Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.Viertes Buch. Das Herz. Erscheinung auf eine ungemein leichte Art zu erklärenschiene. Die Meinung des Johann Mayow gieng beinahe eben darauf hinaus, indem er dem Klopfen der harten Gehirnhaut, die das kleine Gehirn bekleidet, den Herzschlag und das Athemholen zuschreibt (y). Es haben noch sehr viel andere Schriftsteller (z) die ganze Theorie des Willisius angenommen, unter welchen Börhaave (a) der vornehmste ist. Es hat dieser be- rühmte Mann nicht wenige Gründe beigebracht, um die- se Hipothese auszuschmükken. Er meldet, daß das Ge- hirne durch Kammern ausgehölt sey, die zu der und jener Zeit nicht allezeit auf gleiche Art angefüllet wären; es habe seine Adergänge (sinus), welche ebenfalls nicht im- mer überein angefüllet wären; es werde mit grossen Schlagaderkreisen umgeben, deren angehäuftes Blut das Mark in die Enge treiben könne: und es sey endlich das Gehirn zu weich, und könne daher desto leichter zusam- mengedrükt werden. Dagegen wäre das kleine Gehirn ungleich dichter, habe keine Hölungen, keine Adergän- ge, stehe nicht in Gefahr von Schlagadern zusammen- gedrükt zu werden, behalte auch beständiger einerlei Grös- se: und es nähmen endlich die dem Herzen gewidmete Nerven einzig und allein von diesem kleinen Gehirne ih- ren Ursprung. Raymund Vieussens (b), der die Geschichte des vom (y) [Spaltenumbruch]
De spirit. animal. c. 4. S. 48. 49. Orf. Ausg. (z) Franc. Zypäus Instit. med. S. 129. Phil. Verheyen Anat. L. II. S. 251. Nicol. Hartsoeker Suite des conjectures physiques, S. 24. Christian Wolf Absichten der Theile, S. 174. Alexander [Spaltenumbruch] Stuart Philos. Transact. n. 427. Besonders wird es eine wahr- scheinliche Meinung von J. God. von Berger de natura human. S. 315. genennet. (a) Initic. rei medic. n. 296.600. u. f. (b) Am angef. Ort S. 122.
Viertes Buch. Das Herz. Erſcheinung auf eine ungemein leichte Art zu erklaͤrenſchiene. Die Meinung des Johann Mayow gieng beinahe eben darauf hinaus, indem er dem Klopfen der harten Gehirnhaut, die das kleine Gehirn bekleidet, den Herzſchlag und das Athemholen zuſchreibt (y). Es haben noch ſehr viel andere Schriftſteller (z) die ganze Theorie des Williſius angenommen, unter welchen Boͤrhaave (a) der vornehmſte iſt. Es hat dieſer be- ruͤhmte Mann nicht wenige Gruͤnde beigebracht, um die- ſe Hipotheſe auszuſchmuͤkken. Er meldet, daß das Ge- hirne durch Kammern ausgehoͤlt ſey, die zu der und jener Zeit nicht allezeit auf gleiche Art angefuͤllet waͤren; es habe ſeine Adergaͤnge (ſinus), welche ebenfalls nicht im- mer uͤberein angefuͤllet waͤren; es werde mit groſſen Schlagaderkreiſen umgeben, deren angehaͤuftes Blut das Mark in die Enge treiben koͤnne: und es ſey endlich das Gehirn zu weich, und koͤnne daher deſto leichter zuſam- mengedruͤkt werden. Dagegen waͤre das kleine Gehirn ungleich dichter, habe keine Hoͤlungen, keine Adergaͤn- ge, ſtehe nicht in Gefahr von Schlagadern zuſammen- gedruͤkt zu werden, behalte auch beſtaͤndiger einerlei Groͤſ- ſe: und es naͤhmen endlich die dem Herzen gewidmete Nerven einzig und allein von dieſem kleinen Gehirne ih- ren Urſprung. Raymund Vieuſſens (b), der die Geſchichte des vom (y) [Spaltenumbruch]
De ſpirit. animal. c. 4. S. 48. 49. Orf. Ausg. (z) Franc. Zypäus Inſtit. med. S. 129. Phil. Verheyen Anat. L. II. S. 251. Nicol. Hartſoeker Suite des conjectures phyſiques, S. 24. Chriſtian Wolf Abſichten der Theile, S. 174. Alexander [Spaltenumbruch] Stuart Philoſ. Transact. n. 427. Beſonders wird es eine wahr- ſcheinliche Meinung von J. God. von Berger de natura human. S. 315. genennet. (a) Initic. rei medic. n. 296.600. u. f. (b) Am angef. Ort S. 122.
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Viertes Buch. Das Herz.
Erſcheinung auf eine ungemein leichte Art zu erklaͤren
ſchiene. Die Meinung des Johann Mayow gieng
beinahe eben darauf hinaus, indem er dem Klopfen der
harten Gehirnhaut, die das kleine Gehirn bekleidet, den
Herzſchlag und das Athemholen zuſchreibt (y). Es
haben noch ſehr viel andere Schriftſteller (z) die ganze
Theorie des Williſius angenommen, unter welchen
Boͤrhaave (a) der vornehmſte iſt. Es hat dieſer be-
ruͤhmte Mann nicht wenige Gruͤnde beigebracht, um die-
ſe Hipotheſe auszuſchmuͤkken. Er meldet, daß das Ge-
hirne durch Kammern ausgehoͤlt ſey, die zu der und jener
Zeit nicht allezeit auf gleiche Art angefuͤllet waͤren; es
habe ſeine Adergaͤnge (ſinus), welche ebenfalls nicht im-
mer uͤberein angefuͤllet waͤren; es werde mit groſſen
Schlagaderkreiſen umgeben, deren angehaͤuftes Blut das
Mark in die Enge treiben koͤnne: und es ſey endlich das
Gehirn zu weich, und koͤnne daher deſto leichter zuſam-
mengedruͤkt werden. Dagegen waͤre das kleine Gehirn
ungleich dichter, habe keine Hoͤlungen, keine Adergaͤn-
ge, ſtehe nicht in Gefahr von Schlagadern zuſammen-
gedruͤkt zu werden, behalte auch beſtaͤndiger einerlei Groͤſ-
ſe: und es naͤhmen endlich die dem Herzen gewidmete
Nerven einzig und allein von dieſem kleinen Gehirne ih-
ren Urſprung.
Raymund Vieuſſens (b), der die Geſchichte des
menſchlichen Gehirnes nicht viel beſſer beſchrieb, ſahe
ſehr leicht ein, daß die Lebens- oder Herznerven nicht
vom kleinen Gehirne allein herkaͤmen, und geſtund ganz
aufrichtig, daß vielmehr ein groſſer Theil dererſelben
vom
(y)
De ſpirit. animal. c. 4. S.
48. 49. Orf. Ausg.
(z) Franc. Zypäus Inſtit. med.
S. 129. Phil. Verheyen Anat.
L. II. S. 251. Nicol. Hartſoeker
Suite des conjectures phyſiques,
S. 24. Chriſtian Wolf Abſichten
der Theile, S. 174. Alexander
Stuart Philoſ. Transact. n. 427.
Beſonders wird es eine wahr-
ſcheinliche Meinung von J. God.
von Berger de natura human.
S. 315. genennet.
(a) Initic. rei medic. n. 296.600.
u. f.
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