Hauptmann, Gerhart: Der Biberpelz. Berlin, 1893. Frau Wolff. For mir mag a liegen, wo a will. Julius. Det Wulkow noch Mal jehörich rinschliddert, das kannste mir dreiste jlooben, verstehste! Frau Wolff. Das is seine Sache, nich unsre Sache! Julius. Denn stecken wir man all ooch in de Patsche. Laß Du se man finden den Pels bei Wulkown. Frau Wolff. Was denn fer 'n Pelz? Julius. Na, Kriejer sein Pelz. Frau Wolff. Red Du bloß keen Blech nich zusammen, verstehste. Verbrenn Dr Dei Maul nich an fremden Sachen. Julius. Det betrifft mer ooch all. Frau Wolff. Dreck, betrifft's Dich! Das geht Dich nischt an. Das sind meine Sachen, nich Deine Sachen. Du bist gar kee Mann, Du bist a alt Weib. -- Hier haste Geld, nu mach, daß De fort- kommst. Geh nieber zu Fiebigen, trink an Schnaps; meinswegen mach Der an lust'gen Sonntag. (Es klopft). Herein! Immer rein, wer de rein will. (Doktor Fleischer mit seinem fünfjährigen Jungen tritt ein). (Fleischer ist siebenundzwanzig Jahr, trägt Jägerianer-Kostüm, hat kohlschwarze Haare, eben solchen Schnurr- und Backenbart; seine Augen liegen tief, seine Stimme ist für gewöhnlich sanft. Er ver- wendet in jeder Sekunde rührende Sorgfalt auf sein Kind). Frau Wolff (jauchzend). Hach, kommt uns der Philipp a Mal besuchen. Na, das is schön, das rechn ich mir aber. (Sie bemächtigt sich des Kindes und zieht 5*
Frau Wolff. For mir mag a liegen, wo a will. Julius. Det Wulkow noch Mal jehörich rinſchliddert, das kannſte mir dreiſte jlooben, verſtehſte! Frau Wolff. Das is ſeine Sache, nich unſre Sache! Julius. Denn ſtecken wir man all ooch in de Patſche. Laß Du ſe man finden den Pels bei Wulkown. Frau Wolff. Was denn fer ’n Pelz? Julius. Na, Kriejer ſein Pelz. Frau Wolff. Red Du bloß keen Blech nich zuſammen, verſtehſte. Verbrenn Dr Dei Maul nich an fremden Sachen. Julius. Det betrifft mer ooch all. Frau Wolff. Dreck, betrifft’s Dich! Das geht Dich niſcht an. Das ſind meine Sachen, nich Deine Sachen. Du biſt gar kee Mann, Du biſt a alt Weib. — Hier haſte Geld, nu mach, daß De fort- kommſt. Geh nieber zu Fiebigen, trink an Schnaps; meinswegen mach Der an luſt’gen Sonntag. (Es klopft). Herein! Immer rein, wer de rein will. (Doktor Fleiſcher mit ſeinem fünfjährigen Jungen tritt ein). (Fleiſcher iſt ſiebenundzwanzig Jahr, trägt Jägerianer-Koſtüm, hat kohlſchwarze Haare, eben ſolchen Schnurr- und Backenbart; ſeine Augen liegen tief, ſeine Stimme iſt für gewöhnlich ſanft. Er ver- wendet in jeder Sekunde rührende Sorgfalt auf ſein Kind). Frau Wolff (jauchzend). Hach, kommt uns der Philipp a Mal beſuchen. Na, das is ſchön, das rechn ich mir aber. (Sie bemächtigt ſich des Kindes und zieht 5*
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Frau Wolff. For mir mag a liegen, wo a will.
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Frau Wolff. Das is ſeine Sache, nich unſre
Sache!
Julius. Denn ſtecken wir man all ooch in de
Patſche. Laß Du ſe man finden den Pels bei
Wulkown.
Frau Wolff. Was denn fer ’n Pelz?
Julius. Na, Kriejer ſein Pelz.
Frau Wolff. Red Du bloß keen Blech nich
zuſammen, verſtehſte. Verbrenn Dr Dei Maul nich
an fremden Sachen.
Julius. Det betrifft mer ooch all.
Frau Wolff. Dreck, betrifft’s Dich! Das
geht Dich niſcht an. Das ſind meine Sachen, nich
Deine Sachen. Du biſt gar kee Mann, Du biſt a alt
Weib. — Hier haſte Geld, nu mach, daß De fort-
kommſt. Geh nieber zu Fiebigen, trink an Schnaps;
meinswegen mach Der an luſt’gen Sonntag. (Es klopft).
Herein! Immer rein, wer de rein will. (Doktor Fleiſcher
mit ſeinem fünfjährigen Jungen tritt ein).
(Fleiſcher iſt ſiebenundzwanzig Jahr, trägt Jägerianer-Koſtüm, hat
kohlſchwarze Haare, eben ſolchen Schnurr- und Backenbart; ſeine
Augen liegen tief, ſeine Stimme iſt für gewöhnlich ſanft. Er ver-
wendet in jeder Sekunde rührende Sorgfalt auf ſein Kind).
Frau Wolff (jauchzend). Hach, kommt uns der
Philipp a Mal beſuchen. Na, das is ſchön, das
rechn ich mir aber. (Sie bemächtigt ſich des Kindes und zieht
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