Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703.
3. Sich als mensch von menschen scheiden/Und den trieb des geistes fliehn/ Heist den leitstern seiner freuden Selbst mit wolcken überziehn. Keinem will ich mich ergeben/ Jst kein kluges feldgeschrey/ Dencke/ daß ein einsam leben Nicht vor deine schönheit sey. 4. Und so sind ja deine rosenNur zu lieben vorgestellt/ Keiner weiß dir liebzukosen/ Der nicht auch ins netze fällt; Drum so höre doch mein klagen/ Du bist ja kein kieselstein/ Und laß mir zur nachricht sagen: Jch will noch erbittlich seyn. An die Jungfern von hohem stande. 1. WAs hilfft euch euer gut und menge der dueaten?Was hilfft des vaters ruhm und ritterliche thaten? Was hilfft euch der pallast/ der euch gebauet ist/ Wenn ihr des nachts allein im bette schlaffen müst? 2. Was hilfft euch das geschlepp/ indem euch viel begleiten/Daß ihr bedienet seyd von vielen grossen leuten/ Und daß ein ieder euch vor eine göttin grüst/ Wenn ihr des nachts allein im bette schlaffen müst? 3. Was
3. Sich als menſch von menſchen ſcheiden/Und den trieb des geiſtes fliehn/ Heiſt den leitſtern ſeiner freuden Selbſt mit wolcken uͤberziehn. Keinem will ich mich ergeben/ Jſt kein kluges feldgeſchrey/ Dencke/ daß ein einſam leben Nicht vor deine ſchoͤnheit ſey. 4. Und ſo ſind ja deine roſenNur zu lieben vorgeſtellt/ Keiner weiß dir liebzukoſen/ Der nicht auch ins netze faͤllt; Drum ſo hoͤre doch mein klagen/ Du biſt ja kein kieſelſtein/ Und laß mir zur nachricht ſagen: Jch will noch erbittlich ſeyn. An die Jungfern von hohem ſtande. 1. WAs hilfft euch euer gut und menge der dueaten?Was hilfft des vaters ruhm und ritterliche thaten? Was hilfft euch der pallaſt/ der euch gebauet iſt/ Wenn ihr des nachts allein im bette ſchlaffen muͤſt? 2. Was hilfft euch das geſchlepp/ indem euch viel begleiten/Daß ihr bedienet ſeyd von vielen groſſen leuten/ Und daß ein ieder euch vor eine goͤttin gruͤſt/ Wenn ihr des nachts allein im bette ſchlaffen muͤſt? 3. Was
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg n="18"> <l> <pb facs="#f0115" n="105"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Verliebte Gedichte.</hi> </fw> </l><lb/> <l>Laß dein himmliſch antlitz kuͤſſen/</l><lb/> <l>Ob ich gleich nur irrdiſch bin.</l> </lg><lb/> <lg n="19"> <head>3.</head><lb/> <l>Sich als menſch von menſchen ſcheiden/</l><lb/> <l>Und den trieb des geiſtes fliehn/</l><lb/> <l>Heiſt den leitſtern ſeiner freuden</l><lb/> <l>Selbſt mit wolcken uͤberziehn.</l><lb/> <l>Keinem will ich mich ergeben/</l><lb/> <l>Jſt kein kluges feldgeſchrey/</l><lb/> <l>Dencke/ daß ein einſam leben</l><lb/> <l>Nicht vor deine ſchoͤnheit ſey.</l> </lg><lb/> <lg n="20"> <head>4.</head><lb/> <l>Und ſo ſind ja deine roſen</l><lb/> <l>Nur zu lieben vorgeſtellt/</l><lb/> <l>Keiner weiß dir liebzukoſen/</l><lb/> <l>Der nicht auch ins netze faͤllt;</l><lb/> <l>Drum ſo hoͤre doch mein klagen/</l><lb/> <l>Du biſt ja kein kieſelſtein/</l><lb/> <l>Und laß mir zur nachricht ſagen:</l><lb/> <l>Jch will noch erbittlich ſeyn.</l> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">An die Jungfern von hohem<lb/> ſtande.</hi> </head><lb/> <lg n="1"> <head>1.</head><lb/> <l><hi rendition="#in">W</hi>As hilfft euch euer gut und menge der dueaten?</l><lb/> <l>Was hilfft des vaters ruhm und ritterliche thaten?</l><lb/> <l>Was hilfft euch der pallaſt/ der euch gebauet iſt/</l><lb/> <l>Wenn ihr des nachts allein im bette ſchlaffen muͤſt?</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <head>2.</head><lb/> <l>Was hilfft euch das geſchlepp/ indem euch viel begleiten/</l><lb/> <l>Daß ihr bedienet ſeyd von vielen groſſen leuten/</l><lb/> <l>Und daß ein ieder euch vor eine goͤttin gruͤſt/</l><lb/> <l>Wenn ihr des nachts allein im bette ſchlaffen muͤſt?</l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="catch">3. Was</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [105/0115]
Verliebte Gedichte.
Laß dein himmliſch antlitz kuͤſſen/
Ob ich gleich nur irrdiſch bin.
3.
Sich als menſch von menſchen ſcheiden/
Und den trieb des geiſtes fliehn/
Heiſt den leitſtern ſeiner freuden
Selbſt mit wolcken uͤberziehn.
Keinem will ich mich ergeben/
Jſt kein kluges feldgeſchrey/
Dencke/ daß ein einſam leben
Nicht vor deine ſchoͤnheit ſey.
4.
Und ſo ſind ja deine roſen
Nur zu lieben vorgeſtellt/
Keiner weiß dir liebzukoſen/
Der nicht auch ins netze faͤllt;
Drum ſo hoͤre doch mein klagen/
Du biſt ja kein kieſelſtein/
Und laß mir zur nachricht ſagen:
Jch will noch erbittlich ſeyn.
An die Jungfern von hohem
ſtande.
1.
WAs hilfft euch euer gut und menge der dueaten?
Was hilfft des vaters ruhm und ritterliche thaten?
Was hilfft euch der pallaſt/ der euch gebauet iſt/
Wenn ihr des nachts allein im bette ſchlaffen muͤſt?
2.
Was hilfft euch das geſchlepp/ indem euch viel begleiten/
Daß ihr bedienet ſeyd von vielen groſſen leuten/
Und daß ein ieder euch vor eine goͤttin gruͤſt/
Wenn ihr des nachts allein im bette ſchlaffen muͤſt?
3. Was
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte03_1703 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte03_1703/115 |
Zitationshilfe: | Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte03_1703/115>, abgerufen am 16.07.2024. |