Hauptmann, Gerhart: Der Biberpelz. Berlin, 1893. Fleischer. Er wollte den Morgen zu Ihnen kommen. Frau Wolff (wirft einen schnellen Blick nach dem Haufen Knüppelholz und beginnt resolut ihn wegzuräumen). Komm Mädel, hilf, daß mersch Holz wegkriegen. Adelheid. Warum denn Mama? Ach, wegen Herr Krüger. Frau Wolff. Weswegen denn sonst tumme Gans. Gehört sich das woll, wie das bei uns aus- sieht? Is das ane Art am Sonntag morgen? Was soll denn Herr Krieger von uns denken? (Krüger er- scheint, echauffirt, die Wolffen ruft ihm entgegen.) Herr Krieger, sehn Se sich ock nich um. Bei uns sieht's noch gar sehr schrecklich aus. Krüger (sich überhastend). Chuten Morgen! Chuten Morgen! Das lassen Sie kut sein. Sie kehn die kanze Woche auf Arbeit, da kann am Sonntag nicht Alles kefegt sein. Sie sind eine ordentliche Frau. Sie sind eine ehrliche Frau, Frau Wolffen. Und was zwischen uns ist vorkefallen, das wollen wir känzlich verkessen, denk ich. Frau Wolff (gerührt, mit dem Schürzenzipfel zuweilen die Augen trocknend). Ich hab niemals nischt gegen Ihn gehabt. Ich hab immer gern bei Ihn gearbeit't. Aber da Se halt gleich a so heftig wurden -- da geht halt de Bost ooch a Mal mit Een durch, 's hat Een ja leed genug gethan. Krüger. Sie kommen wieder und waschen bei uns. Wo ist Ihre Tochter, die Leontine? Fleiſcher. Er wollte den Morgen zu Ihnen kommen. Frau Wolff (wirft einen ſchnellen Blick nach dem Haufen Knüppelholz und beginnt reſolut ihn wegzuräumen). Komm Mädel, hilf, daß merſch Holz wegkriegen. Adelheid. Warum denn Mama? Ach, wegen Herr Krüger. Frau Wolff. Weswegen denn ſonſt tumme Gans. Gehört ſich das woll, wie das bei uns aus- ſieht? Is das ane Art am Sonntag morgen? Was ſoll denn Herr Krieger von uns denken? (Krüger er- ſcheint, echauffirt, die Wolffen ruft ihm entgegen.) Herr Krieger, ſehn Se ſich ock nich um. Bei uns ſieht’s noch gar ſehr ſchrecklich aus. Krüger (ſich überhaſtend). Chuten Morgen! Chuten Morgen! Das laſſen Sie kut ſein. Sie kehn die kanze Woche auf Arbeit, da kann am Sonntag nicht Alles kefegt ſein. Sie ſind eine ordentliche Frau. Sie ſind eine ehrliche Frau, Frau Wolffen. Und was zwiſchen uns iſt vorkefallen, das wollen wir känzlich verkeſſen, denk ich. Frau Wolff (gerührt, mit dem Schürzenzipfel zuweilen die Augen trocknend). Ich hab niemals niſcht gegen Ihn gehabt. Ich hab immer gern bei Ihn gearbeit’t. Aber da Se halt gleich a ſo heftig wurden — da geht halt de Boſt ooch a Mal mit Een durch, ’s hat Een ja leed genug gethan. Krüger. Sie kommen wieder und waſchen bei uns. Wo iſt Ihre Tochter, die Leontine? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0084" n="78"/> <sp who="#FLE"> <speaker><hi rendition="#g">Fleiſcher</hi>.</speaker> <p>Er wollte den Morgen zu Ihnen<lb/> kommen.</p> </sp><lb/> <sp who="#WOLFF"> <speaker> <hi rendition="#g">Frau Wolff</hi> </speaker> <stage>(wirft einen ſchnellen Blick nach dem Haufen<lb/> Knüppelholz und beginnt reſolut ihn wegzuräumen).