Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703.

Bild:
<< vorherige Seite
Galante Gedichte.
Ach/ schönste/ klage nur diß werthe thier nicht an/
Als hätt' es dir dadurch viel unrecht angethan/
Jndem es sich erkühnt dich voller brunst zu küßen:
Sein stachel kam dir zwar/ vollkommnes kind/ zu nah/
Jndem er dich verletzt; doch solstu eben wissen:
Daß es dein angesicht vor eine blum' ansah.


Sonnet.
An eine schöne Zigeunerin.
Fast nach dem Frantzösischen.

C. S.

HOldseelge Cingaris/ bey der sich iedermann
Jn ungestümer angst/ in tausendfachen nöthen/
Jn fällen/ welche fast das leben wollen tödten/
Des endes vorbewust unfehlbar holen kan;
Thut dieses auch bey mir/ was ihr so offt gethan/
Und solte gleich darob mein angesicht erröthen/
So sagt mir aus dem strahl der hitzigen planeten/
Was künfftig soll geschehn/ mit klaren worten an.
Fragt aber/ fragt nicht erst nach meiner rechten hand/
Betrachtet nur nicht viel der Venus sanffte höhe/
Und ob im Jovisberg glück oder unglück stehe;
Was ihr beschauen solt/ das ist euch schon bekandt.
Eur hertze/ das so bald die seelen kan anstecken/
Wird/ wo ihrs wißen wolt/ euch recht mein glück entdecken.


Sonnet.
Uber den tod der Amarillis.

C. S.

JSt meine schöne todt? Ach ja! hier liegt das pfand
Des himmels/ so mich ließ in freud' und wonne schweben;
Die Pareen rauben mir zu gleicher zeit das leben/
Und
Galante Gedichte.
Ach/ ſchoͤnſte/ klage nur diß werthe thier nicht an/
Als haͤtt’ es dir dadurch viel unrecht angethan/
Jndem es ſich erkuͤhnt dich voller brunſt zu kuͤßen:
Sein ſtachel kam dir zwar/ vollkommnes kind/ zu nah/
Jndem er dich verletzt; doch ſolſtu eben wiſſen:
Daß es dein angeſicht vor eine blum’ anſah.


Sonnet.
An eine ſchoͤne Zigeunerin.
Faſt nach dem Frantzoͤſiſchen.

C. S.

HOldſeelge Cingaris/ bey der ſich iedermann
Jn ungeſtuͤmer angſt/ in tauſendfachen noͤthen/
Jn faͤllen/ welche faſt das leben wollen toͤdten/
Des endes vorbewuſt unfehlbar holen kan;
Thut dieſes auch bey mir/ was ihr ſo offt gethan/
Und ſolte gleich darob mein angeſicht erroͤthen/
So ſagt mir aus dem ſtrahl der hitzigen planeten/
Was kuͤnfftig ſoll geſchehn/ mit klaren worten an.
Fragt aber/ fragt nicht erſt nach meiner rechten hand/
Betrachtet nur nicht viel der Venus ſanffte hoͤhe/
Und ob im Jovisberg gluͤck oder ungluͤck ſtehe;
Was ihr beſchauen ſolt/ das iſt euch ſchon bekandt.
Eur hertze/ das ſo bald die ſeelen kan anſtecken/
Wird/ wo ihrs wißen wolt/ euch recht mein gluͤck entdecken.


Sonnet.
Uber den tod der Amarillis.

