Hauptmann, Gerhart: Der Biberpelz. Berlin, 1893. Motes. Ich warte nur, bis ich Beweise habe. Der soll sich vor mir nur ja in Acht nehmen. Der und sein Busenfreund Doctor Fleischer. Der ganz be- sonders. Wenn ich bloß wollte: Ein Wort genügte, da säß der Mann hinter Schloß und Riegel. (Schon im Anfang seiner Rede hatte er sich zurückgezogen, bei den letzten Worten geht er hinaus, ab). Frau Wolff. Die Männer ha'n sich woll wieder gezankt? Frau Motes (scheinbar vertraulich). Mit meinem Manne is nich zu spaßen. Wenn der sich was vor- nimmt, der läßt nicht locker. Er steht auch sehr gut mit'n Herrn Amtsvorsteher. -- Wie is's mit die Eier und mit dem Brot? Frau Wolff (widerwillig). Na, finfe hab' ich grade noch liegen. Und a Sticke Brot. (Frau Motes packt die Eier und das halbe Brot in ihren Handkorb). Sind Se nu zufrieden? Frau Motes. Jewiß doch. Freilich. Jut sind doch die Eier? Frau Wolff. So jut, wie se meine Hihner jelegt haben. Frau Motes (hastig, um ihrem Mann nachzukommen). Na jute Nacht! Nächsten Sonnabend Jeld! Frau Wolff. Ja doch, ja doch, 's is ja schonn gutt! (Schließt die Thür, spricht halblaut). Macht, daß d'er nauskommt. Bei allen Leiten blos nischt wie Schulden. (Am Casseroll.) Was geht's blos die an, was wir essen? Die solln doch in ihre Teppe gucken. Geh schlafen, Mädel. Motes. Ich warte nur, bis ich Beweiſe habe. Der ſoll ſich vor mir nur ja in Acht nehmen. Der und ſein Buſenfreund Doctor Fleiſcher. Der ganz be- ſonders. Wenn ich bloß wollte: Ein Wort genügte, da ſäß der Mann hinter Schloß und Riegel. (Schon im Anfang ſeiner Rede hatte er ſich zurückgezogen, bei den letzten Worten geht er hinaus, ab). Frau Wolff. Die Männer ha’n ſich woll wieder gezankt? Frau Motes (ſcheinbar vertraulich). Mit meinem Manne is nich zu ſpaßen. Wenn der ſich was vor- nimmt, der läßt nicht locker. Er ſteht auch ſehr gut mit’n Herrn Amtsvorſteher. — Wie is’s mit die Eier und mit dem Brot? Frau Wolff (widerwillig). Na, finfe hab’ ich grade noch liegen. Und a Sticke Brot. (Frau Motes packt die Eier und das halbe Brot in ihren Handkorb). Sind Se nu zufrieden? Frau Motes. Jewiß doch. Freilich. Jut ſind doch die Eier? Frau Wolff. So jut, wie ſe meine Hihner jelegt haben. Frau Motes (haſtig, um ihrem Mann nachzukommen). Na jute Nacht! Nächſten Sonnabend Jeld! Frau Wolff. Ja doch, ja doch, ’s is ja ſchonn gutt! (Schließt die Thür, ſpricht halblaut). Macht, daß d’er nauskommt. Bei allen Leiten blos niſcht wie Schulden. (Am Caſſeroll.) Was geht’s blos die an, was wir eſſen? Die ſolln doch in ihre Teppe gucken. Geh ſchlafen, Mädel. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0034" n="28"/> <sp who="#MOTES"> <speaker><hi rendition="#g">Motes</hi>.</speaker> <p>Ich warte nur, bis ich Beweiſe habe.<lb/> Der ſoll ſich vor mir nur ja in Acht nehmen. Der<lb/> und ſein Buſenfreund Doctor Fleiſcher. Der ganz be-<lb/> ſonders. Wenn ich bloß wollte: Ein Wort genügte,<lb/> da ſäß der Mann hinter Schloß und Riegel.</p> <stage>(Schon<lb/> im Anfang ſeiner Rede hatte er ſich zurückgezogen, bei den letzten<lb/> Worten geht er hinaus, ab).