</stage> <p>Komm<lb/> Mädel, hilf, daß merſch Holz wegkriegen.</p> </sp><lb/> <sp who="#ADE"> <speaker><hi rendition="#g">Adelheid</hi>.</speaker> <p>Warum denn Mama? Ach, wegen<lb/> Herr Krüger.</p> </sp><lb/> <sp who="#WOLFF"> <speaker><hi rendition="#g">Frau Wolff</hi>.</speaker> <p>Weswegen denn ſonſt tumme<lb/> Gans. Gehört ſich das woll, wie das bei uns aus-<lb/> ſieht? Is das ane Art am Sonntag morgen? Was<lb/> ſoll denn Herr Krieger von uns denken?</p> <stage>(Krüger er-<lb/> ſcheint, echauffirt, die Wolffen ruft ihm entgegen.)</stage> <p>Herr Krieger,<lb/> ſehn Se ſich ock nich um. Bei uns ſieht’s noch<lb/> gar ſehr ſchrecklich aus.</p> </sp><lb/> <sp who="#KRUE"> <speaker> <hi rendition="#g">Krüger</hi> </speaker> <stage>(ſich überhaſtend).</stage> <p>Chuten Morgen! Chuten<lb/> Morgen! Das laſſen Sie kut ſein. Sie kehn die<lb/> kanze Woche auf Arbeit, da kann am Sonntag<lb/> nicht Alles kefegt ſein. Sie ſind eine ordentliche Frau.<lb/> Sie ſind eine ehrliche Frau, Frau Wolffen. Und<lb/> was zwiſchen uns iſt vorkefallen, das wollen wir<lb/> känzlich verkeſſen, denk ich.</p> </sp><lb/> <sp who="#WOLFF"> <speaker> <hi rendition="#g">Frau Wolff</hi> </speaker> <stage>(gerührt, mit dem Schürzenzipfel zuweilen<lb/> die Augen trocknend).</stage> <p>Ich hab niemals niſcht gegen Ihn<lb/> gehabt. Ich hab immer gern bei Ihn gearbeit’t.<lb/> Aber da Se halt gleich a ſo heftig wurden — da<lb/> geht halt de Boſt ooch a Mal mit Een durch, ’s hat<lb/> Een ja leed genug gethan.</p> </sp><lb/> <sp who="#KRUE"> <speaker><hi rendition="#g">Krüger</hi>.</speaker> <p>Sie kommen wieder und waſchen bei<lb/> uns. Wo iſt Ihre Tochter, die Leontine?</p> </sp><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [78/0084]
Fleiſcher. Er wollte den Morgen zu Ihnen
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Frau Wolff (wirft einen ſchnellen Blick nach dem Haufen
Knüppelholz und beginnt reſolut ihn wegzuräumen). Komm
Mädel, hilf, daß merſch Holz wegkriegen.
Adelheid. Warum denn Mama? Ach, wegen
Herr Krüger.
Frau Wolff. Weswegen denn ſonſt tumme
Gans. Gehört ſich das woll, wie das bei uns aus-
ſieht? Is das ane Art am Sonntag morgen? Was
ſoll denn Herr Krieger von uns denken? (Krüger er-
ſcheint, echauffirt, die Wolffen ruft ihm entgegen.) Herr Krieger,
ſehn Se ſich ock nich um. Bei uns ſieht’s noch
gar ſehr ſchrecklich aus.
Krüger (ſich überhaſtend). Chuten Morgen! Chuten
Morgen! Das laſſen Sie kut ſein. Sie kehn die
kanze Woche auf Arbeit, da kann am Sonntag
nicht Alles kefegt ſein. Sie ſind eine ordentliche Frau.
Sie ſind eine ehrliche Frau, Frau Wolffen. Und
was zwiſchen uns iſt vorkefallen, das wollen wir
känzlich verkeſſen, denk ich.
Frau Wolff (gerührt, mit dem Schürzenzipfel zuweilen
die Augen trocknend). Ich hab niemals niſcht gegen Ihn
gehabt. Ich hab immer gern bei Ihn gearbeit’t.
Aber da Se halt gleich a ſo heftig wurden — da
geht halt de Boſt ooch a Mal mit Een durch, ’s hat
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