Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.

Bild:
<< vorherige Seite

des menschlichen Körpers. Zellgewebe.
so daß sie von keiner Kunst ausgefüllet, noch einige
Hölen in ihrem inwendigen gezeiget werden können. Sie
wiegen etwas schwerer, als Wasser, welches von allen
festen Theilen thierischer Körper gilt, und sie fallen von
selbst im Wasser nieder, wofern sie nicht verfault sind.
Die gemeinste Farbe einer Faser ist weis.

Die zwote Art von einer Faser ist das Plättchen
(Scheibgen, lamina), das bei einer mäßigen Länge eine
sehr merkliche Breite hat. Unter diesem Namen meine
ich aber nicht die ansehnliche Fächer in den Knochen,
sondern die Blätter der zelligen Membran, die an sich
einfach sind, oder sich wenigstens nicht in kleinere Plat-
ten mehr zertheilen lassen, so wie die Zwischenwände der
gläsernen Feuchtigkeit im Auge u. a. dergleichen beschaf-
fen sind. Sie haben alles, ausser der Breite, mit der
Faser gemein.

Zwoter Abschnitt.
Das zellige Gewebe.

Aus beiden Arten, der Faser und den Plättchen, jedes
allein von sich genommen, oder beide unter sich ver-
bunden, entspringet der ansehnliche Theil von unserm
Körper, den die Neuern das zellige Gewebe (tela
cellulosa
) nennen. An einigen Stellen herrscht die
Faser, wie an den faserigen Fächern der lang gestrekten
Knochen, und den magern Scheiden der Schlagadern,
darunter diejenige, die die Schlafpulsadern begleitet,
besonders langfaserig ist, zu sehen ist. Die Plättchen
befinden sich an den Knochenhängseln, in der gläsernen
Feuchtigkeit, in den Zwischenräumen der Muskeln, in
der Lunge, in den zelligen Häuten der Eingeweide, wie
man sie zu nennen pflegt, und in allen den Stellen, die
das Fett aufnehmen, am allerhäufigsten zugegen, so daß

es

des menſchlichen Koͤrpers. Zellgewebe.
ſo daß ſie von keiner Kunſt ausgefuͤllet, noch einige
Hoͤlen in ihrem inwendigen gezeiget werden koͤnnen. Sie
wiegen etwas ſchwerer, als Waſſer, welches von allen
feſten Theilen thieriſcher Koͤrper gilt, und ſie fallen von
ſelbſt im Waſſer nieder, wofern ſie nicht verfault ſind.
Die gemeinſte Farbe einer Faſer iſt weis.

Die zwote Art von einer Faſer iſt das Plaͤttchen
(Scheibgen, lamina), das bei einer maͤßigen Laͤnge eine
ſehr merkliche Breite hat. Unter dieſem Namen meine
ich aber nicht die anſehnliche Faͤcher in den Knochen,
ſondern die Blaͤtter der zelligen Membran, die an ſich
einfach ſind, oder ſich wenigſtens nicht in kleinere Plat-
ten mehr zertheilen laſſen, ſo wie die Zwiſchenwaͤnde der
glaͤſernen Feuchtigkeit im Auge u. a. dergleichen beſchaf-
fen ſind. Sie haben alles, auſſer der Breite, mit der
Faſer gemein.

Zwoter Abſchnitt.
Das zellige Gewebe.

Aus beiden Arten, der Faſer und den Plaͤttchen, jedes
allein von ſich genommen, oder beide unter ſich ver-
bunden, entſpringet der anſehnliche Theil von unſerm
Koͤrper, den die Neuern das zellige Gewebe (tela
celluloſa
) nennen. An einigen Stellen herrſcht die
Faſer, wie an den faſerigen Faͤchern der lang geſtrekten
Knochen, und den magern Scheiden der Schlagadern,
darunter diejenige, die die Schlafpulsadern begleitet,
beſonders langfaſerig iſt, zu ſehen iſt. Die Plaͤttchen
befinden ſich an den Knochenhaͤngſeln, in der glaͤſernen
Feuchtigkeit, in den Zwiſchenraͤumen der Muskeln, in
der Lunge, in den zelligen Haͤuten der Eingeweide, wie
man ſie zu nennen pflegt, und in allen den Stellen, die
das Fett aufnehmen, am allerhaͤufigſten zugegen, ſo daß