</stage> </sp><lb/> <sp who="#WOLFF"> <speaker><hi rendition="#g">Frau Wolff</hi>.</speaker> <p>Die Männer ha’n ſich woll wieder<lb/> gezankt?</p> </sp><lb/> <sp who="#MOTES"> <speaker> <hi rendition="#g">Frau Motes</hi> </speaker> <stage>(ſcheinbar vertraulich).</stage> <p>Mit meinem<lb/> Manne is nich zu ſpaßen. Wenn der ſich was vor-<lb/> nimmt, der läßt nicht locker. Er ſteht auch ſehr gut<lb/> mit’n Herrn Amtsvorſteher. — Wie is’s mit die<lb/> Eier und mit dem Brot?</p> </sp><lb/> <sp who="#WOLFF"> <speaker> <hi rendition="#g">Frau Wolff</hi> </speaker> <stage>(widerwillig).</stage> <p>Na, finfe hab’ ich grade<lb/> noch liegen. Und a Sticke Brot.</p> <stage>(Frau Motes packt die Eier<lb/> und das halbe Brot in ihren Handkorb).</stage> <p>Sind Se nu zufrieden?</p> </sp><lb/> <sp who="#MOTES"> <speaker><hi rendition="#g">Frau Motes</hi>.</speaker> <p>Jewiß doch. Freilich. Jut ſind<lb/> doch die Eier?</p> </sp><lb/> <sp who="#WOLFF"> <speaker><hi rendition="#g">Frau Wolff</hi>.</speaker> <p>So jut, wie ſe meine Hihner<lb/> jelegt haben.</p> </sp><lb/> <sp who="#MOTES"> <speaker> <hi rendition="#g">Frau Motes</hi> </speaker> <stage>(haſtig, um ihrem Mann nachzukommen).</stage><lb/> <p>Na jute Nacht! Nächſten Sonnabend Jeld!</p> </sp><lb/> <sp who="#WOLFF"> <speaker><hi rendition="#g">Frau Wolff</hi>.</speaker> <p>Ja doch, ja doch, ’s is ja ſchonn<lb/> gutt!</p> <stage>(Schließt die Thür, ſpricht halblaut).</stage> <p>Macht, daß d’er<lb/> nauskommt. Bei allen Leiten blos niſcht wie Schulden.</p><lb/> <stage>(Am Caſſeroll.)</stage> <p>Was geht’s blos die an, was wir<lb/> eſſen? Die ſolln doch in ihre Teppe gucken. Geh<lb/> ſchlafen, Mädel.</p> </sp><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [28/0034]
Motes. Ich warte nur, bis ich Beweiſe habe.
Der ſoll ſich vor mir nur ja in Acht nehmen. Der
und ſein Buſenfreund Doctor Fleiſcher. Der ganz be-
ſonders. Wenn ich bloß wollte: Ein Wort genügte,
da ſäß der Mann hinter Schloß und Riegel. (Schon
im Anfang ſeiner Rede hatte er ſich zurückgezogen, bei den letzten
Worten geht er hinaus, ab).
Frau Wolff. Die Männer ha’n ſich woll wieder
gezankt?
Frau Motes (ſcheinbar vertraulich). Mit meinem
Manne is nich zu ſpaßen. Wenn der ſich was vor-
nimmt, der läßt nicht locker. Er ſteht auch ſehr gut
mit’n Herrn Amtsvorſteher. — Wie is’s mit die
Eier und mit dem Brot?
Frau Wolff (widerwillig). Na, finfe hab’ ich grade
noch liegen. Und a Sticke Brot. (Frau Motes packt die Eier
und das halbe Brot in ihren Handkorb). Sind Se nu zufrieden?
Frau Motes. Jewiß doch. Freilich. Jut ſind
doch die Eier?
Frau Wolff. So jut, wie ſe meine Hihner
jelegt haben.
Frau Motes (haſtig, um ihrem Mann nachzukommen).
Na jute Nacht! Nächſten Sonnabend Jeld!
Frau Wolff. Ja doch, ja doch, ’s is ja ſchonn
gutt! (Schließt die Thür, ſpricht halblaut). Macht, daß d’er
nauskommt. Bei allen Leiten blos niſcht wie Schulden.
(Am Caſſeroll.) Was geht’s blos die an, was wir
eſſen? Die ſolln doch in ihre Teppe gucken. Geh
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