
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Görres, Joseph: Die teutschen Volksbücher. Heidelberg, 1807, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goerres_volksbuecher_1807/78>, abgerufen am 18.12.2024.
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