Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.

Bild:
<< vorherige Seite
Schlagadern.

Allein die Zerlegung, und das Vergrösserungsglas
haben so wenig mir, als andern Verfassern vor mir, auf
deren Ansehn ich mich berufe, iemals einige solche Fasern
zu erkennen gegeben, die nach der Länge derer Schlagadern
fortlaufen sollen (p). Man mus auch nicht einige Fal-
ten an der innersten Membrane hieher ziehen: und es ist
nicht rathsam, Bauarten nach den Erscheinungen zu mo-
deln. Denn es können gewisse Wirkungen von ganz an-
dern verborgnen Ursachen herrühren, die von denenjeni-
gen weit unterschieden sind, die sich unserer Einbildung
zu erst von selbst darstellen.

§. 8.
Die innere Zellhaut.

Zwischen den Muskelfasern einer Schlagader und
ihrer innersten Membrane befindet sich ein ander Zellge-
webe, gleichwie zwischen allen sich unähnlichen Mem-
branen. Es ist hier ganz kurz, zart, fettlos, und schwer
zu erweisen; indessen empfängt es doch vom vortreflichen
Siegfr. Albin (q), vom Walther (r) und andern gros-
sen Männern, sein ganzes Ansehn (s). Es ist an sich
gewis, daß sich zwischen der Fleischhaut, und der inner-
sten, ein gelber Saft ergiest, der anfänglich knorplig (t),
nachgehends knochenhaftig wird, und sich in harte und
über die Schlagader weit ausgebreitete Schuppen ver-
wandelt, die zwischen die innerste und mittlere Mem-
brane derselben aufgenommen werden. Jch rechne die ei-
ner Spekkbeule ähnliche Dikke der innersten Membrane
hieher, von der man wahrgenommen, daß sie die Schlag-

ader
(p) [Spaltenumbruch] morgagni Adv. anat. am
angef. Ort. Joh. Gottl. Ludwig.
n. 19. g. a. Langguth arter. a vi
cord. aemul. remot.
S. 28.
(q) Beim wesseling, Diss. de
arter. homin.
S. 10.
(r) [Spaltenumbruch] De Anevr.
(s) Pet. Tarin Anthropots-
mie.
T. II. S. 10.
(t) Opusc. pathol. Obs. 47.
H 5
Schlagadern.

Allein die Zerlegung, und das Vergroͤſſerungsglas
haben ſo wenig mir, als andern Verfaſſern vor mir, auf
deren Anſehn ich mich berufe, iemals einige ſolche Faſern
zu erkennen gegeben, die nach der Laͤnge derer Schlagadern
fortlaufen ſollen (p). Man mus auch nicht einige Fal-
ten an der innerſten Membrane hieher ziehen: und es iſt
nicht rathſam, Bauarten nach den Erſcheinungen zu mo-
deln. Denn es koͤnnen gewiſſe Wirkungen von ganz an-
dern verborgnen Urſachen herruͤhren, die von denenjeni-
gen weit unterſchieden ſind, die ſich unſerer Einbildung
zu erſt von ſelbſt darſtellen.

§. 8.
Die innere Zellhaut.

Zwiſchen den Muskelfaſern einer Schlagader und
ihrer innerſten Membrane befindet ſich ein ander Zellge-
webe, gleichwie zwiſchen allen ſich unaͤhnlichen Mem-
branen. Es iſt hier ganz kurz, zart, fettlos, und ſchwer
zu erweiſen; indeſſen empfaͤngt es doch vom vortreflichen
Siegfr. Albin (q), vom Walther (r) und andern groſ-
ſen Maͤnnern, ſein ganzes Anſehn (s). Es iſt an ſich
gewis, daß ſich zwiſchen der Fleiſchhaut, und der inner-
ſten, ein gelber Saft ergieſt, der anfaͤnglich knorplig (t),
nachgehends knochenhaftig wird, und ſich in harte und
uͤber die Schlagader weit ausgebreitete Schuppen ver-
wandelt, die zwiſchen die innerſte und mittlere Mem-
brane derſelben aufgenommen werden. Jch rechne die ei-
ner Spekkbeule aͤhnliche Dikke der innerſten Membrane
hieher, von der man wahrgenommen, daß ſie die Schlag-