es
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0071" n="15"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">des men&#x017F;chlichen Ko&#x0364;rpers. Zellgewebe.</hi></fw><lb/>
&#x017F;o daß &#x017F;ie von keiner Kun&#x017F;t ausgefu&#x0364;llet, noch einige<lb/>
Ho&#x0364;len in ihrem inwendigen gezeiget werden ko&#x0364;nnen. Sie<lb/>
wiegen etwas <hi rendition="#fr">&#x017F;chwerer,</hi> als Wa&#x017F;&#x017F;er, welches von allen<lb/>
fe&#x017F;ten Theilen thieri&#x017F;cher Ko&#x0364;rper gilt, und &#x017F;ie fallen von<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t im Wa&#x017F;&#x017F;er nieder, wofern &#x017F;ie nicht verfault &#x017F;ind.<lb/>
Die gemein&#x017F;te Farbe einer Fa&#x017F;er i&#x017F;t weis.</p><lb/>
          <p>Die zwote Art von einer Fa&#x017F;er i&#x017F;t das <hi rendition="#fr">Pla&#x0364;ttchen</hi><lb/>
(Scheibgen, <hi rendition="#aq">lamina</hi>), das bei einer ma&#x0364;ßigen La&#x0364;nge eine<lb/>
&#x017F;ehr merkliche Breite hat. Unter die&#x017F;em Namen meine<lb/>
ich aber nicht die an&#x017F;ehnliche Fa&#x0364;cher in den Knochen,<lb/>
&#x017F;ondern die Bla&#x0364;tter der zelligen Membran, die an &#x017F;ich<lb/>
einfach &#x017F;ind, oder &#x017F;ich wenig&#x017F;tens nicht in kleinere Plat-<lb/>
ten mehr zertheilen la&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;o wie die Zwi&#x017F;chenwa&#x0364;nde der<lb/>
gla&#x0364;&#x017F;ernen Feuchtigkeit im Auge u. a. dergleichen be&#x017F;chaf-<lb/>
fen &#x017F;ind. Sie haben alles, au&#x017F;&#x017F;er der Breite, mit der<lb/>
Fa&#x017F;er gemein.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Zwoter Ab&#x017F;chnitt.</hi><lb/>
Das zellige Gewebe.</hi> </head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">A</hi>us beiden Arten, der Fa&#x017F;er und den Pla&#x0364;ttchen, jedes<lb/>
allein von &#x017F;ich genommen, oder beide unter &#x017F;ich ver-<lb/>
bunden, ent&#x017F;pringet der an&#x017F;ehnliche Theil von un&#x017F;erm<lb/>
Ko&#x0364;rper, den die Neuern das <hi rendition="#fr">zellige Gewebe</hi> (<hi rendition="#aq">tela<lb/>
cellulo&#x017F;a</hi>) nennen. An einigen Stellen herr&#x017F;cht die<lb/>
Fa&#x017F;er, wie an den fa&#x017F;erigen Fa&#x0364;chern der lang ge&#x017F;trekten<lb/>
Knochen, und den magern Scheiden der Schlagadern,<lb/>
darunter diejenige, die die Schlafpulsadern begleitet,<lb/>
be&#x017F;onders langfa&#x017F;erig i&#x017F;t, zu &#x017F;ehen i&#x017F;t. Die Pla&#x0364;ttchen<lb/>
befinden &#x017F;ich an den Knochenha&#x0364;ng&#x017F;eln, in der gla&#x0364;&#x017F;ernen<lb/>
Feuchtigkeit, in den Zwi&#x017F;chenra&#x0364;umen der Muskeln, in<lb/>
der Lunge, in den zelligen Ha&#x0364;uten der Eingeweide, wie<lb/>
man &#x017F;ie zu nennen pflegt, und in allen den Stellen, die<lb/>
das Fett aufnehmen, am allerha&#x0364;ufig&#x017F;ten zugegen, &#x017F;o daß<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">es</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[15/0071] des menſchlichen Koͤrpers. Zellgewebe. ſo daß ſie von keiner Kunſt ausgefuͤllet, noch einige Hoͤlen in ihrem inwendigen gezeiget werden koͤnnen. Sie wiegen etwas ſchwerer, als Waſſer, welches von allen feſten Theilen thieriſcher Koͤrper gilt, und ſie fallen von ſelbſt im Waſſer nieder, wofern ſie nicht verfault ſind. Die gemeinſte Farbe einer Faſer iſt weis. Die zwote Art von einer Faſer iſt das Plaͤttchen (Scheibgen, lamina), das bei einer maͤßigen Laͤnge eine ſehr merkliche Breite hat. Unter dieſem Namen meine ich aber nicht die anſehnliche Faͤcher in den Knochen, ſondern die Blaͤtter der zelligen Membran, die an ſich einfach ſind, oder ſich wenigſtens nicht in kleinere Plat- ten mehr zertheilen laſſen, ſo wie die Zwiſchenwaͤnde der glaͤſernen Feuchtigkeit im Auge u. a. dergleichen beſchaf- fen ſind. Sie haben alles, auſſer der Breite, mit der Faſer gemein. Zwoter Abſchnitt. Das zellige Gewebe. Aus beiden Arten, der Faſer und den Plaͤttchen, jedes allein von ſich genommen, oder beide unter ſich ver- bunden, entſpringet der anſehnliche Theil von unſerm Koͤrper, den die Neuern das zellige Gewebe (tela celluloſa) nennen. An einigen Stellen herrſcht die Faſer, wie an den faſerigen Faͤchern der lang geſtrekten Knochen, und den magern Scheiden der Schlagadern, darunter diejenige, die die Schlafpulsadern begleitet, beſonders langfaſerig iſt, zu ſehen iſt. Die Plaͤttchen befinden ſich an den Knochenhaͤngſeln, in der glaͤſernen Feuchtigkeit, in den Zwiſchenraͤumen der Muskeln, in der Lunge, in den zelligen Haͤuten der Eingeweide, wie man ſie zu nennen pflegt, und in allen den Stellen, die das Fett aufnehmen, am allerhaͤufigſten zugegen, ſo daß es

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/71
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/71>, abgerufen am 21.11.2024.