Knorpel an denen sigmaförmigen Klappen. Theodulus Kemper(z) hielt sie vor Fleisch, und beschrieb die in dieselben hineinlaufende Fasern. Viel genauer aber hat der berühmte J. Baptista Morgagnus diese Sache eingesehen (a), und nach seinen Zeiten sind sie jedermann bekannt gewesen (b). Es bilden diese Knoten denjeni- gen kleinen Kreis, der durch die verbundene Klappen zu- sammengesezzet wird, daß also jedesmal, so oft sich die Klappen ausbreiten, drei Knoten einander berühren (c), die Achse von der Schlagader abgeben, und vermittelst ihrer Stärke, worinnen sie die Klappen übertreffen, dem- jenigen Theile des strömenden Blutes widerstehen, der den grösten Nachdruk giebt, nämlich dem, der sich nach der Achse hin bewegt.
Da die mehrere Härte und der grössere Durchmesser der Aorte, dem vom Herzen ausgetriebenen, oder von der Aorte zurükgestossenen Blute, in der That einen grös- sern Nachdruk giebt, als bei der Mündung der Lungen- schlagader geschiehet, so werden daher auch allerdings die- se Klappen viel öfters von Schwielen, kleinen Knochen und Sandklümpchen, verderbet. Bei einem Betagten fand Julianus Ofrai(d) diese Klappen knorplig, und die Kügelchen knochenhaft. Bei einem andren Alten waren zwo halbmondenförmige Klappen zu Knochen ge- worden (e). Eben dieselben wurden nach einem starken Herzklopfen (f), und bei einem Abgelebten (g), knorplig gefunden. Bei einem Aortensakke (anevrysma aortae) waren sie zum Theil harthäutig, und zum Theil steinhart
gewor-
(z)[Spaltenumbruch]
Am angef. Ort, S. 21.
(a)Advers. anat. I. tab. 4. f. 3. Advers. V. S. 31. u. f. worauf Bianchi antwortet.
(b)Baß am angef. Ort. Senac Tab. 13. u. f.
(c)MorgagniAdvers. V. S. [Spaltenumbruch]
36. Fantonus am angef. Ort S. 299.
(d)Obs. de pratique n. CXI.
(e)RosenCompend. anat. S. 37. 295.
(f) Adam BrendelObs. anat. 5. Dec.
(g) Breslauer Versuch XXIV.
Viertes Buch. Das Herz.
Knorpel an denen ſigmafoͤrmigen Klappen. Theodulus Kemper(z) hielt ſie vor Fleiſch, und beſchrieb die in dieſelben hineinlaufende Faſern. Viel genauer aber hat der beruͤhmte J. Baptiſta Morgagnus dieſe Sache eingeſehen (a), und nach ſeinen Zeiten ſind ſie jedermann bekannt geweſen (b). Es bilden dieſe Knoten denjeni- gen kleinen Kreis, der durch die verbundene Klappen zu- ſammengeſezzet wird, daß alſo jedesmal, ſo oft ſich die Klappen ausbreiten, drei Knoten einander beruͤhren (c), die Achſe von der Schlagader abgeben, und vermittelſt ihrer Staͤrke, worinnen ſie die Klappen uͤbertreffen, dem- jenigen Theile des ſtroͤmenden Blutes widerſtehen, der den groͤſten Nachdruk giebt, naͤmlich dem, der ſich nach der Achſe hin bewegt.
Da die mehrere Haͤrte und der groͤſſere Durchmeſſer der Aorte, dem vom Herzen ausgetriebenen, oder von der Aorte zuruͤkgeſtoſſenen Blute, in der That einen groͤſ- ſern Nachdruk giebt, als bei der Muͤndung der Lungen- ſchlagader geſchiehet, ſo werden daher auch allerdings die- ſe Klappen viel oͤfters von Schwielen, kleinen Knochen und Sandkluͤmpchen, verderbet. Bei einem Betagten fand Julianus Ofrai(d) dieſe Klappen knorplig, und die Kuͤgelchen knochenhaft. Bei einem andren Alten waren zwo halbmondenfoͤrmige Klappen zu Knochen ge- worden (e). Eben dieſelben wurden nach einem ſtarken Herzklopfen (f), und bei einem Abgelebten (g), knorplig gefunden. Bei einem Aortenſakke (anevryſma aortae) waren ſie zum Theil harthaͤutig, und zum Theil ſteinhart
gewor-
(z)[Spaltenumbruch]
Am angef. Ort, S. 21.
(a)Adverſ. anat. I. tab. 4. f. 3. Adverſ. V. S. 31. u. f. worauf Bianchi antwortet.
(b)Baß am angef. Ort. Senac Tab. 13. u. f.
(c)MorgagniAdverſ. V. S. [Spaltenumbruch]
36. Fantonus am angef. Ort S. 299.
(d)Obſ. de pratique n. CXI.
(e)RoſenCompend. anat. S. 37. 295.
(f) Adam BrendelObſ. anat. 5. Dec.
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Viertes Buch. Das Herz.
Knorpel an denen ſigmafoͤrmigen Klappen. Theodulus
Kemper (z) hielt ſie vor Fleiſch, und beſchrieb die in
dieſelben hineinlaufende Faſern. Viel genauer aber hat
der beruͤhmte J. Baptiſta Morgagnus dieſe Sache
eingeſehen (a), und nach ſeinen Zeiten ſind ſie jedermann
bekannt geweſen (b). Es bilden dieſe Knoten denjeni-
gen kleinen Kreis, der durch die verbundene Klappen zu-
ſammengeſezzet wird, daß alſo jedesmal, ſo oft ſich die
Klappen ausbreiten, drei Knoten einander beruͤhren (c),
die Achſe von der Schlagader abgeben, und vermittelſt
ihrer Staͤrke, worinnen ſie die Klappen uͤbertreffen, dem-
jenigen Theile des ſtroͤmenden Blutes widerſtehen, der
den groͤſten Nachdruk giebt, naͤmlich dem, der ſich nach
der Achſe hin bewegt.
Da die mehrere Haͤrte und der groͤſſere Durchmeſſer
der Aorte, dem vom Herzen ausgetriebenen, oder von
der Aorte zuruͤkgeſtoſſenen Blute, in der That einen groͤſ-
ſern Nachdruk giebt, als bei der Muͤndung der Lungen-
ſchlagader geſchiehet, ſo werden daher auch allerdings die-
ſe Klappen viel oͤfters von Schwielen, kleinen Knochen
und Sandkluͤmpchen, verderbet. Bei einem Betagten
fand Julianus Ofrai (d) dieſe Klappen knorplig, und
die Kuͤgelchen knochenhaft. Bei einem andren Alten
waren zwo halbmondenfoͤrmige Klappen zu Knochen ge-
worden (e). Eben dieſelben wurden nach einem ſtarken
Herzklopfen (f), und bei einem Abgelebten (g), knorplig
gefunden. Bei einem Aortenſakke (anevryſma aortae)
waren ſie zum Theil harthaͤutig, und zum Theil ſteinhart
gewor-
(z)
Am angef. Ort, S. 21.
(a) Adverſ. anat. I. tab. 4. f. 3.
Adverſ. V. S. 31. u. f. worauf
Bianchi antwortet.
(b) Baß am angef. Ort. Senac
Tab. 13. u. f.
(c) Morgagni Adverſ. V. S.
36. Fantonus am angef. Ort S.
299.
(d) Obſ. de pratique n. CXI.
(e) Roſen Compend. anat. S.
37. 295.
(f) Adam Brendel Obſ. anat. 5.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 660. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/716>, abgerufen am 22.11.2024.
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