ader
(p) [Spaltenumbruch] morgagni Adv. anat. am
angef. Ort. Joh. Gottl. Ludwig.
n. 19. g. a. Langguth arter. a vi
cord. æmul. remot.
S. 28.
(q) Beim wesseling, Diſſ. de
arter. homin.
S. 10.
(r) [Spaltenumbruch] De Anevr.
(s) Pet. Tarin Anthropots-
mie.
T. II. S. 10.
(t) Opuſc. pathol. Obſ. 47.
H 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0177" n="121"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Schlagadern.</hi> </fw><lb/>
            <p>Allein die Zerlegung, und das Vergro&#x0364;&#x017F;&#x017F;erungsglas<lb/>
haben &#x017F;o wenig mir, als andern Verfa&#x017F;&#x017F;ern vor mir, auf<lb/>
deren An&#x017F;ehn ich mich berufe, iemals einige &#x017F;olche Fa&#x017F;ern<lb/>
zu erkennen gegeben, die nach der La&#x0364;nge derer Schlagadern<lb/>
fortlaufen &#x017F;ollen <note place="foot" n="(p)"><cb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">morgagni</hi> Adv. anat.</hi> am<lb/>
angef. Ort. Joh. Gottl. <hi rendition="#fr">Ludwig.</hi><lb/><hi rendition="#aq">n. 19. g. a.</hi> <hi rendition="#fr">Langguth</hi> <hi rendition="#aq">arter. a vi<lb/>
cord. æmul. remot.</hi> S. 28.</note>. Man mus auch nicht einige Fal-<lb/>
ten an der inner&#x017F;ten Membrane hieher ziehen: und es i&#x017F;t<lb/>
nicht rath&#x017F;am, Bauarten nach den Er&#x017F;cheinungen zu mo-<lb/>
deln. Denn es ko&#x0364;nnen gewi&#x017F;&#x017F;e Wirkungen von ganz an-<lb/>
dern verborgnen Ur&#x017F;achen herru&#x0364;hren, die von denenjeni-<lb/>
gen weit unter&#x017F;chieden &#x017F;ind, die &#x017F;ich un&#x017F;erer Einbildung<lb/>
zu er&#x017F;t von &#x017F;elb&#x017F;t dar&#x017F;tellen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 8.<lb/>
Die innere Zellhaut.</head><lb/>
            <p>Zwi&#x017F;chen den Muskelfa&#x017F;ern einer Schlagader und<lb/>
ihrer inner&#x017F;ten Membrane befindet &#x017F;ich ein ander Zellge-<lb/>
webe, gleichwie zwi&#x017F;chen allen &#x017F;ich una&#x0364;hnlichen Mem-<lb/>
branen. Es i&#x017F;t hier ganz kurz, zart, fettlos, und &#x017F;chwer<lb/>
zu erwei&#x017F;en; inde&#x017F;&#x017F;en empfa&#x0364;ngt es doch vom vortreflichen<lb/>
Siegfr. <hi rendition="#fr">Albin</hi> <note place="foot" n="(q)">Beim <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">wesseling</hi>, Di&#x017F;&#x017F;. de<lb/>
arter. homin.</hi> S. 10.</note>, vom <hi rendition="#fr">Walther</hi> <note place="foot" n="(r)"><cb/><hi rendition="#aq">De Anevr.</hi></note> und andern gro&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en Ma&#x0364;nnern, &#x017F;ein ganzes An&#x017F;ehn <note place="foot" n="(s)">Pet. <hi rendition="#fr">Tarin</hi> <hi rendition="#aq">Anthropots-<lb/>
mie.</hi> T. <hi rendition="#aq">II.</hi> S. 10.</note>. Es i&#x017F;t an &#x017F;ich<lb/>
gewis, daß &#x017F;ich zwi&#x017F;chen der Flei&#x017F;chhaut, und der inner-<lb/>
&#x017F;ten, ein gelber Saft ergie&#x017F;t, der anfa&#x0364;nglich knorplig <note place="foot" n="(t)"><hi rendition="#aq">Opu&#x017F;c. pathol. Ob&#x017F;.</hi> 47.</note>,<lb/>
nachgehends knochenhaftig wird, und &#x017F;ich in harte und<lb/>
u&#x0364;ber die Schlagader weit ausgebreitete Schuppen ver-<lb/>
wandelt, die zwi&#x017F;chen die inner&#x017F;te und mittlere Mem-<lb/>
brane der&#x017F;elben aufgenommen werden. Jch rechne die ei-<lb/>
ner Spekkbeule a&#x0364;hnliche Dikke der inner&#x017F;ten Membrane<lb/>
hieher, von der man wahrgenommen, daß &#x017F;ie die Schlag-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">H 5</fw><fw place="bottom" type="catch">ader</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[121/0177] Schlagadern. Allein die Zerlegung, und das Vergroͤſſerungsglas haben ſo wenig mir, als andern Verfaſſern vor mir, auf deren Anſehn ich mich berufe, iemals einige ſolche Faſern zu erkennen gegeben, die nach der Laͤnge derer Schlagadern fortlaufen ſollen (p). Man mus auch nicht einige Fal- ten an der innerſten Membrane hieher ziehen: und es iſt nicht rathſam, Bauarten nach den Erſcheinungen zu mo- deln. Denn es koͤnnen gewiſſe Wirkungen von ganz an- dern verborgnen Urſachen herruͤhren, die von denenjeni- gen weit unterſchieden ſind, die ſich unſerer Einbildung zu erſt von ſelbſt darſtellen. §. 8. Die innere Zellhaut. Zwiſchen den Muskelfaſern einer Schlagader und ihrer innerſten Membrane befindet ſich ein ander Zellge- webe, gleichwie zwiſchen allen ſich unaͤhnlichen Mem- branen. Es iſt hier ganz kurz, zart, fettlos, und ſchwer zu erweiſen; indeſſen empfaͤngt es doch vom vortreflichen Siegfr. Albin (q), vom Walther (r) und andern groſ- ſen Maͤnnern, ſein ganzes Anſehn (s). Es iſt an ſich gewis, daß ſich zwiſchen der Fleiſchhaut, und der inner- ſten, ein gelber Saft ergieſt, der anfaͤnglich knorplig (t), nachgehends knochenhaftig wird, und ſich in harte und uͤber die Schlagader weit ausgebreitete Schuppen ver- wandelt, die zwiſchen die innerſte und mittlere Mem- brane derſelben aufgenommen werden. Jch rechne die ei- ner Spekkbeule aͤhnliche Dikke der innerſten Membrane hieher, von der man wahrgenommen, daß ſie die Schlag- ader (p) morgagni Adv. anat. am angef. Ort. Joh. Gottl. Ludwig. n. 19. g. a. Langguth arter. a vi cord. æmul. remot. S. 28. (q) Beim wesseling, Diſſ. de arter. homin. S. 10. (r) De Anevr. (s) Pet. Tarin Anthropots- mie. T. II. S. 10. (t) Opuſc. pathol. Obſ. 47. H 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/177
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/177>, abgerufen am 22.11.2024.