berkühn(z) fand das ganz simple Verhältnis von 103/4 zu 71/2 welches eben so viel beträgt als 2 zu 3. Der be- rühmte Browne Langrish(a) versichert, daß die rech- te Herzkammer eines Ochsen sechstehalb cubische Zolle in der Weite gehabt, und die linke etwas weniger als fünf dergleichen Zolle gehalten habe, welches ein Verhältnis wie 10 zu 11 ist. Jch habe meines Orts diesen Unter- schied in der Menschenfrucht nicht sonderlich groß befun- den; in Erwachsnen aber ist er sehr groß gewesen, also daß in der That einsmals vier und zwanzig Quenten in die rechte Kammer giengen, da hingegen die linke nur et- was über achte fassete; welches ich darum wiederhole, damit man sich erinnern möge, wie es eine höchst schwere Sache sey, beide Herzkammern vollkommen und derge- stalt anzufüllen, daß nichts fremdes zu dem Gewichte ommen, und auch nichts von demselben entwischen möge. Bei dem Pferde ist die linke Herzkammer ebenfalls en- ger (b).
J. Dominicus Santorinus(c) vertheidiget die Meinung des Lowers wiederum durch sein Ansehen, und Peter Anton Michelottus hält dafür, daß die kleinere Weite der linken Kammer, die man wahrgenom- men, durch die grössere Stärke des linken Herz-Ohres wieder ersezzet werde, indem dieses Ohr die linke Kam- mer bei lebendigen Personen stärker ausdehne. Endlich so haben Joseph Lieutaud(d), und Jacob Nicolaus Weiß(e), bei ihren gemachten Versuchen beide Kam- mern von gleicher Grösse gefunden.
Wenn man nun dieses alles gegen einander hält, so nehme ich dennoch mit denen vortreflichen Männern,
dem
(z)[Spaltenumbruch]
Beim G. Ehrh. hamberger in Physiol. S. 708.
(a)Croonian lecture S. 63.
(b)bovrgelat Hippiatrique T. II. P. 2. S. 407.
(c)[Spaltenumbruch]
Am angef. Ort, S. 144.
(d)Essais anatomiques S. 203.
(e)Progr. anat. V. S. 15. 16.
Viertes Buch. Das Herz.
berkuͤhn(z) fand das ganz ſimple Verhaͤltnis von 10¾ zu 7½ welches eben ſo viel betraͤgt als 2 zu 3. Der be- ruͤhmte Browne Langriſh(a) verſichert, daß die rech- te Herzkammer eines Ochſen ſechſtehalb cubiſche Zolle in der Weite gehabt, und die linke etwas weniger als fuͤnf dergleichen Zolle gehalten habe, welches ein Verhaͤltnis wie 10 zu 11 iſt. Jch habe meines Orts dieſen Unter- ſchied in der Menſchenfrucht nicht ſonderlich groß befun- den; in Erwachſnen aber iſt er ſehr groß geweſen, alſo daß in der That einsmals vier und zwanzig Quenten in die rechte Kammer giengen, da hingegen die linke nur et- was uͤber achte faſſete; welches ich darum wiederhole, damit man ſich erinnern moͤge, wie es eine hoͤchſt ſchwere Sache ſey, beide Herzkammern vollkommen und derge- ſtalt anzufuͤllen, daß nichts fremdes zu dem Gewichte ommen, und auch nichts von demſelben entwiſchen moͤge. Bei dem Pferde iſt die linke Herzkammer ebenfalls en- ger (b).
J. Dominicus Santorinus(c) vertheidiget die Meinung des Lowers wiederum durch ſein Anſehen, und Peter Anton Michelottus haͤlt dafuͤr, daß die kleinere Weite der linken Kammer, die man wahrgenom- men, durch die groͤſſere Staͤrke des linken Herz-Ohres wieder erſezzet werde, indem dieſes Ohr die linke Kam- mer bei lebendigen Perſonen ſtaͤrker ausdehne. Endlich ſo haben Joſeph Lieutaud(d), und Jacob Nicolaus Weiß(e), bei ihren gemachten Verſuchen beide Kam- mern von gleicher Groͤſſe gefunden.
Wenn man nun dieſes alles gegen einander haͤlt, ſo nehme ich dennoch mit denen vortreflichen Maͤnnern,
dem
(z)[Spaltenumbruch]
Beim G. Ehrh. hamberger in Phyſiol. S. 708.
(a)Croonian lecture S. 63.
(b)bovrgelat Hippiatrique T. II. P. 2. S. 407.
(c)[Spaltenumbruch]
Am angef. Ort, S. 144.
(d)Eſſais anatomiques S. 203.
