Hauptmann, Gerhart: Der Biberpelz. Berlin, 1893. Adelheid. Papa, hat 'n Rudel unten im Kahn. Frau Wolff. Wer will denn so spät noch ibersch Wasser? Adelheid. Ick jloobe, Mama, 't is der dämliche Motes. Frau Wolff. Was? Wer is's, Mädel? Adelheid. Ick jloobe, de Stimme war Motesens Stimme. Frau Wolff (heftig). Geh runter, lauf! Papa soll ruffkomm; der dämliche Motes kann driben bleiben. Der braucht mer nich erscht im Hause rumschniffeln. (Adelheid ab. Frau Wolff versteckt und räumt Alles bei Seite, was an die Rehbock-Episode etwa erinnern könnte. Ueber das Casseroll deckt sie eine Stürze. Adelheid kommt zurück). Adelheid. Mama, ick bin schon zu spät je- komm. Ick hör se schon reden. Frau Wolff. Wer is's denn nu? Adelheid. Ick sag et ja: Motes. (Frau und Herr Motes erscheinen nach einander in der Thür. Beide mittelgroß. Sie, geweckte, junge Frau von etwa dreißig Jahren, bescheiden aber ordentlich gekleidet. Er hat einen grünen Jagd- überzieher an, sein Gesicht ist gesund und unbedeutend, er trägt über dem linken Auge eine schwarze Binde). Frau Motes (ruft herein). Nase blau jefroren, Mutter Wolffen! Frau Wolff. Warum gehn Se spatziren in der Nacht. Sie habn doch am Tage Zeit genug. Motes. Schön warm is's hier. -- Wer hat Zeit am Tage? Frau Wolff. Na Sie! Adelheid. Papa, hat ’n Rudel unten im Kahn. Frau Wolff. Wer will denn ſo ſpät noch iberſch Waſſer? Adelheid. Ick jloobe, Mama, ’t is der dämliche Motes. Frau Wolff. Was? Wer is’s, Mädel? Adelheid. Ick jloobe, de Stimme war Moteſens Stimme. Frau Wolff (heftig). Geh runter, lauf! Papa ſoll ruffkomm; der dämliche Motes kann driben bleiben. Der braucht mer nich erſcht im Hauſe rumſchniffeln. (Adelheid ab. Frau Wolff verſteckt und räumt Alles bei Seite, was an die Rehbock-Epiſode etwa erinnern könnte. Ueber das Caſſeroll deckt ſie eine Stürze. Adelheid kommt zurück). Adelheid. Mama, ick bin ſchon zu ſpät je- komm. Ick hör ſe ſchon reden. Frau Wolff. Wer is’s denn nu? Adelheid. Ick ſag et ja: Motes. (Frau und Herr Motes erſcheinen nach einander in der Thür. Beide mittelgroß. Sie, geweckte, junge Frau von etwa dreißig Jahren, beſcheiden aber ordentlich gekleidet. Er hat einen grünen Jagd- überzieher an, ſein Geſicht iſt geſund und unbedeutend, er trägt über dem linken Auge eine ſchwarze Binde). Frau Motes (ruft herein). Naſe blau jefroren, Mutter Wolffen! Frau Wolff. Warum gehn Se ſpatziren in der Nacht. Sie habn doch am Tage Zeit genug. Motes. Schön warm is’s hier. — Wer hat Zeit am Tage? Frau Wolff. Na Sie! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0030" n="24"/> <sp who="#ADE"> <speaker><hi rendition="#g">Adelheid</hi>.</speaker> <p>Papa, hat ’n Rudel unten im Kahn.</p> </sp><lb/> <sp who="#WOLFF"> <speaker><hi rendition="#g">Frau Wolff</hi>.</speaker> <p>Wer will denn ſo ſpät noch<lb/> iberſch Waſſer?</p> </sp><lb/> <sp who="#ADE"> <speaker><hi rendition="#g">Adelheid</hi>.</speaker> <p>Ick jloobe, Mama, ’t is der dämliche<lb/> Motes.</p> </sp><lb/> <sp who="#WOLFF"> <speaker><hi rendition="#g">Frau Wolff</hi>.</speaker> <p>Was? Wer is’s, Mädel?</p> </sp><lb/> <sp who="#ADE"> <speaker><hi rendition="#g">Adelheid</hi>.</speaker> <p>Ick jloobe, de Stimme war Moteſens<lb/> Stimme.</p> </sp><lb/> <sp who="#WOLFF"> <speaker> <hi rendition="#g">Frau Wolff</hi> </speaker> <stage>(heftig).</stage> <p>Geh runter, lauf! Papa ſoll<lb/> ruffkomm; der dämliche Motes kann driben bleiben.<lb/> Der braucht mer nich erſcht im Hauſe rumſchniffeln.</p><lb/> <stage>(Adelheid ab. Frau Wolff verſteckt und räumt Alles bei Seite, was<lb/> an die Rehbock-Epiſode etwa erinnern könnte. Ueber das Caſſeroll<lb/> deckt ſie eine Stürze. Adelheid kommt zurück).</stage> </sp><lb/> <sp who="#ADE"> <speaker><hi rendition="#g">Adelheid</hi>.</speaker> <p>Mama, ick bin ſchon zu ſpät je-<lb/> komm. Ick hör ſe ſchon reden.</p> </sp><lb/> <sp who="#WOLFF"> <speaker><hi rendition="#g">Frau Wolff</hi>.</speaker> <p>Wer is’s denn nu?</p> </sp><lb/> <sp who="#ADE"> <speaker><hi rendition="#g">Adelheid</hi>.</speaker> <p>Ick ſag et ja: Motes.</p><lb/> <stage>(Frau und Herr Motes erſcheinen nach einander in der Thür. Beide<lb/> mittelgroß. Sie, geweckte, junge Frau von etwa dreißig Jahren,<lb/> beſcheiden aber ordentlich gekleidet. Er hat einen grünen Jagd-<lb/> überzieher an, ſein Geſicht iſt geſund und unbedeutend, er trägt über<lb/> dem linken Auge eine ſchwarze Binde).</stage> </sp><lb/> <sp who="#MOTES"> <speaker> <hi rendition="#g">Frau Motes</hi> </speaker> <stage>(ruft herein).</stage> <p>Naſe blau jefroren,<lb/> Mutter Wolffen!</p> </sp><lb/> <sp who="#WOLFF"> <speaker><hi rendition="#g">Frau Wolff</hi>.</speaker> <p>Warum gehn Se ſpatziren in der<lb/> Nacht. Sie habn doch am Tage Zeit genug.</p> </sp><lb/> <sp who="#MOTES"> <speaker><hi rendition="#g">Motes</hi>.</speaker> <p>Schön warm is’s hier. — Wer hat<lb/> Zeit am Tage?</p> </sp><lb/> <sp who="#WOLFF"> <speaker><hi rendition="#g">Frau Wolff</hi>.</speaker> <p>Na Sie!</p> </sp><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [24/0030]
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Motes.
Frau Wolff. Was? Wer is’s, Mädel?
Adelheid. Ick jloobe, de Stimme war Moteſens
Stimme.
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ruffkomm; der dämliche Motes kann driben bleiben.
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an die Rehbock-Epiſode etwa erinnern könnte. Ueber das Caſſeroll
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Nacht. Sie habn doch am Tage Zeit genug.
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Zeit am Tage?
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