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Goethe, Johann Wolfgang von: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. [s. l.], 1773.

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Götz. Jch will nichts weiter hören. Trett ei-
ner auf, und zeug! Hab ich wider den Kayser, wi-
der das Haus Oesterreich nur einen Schritt gethan!
Hab ich nicht von jeher durch alle Handlungen ge-
wiesen, daß ich besser als einer fühle was Deutsch-
land seinem Regenten schuldig ist, und besonders
was die Kleinen, die Ritter und Freyen ihrem
Kayser schuldig sind. Jch müßte ein Schurke seyn
wenn ich mich könnte überreden lassen das zu un-
terschreiben.
Rath. Und doch haben wir gemessene Ordre
euch in der Güte zu überreden, oder im Entstehungs-
Fall euch in den Thurn zu werfen.
Götz. Jn Thurn! Mich!
Rath. Und daselbst könnt ihr euer Schicksal von
der Gerechtigkeit erwarten, wenn ihr es nicht aus
den Händen der Gnade empfangen wollt.
Götz. Jn Thurn! Jhr mißbraucht die Kayser-
liche Gewalt. Jn Thurn! Das ist sein Befehl
nicht. Was! mir erst, die Verräther! eine Falle
stellen, und ihren Eyd, ihr ritterlich Wort zum
Speck drinn aufzuhängen! Mir dann ritterlich Ge-
fängniß zuzusagen, und die Zusage wieder brechen.
Rath. Einem Räuber sind wir keine Treue
schuldig.

Götz.
K 4


Goͤtz. Jch will nichts weiter hoͤren. Trett ei-
ner auf, und zeug! Hab ich wider den Kayſer, wi-
der das Haus Oeſterreich nur einen Schritt gethan!
Hab ich nicht von jeher durch alle Handlungen ge-
wieſen, daß ich beſſer als einer fuͤhle was Deutſch-
land ſeinem Regenten ſchuldig iſt, und beſonders
was die Kleinen, die Ritter und Freyen ihrem
Kayſer ſchuldig ſind. Jch muͤßte ein Schurke ſeyn
wenn ich mich koͤnnte uͤberreden laſſen das zu un-
terſchreiben.
Rath. Und doch haben wir gemeſſene Ordre
euch in der Guͤte zu uͤberreden, oder im Entſtehungs-
Fall euch in den Thurn zu werfen.
Goͤtz. Jn Thurn! Mich!
Rath. Und daſelbſt koͤnnt ihr euer Schickſal von
der Gerechtigkeit erwarten, wenn ihr es nicht aus
den Haͤnden der Gnade empfangen wollt.
Goͤtz. Jn Thurn! Jhr mißbraucht die Kayſer-
liche Gewalt. Jn Thurn! Das iſt ſein Befehl
nicht. Was! mir erſt, die Verraͤther! eine Falle
ſtellen, und ihren Eyd, ihr ritterlich Wort zum
Speck drinn aufzuhaͤngen! Mir dann ritterlich Ge-
faͤngniß zuzuſagen, und die Zuſage wieder brechen.
Rath. Einem Raͤuber ſind wir keine Treue
ſchuldig.

Goͤtz.
K 4
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[151/0155] Goͤtz. Jch will nichts weiter hoͤren. Trett ei- ner auf, und zeug! Hab ich wider den Kayſer, wi- der das Haus Oeſterreich nur einen Schritt gethan! Hab ich nicht von jeher durch alle Handlungen ge- wieſen, daß ich beſſer als einer fuͤhle was Deutſch- land ſeinem Regenten ſchuldig iſt, und beſonders was die Kleinen, die Ritter und Freyen ihrem Kayſer ſchuldig ſind. Jch muͤßte ein Schurke ſeyn wenn ich mich koͤnnte uͤberreden laſſen das zu un- terſchreiben. Rath. Und doch haben wir gemeſſene Ordre euch in der Guͤte zu uͤberreden, oder im Entſtehungs- Fall euch in den Thurn zu werfen. Goͤtz. Jn Thurn! Mich! Rath. Und daſelbſt koͤnnt ihr euer Schickſal von der Gerechtigkeit erwarten, wenn ihr es nicht aus den Haͤnden der Gnade empfangen wollt. Goͤtz. Jn Thurn! Jhr mißbraucht die Kayſer- liche Gewalt. Jn Thurn! Das iſt ſein Befehl nicht. Was! mir erſt, die Verraͤther! eine Falle ſtellen, und ihren Eyd, ihr ritterlich Wort zum Speck drinn aufzuhaͤngen! Mir dann ritterlich Ge- faͤngniß zuzuſagen, und die Zuſage wieder brechen. Rath. Einem Raͤuber ſind wir keine Treue ſchuldig. Goͤtz. K 4

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. [s. l.], 1773, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_goetz_1773/155>, abgerufen am 17.05.2024.