(e)Progr. anat. V. S. 15. 16.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0680"n="624"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Viertes Buch. Das Herz.</hi></fw><lb/><hirendition="#fr">berkuͤhn</hi><noteplace="foot"n="(z)"><cb/>
Beim <hirendition="#aq">G. Ehrh. <hirendition="#k">hamberger</hi><lb/>
in Phyſiol.</hi> S. 708.</note> fand das ganz ſimple Verhaͤltnis von 10¾<lb/>
zu 7½ welches eben ſo viel betraͤgt als 2 zu 3. Der be-<lb/>
ruͤhmte Browne <hirendition="#fr">Langriſh</hi><noteplace="foot"n="(a)"><hirendition="#aq">Croonian lecture</hi> S. 63.</note> verſichert, daß die rech-<lb/>
te Herzkammer eines Ochſen ſechſtehalb cubiſche Zolle in<lb/>
der Weite gehabt, und die linke etwas weniger als fuͤnf<lb/>
dergleichen Zolle gehalten habe, welches ein Verhaͤltnis<lb/>
wie 10 zu 11 iſt. Jch habe meines Orts dieſen Unter-<lb/>ſchied in der Menſchenfrucht nicht ſonderlich groß befun-<lb/>
den; in Erwachſnen aber iſt er ſehr groß geweſen, alſo<lb/>
daß in der That einsmals vier und zwanzig Quenten in<lb/>
die rechte Kammer giengen, da hingegen die linke nur et-<lb/>
was uͤber achte faſſete; welches ich darum wiederhole,<lb/>
damit man ſich erinnern moͤge, wie es eine hoͤchſt ſchwere<lb/>
Sache ſey, beide Herzkammern vollkommen und derge-<lb/>ſtalt anzufuͤllen, daß nichts fremdes zu dem Gewichte<lb/>
ommen, und auch nichts von demſelben entwiſchen moͤge.<lb/>
Bei dem Pferde iſt die linke Herzkammer ebenfalls en-<lb/>
ger <noteplace="foot"n="(b)"><hirendition="#aq"><hirendition="#k">bovrgelat</hi> Hippiatrique T.<lb/>
II. P.</hi> 2. S. 407.</note>.</p><lb/><p>J. Dominicus <hirendition="#fr">Santorinus</hi><noteplace="foot"n="(c)"><cb/>
Am angef. Ort, S. 144.</note> vertheidiget die<lb/>
Meinung des <hirendition="#fr">Lowers</hi> wiederum durch ſein Anſehen,<lb/>
und Peter Anton <hirendition="#fr">Michelottus</hi> haͤlt dafuͤr, daß die<lb/>
kleinere Weite der linken Kammer, die man wahrgenom-<lb/>
men, durch die groͤſſere Staͤrke des linken Herz-Ohres<lb/>
wieder erſezzet werde, indem dieſes Ohr die linke Kam-<lb/>
mer bei lebendigen Perſonen ſtaͤrker ausdehne. Endlich<lb/>ſo haben Joſeph <hirendition="#fr">Lieutaud</hi><noteplace="foot"n="(d)"><hirendition="#aq">Eſſais anatomiques</hi> S. 203.</note>, und Jacob Nicolaus<lb/><hirendition="#fr">Weiß</hi><noteplace="foot"n="(e)"><hirendition="#aq">Progr. anat. V.</hi> S. 15.<lb/>
16.</note>, bei ihren gemachten Verſuchen beide Kam-<lb/>
mern von gleicher Groͤſſe gefunden.</p><lb/><p>Wenn man nun dieſes alles gegen einander haͤlt, ſo<lb/>
nehme ich dennoch mit denen vortreflichen Maͤnnern,<lb/><fwplace="bottom"type="catch">dem</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[624/0680]
Viertes Buch. Das Herz.
berkuͤhn (z) fand das ganz ſimple Verhaͤltnis von 10¾
zu 7½ welches eben ſo viel betraͤgt als 2 zu 3. Der be-
ruͤhmte Browne Langriſh (a) verſichert, daß die rech-
te Herzkammer eines Ochſen ſechſtehalb cubiſche Zolle in
der Weite gehabt, und die linke etwas weniger als fuͤnf
dergleichen Zolle gehalten habe, welches ein Verhaͤltnis
wie 10 zu 11 iſt. Jch habe meines Orts dieſen Unter-
ſchied in der Menſchenfrucht nicht ſonderlich groß befun-
den; in Erwachſnen aber iſt er ſehr groß geweſen, alſo
daß in der That einsmals vier und zwanzig Quenten in
die rechte Kammer giengen, da hingegen die linke nur et-
was uͤber achte faſſete; welches ich darum wiederhole,
damit man ſich erinnern moͤge, wie es eine hoͤchſt ſchwere
Sache ſey, beide Herzkammern vollkommen und derge-
ſtalt anzufuͤllen, daß nichts fremdes zu dem Gewichte
ommen, und auch nichts von demſelben entwiſchen moͤge.
Bei dem Pferde iſt die linke Herzkammer ebenfalls en-
ger (b).
J. Dominicus Santorinus (c) vertheidiget die
Meinung des Lowers wiederum durch ſein Anſehen,
und Peter Anton Michelottus haͤlt dafuͤr, daß die
kleinere Weite der linken Kammer, die man wahrgenom-
men, durch die groͤſſere Staͤrke des linken Herz-Ohres
wieder erſezzet werde, indem dieſes Ohr die linke Kam-
mer bei lebendigen Perſonen ſtaͤrker ausdehne. Endlich
ſo haben Joſeph Lieutaud (d), und Jacob Nicolaus
Weiß (e), bei ihren gemachten Verſuchen beide Kam-
mern von gleicher Groͤſſe gefunden.
Wenn man nun dieſes alles gegen einander haͤlt, ſo
nehme ich dennoch mit denen vortreflichen Maͤnnern,
dem
(z)
Beim G. Ehrh. hamberger
in Phyſiol. S. 708.
(a) Croonian lecture S. 63.
(b) bovrgelat Hippiatrique T.
II. P. 2. S. 407.
(c)
Am angef. Ort, S. 144.
(d) Eſſais anatomiques S. 203.
(e) Progr. anat. V. S. 15.
16.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 624. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/680>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.