Hauptmann, Gerhart: Der Biberpelz. Berlin, 1893. Frau Wolff. Na freilich, warum nich? Immer rin in de Bude! Wulkow (kommt herein; ein Spreeschiffer, nahe an sechzig Jahre alt, gebückt gehend, mit graugelbem Bart von Ohr zu Ohr und unter dem Kinn herum, der das verwitterte Gesicht freiläßt). Ick wünsche schönen juten Abend. Frau Wolff. Nu kommt a doch wieder an- gezogen, die Wolffen a Bissel iber'sch Ohr haun. Wulkow. J, det versuch ick schon ja nich mehr! Frau Wolff. Na, anderscher wird's ja doch wieder nich wer'n. Wulkow. Umjekehrt wird n Schuh draus! Frau Wolff. Noch was! Gelt? -- -- Hier hängt a. Na? A Kapitalsticke, was? Wulkow. Det Julius man ooch jehörig uffpaßt. Se sin jetzt all böse hinterher. Frau Wolff. Was woll'n Se'n geben, das is de Hauptsache. Was nutzt das lange Gequassele da. Wulkow. Wat ick Ihn sache. Ick komme von Grünau. Da hebb' ick et janz bestimmt jehört. Se hebben Fritze Webern jeschossen. Se habb'n em de Hosen voll Schrot jesenget. Frau Wolff. Was woll'n Se geben, das is de Hauptsache. Wulkow (das Reh besühlend). Ick hebbe man schon vier Böcke zu liejen. Frau Wolff. Derwegen da geht Eure Zille nich unter. Der Biberpelz. 2
Frau Wolff. Na freilich, warum nich? Immer rin in de Bude! Wulkow (kommt herein; ein Spreeſchiffer, nahe an ſechzig Jahre alt, gebückt gehend, mit graugelbem Bart von Ohr zu Ohr und unter dem Kinn herum, der das verwitterte Geſicht freiläßt). Ick wünſche ſchönen juten Abend. Frau Wolff. Nu kommt a doch wieder an- gezogen, die Wolffen a Biſſel iber’ſch Ohr haun. Wulkow. J, det verſuch ick ſchon ja nich mehr! Frau Wolff. Na, anderſcher wird’s ja doch wieder nich wer’n. Wulkow. Umjekehrt wird n Schuh draus! Frau Wolff. Noch was! Gelt? — — Hier hängt a. Na? A Kapitalſticke, was? Wulkow. Det Julius man ooch jehörig uffpaßt. Se ſin jetzt all böſe hinterher. Frau Wolff. Was woll’n Se’n geben, das is de Hauptſache. Was nutzt das lange Gequaſſele da. Wulkow. Wat ick Ihn ſache. Ick komme von Grünau. Da hebb’ ick et janz beſtimmt jehört. Se hebben Fritze Webern jeſchoſſen. Se habb’n em de Hoſen voll Schrot jeſenget. Frau Wolff. Was woll’n Se geben, das is de Hauptſache. Wulkow (das Reh beſühlend). Ick hebbe man ſchon vier Böcke zu liejen. Frau Wolff. Derwegen da geht Eure Zille nich unter. Der Biberpelz. 2
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Jahre alt, gebückt gehend, mit graugelbem Bart von Ohr zu Ohr
und unter dem Kinn herum, der das verwitterte Geſicht freiläßt).
Ick wünſche ſchönen juten Abend.
Frau Wolff. Nu kommt a doch wieder an-
gezogen, die Wolffen a Biſſel iber’ſch Ohr haun.
Wulkow. J, det verſuch ick ſchon ja nich mehr!
Frau Wolff. Na, anderſcher wird’s ja doch
wieder nich wer’n.
Wulkow. Umjekehrt wird n Schuh draus!
Frau Wolff. Noch was! Gelt? — — Hier
hängt a. Na? A Kapitalſticke, was?
Wulkow. Det Julius man ooch jehörig uffpaßt.
Se ſin jetzt all böſe hinterher.
Frau Wolff. Was woll’n Se’n geben, das is
de Hauptſache. Was nutzt das lange Gequaſſele da.
Wulkow. Wat ick Ihn ſache. Ick komme von
Grünau. Da hebb’ ick et janz beſtimmt jehört. Se
hebben Fritze Webern jeſchoſſen. Se habb’n em de
Hoſen voll Schrot jeſenget.
Frau Wolff. Was woll’n Se geben, das is
de Hauptſache.
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vier Böcke zu liejen.
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