C. S.

JSt meine ſchoͤne todt? Ach ja! hier liegt das pfand
Des himmels/ ſo mich ließ in freud’ und wonne ſchweben;
Die Pareen rauben mir zu gleicher zeit das leben/
Und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0012" n="4"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Galante Gedichte.</hi> </fw><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Ach/ &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;te/ klage nur diß werthe thier nicht an/</l><lb/>
              <l>Als ha&#x0364;tt&#x2019; es dir dadurch viel unrecht angethan/</l><lb/>
              <l>Jndem es &#x017F;ich erku&#x0364;hnt dich voller brun&#x017F;t zu ku&#x0364;ßen:</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>Sein &#x017F;tachel kam dir zwar/ vollkommnes kind/ zu nah/</l><lb/>
              <l>Jndem er dich verletzt; doch &#x017F;ol&#x017F;tu eben wi&#x017F;&#x017F;en:</l><lb/>
              <l>Daß es dein ange&#x017F;icht vor eine blum&#x2019; an&#x017F;ah.</l>
            </lg>
          </div>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Sonnet.<lb/>
An eine &#x017F;cho&#x0364;ne Zigeunerin.<lb/>
Fa&#x017F;t nach dem Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen.</hi> </head><lb/>
          <p> <hi rendition="#c">C. S.</hi> </p><lb/>
          <lg n="1">
            <l><hi rendition="#in">H</hi>Old&#x017F;eelge Cingaris/ bey der &#x017F;ich iedermann</l><lb/>
            <l>Jn unge&#x017F;tu&#x0364;mer ang&#x017F;t/ in tau&#x017F;endfachen no&#x0364;then/</l><lb/>
            <l>Jn fa&#x0364;llen/ welche fa&#x017F;t das leben wollen to&#x0364;dten/</l><lb/>
            <l>Des endes vorbewu&#x017F;t unfehlbar holen kan;</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="2">
            <l>Thut die&#x017F;es auch bey mir/ was ihr &#x017F;o offt gethan/</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;olte gleich darob mein ange&#x017F;icht erro&#x0364;then/</l><lb/>
            <l>So &#x017F;agt mir aus dem &#x017F;trahl der hitzigen planeten/</l><lb/>
            <l>Was ku&#x0364;nfftig &#x017F;oll ge&#x017F;chehn/ mit klaren worten an.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="3">
            <l>Fragt aber/ fragt nicht er&#x017F;t nach meiner rechten hand/</l><lb/>
            <l>Betrachtet nur nicht viel der Venus &#x017F;anffte ho&#x0364;he/</l><lb/>
            <l>Und ob im Jovisberg glu&#x0364;ck oder unglu&#x0364;ck &#x017F;tehe;</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="4">
            <l>Was ihr be&#x017F;chauen &#x017F;olt/ das i&#x017F;t euch &#x017F;chon bekandt.</l><lb/>
            <l>Eur hertze/ das &#x017F;o bald die &#x017F;eelen kan an&#x017F;tecken/</l><lb/>
            <l>Wird/ wo ihrs wißen wolt/ euch recht mein glu&#x0364;ck entdecken.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Sonnet.<lb/>
Uber den tod der Amarillis.</hi> </head><lb/>
          <p> <hi rendition="#c">C. S.</hi> </p><lb/>
          <lg n="1">
            <l><hi rendition="#in">J</hi>St meine &#x017F;cho&#x0364;ne todt? Ach ja! hier liegt das pfand</l><lb/>
            <l>Des himmels/ &#x017F;o mich ließ in freud&#x2019; und wonne &#x017F;chweben;</l><lb/>
            <l>Die Pareen rauben mir zu gleicher zeit das leben/<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Und</fw><lb/></l>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[4/0012] Galante Gedichte. Ach/ ſchoͤnſte/ klage nur diß werthe thier nicht an/ Als haͤtt’ es dir dadurch viel unrecht angethan/ Jndem es ſich erkuͤhnt dich voller brunſt zu kuͤßen: Sein ſtachel kam dir zwar/ vollkommnes kind/ zu nah/ Jndem er dich verletzt; doch ſolſtu eben wiſſen: Daß es dein angeſicht vor eine blum’ anſah. Sonnet. An eine ſchoͤne Zigeunerin. Faſt nach dem Frantzoͤſiſchen. C. S. HOldſeelge Cingaris/ bey der ſich iedermann Jn ungeſtuͤmer angſt/ in tauſendfachen noͤthen/ Jn faͤllen/ welche faſt das leben wollen toͤdten/ Des endes vorbewuſt unfehlbar holen kan; Thut dieſes auch bey mir/ was ihr ſo offt gethan/ Und ſolte gleich darob mein angeſicht erroͤthen/ So ſagt mir aus dem ſtrahl der hitzigen planeten/ Was kuͤnfftig ſoll geſchehn/ mit klaren worten an. Fragt aber/ fragt nicht erſt nach meiner rechten hand/ Betrachtet nur nicht viel der Venus ſanffte hoͤhe/ Und ob im Jovisberg gluͤck oder ungluͤck ſtehe; Was ihr beſchauen ſolt/ das iſt euch ſchon bekandt. Eur hertze/ das ſo bald die ſeelen kan anſtecken/ Wird/ wo ihrs wißen wolt/ euch recht mein gluͤck entdecken. Sonnet. Uber den tod der Amarillis. C. S. JSt meine ſchoͤne todt? Ach ja! hier liegt das pfand Des himmels/ ſo mich ließ in freud’ und wonne ſchweben; Die Pareen rauben mir zu gleicher zeit das leben/ Und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte03_1703
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte03_1703/12
Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte03_1703/12>, abgerufen am 21.11.2024.